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Reisekleidung

Unter Reisekleidung werden nachfolgend solche Begriffe verstanden, die im Unterwegs-Sein eine spezifische Funktion aufweisen, etwa

Verweise

Vorzeitliche Wetterkleidung

Ötzis steinzeitliche Bergkleidung

Ötzis Kleidung bestand vollständig aus Leder, Fell und geflochtenem Gras, nicht aber aus Wolle oder gewebten Stoffen (Fotos). Mit Tiersehnen, Gräsern und Bast wurde genäht.

Ethnic Dress

Manche Kleidungsstücke haben sich unter besonderen (klimatischen) Bedingungen so bewährt, dass sie im Laufe der Jahrhunderte zur perfekten Kleidung bei den dort lebenden Volksgruppen wurden und erst durch Reisende zu uns gelangten, beispielsweise:

Kleidungsstücke

Jacken und Mäntel in Europa seit dem Mittelalter

Kopfbekleidung

Fußbekleidung

Kleidungsnahe Komponenten

Pilgertracht

Habit

Die frühen Zisterzienser orientierten sich an der Benediktsregel; ein Mönch bedürfe nur: cuculla, tunica, scabulare, pedules, caligas und zudem auf Reisen femoralia und bracile. 10)

Kluft

Die Kluft kennzeichnet durch bestimmte Kleidungsstücke eine besondere Gruppe. Zuerst im Rotwelschen des Fahrenden Volkes als Klabot im 15. Jahrhundert, über Claffot im 16. Jahrhundert zu Klofft, Klifft, Kluft im 17. Jahrhundert. Studenten und Soldaten nutzten den Begriff ab dem 18. Jahrhundert.

Der Ursprung ist ungeklärt, möglicherweise aus hebräisch ḥalīfā ‘Kleid’ oder qālaf ‘schälen’, qelīfā ‘Schale’, da im Rotwelschen `Schale´ den Anzug bezeichnet. 11)

Die Kluft wandernder Handwerksgesellen

Der »freie Mann« ist erkennbar an:

Ausstellungsliste Vagabunden & Walz
Künstlerreisen
Literaturliste Fahrendes Volk
Gesellenwanderung
Die Kluft wandernder Handwerksgesellen
Die Ritter der Landstraße
Auf der Walz
Wanderarbeiter
Wanderbursche

Der Fußwanderer 1828

Da der Körper des Fußwanderers, soll er gesund bleiben, durch nichts eingeengt, noch weniger gepreßt werden darf: so muß die Kleidung bequem weit seyn; da fie ferner durch Sonne, Staub, Regen und täglichen Gebrauch schnell abgenutzt wird: so wird man mit Ausnahme der Fußbekleidung nur das Älteste und Schlechteste aus seinem Kleidervorrathe wählen; die Natur nimmt ja einen schlechten Rock nicht übel, und um in den Bädern Staat zu machen, reist kein ächter Sudetenwanderer.

Zur Hauptbedeckung wählt man eine beliebige Mütze, welche das Wasser nicht leicht durchläßt, einen großen Schirm hat und so weit ist, daß sie bequem über die Ohren gezogen werden kann, wenn es regnet oder stürmt. Ein Hut taugt zur Gebirgsreise gar nichts, man müßte denn Lust haben, beim Sturme barhäuptig einherzugehen.

Der Hals bleibt am besten frei, nur vom Hemdkragen beschirmt, oder wird höchstens mit einem schwarzen Halstuche lose umschlungen. Man erkaltet sich in der Bergluft nicht so leicht, als die weichlichen Städter glauben, im Gegentheil wirkt diese höchst stärkend auf den Hals und durch ihn auf das Haupt. Wer leicht schwindelig werden oder Nasenbluten bekommen will, darf nur den Hals mit einer modischen steifen Binde zusammenschnüren.

Die Brust deckt ein schwarzes Vorhemdchen und eine mit Brust- und Seitentaschen versehene hinlänglich weite Weste.
Unterleib und Beine verhüllt eine lange, bis an die Knöchel reichende Hose von ungebleichter Leinwand, ähnlichem Sommerzeuge oder auch Tuch, mit Seiten- und Uhrtasche, hinlänglich weit um den Leib, enger um die Beine, damit sie durch Pludern oder Reiben im Gehen nicht hindert, besonders wenn es stürmt.
Sie wird von einem Hosenträger von Strippen festgehalten; denn ein solcher hält besser und dehnt sich weniger als ein lederner, welcher vom Schweiße reichlich gedrängt bald zu lang und gar zermürbt wird.
Ein Schnallengurt an der Hose ist sehr zuträglich, weil man bei vollem Magen oder Milzstechen den Unterleib durch Zusammenziehen vor einem Bruche schützen kann. Auf kothigem und nassem Wege wird die Hose in die Stiefeln gesteckt.
Wer an eine Unterhose gewohnt ist, mag sie tragen, aber an den Knöcheln nur lose binden; wer dergleichen nicht zu tragen pflegt, darf keinen Nachtheil für seine Gesundheit fürchten.

Für die Füße wird am allerbesten durch Schweinsblasen, die mit der inwendigen Seite an den Fuß kommen, und darüber geschlagene Fußlappen gesorgt. Wer diese nicht gewohnt ist, nimmt baumwollene Soden. Diese werden umgewendet, auf der inwendigen Seite mit Talg eingerieben und höchstens nur lose gebunden; jeden Morgen werden sie weich gerieben, abermals mit Talg eingerieben, und nicht eher gewechselt, bis sie Löcher haben, dann aber auch sofort, sonst werden die Füße wund. Das tägliche Wechseln der Socken taugt eben so wenig, als weite, die sich in Falten legen und Blasen drücken.

Die beste äußere Fußbekleidung sind Halb- (nicht Schnür-)stiefeln, bereits ausgetreten, nur so weit, daß sie nicht drücken, dauerhaft gearbeitet, mit starken breiten benagelten Sohlen und niedrigen breiten benagelten Absätzen, auf beiden Füßen anziehbar. Sie werden täglich mit Öel, Fett, Fischthran oder zur Noth mit zerriebener Kohle und geschmolzenem Talg eingerieben, damit sie stets gefügig bleiben.
Die gewöhnlichen niedlichen Modestiefeln taugen deshalb zur Reise nichts, weil sie an den Seiten leicht brechen, sich wegen der spitzigen Absaße schief treten und dann eine Pein für den Wanderer werden. Schuhe mit und ohne Kamaschen sind zwar leichter, lassen aber Nässe und Sand zu leicht ein und verderben dadurch die Füße; auch treten sich die Kamaschenriemen zu schnell durch und schlottern dann hindernd um die Füße. Wer indeß doch Kamaschen tragen will, befestige diese, mit Weglassung des Riemens, mittels Schnallen oder Knöpfe an die Schuhe.

Den Oberleib die bekleidet eine Jacke, ein Frack oder ein kurzer Ueberrock mit Brust- und Hintertaschen, bis an den Hals zuknöpfbar und hinlänglich weit. Ein zu langer Ueberrock schlägt beim Gehen in die Beine, zieht beim Regen Wasser und wird so zur Last.
Die Hand trägt einen festen Krückenstock mit eiserner Spitze.

So ausgerüstet tritt man die Reise an.

Alpine Hochtouren

»Steigeisen, Alpenstock, Flanell-Brusttuch, Bundschuh sind nothwendig und der Hut mit breiter Krempe muß Bänder unterm Kinn und Überzug von Wachstaffent haben und der Übermantel von Wachstaffent mit dem Kragen, der über den Kopf zusammen geht, ist unerläßlich, kühl in der Sonne warm und trocken hält er im Regen …« 12)

»Um die Gletscher und Berge besteigen zu können, muß man sich mit einem langen Stocke mit einer Stachel, und mit einem paar starken, mit eisernen Nägeln beschlagenen, Schuhen versehen, und an Ort und Stelle eine Art von Fußeisen, oder Eisspornen anschnallen, dessen sich die Wegweiser bedienen, und welche einen festen und sichern Gang verschaffen. Die beschlagenen Schuhe sind beym Ersteigen oder Herabklimmen der steilen Berge von großem Nutzen: man glitscht weniger, und greife mehr ein. Ohne diese Vorsicht, und mit gewöhnlichen Schuhen und Stiefeln, würde man sich den gefährlichsten Fallen aussetzen. Diese Fußeisen legen sich fest um den Absatz an. Man kann sich alles dieses zu Genf kaufen. Wer den Stichen der Mücken, von denen die Seen und morigten Gegenden der Alpen wimmeln, unterworfen ist, muß sein Gesicht oft mit Weinessig waschen, Handschuhe anziehen, und durch Ueberstrümpfe seine Beine schützen. Wider die in den Alpen fast immer kühle Morgen und Abende, wider Regengüsse, und Stürme, Schauer ist ein Mantel unentbehrlich.« S. 254–255 in:

Engländer auf dem Kontinent

Safari suit

Der Begriff »Safari suit« findet sich erstmals 1935 im Oxford English Dictionary. Khaki, Canvas und Leder bestimmen das Bild (»african hunter's costume«, hunters wardrobe) tropentauglicher Ausrüstung, insbesondere auf Safari :

Australien

Die australischen stockmen tragen im Outback den Akubra-Hut (seit 1912) und den Driza-Bone-Mantel (seit 1898, aus »dry as a bone«), beides Markennamen.

Nordamerika

The following list of articles is deemed a sufficient outfit for one man upon a three months' expedition:

Strandkleidung

Die Kleidung am Strand ist bei den dort beruflich Tätigen funktional und auf schlechtes Wetter abgestimmt 16):

jedoch stark inszeniert bei den übrigen Strandbesuchern, siehe im Strand-ABC:

Materialien

Leichte Materialien aus Kunstfasern bieten Dornen und Insekten wenig Widerstand. Früher und auch heute noch im bush sind Leder oder feste Leinenstoffe die bessere Wahl. Wenn es warm sein sollte, gab es Wolle und Cord statt Fleece. Auch die Jeans der Cowboys und Waldläufer wurden im 19. Jahrhundert aus Canvas hergestellt, darüber Chaps (»Lederstrumpf«) als eine Art von langen Gamaschen mit Gürtel zum Schutz im dornigen Gestrüpp.

Historisch findet sich der Bedarf nach einem besonders widerstandsfähigen Tuch zuerst in der Schifffahrt beim Segeltuch und beim Biwakieren mit einem Zelttuch, davon dann übertragen auf robuste, wetterfeste Kleidung und Ausrüstungsteile wie etwa Gürtel oder Rucksack.
Die Begriffsvielfalt im Bereich der Textilien wurzelt u.a. in der Faserart (Hanf, Leinen aus Flachs, Baumwolle, Wolle, Haare, Kunstfasern), in der Webtechnik nach der Bindung zwischen Kett- und Schussfäden (Leinwand (1:1), Köper (3:3) und Atlas (5:5) mit Unterarten wie z.B. Panama, Ripstop), in der »Ausrüstung« (gewachst, geölt, gummiert, beschichtet), nach Garnstärke und Fadendichte (Gramm pro Quadratmeter):

Camouflage und dress code

Touristen sind bevorzugtes Ziel für Schlepper oder Taschendiebe. Nicht als solcher erkannt zu werden, setzt angepassste Kleidung voraus:

Literatur

1)
S. 183
2)
von gälisch Gaelic peall `sheepskin´ (lat. pellis)
Theroux, Alexander
Plaid.
The Yale Review 86.3 (1998) 33-48
3)
Caldwell, David H.
The Origins of Plaid Wearing.
Scottish Historical Review 100 (2021) 437-454 DOI
4)
Martin, Martin
A Description of the Western Islands of Scotland …
London 1703: A. Bell
5)
Arthur Schnitzler
Der blinde Geronimo und sein Bruder. (1900)
6)
Syme, James
Article V. On a Substance from Coal Tar.
Annals of Philosophy. XII (1818) 112-113
7)
Helmut von Moltkes Briefe an seine Braut und Frau und andere Anverwandte : mit einer Einleitung und einem ausführlichen Namen und Sachregister. Bd 1, Briefe aus den Jahren 1841 bis 1856. S. 31
8)
Jules Verne
Around the World in Eighty Days.
9)
Rolf Hurschmann
Petasos
In: Der Neue Pauly (DNP). Enzyklopädie der Antike
Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 660
10)
Pierre Bonnerue
Benedikt von Aniane. Concordia Regulam.
Brepols 1999 (Corpus christianorum. Continuatio mediaevalis, 168 A), S. 521, Kap. 62., hier zitiert nach Slawik, Sebastian; Schachenmayr, Alkuin: Zisterzienser, Zisterzienserinnen (A. Geschichte - Tracht - Siegelwesen, Heraldik), in: RDK Labor [04.04.2022]
Mit einer Beschreibung der Kukulle.
11)
„Kluft“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/Kluft#2, abgerufen am 26.05.2023.
12)
Helmina von Chézy
Norika : neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende …
XXII, 278 S. München 1833: Fleischmann, hier S. 48
13) , 14)
Julius Meurer
Katechismus für Bergsteiger, Gebirgstouristen, …
Leipzig 1892: J. Weber. Kleidung S. 73-119
15)
Kruger, Darrell Peter
Colonial Natal, 1838 to 1880: The Making of a South African Settlementsystem.
Volumes I and II) Diss. Louisiana State University 1994 LSU Historical Dissertations and Theses 5809, hier S. 154-155 Online.
Lubbe, Willem P.; Leather Industries Research Institute
The Story of the Velskoen.
61 S. Leernywerheid Navorsingsinstituut 1970.
16)
Gunvor Ingstad Trætteberg
Skinnhyre og sjøklær, fiskerbondens utrustning på 1700- og 1800-tallet.
Landbruksforlaget, 1999
17)
Christina Deggim, Susan Möller-Wiering
Die Gugel - eine mittelalterliche Seemannskleidung? Überlegungen zu ihrer Herkunft, ihrer Funktion im Hanseraum und zu den Interpretationen der Lübecker Schiffssiegel.
Hansische Geschichtsblätter, 119 (2001) 163-187 Online