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Rucksack

Der Begriff Rucksack für ein Reisegepäckstück ist seit dem 16. Jahrhundert in den alpenländischen Mundarten verbreitet, vereinzelt auch als Buckelsack. Daher ital.: sacco tirolese und deutsch hochsprachlich Bergsack ab 1517 : »hat der knapp sein pergsakh am rukgen und sein pergstab in der hant« 1), schweizerisch als ruggsack ab 1551 2) und verbreitete sich seither international in vielen Sprachen und verdrängte im Englischen den knapsack, im Französischen den havresac sowie im Deutschen den älteren Weidsack der Jäger.
Dagegen nannte die britische Armee ihren Rucksack im 20. Jahrhundert Bergen, in Frankreich hieß er sac bergan, also die norwegische Herkunft betonend.

  • Im 19. Jahrhundert entstanden in Norwegen sekk med meis, also Fellsäcke auf einem Tragrahmen aus geschnitztem Holz.
  • 1874 entwickelte Colonel Henry C Merriam einen rahmenlosen Rucksack für die amerikanische Army
    3)
  • 1882 entwarf Camille Poirier aus Duluth/USA einen Rucksack, der einen Halteriemen für die Stirn besaß (Patent)
  • 1908 entwickelte der Norweger Ole F. Bergans (1876–1956) ein modernes Tragegestell mit einem gebogenem Metallrahmen, das die Last auch auf die Hüfte verteilte und ließ es patentieren (Nr. 20547). Ab 1913 rüstete die norwegische Armee ihre Soldaten mit seinen Rucksäcken aus. Die Firma Bergans gibt es bis heute.
  • 1922 entwickelte Lloyd F. Nelson in den USA den patentierten Trapper Nelson backpack mit Außengestell.
  • 1938 war Gerry Cunningham der Erste, der Reißverschlüsse bei einem Rucksack verwendete.
  • 1950 gründete Åke Nordin Fjallraven, weil er seine Rucksack-Idee vermarkten wollte.
  • 1952 entwickelten Asher “Dick” Kelty und Nena Kelty den ersten Aluminiumrahmen für einen Rucksack.
  • 1962 startete die US-Army das LINCLOE-Programm (Lightweight Individual Clothing and Equipment) 4) mit dem Ziel, die schweren Materialien Canvas und Baumwolle durch Kunstfasern zu ersetzen.
  • 1967 führte dies zum M-1967 MLCE (Modernized Load Carrying Equipment).
  • 1967 entwickelte Greg Lowe den ersten Innenrahmen für Rucksäcke und den ersten Brustgurt und gründete die Firma Lowe.
  • 1967 kam wieder Gerry Cunningham mit einer umwälzenden Neuerung; er ersetzte Canvas durch Nylon.
  • Diese rot-orangenen Nylon-Rucksäcke mit Reißverschlüssen und Alurohr-Außengestell starteten ihre Karriere unter amerikanischen Studenten und wurden zu einem must bei Hitch-Hikern und Hippies. Die Rohre knickten leicht, das leichte Nylon riss schnell.
  • 1973 machte die US-Army einen Schritt zurück zu robusteren Materialien mit ALICE (All-Purpose Lightweight Individual Carrying Equipment). Der Rucksack war jetzt wasserfest, verzichtete auf Reißverschlüsse und war auf höhere Lasten ausgelegt.
  • 1997 mündete der vorläufige Höhepunkt der militärischen Entwicklung in MOLLE (Modular Lightweight Load-Carrying Equipment) mit dem Ziel, verschiedenste Ausrüstungsteile untereinander koppeln und miteinander verpacken zu können. Der MOLLE-Rucksack soll besonders ergonomisch sein.

Der besondere Erfolg des Rucksacks seit mehr als hundert Jahren speist sich aus drei Wurzeln:

  1. Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten durch Kombination mehrerer Tragetechniken:
    Aus einem Beutel mit zwei Tragriemen wurde ein formbarer Sack, der Elemente von (Hüft- und Brust-)Gürtel sowie innerem /äußerem Tragestell plus Halteplatten plus Klappen kombinierte und dabei die Last auf mehrere Punkte am Körper verteilte: Schultern, Brust, Hüfte, Rücken.
  2. Neue Materialien:
    Aluminium ersetzte Eisen, Kunststoffe ersetzten Holz, neue Textilien ersetzten Wolle und Leder, neue Form- und Schweißtechniken ermöglichten neue Formen und neue Verbindungen.
  3. Ergonomische Anpassungsfähigkeit durch vielfältige Konstruktionsmöglichkeiten

Daraus ergaben sich mehrere Vorteile:

  • Der Körper hebelt die Last und nicht umgekehrt.
  • Die Last benötigt weniger Aufmerksamkeit, der Träger kann sich vermehrt anderen Aufgaben widmen, etwa dem Bergsteigen.
  • Das Verhältnis zwischen Eigengewicht des Tragesystems und transportierter Last ist günstiger.

siehe auch
Liste der Reisegepäckarten

1)
Deutsches Rechtswörterbuchs (DRW
2)
Schweizerisches Idiotikon Bd VII 634 und: Götze, Alfred. Trubners Deutsches Worterbuch: Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Wortforschung. Berlin ab 1939: Gruyter, hier Band 5: 1954, Stichwort `Rucksack´
3)
Douglas C. McChristian
Uniforms, Arms and Equipment: Weapons and accouterments
University of Oklahoma Press, 2007, beschreibt den Wechsel der Ausrüstung im ersten Kapitel ausführlich: Bis 1874 trugen Infanteristen blanket roll und haversack. Um 1880 wurde die Ausrüstung erneuert. Colonel Hagner entwickelte den »Hagner knapsack«, später umbenannt in Hagners »blanket bag« (Abb. 1.2 und 1.3 S. 12) und modifizierte den hafersack (Abb. 1.4 und 1.5 S. 13) - die Soldaten trugen beide gleichzeitig. Henry C. Merriam entwickelte parallel dazu den »Merriam knapsack« (Patent 1878) als Kombination von haversack als Beutel für Proviant und knapsack für Kleidung, indem er die Konstruktion mit Hartholzstangen verstärkte und das Gewicht über einen Gürtel auf die Hüften verlagerte.
4)
A Study to Reduce the Load of the Infantry Combat Soldier
wiki/rucksack.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/26 15:58 von norbert

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