Schaaf, Ludwig
Encyclopädie der klassischen Alterthumskunde. 5 Bde. Magdeburg, 1837-1839. S. 21
Raumvorstellungen sind Teil des Handlungsablaufes »Navigation« und stehen dabei in unmittelbarem Austausch mit Fortbewegung und Orientierung. Den Raum zu erleben setzt Fortbewegung voraus, also immer wieder einen neuen Aufbruch aus dem vertrauten Raum mit immer neuen Übergängen durch den Zwischenraum als `das Dritte´ bis ans Ende der Welt im Zustand des Unterwegs-Seins.
Edward William Soja
(1940–2015)Hard, G.
Benno Werlen
und Helmut Klüter
.Mit folgenden natürlichen Enden verbindet sich das Gefühl der Ausgesetztheit, der Einzelne ist dort zurückgeworfen auf sich selbst, isoliert von anderen.
Eisel, Ulrich
Eisel, Ulrich
Spuren gliedern den Raum auch dort, wo nie ein Mensch war. Aber erst in der Vorstellung des Menschen werden sie zu Fährten, denen es zu folgen gilt.
Der Weg zeigt Gewohnheiten an und gliedert den Raum, indem er Ziele vorgibt.
Die Bahn ordnet die Natur den menschlichen Zielen unter, indem sie diese gewaltsam verändert.
Der Steinmann ist das erste dauerhaft gesetzte Zeichen des Menschen, das verkündet »Ich war hier« und der Raum zeigt an »Hier bleibe ich«.
Berges, Wilhelm
Gregorius, Adolf
Wöste
. Ein Beitrag zur Ortsnamenkunde.Hans Mortensen
Raum zu konstruieren setzt Beobachtungen voraus, die der Erfahrung bedürfen und daraus folgend Hypothesen über Raumvorstellungen, die durch Messungen falsifiziert werden.
Anaximander
(610–546 BC) war der Erste, der Erde, Welt und Kosmos in einen nicht-mythischen, sondern sachlich-räumlichen Zusammenhang stellte. Europa erscheint bei ihm erstmals als Einheit. Nach Cicero
(106–43 BC) postulierte er als Erster die Kugelgestalt der Erde, siehe Weltbild.
»Weiße Flecken« erscheinen als Artefakt der Kartographie, wenn durch sie Räume als Konstrukt des Modells entstehen, über die man nichts weiß.
Georg Toepfer
Merriman, Peter
Das Loch ist eine Raumerfahrung etwa als Eingang zur Höhle, setzt aber immer eine Umgebung voraus. Die absolute Leere, also die Vorstellung des Raumes an sich als einem Nichts ohne Rand und Ende, erschreckt die Menschen seit je:
Die Philosophie erkannte daher für richtig, dass es keinen Raum ohne Ort gibt und keinen Ort ohne Raum. Die moderne dreidimensionale Auffassung eines Raumes (Höhe, Breite, Tiefe) lässt sich in den lateinischen Vermessungstexten der Antike jedoch nicht finden, diese reduzieren Raum immer auf Flächen und Linien.
Jens-Olaf Lindermann
Rösli, Lukas
Etymologisch gesichert ist, dass dem `Ort´ die Vorstellung einer feinen Spitze zugrundeliegt und ebenso dem niederdeutschen `Topp´ die Stelle, die ein Finger berührt, beides abstrahiert zur Vorstellung eines Punktes.
Der `Ort´ (belegt ab dem 8. Jh.) führt zurück auf germ. *uzda- ‘Spitze’ (DWDS), welche als „Punkt“ gedacht und übertragen auf alles hervor-/hinausragende übertragen wird wie den Ortgang am Dach, den Ruhrort am Rhein, den Ort am Ende des Stollens - »ausgesetzte« Orte, die mit Furcht besetzt sind.
Danach erst bezeichnete Ort den Raum, wo man sich niederlässt: einen Platz, eine Stelle, ein Dorf, und ist damit synonym zu Ecke, Ende, Winkel 3) - also in einer Ecke, die einerseits Schutz verspricht und andererseits kein Entkommen ermöglicht.
Eine vergleichbare Bedeutung hat das niederdeutsche Topp, das sich von toppen, tippen als punktueller Berührung ableitet.
Grimm
: »Im Nieders. ist der Topp eines Berges, dessen Gipfel, der Topp eines Baumes, der Wipfel, Zopf, der Topp des Mastbaumes, dessen Spitze, ein Haartopp, ein Haarzopf. Das Pers. Tab hat fast eben dieselben Bedeutungen.« 4)Seebold, Elmar
Der Abstand zwischen zwei Punkten lässt sich als Strecke messen. Er wird aber zum Zwischenraum, wenn nur ein Punkt bekannt ist. Der Zwischenraum ist ein Drittes, siehe auch Zwillingsformeln.
Für das lateinische `locus´ 5) findet sich keine sprachliche Wurzel im Lateinischen 6), ebensowenig für τόπος tópos im Griechischen. Gemeinsam ist beiden jedoch die Vorstellung einer Fläche.
Der Topos genießt umfassende Aufmerksamkeit als schillernde Metapher. Dieser muss jedoch etwas Konkretes vorangegangen sein. Welche anfängliche Vorstellung dem `topos´ zugrunde liegt, lässt sich anhand der Bedeutungen der Metaphern nur ahnen.
Das Abmessen und Zuteilen unerschlossener Landflächen (tap-tû-ú, taptû `Neubruchland´) 7) war im Zweistromland bis etwa 1200 BC gleichbedeutend mit Macht und göttlichen Kräften; danach war das fruchtbare Land verteilt. Das Werkzeug des Feldmessers - Stab und Seil - war Attribut der ältesten Stadtgötter (z.B. Bel-Marduk in Babylon). Für einen solchen Zusammenhang sprechen im Griechischen abgeleitete Begriffe wie τοπάζω `hinzielen´ und τοπεῖον `Tau, Seil´.
Pokorny, Julius
Ritoòk, Z.
Pernot, L.
Isocrates
(Herkules
betreffend) deutet der Autor topos als ein Feld (champ) der Möglichkeiten.Tormod Eide
Proklos
' Kommentar zum ersten Buch des Euklid
wird der topos als »geometrischer Punkt« benannt. Dagegen bedeutet ăτoπoς atopos `unmöglich, unlogisch´.Casevitz, M.
Meier-Brügger, Michael
Rubinelli, Sara
Isokrates
Herkules
betreffend wird gezeigt, dass der Begriff vor Aristoteles eine technische Bedeutung hatte, die dann als Metapher übernommen wurde. Verweis auf Ritoòk S. 112Andrew Janiak
Aischylos
(525–456 BC) im Griechischen, während Homer
(8./7. Jh. BC) den Raum mit Chora bezeichnet. Etymologisch erscheint topos als nicht-griechisch, muss also eine neue Bedeutung mitgebracht haben. Für Aristoteles
(384–324 BC) entsteht topos erst durch Bewegung von etwas (S. 42 ff.) in Bezug auf die Umgebung, setzt also etwas Abgrenzbares voraus, einen Körper und dessen Position im Raum.Pernot
1986 als «enveloppe» (περιέχον).Schaaf, Ludwig
de Vaan M.
Höfler, Stefan
Spar, Ira
, Eva von Dassow
, Wilfred G. Lambert
: Cuneiform Texts in the Metropolitan Museum of Art: Private archive texts from the first millennium BC. Vol. 3. Metropolitan museum of art, 1988, S. 21.Wunsch, Cornelia
: Das Egibi-Archiv. I. Die Felder und Gärten. Cuneiform Monographs, 20. xxxii, 305 S. Groningen 2000: Sytx.