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Willy-Wiki: Das Reise-Wörterbuch
»Wir modernen Menschen müssen alle viel unserer geistigen Gesundheit wegen reisen: und man wird immer mehr reisen, je mehr gearbeitet wird. An den Reisenden haben sich also die zu wenden, welche an der Veränderung der allgemeinen Ansichten arbeiten.« Friedrich Nietzsche (1844-1900) Reisebuch: Fragmente 1875-1879, Bd. 2, Kap. 24, S. 196
Spiegeln und Wiedergabe des Willy-Wiki auf anderen Seiten untersagt. Zitieren nur mit Quellengabe: © by Norbert Lüdtke, www.reisegeschichte.de. Online seit 1998, mit mehr als 2.200 Einträgen.
Unterwegs-Sein
Die Geschichte des Reisens entsteht durch Generationen von Reisenden, die aufbrechen in die Ferne, unterwegs sind und mit ihren Geschichten heimkehren. Dass dies ohne Navigation nicht zu haben ist, bleibt meist unbeachtet. Und die Rückkehr hat Folgen:
- Beispielhafte Geschichten fließen dann ein in die allgemeine Lebenserfahrung, werden zu geflügelten Worten, Sprichwörtern, beispielhaften Figuren, zu Metaphern.
- Vorbildliches fließt ein in die oral history, wird Lied oder Epos, zuletzt auch Reiseliteratur, road novel, road music und road movie.
- Bewahrtes findet als Ding oder ikonisches Attribut, als Weltbild oder Reisebild seinen Weg in Sammlungen und Museen, repräsentiert in Ausstellungen ihm zugemessene Bedeutung.
- Diese Zusammenhänge erschließen sich, indem das Unterwegs-sein als soziotechnisches Handlungssystem rekonstruiert wird.
Der Mensch als homo portans:
Von der Migration der Tiere unterschied sich der wandernde Mensch durch seine Habe, also technische Artefakte und Tragetechniken für Kind oder Waffe, Stab und Beutel, Wasserbehälter und Proviant - Reisegepäck eben.
Der Mensch als homo viator:
Fortbewegung ist Teil des Alltags für Sammler und Jäger, für Hirten und Nomaden. Doch erst eine ortsfeste Lebensform macht den Aufbruch zum Einstieg in ein neuartiges Unterwegs-Sein:
- Solches Unterwegs-Sein erzeugt Wissen und macht den Wandernden
sowohl zum Kundigen im Zwischenraum, dessen Vorbild der Trickster ist,
als auch zum Fremden, der als Feind oder Gast empfangen wird. - Dies ermöglichte archetypische Lebensreiseformen wie etwa:
Boten, Gesandte, Träger, Führer, fahrende Händler, Reisige, aber auch den Fährmann und den Outlaw.
Die »Eroberung des Nutzlosen«
Der homo viator ist durch das Unterwegs-Sein geprägt, aber die Zeitläufte prägen das Reisen. Dieses Willy-Wiki erleichtert auch den Zugang in die Welt des heutigen fern-mobil-reisens, das seit 2020 coronaconform das Ferne in der Nähe sucht.
Like a rolling stone
Gefühlte Antworten auf wichtige Fragen über »die unendlichen Weiten« (Enterprise) liefern
road music, road movies und road novels:
Hit je Road Jack, gesungen von Ray Charles
(1930 - 2004)
- hat sicher mehr Menschen auf die Reise geschickt als jeder Reiseführer.
Like a rolling stone von Bob Dylan
(*1941)
- Die Nummer Eins der 500 Greatest Songs of All Time 1) zitiert die Figur des rolling stone.
Fitzcarraldo von Werner Herzog
, BRD 1982 mit Klaus Kinski
und Claudia Cardinale
- der Film erspart tausend Worte und manch ein Buch, untermalt mit der Musik von Popol Vuh.
»Die Welt ist meine Universität
… und die Völker sind meine Lehrer«. Diese Essenz des Reiselebens des Kosmopoliten Heinz Rox-Schulz († 2003), laut Spiegel »König der Globetrotter«, meint: Reisen ist learning by doing, denn Reisende erwerben ein »liquides« Wissen. Dabei entwickelt die Gemeinschaft der Reisenden im Staub der Landstraße sprachliche Eigenarten on the road, im Busch oder in Werkstätten, das über Sprichwörter, Metaphern und Jargon von Reise-Erfahrungen geprägt ist, also tief wurzelt:
- Aufgezählt:
Eine Liste der Listen und Zeitleisten
Reisetechnische Themen, die in die Tiefe führen
Einsteigen
Abfahren
Anpacken
Reisen = Erkennen + Erfahren + Erleben
»Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt«
schrieb Ludwig Wittgenstein
1918 im Tractatus logico-philosophicus. Ein neues Wort erweitert die Grenzen des Denkens und ein Wörterbuch erschließt eine neue Welt. Aber das reicht nicht, denn:
»Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.«
Dieses Bonmot von Alexander von Humboldt
basiert auf der Einsicht: Erkenntnis bedarf der Erfahrung in der Welt, damit die Weltanschauung ein Fundament erhält. Doch auch das ist nicht genug, denn wenn es darauf ankommt, heißt es:
»Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.«
Erich Kästner
setzte 1950 noch einen drauf, denn Erkennen und Erfahren muss auch etwas Ergeben. Dasselbe meint das englische Sprichwort »the proof of the pudding is in the eating«. Guten Appetit!
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