Inhaltsverzeichnis
Stock und Stäbe
© Norbert Lüdtke
, https://reisegeschichte.de, November 2020, etwa 130.000 Anschläge
Ein guter Stock ist das beste Recept vor böse Hunde. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon
Seit frühester Zeit greifen Reisende bevor sie aufbrechen zu Stab und Beutel, Hut, Sandalen und Gürtel. Mehr Reisegepäck zeugt von Luxus, weniger weist auf Bettler oder Asketen hin; im hebräischen Altertum trug `Mann´ eben einen Stab 1). Diese einfache Ausrüstung entspricht auch den Attributen der Reisegötter wie etwa Hermes
. Den Wanderstab soll jedoch der Gott des Weines Bacchus
eingeführt haben.
Im alten germanischen Recht war nur derjenige voll geschäftsfähig, der sich »ungehabt und ungestabt« fortbewegen konnte. In der Neuzeit wurde dagegen der Spazierstock zum Symbol der bürgerlichen Freizeit, des Nicht-Arbeitens. In den heutigen städtischen Gesellschaften hat der Stab allerdings abgewertet und ist als Krückstock nicht erstrebenswert. Nur wer die Stadt verlässt, greift gerne zum (Teleskop-)stock fürs Wandern, für Nordic Walking, Skifahren, Trailrunning.
In den Bergen oder im afrikanischen Busch gehört der Stock dagegen zur Standardausstattung, dient stützend als drittes Bein, zum Tasten oder zur Abwehr. Stock und Stein sind die ältesten Werkzeuge und Waffen. Ungeformt liegen sie bereit. Erkennt man ihren Nutzen, so sind sie verfügbar. Mit dem Stein lässt sich schlagen; er verstärkt die Faust. Mit dem Stock lässt sich stoßen; er verlängert den Arm. Das können auch Primaten. Zeigt man im afrikanischen Busch mit einem Stock auf einen Pavian, so zieht sich dieser zurück. Er versteht das Konzept und erkennt die Macht des Stocks. Löwen und Antilopen reagieren nicht so.
- Siehe die Zeitleiste der Stäbe
Die Anforderungen
Der Haselstecken ist ein Wunderding, er macht den Rücken geschmeidig und die Hände flink. K. F. W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon
Aus einem Zweig lässt sich eine Rute anfertigen, aus einem Ast eine Keule, aus einem Haselnussstämmchen ein Wanderstock, doch alle bestehen aus Handhabe (Griff), Schuss (der gerade Teil) und Zwinge (Endstück, die Kapsel darauf engl. ferule). Dabei ist jeder Stab anders, wenn er optimal an seinen Zweck und seinen Nutzer angepasst ist, denn er
- ist nicht schwerer als nötig;
- hat die erforderliche Länge;
- hat die nötige Festigkeit;
- und einen sicheren Griff.
Als natürlich zuhandene Ausgangsmaterialien dienen Zweige, Äste, junge Stämmchen, Wurzeln, Rohrstängel. Als objektive Auswahlkriterien lassen sich heranziehen:
- Die Form: eher gleichbleibende Dicke, rutenartig dünner werdend oder keulenartig dicker werdend, knotig, mit Wurzel- oder Astansatz, Zwieselformen.
- Der Durchmesser, denn die Größe der Hand bestimmt den Umfang des zu suchenden Stockes, also etwa bis zu 4 Zentimeter, bei Ruten weniger. Die Esche benötigt dazu 1-2 Jahre, Eberesche, Edelkastanie, Hainbuche 2 Jahre, Weißdorn 3 Jahre, Eibe 6 Jahre.
- Die Haptik, also ein »handschmeichelnder« Griff, den harzige und narbige Hölzer nicht bieten, auch ausgeprägte Borke und anfälliges Splintholz stören. Geeignete periderme Hölzer ohne Borke mit glatter Rinde sind Buchen, Eberesche, Hainbuche, Haselnuss.
- Widerstandsfähiges Splintholz haben Eibe, Esche, Edelkastanie, Hainbuche, Wacholder; Eiche dagegen nicht; die Splintholzarten - erkennbar an durchgehend gleicher Farbe - sind ungeeignet.
- Die Beständigkeit gegen Sonne, Wasser, Handschweiß, Insekten. Als extrem witterungsbeständig gelten Edelkastanie und Wacholder. Wenig widerstandsfähig sind Linde, Buche, Esche.
- Die Dauerhaftigkeit ist bei einer Holzart höher, wenn sie im Winter geschlagen wird; auch ist Astholz eines alten Baumes beständiger als das junge Stämmchen derselben Art 2).
- Die physikalischen Holzeigenschaften werden je nach Zweck unterschiedlich gewichtet:
Festigkeit, Zähigkeit, Elastizität, Härte, Abriebfestigkeit, Spaltbarkeit.
Darüber hinaus basieren subjektive Auswahlkriterien auf Tradition, Symbolik, persönlichem Geschmack 3):
- Die Form: Natürlich gewachsen oder geformt; idealtypisch oder mit Zwiesel und Knoten.
- Die Farbe nach dem Schälen der Rinde: rot (Eberesche), weiß (Haselnuss), gelblich (Buchs), grau-gelb (Esche) wird bereits in der Bibel beschrieben 4).
- Eine hohe »Lebenskraft« wird vor allem immergrünen Pflanzen wie Buchs, Eibe, Myrte, Wacholder und Frühblühern wie Weißdorn, Kornelkirsche, Schlehe und Esche nachgesagt: »Wenn die Esche Knospen trägt, gibt's keinen Frost mehr.« 5)
- Als besonders schützend erscheinen wenig blitzgefährdete Bäume wie Eibe, Hainbuche, Hasel 6).
- Besondere pharmazeutische Eigenschaften (als Gift, Medizin, Psychopharmaka) der stabliefernden Pflanzen zeigen beispielsweise Buchs, Eibe, Wacholder.
Die Auswahl der Holzart
Der beste Wanderstab ist der Buchstab. Peter Rosegger: Nixnutzig Volk, 1914
- Buchsbaumholz (Buxus sempervirens) für Grabstöcke, denn er hat das härteste europäische Holz. Bekannt sind 171.000 Jahre alte Grabstöcke, von Neandertalern hergestellt 7). Später wurden aus Buchs (engl. boxtree) auch „Büchsen“ gemacht.
Der immergrüne Buchs gilt als Lebensbaum, er ist pharmazeutisch hochwirksam und giftig; die PfeileAmors
bestehen daraus. Er ist Attribut vonMerkur
, war demHades
und derKybele
geweiht.
Ersatzweise: Eichen, Wacholder, Eschen. - Edelkastanie (Castanea sativa, engl. chestnut) für Pilgerstöcke, denn das Holz ist äußerst witterungsbeständig, die Frucht ein Grundnahrungsmittel.
Die Kastanie steht in der christlichen Symbolik für Güte, Keuschheit und Stärke gegen die Versuchung; in der Antike war sieZeus
geweiht. - Eberesche (Sorbus aucuparia, engl. Rowan, auch: wayfarer's, traveler's tree) fürs Kälberquicken mit dem Spieß oder dem Partholz, denn das Holz ist sehr dicht, hochfest mit hoher Elastizität.
Die Vogelbeere oder Quitsche, Quecke, `lebendig, schnell´ ist keine Esche, galt aber als Lebensrute, vermutlich weil sie im Frühjahr zu den ersten sich belaubenden Baumarten zählt und damit zum Symbol des Wiedererwachens nach dem Winter wurde.
Thor
rettete sich mit Hilfe einer Eberesche aus dem Fluss, sie symbolisiert den Blitz 8).
Ersatzweise: Kreuzdorn, Weißdorn, Kranewittbir (Wacholder). - Eibe (Taxus baccata, engl. yew) für Spieße, Speere, Lanzen und Bögen, denn das Eibenholz ist schwer und fäulnisresistent und vereint rotes, hartes, auf Druck belastbares Kernholz mit hellem, elastischem, auf Zug belastbarem Splintholz. Bekannt ist ein rund 120.000 Jahre alter Speer, mit dem Neandertaler jagten 9).
Odins Speer Gungnir, die Heilige Lanze des Römischen Reiches und die irischen Bischofstäbe bestehen aus Eibe 10)
Die Eibe verbindet in vielen Kulturen Diesseits und Jenseits, hängt mit Tod und Wiedergeburt zusammen und ist vermutlich identisch mit dem Weltenbaum Yggdrasil aus der germanischen Mythologie 11), sie war der heilige Baum derHekate
. - Esche (Fraxinus excelsior, engl. ash) für die Tragstange (furca) der römischen Soldaten ebenso wie für Ballettstangen, denn sie liefert eines der wertvollsten hemischen Edellaubhölzer wegen ihrer Dauerhaftigkeit, Elastizität, Biegsamkeit, Festigkeit, Splitterfreiheit,
In der griechischen Mythologie das Holz für den Speer des KentaurenChiron
, mit demAchilles
in der Schlacht von TrojaHektor
tötete. In der germanischen Mythologie wird aus der Esche der Mann (Ask), aus der Ulme die Frau (Embla) gezeugt. Der Weltenbaum Yggdrasil ist eine Esche. - Hainbuchen (Carpinus betulus, engl. hornbeam) für Spieße 12), denn sie liefert das dichteste Holz aller heimischen Nutzholzarten und ist nur schwer spaltbar: »Er ist von Hainbuchen, woran man die Schweinspiesse schäftet« 13).
Im Mittelalter galt sie als das »Holz der weisen Frauen«, wohl weil die »Hagenbuche« als Hecke (Einfriedung) zur Wildnis angebaut wurde und die Hagazussa (Heckenreiterin, Hexe) als Grenzgänger in diesem Bereich zuhause war. - Haselnuss (Corylus avellana, engl. hazel), junge Haselstämmchen (»Sommerlatte«) ergeben die qualitativ besten Wanderstäbe; auch der älteste erhaltene Abtstab des
Germanus
aus dem 8. Jahrhundert besteht daraus.
Ersatzweise: Eberesche, Weißdorn, Esche, Wacholder.
Wenn sie als Zwiesel geschnitten werden, sind sie auch die zauberkräftigsten Stäbe: »Eine einjährige Haselrute, kurz vor Mitternacht geschnitten, kann unterirdische Metallvorkommen anzeigen« 14). Der Haselstecken muss geschält werden, damit sich keine Hexen zwischen Holz und Rinde einnisten können. Auch die germanischen Seherinnen besaßen solche Stäbe 15).
Ersatzweise Eberesche oder Mistel. 16). - Kornelkirsche (Cornus mas, `virga sanguinea´) für die römische Lanze hasta sanguinea, für Knotenstöcke und Ziegenhainer, denn das Holz des Hartriegelgewächses verwächst knorrig, ist sehr hart und so dicht, dass es im Wasser untergeht.
Die Knotenstöcke aus Ziegenhain bei Jena dienten seit dem 18. Jahrhundert zuerst den Jenaer Studenten als Schlagwaffe (»Stenz«) und wurden dann auch zum Gruppensymbol 17). - Myrtenholz (Myrtus communis, engl. myrtle) für kurze Spieße 20).
InVergils
Aeneis trägt die KriegerinCamilla
»selber den lykischen Köcher … und den Myrtenholzspeer der Hirten mit eiserner Spitze« 21).
Die κεντριάδαι, Priester in Athen, trieben die Ochsen mit dem Rinderstachel (κεντρίζω, κεντέω) bei der `Dipolia´-Feier zum Altar 22). Der Rinderstachel, Ochsenstecken, Ochsenspieß war ein robustes Werkzeug, das wiederholt als Waffe genannt wird. - Schwarzdorn, Schlehe (Prunus spinosa, engl. sloetree) für den keulenartigen Shillelagh. Über den Zeitpunkt der Blüte lassen sich Aussaat und Ernte bestimmen. Schlehdorn schützt vor Hexen und diente daher für Hecken.
- Die verzwieselte Spitze junger Tannen mit deren Astansätzen (Querl) für Rührstäbe;
Quirl entstammt indogermanisch `tu̯er-1 ´, also `rasch drehen, wirbeln´. - Wacholderbäumchen (Juniperus) als Knotenstock:
Sein Wachstum ließ ihn als »Lebensbaum« erscheinen: immergrün, jung, kräftig, frisch, lebendig, daher auch: Quechholder, Queke; aus ihm bestand auch die Lebensrute der Holda (Frau Holle). Wacholderstäbe sind äußerst witterungsbeständig. »Vor einem Kranawetstrauch (Wacholder) soll man den Hut abnehmen, vor einem Hollerbüschen niederknien« 23). - Weißdorn (Crataegus, engl. hawthorn, quickthorn), denn das Holz ist sehr hart und elastisch. Er steht oft in der Nähe von Quellen, blüht weiß im Mai und manchmal ein zweites Mal im Dezember.
Wohl daher werden ihm schützende magische Kräfte zugeschrieben. Dem Mythos nach der Wanderstab desJoseph von Arimathäa
24). - Ahornbrett & Lindenbohrer, Efeubrett & Ulmenbohrer, Athragene (Waldrebe) & Lorbeerbohrer, Pappelbrett & Haselbohrer zum Feuerreiben; der Vorgang des Feuerbohrens pyreia mit Stock (trepanon) und Bogen wird von
Theophrast
undPlinius
genau beschrieben 25)
Die Namen von Kornelkirsche, Hasel, Esche und Mistel verweisen mit ihrer indogermanischen Sprachwurzel auf ein Alter von mindestens 3.000 Jahren 26). Tatsachenerfahrungen wurden leichter tradiert, wenn sie in Geschichten weitergegeben werden konnten. Das Wissen zu speichern war Sache von Druiden oder weisen Frauen. 27). Umfangreiche vorwissenschaftliche Erfahrungen wurden in der Kultur verankert als Vorstellungen über die spirituelle »Kraft«, in Erzählungen und Mythen. So oder so: Die technische Analyse oder das Anwenden traditioneller Methoden führen zu ähnlichen Ergebnissen.
Das Anfertigen
Guter Spiess will auch einen guten Stiel. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörterlexicon ...
Geeignete Äste oder Stämmchen suchen, also ohne Astansätze und rißfrei, mit oder ohne Knorren, Knoten oder Zwiesel. Entrinden und die Bastschicht entfernen, das Kernholz nicht verletzen. Im Griffbereich ist ein verbleibender Durchmesser von maximal etwa 2-4 cm nötig, für die Länge etwa Schulterhöhe, kürzer schneiden kann man später. Mindestens ein Jahr trocken und flach liegend lagern, über Wasserdampf formen. Schließlich in gewünschter Länge schneiden (im Griffbereich muss der Durchmesser handgerecht sein), polieren, ölen, wachsen und am dünneren Ende mit einer metallenen Spitze, Kapsel oder Rohrstück gegen Abnutzung schützen; siehe auch:
- Stockmachermuseum Lindewerra seit 1980
- Der Spazierstock mit Geheimnis. Die unglaubliche Welt der Systemstöcke.
Sonderausstellung im Spielzeug Welten Museum Basel vom 18. April 2020 bis 4. Oktober 2020 Georg von Viebahn
Amtlicher Bericht über die Industrie-Ausstellung aller Völker zu London im Jahre 1851.
Band 3: VIII, 864 S. Berlin 1853: Decker. § 142 Die Stöcke S. 558–568
Typologie 1 - Die Mechanik
Einteilige kraftschlüssige Stabwerkzeuge
Krafteinleitung | Handlung | Eigenheit | Primär-Werkzeug | Beispiel |
---|---|---|---|---|
Zug | Furchen | Haken | Grabstock | Wühl-, Furchen-, Pflanzstock |
Zug | Führen | Krümme | Krummstab | Hirtenstab |
Zug | Tragen | Biegemoment | Tragstange | Alpenstange, Tragjoch |
Zug & Druck | Tragen | Gleitreibung | Kufe | Stangenschleife |
Druck, stat. | Stützen | Festigkeit | Krücke | Wanderstab, Hagelstecken Berg-, Spazierstock |
Druck, dyn. | Stoßen | Härte, Form | Stange | Stecken |
Druck, dyn. | Stechen | Spitze | Spieß | Partholz, Rinderstachel Ochsenstecken |
Druck, dyn. | Stechen | Doppelspitze | Gabel | Furca |
Druck, dyn. | Stechen | Dreifachspitze | Dreizack | Heugabel |
dynamisch | Schlagen | Masse | Keule | Mörserkeule Knoten-, Schlagstock Knüttel, Knüppel, Prügel |
dynamisch | Schlagen | Elastizität | Rute | Lebens-, Zuchtrute |
dynamisch | Werfen | Auftriebsform | Wurfholz | Lagobolon, Bumerang |
dynamisch | Werfen | Flugform | Wurfspieß | Hasta |
Zusammengesetzte kraftschlüssige Stabwerkzeuge mit Schaft
Der auf seine Handhabe reduzierte Stab kann zum Träger eines neuen Werkzeugteiles werden; allerdings eignen sich auch Knochen als Schaft, so dass diese Idee nicht stabimmanent ist. Der Stab wird durch das Schäften zum kurzen Griff oder zum langen Stiel. Diese Techniken entstanden in einer späten Phase des Altpaläolithikums, werden jedoch hier nur angedeutet und nicht weiter betrachtet. Technisch gesehen ist dies eine schöpferische Leistung im Sinne einer Erfindung, da etwas Neues entsteht, mit dem sowohl bekannte Ziele effektiver erreicht werden als auch neue Ziele erreichbar werden.
Zusammengesetzte Werkzeuge setzen Fügetechniken voraus, also Zusammensetzen, An- und Einpressen, Umformen, Kleben, textiles Fügen, die für die beabsichtigte Kraftübertragung ausgelegt sind.
Die Bedeutung dieser Erfindungen für die Menschen ist erkennbar, da diese Werkzeuge zu Kultgegenständen und Attributen von Göttern aufgewertet wurden.
Krafteinleitung | Handlung | Vorform | Schaft plus … | Werkzeug |
---|---|---|---|---|
Zug | Furchen | Grabstock | Spitze | Sauzahn |
Druck & Zug | Schneiden | Klinge | Messer, Schaber, Kratzer | |
dynamisch | Werfen | Spieß | Spitze | Speer |
dynamisch | Schlagen | Grabstock | Gabel, Keil | Hacke |
dynamisch | Schlagen | Keule | Klotz | Hammer |
dynamisch | Schlagen | durchbohrter Keil | Axt | |
dynamisch | Schlagen | Keil | Beil |
Formschlüssige Stab-Werkzeuge (Informationstechnik)
Kraft ist bei diesen Werkzeugen nur Mittel zum Zweck, denn in erster Linie wird Information erzeugt, gespeichert oder weitergegeben. Das Vergleichen ist die Vorstufe des Messens. Die Lehre speichert Information.
Krafteinleitung | Handlung | Eigenheit | Primär-Werkzeug | Beispiel |
---|---|---|---|---|
Formschluß | Tasten | Abstand | Stock | (Blinden-)stock |
Formschluß | Vergleichen | Länge | Richtscheit | Schieblehre, Lineal |
Formschluß | Vergleichen | Länge | Strickholz | Netze |
Formschluß | Führen (Lehre) | Form | Leitholz, Seilerlehre | Warbelholz, Lochstab |
Formschluß | Führen (Modell) | Bogenradius | Lehrgerüst | Bau, Archit. |
Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik)
Kraft dient hier dazu, Energie über einen Stab als Welle zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, Löcher, Töpfe. »Die verschiedenen Formen von Spindel samt Behelfen zur Rotation werden, ohne Spitze versehen, ausnahmslos auch zur Feuererzeugung verwendet.« Die einfache Spindel erscheint als Quirl und Drehstab. 28)
Krafteinleitung | Handlung | Eigenheit | Primär-Werkzeug | Beispiel |
---|---|---|---|---|
Drehmoment | Rühren | Form | Quirl | Butterstab |
Drehmoment | Reiben | Härte, Form | Drehstab auf Unterlage | pramantha |
Drehmoment | Reiben | Härte, Form | Drehstab mit Bogen | (Feuer-)bohrer 29) Nabastock |
Drehmoment | Hebeln | Hebelgesetze | Stange mit Drehpunkt | Brechstange, Wippe, Waage |
Drehmoment | Antreiben | Welle | Stab-Rad | Töpferscheibe |
Druck, Zug, Drehmoment | Übertragen | Skelett- bauweise | Felge, Speiche, Nabe | Schöpfrad > Wagenrad |
Speichenräder wurden in der Bronzezeit entwickelt. Die Idee dahinter ist sehr komplex, denn das (massive und biegesteife) Einscheibenrad wird zerlegt in ein Tragwerk aus Druck- und Zugstäben. Die Felge als äußerer, druckbelasteter Ring steht im Kräftegleichgewicht über die (biegeweichen) Speichen als innere, zugbelastete Träger, deren Kräfte über die Nabe als Druckstab ausgeglichen werden. Das Produkt ist widerstandsfähiger als seine Bauteile und dabei erheblich leichter als das robuste Einscheibenrad. Es gewinnt sozusagen durch »maximale Entmaterialisierung« und wird zum Skelett. 30)
Formschlüssige Stabachse-Rad-Werkzeuge (Transporttechnik)
Kraft dient hier dazu, schwere Massen zu bewegen, indem der Stab als Achse den Energieaufwand verringert, weil der Widerstand durch Rollreibung geringer ist als der bei Haftreibung. Dabei kann die Achse stillstehen, während sich die Räder auf ihr drehen oder sie wird zur drehenden Achse mit starr verbundenen Rädern. Letzteres vermindert die Gleitreibung.
Ziehen & Schieben | Rollreibung | symmetrische Stange | Walze | |
---|---|---|---|---|
Ziehen & Schieben | Rollreibung | Achse mit Rad | Stangenschleife mit Rad Schubkarre |
|
Ziehen & Schieben | Rollreibung | Eine Achse mit 2 Rädern | Karre | |
Ziehen & Schieben | Rollreibung | Zwei Achsen mit 4 Rädern | Wagen |
Schilfrohr, Steckenkraut und Rohrstock
Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise ernstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und unser Schießgewehr, ja was ist der Mensch anders als ein verworrenes Bündel Röhren? Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799) Sudelbuch E
Der natürliche Rohrstock pseudoverholzender Gewächse heißt in vielen Sprachen cane (engl.), canne (frz.), canna (lat.) bis hin zur indogerman. Wurzel kanna. Erstaunlicherweise hat er in den semitischen Sprachen ebenfalls die Wurzel q-n 31) immer als `Rohr, Schilfrohr´ und verweist damit auf ein sehr hohes Alter 32). Dem entspricht griechisches calamos mit indogermanischer Wurzel und lateinisches arundo, für das altägyptische Entlehnung möglich erscheint (arum > Aronstab).
Ein solches Rohr unterscheidet sich vom Stock durch besondere Eigenschaften, denn:
- es ist besonders leicht und eignet sich dadurch besonders als Krücke für Schwache;
- es ist hohl, also kann darin etwas versteckt und transportiert werden;
- die Knoten unterteilen das Rohr in regelmäßige Abschnitte;
- die Rohrabschnitte können als Trinkgefäß oder Flüssigkeitsbehälter `Kanne´ genutzt werden;
In den Trockengebieten zwischen Marokko und Zentralasien gibt es keinen Bambus. Dort eignen sich die Stängel der Steckenkräuter (Ferula, z.B. Riesenfenchelstängel) als leichte Stäbe, da sie recht stabil sind, extrem leicht und bis zu vier Meter lang. Genutzt wurden sie als Stütze (Jes. 36:6), Tischbein, Messstab (Off. 11:1, 21:15,16), Behälter, getrocknet und eingeweicht zum Flechten, als Zuchtrute und Spielwaffe, als Räucherware und Medizin. In Abbildungen deuten gerader Wuchs und Rohrknoten auf solche Stäbe. In Indien, wo Sprecher indogermanischer Sprachen auf den unbekannten Bambus trafen, übernahmen sie aus einer Mundasprache den Begriff Daṇḍa für Stock, behielten aber वैतस vaitasa für den Rohrstock, weil sich beider Eigenschaften grundsätzlich unterschieden.
Systemstöcke
» ... der Erfindung des Mechanikus Eckler in Berlin, war; denn [der Reisestock] enthielt erstens: sich selbst, nämlich einen Reisestock; zweitens: nochmals sich selbst, einen Malerstock; drittens: nochmals sich selbst, einen Meßstock; viertens: nochmals sich selbst, ein Richtscheit; fünftens: nochmals sich selbst, ein Blaserohr; sechstens: nochmals sich selbst, ein Tabakspfeifenrohr; siebentens: nochmals sich selbst, einen Angelstock; darin aber waren noch ein Stiefelknecht, ein Barometer, ein Thermometer, ein Perspektiv, ein Zeichenstuhl, ein chemisches Feuerzeug, ein Reißzeug, ein Bleistift und das Brauchbarste von allem, eine approbierte hölzerne Hühneraugenfeile, angebracht; das Ganze aber war so eingerichtet, daß man die Masse des Inhalts durch den Druck einer Feder aus diesem Stocke, wie aus einer Windbüchse, seinem Feind auf den Leib schießen konnte. Clemens Brentano Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter, 1817
Die Komplexität des Werkzeugs nimmt zu, wenn der Stab nurmehr zum Schaft oder Stiel wird, also zum Werkzeugträger für etwas. Den einteiligen Stab gedanklich in seine drei Teile zu zerlegen und neu zu erfinden, führt letztlich zum »Systemstock« als multifunktionalem Werkzeug, als Stock »mit Seele«, dessen »Innenleben« etwas verbirgt und oft zur Waffe wird wie etwa
- Canne de Combat (Fechten mit dem Spazierstock, franz. la canne)
- Makila (bask.)
- Stockdegen
- Zulfikar (arab.)
Die Gestalt der Stäbe
Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die hasta sanguinea), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das pilum murale) bleiben hier unbeachtet.
Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt. Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch »function follows form« geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen und spielerisch erprobter Zweckentfremdung (»exaptation«), bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in »form follows function« spiegelt 33).
Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.
Mineralstäbe gibt es in Form von Fulguriten, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall.
Daher spiegelt sich in der Typologie die Annahme, dass diese Stöcke und Stäbe im Laufe der Zeit vielfältiger wurden, weil neue Entwicklungsstufen hinzukamen, nämlich:
- Natürliche Wuchsformen: Beim Verwenden eines Werkzeugs lehrt die Erfahrung, dass bestimmte Formen sich für einen Zweck besser eignen als andere, also werden Schößlinge, Zweige, Äste, Stämmchen gesucht, die durch ihren Wuchs besser geeignet scheinen als andere.
- Gestaltete Wuchsformen: Der Wuchs lässt sich beeinflussen durch die Umgebung, durch Licht und Schatten, durch Binden, durch Pflege - so, wie dies Baumschulen praktizieren.
- Geformte Stäbe durch Wässern und Biegen, Härten im Feuer, schnitzen, geformte Handhabe.
- Ergänzte Stäbe mit zusätzlichen Komponenten und anderen Materialien wie Knochen, Leder, Steine, Kristalle, Metallspitze, Schlaufe, Bleche; das erfordert Kleben, Flechten, Nähen, Nageln …
- Konstruierte Stäbe, also mehrteilig mit Holz und Metallkomponenten, die Naturformen nachahmen, sich dabei jedoch von ihrer ursprünglichen Funktion entfernen, diese allenfalls noch symbolisch zeigen.
Typologie 2 - Die Formen
Kategorie | Kennzeichen | Beispiele | Bezüge | ||
---|---|---|---|---|---|
oben | Schuss | unten | |||
Wuchsform | 1 | n | 1 | ||
Stange lat. pertica | gerade | ḫaṭṭu, šibirru | Babylons Könige | ||
Spieß lat. stimulus | gerade | 1-spitzig | Partholz, Schweinespieß | Viehhirten ind. Lokapala |
|
Rohrstock lat. ferula | hohl, Knoten regelmäßig | Thyrsos, Narthex Ferula, Kerykeion | Bacchus, Dionysos Papst, Patriarch |
||
Rute lat. ferula | biegsam, dünn | Gerte, Zuchtrute Lebensrute | Ruprecht, Perchta Nerthus, Herta |
||
Knotenstock | verdickt | ungleichmäßig | Stenz Ziegenhainer | Wanderburschen Studenten |
|
Keule lat. fustis | dicker werdend | verdickt | Kolben, Shillelagh Knobkierie | ind. Lokapala Wilder Mann, phön. Melkarth, Baal, gr. Herakles heth. Berggötter |
|
bearbeitet | |||||
Keule lat. pilum | dicker werdend | Griff mittig | dicker werdend | Mörserkeule vajra (Donnerkeil) | ind. Lokapala Zeus, Salii, Silvanus Ritus `pilo ferire´ |
Zwieselformen | n | 1 | n | ||
Grabstock | ungleichmäßig | ᴧ-Form | spitzer Haken | Jäger & Sammler | |
Lagobolon | dünner werdend | ᴧ-Form verdickt | Pan, Wurfstock, Amtsstab | etrusk., griech. | |
(Ast-)gabel lat. furca | ∪-Form | Heu-, Mistgabel | phön. Moloch | ||
Dreizack lat. tridens gr. θρῖναξ | Ψ-Form | ind. Trishula | ind. Lokapala, ägypt. Serapis gr. Poseidon, Triton, röm. Neptun |
||
»Blitz« lat. fulmen, fulgur | Astform | ℘ gezwirbelt | Vorform für Caduceus | etrusk. Turms Blitzsymbol |
|
Wünschelrute lat. virgula divina | Y-Form | ||||
??? | r-Form | Kultstab 34) | Etrusker | ||
Schächerkreuz | Y-Form | Tragstange Furca, Deichsel | Legionäre | ||
Krummstäbe | gebogen | ||||
Heqa- | ∩-Form | Versatz | Hekat-Zepter | Pharao, Magier | |
Krümme lat. curvatura | ∩-Form | Gamlu(m) | akkad. Könige, Exorzist | ||
Hirtenstab lat. virga, pedum baculum pastorale | ∩-Form | Auet-Zepter | Pan, Faunus, Thaleia, Hirten Abt, Bischof |
||
Volutenstab | ∩-Form spiralig | Abt, Bischof | |||
Baselstab | ∩-Form | 3-spitzig | Baslerstab | Bischof | |
Lituus | ∩-Form spiralig | Kalmuš Lituus | Hethiterkönig Etrusker, Auguren röm. Könige |
||
Stab mit | Erweiterung | ||||
Tau-Stab, lat. crux commissa | T-Form | gegabelt | Was-Zepter ägypt. Kreuz | Pharao, Antonius Eremiten |
|
Henkel lat. crux ansata | Anch-Aufsatz | kopt. Kreuz | kopt. Christen | ||
Kugel | O-Aufsatz | Zepter | röm. Herrscher scipio eburneus |
||
Kugel | O-Ende | Streitkolben | |||
Knoten | 1 | verbindender Nodus | |||
Knoten | min. 3 | Rohrstock | Ferula, Bambus | ||
Eisenspitze | 1-spitzig | Speer | |||
Ferule | Metallkapsel | ||||
Stab mit | Halbkreis-Kreis | ||||
Sichel | ∪-Aufsatz | Mondsichel | Hekate | ||
Schlangen Mond-Sonne | ∪ auf o ∪ auf oo | Was-Zepter, Caduceus Kerykeion, Dikanikion | Hermes, Äskulap Patriarch |
||
Dreieck | ∇-Aufsatz | Hacke `marru´? | babyl. Marduk, Schäfer | ||
Korb | Metall/Bronze | Seiðr-Stab | germ. Seherinnen völva | ||
Attribut | |||||
Bänder, Tuch | Pannisellus, sudarium | Bischof-, Abtstab | |||
Laub & Zweige | Efeu, Wein | gr. Apollon, Bacchus röm. Fidius |
|||
Pinienzapfen | Thyrsos | gr. Dionysos | |||
(Seil-)Ring | kippatu | babylon. Stadtgott Bel-Marduk mit Ring & Stab hattu |
|||
daNDapAza | Stab danda & Seil von Yama, hind. | ||||
petîlāh | Seil & Stab/Siegel hôtām, hebr. Hira, Judas |
||||
Vogel | röm. Fidius, Juno |
Zwiesel und Knoten
Stämmchen oder Äste, die nicht gerade gewachsen sind, ermöglichen neue Werkzeuge, etwa als zwei- oder dreizinkige Gabel (ahd. gaffel, lat. furca) für Heu 35) oder für Wünschelruten, als Tragstange oder Folterinstrument 36). Solche gestörten Wuchsformen heißen allgemein Zwiesel (z.B. im 12. Jh.: furca zvisela, furgca haggo vel zuisilla).
V-förmige Gabelungen sind instabil und neigen zum Spalten; U-förmige Zwiesel sind stabil. Solchen Gabelformen wurden oft magische Eigenschaften zugeschrieben, vielleicht weil die Gabel als abstrakte Form des menschlichen Körpers erscheint wie das chinesische Zeichen 人 rén für Mensch. Solche Vorstellungen spiegeln sich in Bezeichnungen wie Alpruthen oder niedersächsich Marentakken. So wird die krüppelig wachsende und immergrüne Stechpalme zwar sachlich zum Zwieseldorn, englisch aber zum Holly-tree (Baum der Frau Holle), dänisch zu Maretorn. Auch die immergrüne Mistel wächst wild als Zwiesel, ist pharmazeutisch wirksam und zeigt im Volksmund als Albranke, Donnerbesen, Druidenfuß, Hexenbesen ebenfalls den Glauben an übernatürliche Kräfte 37).
Hexenbesen (auch: Donnerbesen) sind buschartige Wucherungen von kurzen, dünnen Zweigen an Bäumen, die an die früher gebräuchlichen Reisigbesen erinnern. Meist durch Schlauch- oder Rostpilze wie Taphrina-Arten verursacht, zeigen sich solche Phänomene besonders an Birken (mit T. betulina), Kirschbäumen (T. Cerasi), Pflaumenbäumen (T. insititiae), Hainbuchen (T. Carpini), Erlen (T. epiphylla), Berberitzen (Aecidium magelhaenicum), Akazien (Uromyces).
Der Begriff »Knoten« wird mehrdeutig verwendet. Beim Knotenstock ist der Knoten eine natürliche Verwachsung, die sich als Verdickung zeigt. Als Knoten wird aber auch der Übergang des Stabes zur Wurzel oder des Astes zum Stamm bezeichnet. Botanisch korrekt werden mit Knoten (engl. node) die Stellen am Rohrgewächs bezeichnet, an denen die Blätter sprießen und die sich als ringförmige Verdickung zeigen. Solche auf Abbildungen von Stäben dargestellte Knoten können also auf ein natürliches Rohrgewächs hinweisen oder sie erinnern an ein solches, indem sie tradiert sind, dekorativ oder als verbindendes Element konstruktiv bedingt sind.
Mehrdeutigkeit der Formen
Diese Typologie differenziert nach den Formen des Stabes, daher zeigen sich ursprüngliche Eigenschaften des Materials oder der Kräfte nur angedeutet oder indirekt. Äußerlichkeiten wie Krümme oder Knoten lassen ursprünglich auf ein biegsames Material oder ein hohles Rohr schließen, sie können jedoch auch konstruktiv bedingt sein, etwa indem eine Krümme auf ein Rohr aufgesetzt wurde.
Griechischer Kerykeion 38) und römischer caduceus 39) sind im Prinzip identisch, werden jedoch über die Jahrhunderte äußerst unterschiedlich dargestellt. Je nach Genauigkeit einer Darstellung ist es schwer oder auch unmöglich ähnliche Symbole zu unterscheiden: zwei Spitzen könnten Triebe sein, eine Mondsichel, stilisierte Schlangen 40). Die Darstellung mit zwei Schlangen - bis heute Zeichen der heilenden Berufe - ist die jüngste und vieldeutigste, sie vereint: den Äskulapstab, den Patriarchenstab Kerykeion, den Bischofstab von Otto von Bamberg
, den Caduceus von Hermes, Merkur, Turms, die Stäbe von Moses und Aaron, die Stäbe der ägyptischen Pharaos und Magier. Ob der Schlangenstab in Ägypten (dem Mutterland der Magie und Chemie) wurzelt oder in Mesopotamien 41) sei dahingestellt. Allerdings ähnelt das Keilschriftzeichen für Schlange (BU) dem WAS-Zepter; die gegabelte Spitze stellt deutlich eine doppelzüngige Schlange dar.
Ältere Darstellungen zeigen Halbkreise und Kreise, die sich als Sichel, Mond, Sonne oder Acht deuten ließen. Die Vielzahl der Caduceus-Formen hat de Waele
zusammengestellt und geordnet 42) und führt die abstrahierten geometrischen Formen letztlich zurück auf den `gegabelten Ast´, dessen lange Zweigspitzen mehr oder weniger gekrümmt, gebogen, verzwirbelt wachsen oder so geformt werden. Stäbe, denen diese natürliche Form des Astes noch anzusehen ist, führt der etruskische Reisegott Trums
und selten sind sie auch in griechischen Motiven zu finden 43). Die verzwirbelte Astgabel dient oft auch als Symbol für den Blitz 44).
Zweckoptimierte Formen am Beispiel von Gerätestielen
Eschenholz wird für die Stiele von Schaufeln, Hacken und Hämmer verwendet, also für große Kräfte. Aus leichtem Lindenholz werden Stiele für Besen, Rechen und andere Geräte mit geringem Krafteinsatz gefertigt. Linde, Buche, Esche eignen sich nicht für den ständigen Einsatz im Außenbereich. Krafteinleitung, Ergonomie und Materialeigenschaften führen zu zweckoptimierten Formen und Dimensionen sowie zu unterschiedlichen Schäftungen.
Hinweise zur Tabelle:
D Durchmesser, Maße in mm, Knopf: Verdickung der Handhabe, Konus: Verdickung im Schuss
Werkzeugstiel | Handhabe | Schuss | Zwinge | Länge | D Handhabe | D max |
---|---|---|---|---|---|---|
Druck & Zug | ||||||
Besenstiel | gerade | stumpf | 1.600+-200 | 24 | 24 | |
Gerätestiel | Knopf | (Konus) | gespitzt | 1.800+-400 | 28 | 28 |
Heben | ||||||
Schaufelstiele | Knopf | gebogen | stumpf | 1.400+-100 | 40 | 40 |
Druck & Heben | ||||||
Gabelstiele | Knopf /T | gebogen | gespitzt | 1.600+-200 | 36+-3 | |
Spatenstiele | Knopf/T | (gebogen, Konus) | 1.000+- 50 | 40+-2 | ||
Schlagen | ||||||
Beilstiele | Knopf | fast gerade | Kuhfussform | 450+-50 | 25+-3 | 55+-5 |
Axtstiele | Knopf | fast gerade | Kuhfussform | 800+-200 | 28+-2 | 60+-5 |
Spaltaxt | Knopf | fast gerade | Kuhfussform | 850 | 40+-4 | 65+-5 |
Hammerstiel 100-400 g | Knopf | geschweift | oval | 290+-30 | 11+-2 | 20+-3 |
Hammerstiel 500-1.000 g | Knopf | geschweift | oval | 340+-20 | 17+-2 | 28+-2 |
Fäustelstiel 1-2 kg | Knopf | geschweift | oval | 280+-20 | 20+-2 | 34+-3 |
Vorschlaghammer 3-15 kg | Konus | 750+-150 | 29+-5 | 50+-8 | ||
Kreuzhacke | Knopf | Konus | verdickt | 1.000+-50 | 40+-5 | 70+-5 |
Die Bezeichnungen für Stäbe
Begriffe, Beschreibungen, Abbildungen und untersuchte Artefakte beleuchten Stäbe mehr oder weniger vollständig, so dass sich die Quellen gegenseitig ergänzen müssen. Die Begriffsfelder enthalten semantische Informationen, die den Stab in unterschiedlichen Relationen bezeichnen:
- als Hinweis auf das Gehölz,
also Holz oder Rohr, Stamm, Schößling oder Ast; - als Analogie zur Wuchskraft des Gehölzes (immergrün, blühend, kraftvoll, aufschießend)
Zwiesel, Lebensrute; - als Hinweis auf die zweckoptimierte Gestalt,
also Stange, Rute, Gabel, Dreizack, Knotenstock u.a. - als Analogie zur menschlichen Gestalt wie etwa
die Gabel, der verlängerte Arm, die Keule als Faust, die Krücke als Ersatz; - als Hinweis auf primäre Handlungen durch Kraft wie
schlagen, stampfen, stechen, stoßen, stützen, werfen, ziehen usw. - als Hinweis auf die primäre Nutzung als Werkzeug, also beispielsweise
ein Werkzeug zum Sammeln und Jagen wie der Grabstock und das Wurfholz;
ein Feldwerkzeug wie Heugabel, Furchenstock, Dreschstange;
ein Werkzeug zur Viehhaltung wie Ochsenstachel, Krummholz;
als Wanderstab zum Stützen beim Gehen (stapfen, engl. step < indogermanisch steb(h)-); - als Hinweis auf die sekundäre Nutzung als Waffe
wie etwa ein Dreizack, Stachelholz, Keule; - als Hinweis auf neue Nutzungsmöglichkeiten, etwa als
mechanisches Werkzeug, Behälter, Tragehilfe, Messhilfe, Medizin u.a. - als Oberbegriff (Kategorie) für sich selbst, also verallgemeinernd als
der Stock, die Rute, das Rohr, die Stäbe.
Bei allen Übergängen zeigt im Deutschen `Stock´ ältere Wortwurzeln und verweist in der Regel auf natürliche rohe, grobe, Formen. Der Stock bleibt in seiner ursprünglichsten Form erkennbar, wenn Nebenbedeutungen auf Holz, Stamm, Wurzel, Ast, Zweig, Schößling verweisen (s.o.). Das hebräische ʽez/ʽes bedeutet Baum, aber auch Schaft und Speer; das griechische xýlon bedeutet Holz, aber auch Knüppel; das hebräische maqqel bedeutet Ast, aber auch Stab.
Mit dem Bezeichnen des Primärzwecks - also etwa der ortsfesten Verwendung als Stecken, dem Schlagen mit Keule oder Knüttel, dem Stützen mit der Stange, dem Stoßen mit Spieß, Gabel, Speer - ist eine Bearbeitung als Werkzeug zu erkennen; der Stab unterscheidet sich damit sachlich und begrifflich vom rohen Stock. Zugespitzt ließe sich formulieren: das Begriffsfeld um den Stock ist botanisch bestimmt, das Begriffsfeld um den Stab dagegen handlungsorientiert und zweckgerichtet, also technisch.
- Im Lateinischen werden drei von fünf Begriffen - baculum, fustis, pertica - auch im Sinne von `Dreschflegel´ benutzt und betonen so die frühe Bedeutung dieser Anwendung 45), die auch alttestamentarisch erwähnt wird (Richt. 6:11; Ruth 2:1; Jes. 28:27), dort ähnlich auch zum Ernten von Oliven (5Mo 24:20; Jes 17:6;24:13).
- Über ihren primären Zweck als Werkzeug hinaus werden Stäbe häufig als Transporthilfe und Behälter 46) verwendet. Das altgriechische `ζυγός zygos´ umfasste mit den Bedeutungen `Gabel, Tragstange, Schultertrage, Joch, Bügel´ eine ganze Reihe von Tragwerkzeugen.
- Im Unterschied zum Deutschen finden sich in manchen Sprachen 47) häufiger Hinweise auf den Stab als Messwerkzeug, etwa für (z.B. Länge, Pegel, Volumen).
Virga, die Lebensrute
Der Gebrauch der Lebensrute als Mittel, die Kraft der Pflanze zu übertragen, findet sich auch in anderen Begriffen für Stäbe:
- Im sizilianischen Dialekt bedeutet `verga´ heute noch `Hirtenstab´. Die Ähnlichkeit von `Virga´ mit `virgo´ (Jungfrau), `vir´ (Mann), `viridere´ (grün) führt zu einer gemeinsamen ursprünglichen Bedeutung `jung, grün, lebendig´, so dass `verga´ nichts anderes ist als der junge und noch grüne Stock, der sich biegen lässt 48). Aarons blühender Stab - der Mandelzweig (Num 17,18) - wurde lateinisch mit `virga´ übersetzt und galt im Mittelalter als Symbol der wunderbaren Geburt Christi aus der Jungfrau Maria. Es fällt auf, dass der Krummstock nie als Waffe benannt wurde.
- Das griechische Narthex könnte mit nartaka verwandt sein, welches im Sanskrit vieldeutig bezeichnet: Schilfrohr, eine Waffe aus dem Mythos, einen Herold, eine Tänzerin, die sich bewegt wie ein Schilfrohr im Wind und führt zur indogermanischen Wurzel ner-1(t)-, also ('magische) Lebenskraft'; `Mann', zu der auch die Namen `Nero´ und Nerthus, eine germanische Göttin, gehören.
Wortwurzeln der Begriffe
Sprache | Begriff | ig. Wurzel | Bedeutung | |
---|---|---|---|---|
Deutsch | Stock | (s)teu-1 *(s)teug- | `stoßen, schlagen; Stumpf abgeschlagener Ast, Stamm´ | |
Deutsch | Stecken | steig- | stechen | ortsfest wie Pfahl, Pfosten |
Deutsch | Stange | (s)teg-2 | die Länge betonend | |
Deutsch | Stab | steb(h)- | stützen, stemmen, stampfen starr, festwerden, halten, hindern | Kraft, Stärke, Gewalt |
Deutsch | Rute | u̯(e)rād- u̯erəd-, u̯rəd- | Zweig, Rute, Wurzel | |
Deutsch | Keule | *geu-, gū- | biegen, krümmen, wölben | > Kugel |
Deutsch | Knüttel | gn-eu-t- | etwas verdicktes | > Knotenstock |
Deutsch | Krücke | ger-3 > greu-g- *krukjō(n) | `drehen, winden´ sich krümmen, kriechen | > Krummstab |
Deutsch | Gabel | ghabh(o)lo- | Astgabel, Gabelung, Gabel | > Dreizack |
Deutsch | Ger | *ĝhaiso > *gaiza | antreibend > Gerte Speer, Wurfspieß |
|
Deutsch | Speer | (s)per-1 | verspreizen, stützen stemmen, sperren | > Sparren |
Latein | Baculum | bak- | stützen, stechen, stoßen, schlagen | als Gegenteil von schwach, zerbrechlich Pegel als Maßstab |
Latein | Fustis | bhā̆u-1 | schlagen, stoßen | > Strunk, Knorren, Stumpf |
Latein | Pertica | perth- | Stange, Schößling | Weinstock |
Latein | Pedum | pē̆d-2, pō̆d- | Fuß, gehen, fallen | Fuß als Maß |
Latein | Stimulus | ĝhasto-1 | Rute, Stange | > Hasta, Gerte, Meßrute |
Latein | Virga | Hirtenstab |
Stäbe in anderen Sprachen
Deutsch | Engl. | Franz. | Latein | Griech. | Russ. | Norw. | Hebräisch |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Stock | stick | canne | scēptrum | σκῆπτρον skêptron | ски́петр skípetr | stock | מַקֵּל maqqél 1Mo 30:37 1Sa 17:43 shärvet, schévet 3Mo 27:3 |
Stecken | stake | bâton | radius | τρίστεγον tristegon | прут prut | pinne | motil > Metajel (Wanderer) > `Last, beladen´ |
Stange | rod | rondin barre | pertica | δορᾰ́τιον | стержень stérženʹ | stang | mot(ah) `Tragstange´ 1Kön 8,8 מטּה mattéh `Stamm´ Jes 28:27 |
Stab | staff | bâton | baculum | ῥάβδος rhabdos βάκτρον bactron | брусок brusok | stav | שֵׁבֶט ševæṭ 2Sa 18:14; 21:19 mischʽéneth Ri 6:21, 2Kö18:21 |
Rohrstock | cane | canne rotin | canna | νάρθηξ narthex | камышо́вая трость tróstʹ | kjepper | קנה kane shot, s(h)vot |
Rute | ferule | verge | virga | νάρθηξ narthex | прут prut | ris riset | זנב zanáv |
Keule | club, bat | batte massue | clava | ῥόπαλον robalon | дубина dubína | klubba | תּוֹתָח tôtāḥ > `zerlegen´ |
Knüttel | cudgel | gourdin massue | fustis | σκύταλον skutalon | дуби́на dubína | knoke | Matt. 26:47, 55 |
Krücke Krummstab | crook | crosse | lituus | ῥάβδος rhabdos | клюка́ kljuká | krykke | kaw, auch Hohlmaß, 1-2 l |
Gabel | fork | fourche | vara, furca | ζυγός zygos | вилка vílka | gaffel | masleg, kilschon `Heugabel´ |
Dreizack, -zahn | trident | trident | tridens fuscina | Τρίαινα Thrinakíe | Трезу́бец | trefork | טריידנט Trident 2Sa 18:14 |
Spieß | goad, pike | pique | stimulus | λόγχη logchē | копьё kopʹjó | spyd | כִּידוֹן kîdôn, kajn 1 Sam 17,6-7-45 |
Speer | spear | lance | hasta | δόρυ dory | копьё kopʹjó | spjut | חֲנִית ḥǎnît רֹמַח1 Sam 26,16 romaḥ 1 Chron 12,8 hastate |
Ast | branche | branche | ramus | φρύγανον phrýganon | сук súk | gren | onaf |
Zweig | twig | brindille | ramus | τρίβος tribos | ве́тка vétka | kvist | Chotär > `hacken´ |
Schilfrohr | reed | roseau | calamus arundo | κάλαμος kalamos | камы́ш kamýš | takrør | קנה kanäh Ssuf |
Für das hebräische maqqel finden sich 18 Belege im Alten Testament 49):
- mit Bezug zum Baum (maqqel säqed Jer 1,11 )
- zur frisch geschnittenen Rute (Gen 30,37-41)
- für den leichten Wanderstab (Gen 32,11; Ex 12,11)
- die Rute zum Antreiben des Esels (Num 22,27)
- den Hirtenstab (1Sam 17,40.43; Sach 11,7.10.14)
- als Waffe (maqqel yäd `Lanze´ ?) (Ez 39,9)
- als Herrschersymbol (mattreh) (Jer 48,17)
Der Stab als Werkzeug der Informationstechnik
Informationen | durch | Beispiel |
---|---|---|
… erfassen | Tasten | Langstock |
… erfassen | Vergleichen | Elle, Jakobsstab/Stephanom, Meßstab Gewichtsteine mit Balkenwaage |
… erfassen | Messen | Setzwaage (gr. diabetes, auch: Zirkel) lat. radius `Stecken´ gr. tornos (Kreisstift) mit Messschnur (gr. stathme) babyl. (Seil-)Ring kippatu und Stab hattu hebr. 50) Seil petîlāh in V 18; petîlîm in V 25; Stab mataeh, Siegel hôtām |
… erfassen | Skalieren | Lineal (gr. kanon), Zollstock, Messlatte |
… anzeigen | Vereinbarungen | Schulzenstab als Einladung mit Kerben als Zeichen des Erhalts |
… anzeigen | Systemwissen | Zeiger, Polstab (Sonnenuhr) Skiotherikós Gnomon Richtungsweiser … |
… verarbeiten | Systemwissen | Abakus |
… speichern | Systemwissen | Buchstabe, Runenstab, Eibenstäbe mit Ogham-Schrift, Kerbholz (lat. festuca, -notata) |
Beim Vergleichen ist zunächst der Mensch selber das Maß aller Dinge; es entstehen Faustregeln wie Klafter, Elle, Fuß usw.
Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein Messen. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich 51). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann.
»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« 52) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« 53) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen Veden (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier Richtungsgottheiten (Dikpala, Lokapala) wie Agni
(Süden, āgneya), Kubera
(Norden, uttera), Yama
, Indra
. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott Marduk
trägt Messseil und Messstab 54), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde 55).
Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als Längenmaß mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische qanu und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische xaváv und schließlich als kanon ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe 56). Als canna blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als canne ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.
Die Rohrabschnitte wurden als Behälter für Flüssigkeiten genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l 57).
Mit Stab und Seil wird das Unterteilen von Flächen möglich 58); mit dem Stab als Polstock lässt sich ein Kreis schlagen; mit dem Stab als Schattenstab eine Sonnenuhr konstruieren und die Himmelsrichtungen festlegen (siehe Lituus). Der älteste Schattenstab (Gnomon) für astronomische Messungen wurde in Taosi (China) ausgegraben und auf ca 2.3000 vor Chr. datiert 59).
Der Stab als Medium der Kommunikation
Bis ins 19. Jahrhundert ersetzten Zeichen und Riten das Lesen und Schreiben. Wollte der Dorfschulze die Gemeinde zusammenrufen, so ließ er einen geschälten Weidenast von Haus zu Haus gehen, in den jeder seine Hausmarke bestätigend einritzte: »De Knüppel geit um« 60). Dieser Brauch scheint uralt zu sein, denn er findet sich von Litauen bis Island 61) als:
- Schulzenhand, Schulzenkeule in Pommern, Schulzenstock in Siebenbürgen;
- Kringel, Kriwule, Grivule in Ostpreussen;
- Kull(e) in Ostpreussen, Klapak (Köppel, Schlägel) bei den Sorben, Kunna in Polen, Klucke, Kluka (`Krummholz´) in Pomerellen und Tschechien;
- buokafli auf Island, buthkafli in Skandinavien, budstikke in Norwegen;
- Nabastock (> Drehholz, Nabenstock), Tingvol in Schleswig.
Seine Bedeutung hat er als Botenstab, weil er ein Gebot darstellt, doch mahnt er durch seine bäuerlich-derbe Form auch an Gewalt. Als »kafli« verweist er auf eine Urform `Kiefer´, die sich in den gekrümmten Formen von Kringel und Kriwule erhalten hat 64). Als Amtszeichen wurde er zum baculus nuntiatorius oder tabellarii, zum Kerykeion und Caduceus.
Der Stab als Träger von Zeichen
Wer das Symbol deutet, tut es auf eigene Gefahr. Oscar Wilde (1854 - 1900)
Die »Kommandostäbe« 65) oder Lochstäbe aus Knochen 66) wurden vielfach, jedoch meist wenig überzeugend interpretiert als Trommelstock, Pfeil-, Speerstrecker, Gerät zum Korbflechten oder Leder bearbeiten, Schleudergriff, Gewandschließe, Spitzhacke 67), Jagdwaffe.
Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches Wissen.
Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ 68) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig 69):
- Als Ikon aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes „1“ verbunden oder mit „Finger“ oder mit „diese Richtung“.
- Als Symbol ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen.
- Als Index verbindet sich das Zeichen über eine als kausale Relation mit einem realen einzelnen Objekt in dessen Raum-Zeit-Existenz, also etwa ein konkreter Fund, dessen Beschreibung, Abbildung, Bemaßung, Katalogisierung.
Index sind beispielsweise
- 80.000 Jahre alte Funde von Kerbstäben in Namibia lassen sich als Zählmarken deuten 70).
- 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren 73).
- Der Lochstab von Grube-Rosenhof 74) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.
Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben. - Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden 75).
Als Symbol ist die Deutung nur möglich, wenn die soziale Konvention bekannt ist. Je weniger Symbolgehalt den Zeichen zugeschrieben werden kann, desto wahrscheinlicher speichern die Zeichen jedoch Informationen 76):
- Zählkerben sind die einfachste Deutung für Striche 77).
- Äquidistante Kerben lassen sich als Maßstab zum Messen deuten.
- Strukturierte Anordnungen von Kerben können Dekoration (Symbol) sein oder auf eine Systematik hinweisen.
- Kerbanordnungen in Spalten und Zeilen können entweder
als Beobachtungsprotokoll gedeutet werden (z.B. Tage zwischen den Mondphasen oder Menstruationszyklen), dann stehen Kerbe & Nichtkerbe für Ja & Nein auf einem Zeitstrahl und die Gruppe für Tage oder Vollmondzyklen;
oder als Rechenwerkzeug (z.B. Additionstabelle), dann entsprechen den Kerbengruppen Ziffern.
Kelley, D. H.
,Milone, E. F.
Exploring ancient skies: An encyclopedic survey of archaeoastronomy.
New York 2005: Springer. S. 74-77
Der Stab als Kennzeichen für Gruppenzugehörigkeit
In der griechischen Mythologie schenken die Musen dem Hirten Hesiod
einen Krummstab zum Führen und Lenken 78). Die griechische Göttin Athene
schenkt dem blinden Theiresias
einen Krummstab als Blindenstock 79). Das σκῆπτρον skeptron (> Zepter) der griechischen Sänger legitimerte deren Auftritt vergleichbar dem rhabdos der Barden (rhapsodos). Jesus befahl den Aposteln ihren Stab zu nehmen und sandte sie in die Welt hinaus den Glauben zu verbreiten (»Aussendung«). Die Nachfolger der Apostel waren über Jahrhunderte hinweg »Gesandte Gottes« 80), also Wanderprediger, die »per pedes apostolorum« den Stab als Wanderstock führten, bis die stabilitas loci zur Seßhaftigkeit rief und der Wanderstab in die Ecke gestellt wurde. Die irischen Wandermönche des Mittelalters führten den Krummstab und verbreiteten dieses Symbol in weiten Teilen Europas 81).
An Stäben war erkennbar, ob jemand zu einer bestimmten Gruppe gehörte oder auch nicht. Dann dient der Stab als Kennzeichen im Sinne einer reinen Information über den Stabträger:
- Der Äskulapstab kennzeichnete heilende Berufe, Ärzte und Apotheker 82).
- Der weiße Bettelstab, baculus mendici, im Schwedischen hieß der Bettler stafkarl, Stabkerl 83).
- Der Knotenstock (»Stenz«, Knüttel, Knotenholz) kennzeichnete wandernde Gesellen.
- Der
Danda
`Stock´ als Kennzeichen indischer Wandermönche `Dandin´ - Der Waller- oder Pilgerstab kennzeichnete Wallfahrer oder Reisende.
- Der Ziegenhainer kennzeichnete Studenten.
Der Stab als Auszeichnung, Rechtssymbol und Insigne
In manchen Sprachen findet sich ein expliziter Begriff für `Stabträger´ 84) . Dann ist der Stab mehr als ein Kennzeichen und eine Auszeichnung mit Rechten oder eine Ausgrenzung mit Rechtlosigkeit. Die Gültigkeit der Zuordnung leitete sich dabei von einer hierarchisch höheren Macht ab; der Stab ist daher Insigne, die gegeben und entzogen werden kann.
- Als Zeichen für erweiterte Rechte für Befehlshaber als Kommandostab (Stabsoffizier), Marschallstab.
- Als Zeichen für Rechtsprechung: Den Stab zu zerbrechen, beendete einen Zustand, also einen Auftrag, ein Rechtsverhältnis oder ein Urteil des Richters. 85)
- Als Rednerstab Zeichen für das Rederecht des Redners vor einer Versammlung.
- Als Zeichen für beschränkte Rechte:
Ein weißer Stab kennzeichnete immer ein außergewöhnliches Rechtsverhältnis:
der Bettlerstab (Lasterstab) war weiß (»an den weißen Stab kommen«, besagt eine alte Redensart),
Verstoßene erhielten einen weißen Stab,
aber auch Büttel, Boten und Botschafter, weil sie auf fremdem Territorium rechtlos waren,
ebenso Wächter an Schwellen nach außen 86). - Als Zeichen der Schwäche die Krücke oder Stütze für Alte und Gebrechliche und damit einhergehend dem Verlust von Rechten. Im germanischen Rechtssystem war nur der »ungestabte« rechtlich vollwertig.
Der Stab als Zeichen für Macht und Herrschaft
Als Zepter wird der Stab zum Zeichen für die oberste weltliche Macht von Herrschern, Priesterkönigen und Gottkönigen. Einerseits zeigte das Zepter die Aufgabe des Königs sein Volk wie ein Hirte zu behüten. Andererseits wurde davon die delegierte Macht (»im Namen des Herrn«) abgeleitet und gleichfalls durch (geringere) Stäbe als Insignien symbolisiert. Indem sich der Besitz eines Zepter von einem höheren Wesen ableitet, wird es schwer, dessen Gültigkeit anzuzweifeln. Derart verbinden sich weltliche und geistige Macht und deren Machtinhaber (engl. rulers & dignitaries).
Der Begriff Zepter ist ein Lehnwort aus dem Griechischen σκήπτω `stützen´ und σκίπων, σκῆπτρον skeptron `Stab´. Wie die deutschen Begriffe `Schaft´ und `schaben´ führt dies zurück auf indogermanisches `(s)kā̆p-´, also `mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten´, hier im Sinne eines abgeschnittenen Astes als Stab. Seine Bedeutung als Zeichen für absolute Macht im Sinne von `Zepter´ erfolgte in Europa in der römischen Antike, wo zuerst das `scipio eburneus´ 87) als Insigne der `viri triumphalis´ erscheint, hatte sich also bereits vor 2.500 Jahren als elfenbeinerner Stab weit entfernt von einem ursprünglichen Ast.
Älter ist das Zepter in den altorientalischen Gesellschaften. Herrschaft bedeutete zwischen Nil und Euphrat den Zugang zum Wasser zu kontrollieren. Ägyptische Göttinen tragen ein Papyruszepter mit glatten Blütenrändern, Götter einen Lotosblütenstab mit gezackten Blatträndern, weil die Wasser-Hieroglyphe gezackt ist. Auch die Bibel weist ein breites Spektrum von Insignien und Zepter auf 88). Gab man jemandem aber ein Zepter aus Rohr, so machte man ihn lächerlich 89).
In den europäischen Waldgebieten konnte es ein solches zentrales System nicht geben. Der Herzog oder König zeigte hier stattdessen das eiserne Schwert und der nordische Gott Thor
führt den Hammer als geschäftetes Werkzeug und Waffe.
Der Stab in Ritus, Kult, Magie
Vor den Eiben kein Zauber kann bleiben. K.F.W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexcon
Auf Glaubenssysteme und spirituelle Aspekte weisen Handlungen in unterschiedlichem Grade hin, etwa:
- als Abwehr- oder Gegenzauber
Eine bestimmte Rute zum Schutz vor »bösen Geistern« im Stall, über der Haustür, auf dem Misthaufen.
Noch im Mittelalter kämpften die italienischen Benandanti 90) als Boten des Guten mit den Stängeln des Riesenfenchels gegen Hexen.
als Lebensrute
zum Beschwören der Fruchtbarkeit von Vieh und Feld 91) vor und nach dem Winter von Knecht Ruprecht zu Sankt Martin oder am Walburgiabend schützt das Vieh über den Winter bis zum Frühjahr, dann erfolgt das Austreiben mit derselben Rute. - als Grabbeigabe:
Hacke, Keule, Speer, Stab, Waage. - als Kultgerät (instrumental)
wie Pilum im Geburtsritus, Lituus, Bacchos (eleusinische Mysten) und Thyrsos (Dionysien) für die Teilnehmer; hasta fetialis, mit der die römischen Priester (Fetialen) einen Krieg erklärten; als Zerschmetterer wie die Mörserkeule (pilum) als Blitzsymbol des Jupiter (`Der Zerschmetterer´) und des Blitzgottes Pistor (`Der Zerstampfer´) 92). - als Wünschelrute (lat. virgula furcata, engl. dowsing rod)
zum Finden oder Wiederfinden; - als Hilfe zum Wahrsagen
bei der Rhabdomantie mithilfe von Stäben (griech. ῥάϐδος rhabdos `Stab´); - als Zauberstab (lat. virga thaumaturgica, engl. wand)
zum Beschwören 95), wie ihn die griechischen Götter nutzen:
Athene
verwandelt Odysseus in einen Bettler 96);
Kirke verwandelt Odysseus' Männer in Schweine 97);
aber auch zum Erwecken der Toten mit dem Schlangenstab (pharaonisches Ägypten) bis zur Auferweckung des Lazarus durch Christus 98) - als Reittier (Hexenbesen).
Dieses Spektrum spiegelt eine Hierarchie der Benutzer:
Eine Lebensrute kann sich jeder suchen und damit sein Vieh schlagen;
die Grabbeigabe wird von den Glaubensvorstellungen der Gemeinschaft geprägt;
das kultische Instrument setzt Zugehörigkeit zum Kult sowie Kenntnis der und Teilhabe an den Riten voraus;
der erfolgreiche Einsatz der Wünschelrute setzt eine gewisse Disposition des Benutzers voraus;
aber nur Berufene wie Hohepriester, Seherinnen, Schamanen in Zentralasien und Nordamerika (Poro) 99) können über den Zauberstab verfügen, wie dies in Goethes Zauberlehrling sehr anschaulich geschildert wird.
In der »weißen« Magie ist der Zauberstab kein Zeichen, an ihm hängen keine Rechte und er steht auch nicht für Macht, denn die magische Wirkung ist dem Stab nicht immanent, sondern dieser vermittelt lediglich zwischen seinem Benutzer und höheren Mächten, setzt also Glaube, Fähigkeit und Bereitschaft voraus. In der Bibel tadelt Gott den Moses, weil er den Stab für ein Wunder nutzt, wo doch seine Hand genügt hätte.
Daher ist der Zauberstab auch nicht heilig und kein Gottesstab, sondern ein in der Natur verfügbarer, der sich jedoch durch besondere Eigenschaften auszeichnet und in ritualisierter Weise gefunden, geschlagen, hergestellt wird 100).
Der Stab als Attribut des Göttlichen
Als älteste nachweislich religiöse Ikone Amerikas gilt der »Stabgott«, der vielfach in den Anden zu finden ist und dessen ältester Beleg - ein Kürbisfragment - auf 2.250 BC datiert wurde.
Mathieu Viau-Courville
Spatial configuration in Tiwanaku art. A review of stone carved imagery and staff gods.
Boletín del Museo Chileno de Arte Precolombino. 19.2 (2014) 9–28
^ Kultur^ Archetyp^ ^Ur-Funktion^ Stab^ Merkmale^ Vorläufer ^
ägyptisch | Osiris | Vegetationsgott | Krummstab | Wedel | ||
phönizisch | Astarte | |||||
hebräisch | Aaron | Hohepriester | Schlangenstab Aronstab | Ferula blühender (Mandelholz)stab | ||
etruskisch | Turms | Bote | Astgabel | |||
griechisch | Asklepios | Heiler | Äskulapstab | Schlangen | ||
griechisch | Chronos | |||||
griechisch | Circe | Zauberin | Zauberstab | |||
griechisch | Hermes | Bote | Botenstab | |||
Iris | ||||||
römisch | Bacchus | Weingott | Thyrsos | Fenchelstängel | ||
römisch | Merkur | Marktschützer | Caduceus | Hermes | ||
römisch | Janus | liminal deitie | Stab | Schlüssel | ||
römisch | Urania | Muse der Sternenkunde | Zeigestab | Himmelskugel | ||
christlich | Christophorus | Träger | ||||
germanisch | Hertha | Erdgöttin | Baldrianrute | Blüte, hohl | Frau Holle | |
Stäbe und ihre Kulturräume
Der Wanderstock gehört zu den selbstverständlichen Dingen; er kann dem Einzelnen bedeutsam sein, aber er scheint nirgends als Wanderstab kulturelle Bedeutung erlangt zu haben. Mag er als individuelles Werkzeug noch so nützlich gewesen sein, so bekam er nur als Pilgerstab vorübergehend eine weitgehend wertneutrale, kennzeichnende Bedeutung.
Individueller Nutzen begründet anscheinend keine kulturelle Bedeutung. Der Stab des Hirten ist jedoch nicht nur individuelles Werkzeug, sondern Kennzeichen einer Berufsgruppe, die als Hüter des Viehs Verantwortung für Gruppe und Gemeinschaft übernimmt. Der krumme Hirtenstab wurde von seiner Erfindung vor rund 11.000 Jahren zum ägyptischen Herrscherstab und schließlich zum heute weltweit bekannten christlichen Symbol.
Älter könnte das Zepter sein, als Waffe des Herrschers und als Zeichen seiner Macht: `Es kann nur einen geben´.
Auch esoterisches Wissen wurde von einer Minderheit gehütet und war mit Macht verbunden. Sofern diese Gruppen kennzeichnende Stäbe trugen, sollten sich diese auch als Werkzeug deuten lassen. Da Riten und Kulte eher im Verborgenen stattfanden, führen solche Deutungen zu Vermutungen und Hypothesen, etwa:
- Ring und Stab des baylonischen Stadtgottes könnten Messseil und Messstab für Vermessungen gewesen sein;
- der Lituus könnte ein Schattenstab im Indischen Kreis für das Ermitteln der Himmelsrichtungen gewesen sein;
- die Ferula der Magier und Hohepriester war Behälter für Drogen im medizinischen Sinne;
- der Taustab des Pharao könnte ein Werkzeug zum Schlangenfang gewesen sein;
- der Stab der germanischen Seherinnen könnte … ?
Der Stab bei den Germanen; Seiðr-Stab, Gandr, Waller
Ein den antiken Herrscherstäben in seiner Bedeutung vergleichbarer Stab ist bei den keltischen und germanischen Völkern nicht zu finden, auch kein »Gottesstab«: Thor führte den Hammer, die Könige das Schwert. Der Stab war dabei ein profaner Stiel.
Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als völva `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.
Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische walu-berа `Stabträger´ 101), ein »Fahrender Mann, Wanderer, Pilger, Wallfahrter« oder Waller, daher auch `Wallfahrt´. `vǫlr´ und got. walus `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' 102).
Der ostfriesische wālrīder, wōlrīder, der im Saterland als weibliche walriderske und in Westfalen als walrieske ist analog zu walubera ein 'stockreiter', ein Nachtgespenst.
Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von Erik dem Roten erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und Eisen aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten 103). Die meisten 104) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus Eisen, 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden 105). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird 106).
Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf 107) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:
»Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.« 108) sowie in Ostpreußen 109) und Westfalen als Klingelstab 110).
Mehr als dreitausend Goldbblechfiguren »guldgubber« aus Schweden, Dänemark und Norwegen zeigen Männer und Frauen in unterschiedlichen Positionen - das häufigste Attribute ist der gerade Stab, 474 Exemplare zeigen Stabträger, meist Männer, meist mannshoch, selten kurz. Nur einmal hält eine Frau einen kurzen Stab 111). Ratke vergleicht die Symbolik mit anderen Quellen wie Brakteaten, Literaturquellen, Abbildungen aus dem Sachsenspiegel und Kenningars un dkommt zu interessanten Ergebnissen:
- Ein kurzer Stab lässt sich als Rechtsstab deuten, wie er im ältesten Rechtsbuch, dem Gulaþingslög erwähnt wird (vor 1164).
- Der kurze Stab der Frau kann als magischer Stab gedeutet werden, zumal er eine Verdickung aufweist 112).
- Halbhohe Stäbe in ikonographischen Vergleichsquellen stehen fast immer für »weise Handlungen, weiser Rat, gerechte Behandlung, ein Urteil« - mannshohe Stäbe sind dort nicht zu finden.
- Stab/Pfahl und Mann stehen in Kenningars immer für Schutz oder weisen Rat, insbesondere gegen Schlangen.
- Stab und Frau finden sich nur einmal in Kenningars als »Stab des Irrlichts« (tróka fenglókar).
- Stab und Pfahl finden sich auch im Zusammenhang mit Beerdigungen 113).
Die einfachste Erklärung wäre allerdings, den langen, einfachen Stab als Wanderstab zu deuten und die ihn betreffenden Goldgubben in einen entsprechenden Deutungszusammenhang zu stellen: als Amulett, als Opfer vor der Reise.
Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch
Der Lituus des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab ohne Knoten mit leicht verdickter Handhabe 114). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur 115) zur Deutung des Vogelflugs 116). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos 117). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt 118). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben 119). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen 120). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der Himmelsrichtungen, nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden 121).
Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen 122). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott 123).
Es gibt keinen Hinweis, dass sich der Lituus von einem Hirtenstab ableiten lässt: als funktionales Werkzeug ist er dafür zu kurz und die Krümme ist zu stark. Etymologisch sind Name und Hieroglyphe sehr stabil und weisen gleichermaßen auf eine Bedeutung um `Vorhersehen, Deuten, Erkennen´.
Schattenstab und Indischer Kreis
Spekulieren ließe sich über einen instrumentellen Einsatz als Gnomon (Schattenstab), allerdings nicht für eine Sonnenuhr, denn für diese genügt ein einfacher Stab, der ortsfest und geneigt durch die Richtung des Schattenwurfs auf einer Skala die Tageszeit anzeigt. Komplexere Anwendungen wie den Umgang mit Gnomon und Polos sowie die 12-Stunden-Teilung des Tages haben die Griechen von den Babyloniern übernommen 124).
Mit dem Lituus wurden jedoch die vier Himmelsrichtungen festgelegt, auch als Grundlage für das Anlegen von Siedlungen und Feldern 125) Himmelsrichtungen sind nicht naturgegeben, sondern ein Denkmodell, das den Stand der Sonne und der Sterne zugrundelegt. Überall dort, wo Gräber, Megalithbauten, Tempel, Pyramiden sehr genau nach den Himmelsrichtungen angelegt wurden, muss es auch ein präzises Messverfahren gegeben haben. Ein solches ist als »indischer Kreis« aus der späten Antike überliefert und nutzt auch einen Schattenstab 126). Eine entsprechende Anlage scheint auf der türkischen Insel Kekova erhalten zu sein 127).
In seiner einfachsten Form kann dieses Verfahren überall im Laufe eines sonnigen Tages durchgeführt werden; die Optimierungen steigern die Genauigkeit. Ziel ist es, vormittag und nachmittags die beiden Punkte zu markieren, an denen das Schattenende des Stabes exakt auf einem Kreisradius um den Stab liegt.
- Das setzt auf jeden Fall voraus, dass das Ende des Schattens gut erkennbar ist, also Sonnenschein zu beiden Zeitpunkten. Zieht man mehrere Kreise mit tornos (Kreisstift) und stathme (Schnur), wird das Verfahren weniger störanfällig gegen Wolken.
- Das Stabende des Lituus fokussiert durch seine Form den Schattenwurf.
- Die Schattenlänge des Stabes bestimmt den Durchmesser des Messkreises. Beispielsweise wirft ein Stab von 0,7 Metern Länge am 30. Oktober um 9 Uhr morgens in Zürich einen Schatten von 2,16 Metern Länge 128).
- Der Stab muss genau senkrecht aufgestellt sein, also wäre ein Lot (staphyle) hilfreich.
- Ein perfekter Kreis verlangt einen ebenen und horizontalen Untergrund, also wäre eine Wasserwaage oder eine Setzwaage (diabetes) hilfreich.
- Der Schatten soll möglichst scharf abgegrenzt sein, setzt also einen möglichst hellen Untergrund voraus, der sich markieren lässt.
- Der Meßbereich sollte von vormittags bis nachmittags unbeschattet sein, also kann ein erhöhter Standort vorteilhaft sein.
Die Auswertung ist einfach: Die beiden Schnittpunkte des Stabendes mit dem Kreis werden durch einen Strich verbunden. Diese Sekante verläuft in Ost-West-Richtung; die senkrecht darauf stehende Winkelhalbierende verläuft in Nord-Süd-Richtung.
Altorientalisch: Gamlum, Kalmus und Kalmi
Die ältesten Darstellungen von Stäben zwischen Anatolien und Zweistromland werden immer Herrschern und Göttern zugeschrieben. Ihre Bezeichnungen klingen verwandt, unterscheiden sich jedoch etymologisch ebenso wie ihre Formen und ihre Ursprungsfunktionen.
Der Kalmuš ist Attribut der hethitischen Könige von Hattuša und des Sonnengottes 129); etymologisch gedeutet als `Holzscheit´ aus einem indogermanischen `schlagen, hauen, schneiden 130) und wird meist mit dem Lituus gleichgesetzt, weil er stärker gekrümmt ist als der Gamlum. Krummstab (kalmus) und Krummschwert (engl. scimitar) waren die Attribute der hethitischen Herrscher. Beide wurden auch in Westschweden gefunden, als Felszeichnung in Bohuslän, und werden dort von einem Sonnenwagen getragen 131). Die ersten Götterstäbe (von Rasap, Hadda, Ilam, Kamis) werden im Kult von Ebla erwähnt, danach im Kult von Hattusa sind sie belegt für mehrere Wetter-, Schutz-, Berg- und Kriegsgötter 132).
Der hethitische Kalmi, Kalmar wird dagegen als `Feuerholz´ im Sinne eines Narthex gedeutet, also als ein Rohr (griechisch κάλαμος kalamos `Rohr´), in welchem Glut bewahrt wurde 133).
Ein kurzes gekrümmtes Wurfholz diente als Hilfsmittel bei der Jagd mit Falken; der Name ist unbekannt, ein Vergleich mit dem etruskischen Lagobolon möglich.
Zu den fünf königlichen Insignie der babylonischen Herrscher gehörten neben Krone und Bogen drei Stäbe: eine Keule, ein Zepter (ḫaṭṭu) und ein einfacher, langer und gerader Stab (šibirru) 134).
Der akkadische Gamlu, Gamlum (sumer. gam, zubi, zubu) war zwar auch Zeichen für Herrscher und für Götter, gleichzeitig aber auch Waffe und Werkzeug. Ein Siegel zeigt das Symbol kalbum, einen Hund mit Krummstab `gamlu´. Dieser zeigt zwar die typischen Knotenringe des Rohrstabes und am Übergang von Krümme und Schuss einen (verbindenden?) Doppelring, doch bedeutet akkadisch gamlu `Krummholz´. Das Symbol steht für magische Kraft, weil die Heilgöttinnen (z.B. Nininsina oder Ninkarak) auch als Beschwörerinnen auftraten; der Hund mit Stab ist das Symboltier der Gula und des Marduk 135). Der Gamlu kennzeichnet Exorzisten, die mit ihrem Gamlu als ğiš-búr erlösend wirken. Sehr eingehend werden die vorderasiatischen Krummstäbe von Ambos & Krauskopf
diskutiert und mit den etruskischen verglichen 136).
Hüter, Hirte, Herrscher: Krummstab
Der Stab mit Krümme (lat. volute, curvatura) ist ursprünglich ein Werkzeug und seiner Herkunft nach ein Hirtenstab (baculum pastorale), dessen Krümme dazu diente, die Tiere an den Beinen oder Hörnern zu halten und zu lenken. In der Heraldik ist der Schäferstab eine »Gemeine Figur«. Etwa mannshoch zeigt er als Funktionsteil eine Schaufel und einen abgerundeten Haken zum Ziehen. Die Ziege als ältestes Nutztier wurde im Zagrosgebirge (Iran/Irak) vor rund 11.000 Jahren aus der Bezoarziege domestiziert; das Schaf aus dem armenischen Mufflon vor rund 8.000 Jahren; dort dürfte also auch der Hirtenstab als Werkzeug entwickelt worden sein. Als solcher wird er in der Bibel erwähnt 137) und auch zum Zählen des Viehs genutzt (3 Mos. 27:32).
Lore-Marie Liebert
Eine Untersuchung der Motivik von Psalm 23.
Mainzer Evangelisch-Theologische Zeitschrift SoSe 2021, S. 5-21.
Zur Hirtenmetaphorik und den Funktionen von »Stock und Stab« (Abschnitt 5.1.2) am Beispiel des Alten Testamentes im Vergleich mit den Darstellungen auf Rollsiegeln. Der Stock erscheint hauptsächlich als Schlagwaffe (Keule) (Num 22,27; Jes 9,3; Sam 17,34f.), während der Stab als multifunktionales Werkzeug des Hirten (Ps 23,4; Mi 7,14; Sach 11,7; Lev 27,32) erscheint. Davon metaphorisch übertragen wird er zum Zeichen der Wanderschaft (Mk 6,8) und Sicherheit (Ps 23,4d), als Zeichen des richtenden Herrschers (Jes 11,4) und für Gerechtigkeit (Hebr 1,8), als Insignie (Ps 110,2) und Zepter des Herrschers (Gen 49,10), der damit auch Wunder vollbringt (Ex 4,17;7,17–21); zum Bestrafen von Völkern (Jes 14,29) und Gottlosen (Ps 125,3). Diese Bedeutungen finden sich in Ägypten ebenso wie im sumerischen Raum.
Als auet-Zepter (heqa, ḥq3) ist der Hirtenstab altägyptische Insigne seit dem Alten Reich (2707–2216 v. Chr.) bekannt 138) und steht für die Bedeutung des Hirten als Vorbild eines Herrschers und des Viehs als wirtschaftlicher Basis. heqa ḥq3 ist die altägyptische Bezeichnung für Herrschaft und bezeichnete ursprünglich als `Hyksos´ ausländische Herrscher der Hirtenvölker aus dem vorderasiatischen Raum 139).
Das mit heqa fast identische Zeichen heka ḥk3 steht für `Magie´ und wird durch das was-Zepter symbolisiert, einen »Schlangenstab«, wie er seit etwa 3.600 v. Chr. belegt ist. 140). Seiner Funktion nach (Schlangen fangen) ist er älter als der Hirtenstab (Ziegen fangen).
Die Bibel erhöht den Krummstab vom Herrscherstab zum Gottesstab beim Kampf von Moses und Aaron gegen die pharaonischen Magier vor dem Auszug aus Ägypten. Die Bibelexegeten sind sich uneins, wie viel Stäbe dabei nun eigentlich im Spiel waren; die Bibelübersetzer zogen sich meist aus der Affäre, indem sie die hebräischen Umschreibungen meist als `Stab´ vereinheitlichten. Dennoch zieht sich ein erkennbarer Dualismus der Stäbe von den ägyptischen Stäben Ober- und Unterägyptens über Moses und Aaron zu den jeweils zwei Stäben der zwei Oberhäupter der christlichen Kirchen:
Unterägypten | Oberägypten | |
heqa ḥq3 | heka ḥk3 | |
auet-Zepter | was-Zepter | |
Krummstab | Taustab | |
Herrschaft | Magie | |
rulers | dignitaries | |
Pharao | Magier | |
Jannes | Jambres | |
Moses | Aaron | |
Bischof | Papst | |
Virga pastoralis | Ferula | |
(Krummstab) | Kerykeion Dikanikion |
Die Stäbe von Moses und Aaron
Hirtenstab und Ferula finden ihre biblischen Vorbilder in den Stäben von Moses
141) und Aaron
142), die mit ihren Stäben gegen die beiden ägyptischen Zauberer Jannes
(der von Gott Gesandte) und Jambres
(der Widerspenstige) (2 Tim., 3,8) und deren Stäbe kämpfen. Alle vier haben ähnliche Eigenschaften, sind vergleichbar stark und können ihre Stäbe in Schlangen verwandeln und zurück 143). Moses ist wie Jannes von Gott gesandt, Aaron und Jambres sind `widerspenstig´. Alle vier treten als Magier auf, also als `Wissende´, Heiler, Priester. Letztlich siegt Moses mit dem von Gott erhaltenen Hirtenstab (2 Mose 4,2-5). Dieser ist stärker als die `heidnischen´ Schlangenstäbe der Magier 144).
Zwar siegt der Gottesstab (Hirtenstab, virga) des Moses über die Magierstäbe (Schlangenstäbe), doch führt Aaron weiterhin den Magierstab als Hohepriester: Herrscher und Hohepriester besetzen zwei Ämter. Der Stab des Pharao wurde nach seinem Tod vor dem Sarkophag abgelegt. Der Stab des Hohepriesters Aaron wurde vor der Bundeslade abgelegt; die Stäbe von Papst (Ferula) und Patriarch (Kerykeion) werden ihnen vorangetragen - anders als der Krummstab. Der Vorgang lässt sich so deuten, dass die Personalunion von Herrscher und Hohepriester, die der Pharao verkörpert, getrennt wird: Der gekrümmte Hirtenstab kennzeichnet den Herrscher und Beschützer, die hohle Ferula den Magier und den Hohepriester.
Die Stäbe der christlichen Kirchen
Nach dem Tod des heiligen Patrick von Irland
(461 oder 493) entstand die Legende, er habe mit seinem Stab die Insel von Schlangen befreit, eine Metapher für die Vertreibung des heidnischen Glaubens.
Der älteste erhaltene Abtsstab 145) ist ein Krummstab aus der Tradition der iroschottischen Wandermönche, der Stab des Heiligen Germanus von Trier
(612 - 675), Abt des um 640 nach den Regeln des Columban von Luxeuil
gegründeten Klosters Moutier-Grandval (Münster-Granfelden). Columban verließ als erster irischer Mönch mit einigen Begleitern die Britischen Inseln mit dem Ziel, auf dem Kontinent den christlichen Glauben zu verbreiten. Nach seinem Tod 615 vermachte er seinen Krummstab dem Gallus
146), wie er ein irischer Wandermönch, der Sankt Gallen gründete. Die damit eingeleitete iroschottische Mission ging nicht vom Papst in Rom aus, sondern orientierte sich an der peregrinatio als Lebensform und stand damit auch im Gegensatz zu den Klostergründungen nach der regula benedictio.
Ein in der christlichen Kirche liturgisch verwendeter Stab wird erstmals 623-633 erwähnt 147) und entwickelte sich langsam zum heutigen Krummstab als Abt- und Bischofsstab 148); er steht für `lenken, aufrichten, strafen´ 149) und zeigt mit seinen Namen - oft mit dem Zusatz pastoralis - :
- seinen natürlichen Ursprung aus lat. virga, also `Rute, Zweig, Ast, Gerte´
- seinen primären Zweck als lat. pedum, also `Krücke, Stütze´ 150)
- seine Werkzeugform als lat. baculus retortus, also `krummer Stab´
- und gr. καμπύλη, also `krummer Stab´ 151)
- sowie seine Herstellungsweise als cambuta 152), also aus indogermanisch kam-p- `biegen'.
33 Tau-Stäbe europäischer Herkunft zwischen Portugal und Skandinvien sind erhalten und stammen aus de 8. bis 12. Jahrhundert 153).
Die vielen reisenden irischen Wandermönche dürften den Krummstab im fränkischen Raum bekannt gemacht haben. Erst danach erscheint der Krummstab kirchlich und päpstlich, während die Lebensform der Wandermönche verdrängt wird von der stabilitas loci. Danach kam der Krummstab der Äbte und Bischöfe vom Papst. Der Papst der römischen Kirche hat wie der Patriarch der Ostkirche ursprünglich zwei Stäbe geführt.
Die Ferula des Papstes der römischen Kirche
Der Stab des Papstes wird im 10. Jahrhundert»ferula quam manu gestabat« 154) genannt und ist kein Hirtenstab wie ihn die Bischöfe tragen sondern eine Ferula „ex apparatu imperiali“, also vom römischen Kaiser übernommen. Der Papst bedient sich des Bischofsstabes nur dann, wenn er sich auf dem Gebiet der Diözese Trier befindet, also dort wohin der Legende nach Petrus
seinen Hirtenstab an Eucharius
- den ersten Bischof von Trier - übergeben hat. Dieser Petrusstab wird heute im Limburger Domschatz aufbewahrt 155). Tatsächlich nutzte der Papst den Krummstab noch bis um 1200 156).
Statt des Krummstabes ist die »Ferula« (lat. Gerte, Rute, Stock) gerade und in den ältesten Darstellungen oben kugelförmig verdickt 157) - so wie der Petrusstab. Zum Kreuzstab wurde die Ferula erst später, zumal das Kreuzzeichen als christliches Symbol sich erst im angehenden Mittelalter entwickelte. Formal entspricht die Ferula des Papstes als Oberhaupt der Westkirche dem Kerykeion des Patriarchen als Oberhaupt der Ostkirche. Beide sind Rohrstöcke, weil sie ursprünglich aus einer pseudo-verholzenden Pflanze hergestellt wurden, etwa aus Riesenfenchel (ferula communis) 158).
Kerykeion und Dikanikion des Patriarchen von Konstantinopel/Byzanz
Die altgriechische Stabbezeichnung Kerykeion (κηρύκειον kērýkeion) leitet sich mythologisch ab von einem Priestergeschlecht Kerykes, das von Keryx
abstammt, dem Sohn des Hermes
(daher auch κῆρυξ kēryx `Herold´) und der Pandrosos
und bezeichnete ursprünglich das Amt der Opferschlächter 159). Der Stab des Hermes ist der `Caduceus´, also ein Tau-Stab; auf den ältesten Abbildungen noch ohne die später typischen Schlangen.
Die griechische Stabbezeichnung Dikanikion verweist vielleicht auf Dike
, die Göttin der Gerechtigkeit, die ihren Stab zum Züchtigen einsetzte 160), ist vielleicht auch zu verstehen über angelos = diakonos. Diesen »Stab des Patriarchen« - also des Oberhauptes der Ostkirche - führte dieser neben dem Hirtenstab 161). Dieser Stab zeigt (Abb.) oben zwei gegeneinander gerichtete Schlangen (die oft auf eine T-Form reduziert sind) 162) sowie sechs »Knöpfe« (Verdickungen, Knoten) auf seiner ganze Länge, die auf einen Rohrstock wie die Ferula hinweisen.
Die Stäbe und Säfte der Steckenkräuter
Ferula, Thyrsos und Narthex
Seit dem 18. Jahrhundert dient Ferula als Gattungsname der `Steckenkräuter´ in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) mit mehr als 150 Arten zwischen dem Mittelmeerraum und Zentralasien. Ursprünglich bezeichnete `Ferula´ lediglich die Fenchelpflanze `sesel´ und ist in diesem Sinne wahrscheinlich ein Lehnwort aus dem Arabischen `fiyārlah´ 163).
Der Riesenfenchel (heute: ferula communis) lieferte einen hohlen Stab, gerade gewachsen und mit den typischen Verdickungen (Knoten) eines Rohrstängels oder Rohrstocks.
Theophrast
164) beschreibt diese Ferula communis, den bis zu drei Meter hohen und gelb blühenden Riesenfenchel mit einem zwar hohlen, doch stabilen Stängel, dieser heißt bei ihm Narthex (griechisch νάρθηξ) oder Thyrsos 165). Auch Euripides
benutzt in seiner Tragödie die Bakchen die Bezeichnungen Thyrsos und Narthex synonym für Fenchelstängel.
Ferula, Thyrsos und Narthex sind fremde Lehnworte im Griechischen, weil sie mit Eigenschaften verbunden sind, die den Griechen neu waren. Es sind drei verschiedene Namen, weil hinter der gleichen Pflanzenart drei verschiedene Zwecke stehen. Der Stängel dieser pharmazeutisch und ökonomisch wertvollen Pflanze 166) wurde zum Symbol für die Macht des Heilens und zum Kennzeichen der Magier. Beschränkt auf den medizinischen Aspekt wurde er zum Äskulapstab (Caduceus) mit den zwei Schlangen und als hohler Rohrstängel (Ferula) zum Behälter (Narthex) für Arzneien (Galbanum) und Bücherrollen; in einer solchen bewahrte Alexander der Große
seine Ilias von Homer auf 167). Und `Narthex´ hießen auch die medizinischen Werke von Heras
, Cratippus
, Soranus
.
Die Ferula als Zuchtrute
Die Rute zum Züchtigen der Kinder und Sklaven wird bereits im Alten Testament erwähnt 168) und im Persischen 169); es gab sie bis in die Neuzeit, wahrscheinlich in den meisten Haushalten; mit dem »Tatzenstecken« gab es Schläge auf die Handflächen oder Fingerspitzen, in Deutschland noch bis 1970.
Die Ferula war in der römischen Antike das mildeste Werkzeug zum Strafen und Züchtigen für Sklaven ebenso wie für Kinder und insbesondere in der Schule als »Zepter der Pädagogen« 170). »Warte nur, die Ruthe ist schon eingeweicht.« 171), denn der getrocknete und wieder eingeweichte Rohrstängel der Ferula wurde elastisch und die Schläge waren schmerzhaft; trocken zerbrechen sie extrem laut ohne weh zu tun, solche Schläge waren scherzhafter Natur. Im deutschen Dialekt gab es das `Batzenferl´ 172) und im Englischen heißt der Rohrstock heute noch ferule im Sinne von `Zuchtrute´; fachsprachlich ist die Ferrule eine Metallhülse am Stabende. Vor diesem Hintergrund wird Ferula wird oft von lateinisch ferire `schlagen´ hergeleitet. Das klingt belastbar, wird aber etymologisch abgelehnt 173).
Seltsamerweise wird auch die Vorhalle von Kirchen architektonisch mit Narthex und Ferula bezeichnet. Diese Vorhalle war für die Büßenden vorgesehen, die die Kirche nicht betreten durften und stattdessen angesichts eindringlicher Bilder - oft sind dort die drei Jünglinge im Feuerofen abgebildet - büßen sollten. Im Sinne von Narthex würde dort das Feuer aufbewahrt, im Sinne einer Ferula wäre es plausibel, dass sich die Büßenden hier möglicherweise mit der Ferula schlugen und sühnten 174). Die Selbstgeißelung als Buße und Sühne ist alt, denn »Flagellanten« gab es bereits im jüdischen Glauben, bei den Dionysien und im Isis-Kult.
Architektonisch vergleichbar ist der Gawit 175) bei armenischen Kirchen. Dieser ist als Ort der Rechtsprechung belegt 176) und als Ort für Unterricht; in den Wandnischen wurden Bücher aufbewahrt.
Dem entspricht der Litai der byzantinischen Architektur. Litae Λιταί sind in der griechischen Mythologie 177) Töchter des Zeus mit heilenden Kräften die durch die Gebete der reuigen Sünder wirksam werden.
Thyrsos: Der Rohrstock als Behälter
Mit diesem Stängel konnte man zwar schlagen, aber kaum verletzen und so wurden solche Rohrstöcke zum scherzhaften Schlagen beim wildem Feiern (Bacchanalien, Dionysien, Karneval) eingesetzt, dann aber meist Thyrsos genannt, weil dieser Name das hohle Rohr in seiner Nutzung als Trinkgefäß für `(neuen) Wein´ (hebr. j'ajin chadash für kultische Zwecke) bezeichnet und aus dem Ugaritischen und Hethitischen ins Griechische gelangt ist 178). Teile des Kultes haben sich im Brauchtum bis heute erhalten. Auf der Insel Naxos stellen die Hirten (koudhounáti) aus dem Riesenfenchel »sómbes« her, die den Thyrsos-Stäben genau gleichen und tanzen damit beim Karneval lärmend durch die Straßen von Apíranthos. Der heutige Karneval soll auf die Dionysien zurückzuführen sein.
Nach Isidorus Hispalensis
(ca. 560 - 636) hat der römische Weingott Bacchus
(gr. Bakchos, Βάκχος) den Stab (baculus) eingeführt 179). Die Bacchanten (auch: Narthekophoren, Thyrsophoren) nutzten den »Bacchos« bei den eleusinischen Mysterin ebenso wie Anhänger des griechischen Weingottes Dionysos den Thyrsos bei den Dionysien 180) und feierten die Hochzeit von Dionysos und Ariadne. Beide Kulte zeichneten sich aus durch zügellose Ausgelassenheit, im Sinne von `Wein, Weib und Gesang´ 181).
Narthex: Der Rohrstock als Feuerzeug
Als Narthex
182)
wird die Bedeutung der Ferula als Behälter (Akkadisch > talm. nastik und nartik `Büchse´, hebr. nār >Licht, Lampe) für Feuer (arabisch `nar´)
183)
betont, denn der Sage nach soll Prometheus
den Menschen das Feuer in einem Fenchelstängel gebracht haben: »Iápetos’ Sohn (Prometheus), der berühmte, stahl dem allweisen Zeus nun dieses zurück für die Menschen in einem hohlen Narthex, dem Donnerfrohen verborgen.« 184).
Tatsächlich läßt sich das trockene innere Mark entzünden und glimmt dann stundenlang ohne das Rohr zu beschädigen. So diente es unter anderem den Seeleuten als Feuerzeug.
185).
Dies zeigt an, dass der Narthex etwas Neues war, das die üblichen griechischen Begriffe für `Behälter´ nicht vermittelten, also etwa der Rohrstängel als Glutbehälter: »Zu den Wundern Ägyptens gehört ein Kraut, das man al Dis 186) nennt. … es wird wie die Kerze angezündet, dann löscht man es aus und es bleibt so die ganze Nacht. Wollen sie es benutzen, so nehmen sie sein Ende und drehen es um wie ein Michrâq (miḫrāq, Spielschwert) und es brennte« 187). Schon die vorchristlichen hebräischen Schriften wie Talmud und Targum erwähnen wiederholt den Narthek als `Lichtbehälter´, δηπη 188). »Das Sumerogramm GIBIL6, bestehend aus GI „Rohr“ und BIL „Brennen“ wird auch als Götternamen d-GIBIL4 gelesen und als das vergöttlichte „brennende Rohr“, „das brennende Schilf“ gedeutet« 189).
Die Säfte der Steckenkräuter: Silphium und Galbanum
Das Galbanum (auch: Galmum) der Bibel (Ex 30:34; Sir 24:27) ist ein Harz, das aus »Silphium« gewonnen
190) wurde. Die Silphiumpflanze ist aus antiker Zeit als Ferula überliefert und durch Abbildungsvergleiche als solche bestätigt worden 191).
Deren Saft war wohlriechend (odos), wohlschmeckend und neutralisierte viele Gifte
192).
Als »Mutterharz« wurde es bei Frauenkrankheiten verwendet und erleichterte die Geburt; wahrscheinlich wurde auch ein Verhütungsmittel daraus hergestellt
193),
ebenso Abtreibungsmittel 194). Im Judentum durfte es nur innerhalb des Jahwe-Kults - dessen Hohepriester Aaron
war - als Räucherwerk benutzt werden, formal also dem Weihrauch vergleichbar. Bei den Touareg galt es als »Enthexungsmittel« und wurde bei exorzistischen Riten als Räuchermittel verwendet 195).
Die Region um Cyrene wurde damit reich, denn das Harz wurde nach Plinius
mit Silber aufgewogen. Der Stängel dieser pharmazeutisch und ökonomisch wertvollen Pflanze wurde so zum Symbol für die Macht des Heilens und zum Kennzeichen der guten Magie. Beschränkt auf den medizinischen Aspekt wurde er zum Äskulapstab (Caduceus) mit den zwei Schlangen und als hohler Rohrstängel (Ferula) zum zylindrischen Behälter (Narthex) für Wein, Arzneien (Narthecium), gerollte Dokumente und als Feuerzeug; er diente zur Vertreibung böser Kräfte insbesondere nach dem Ende des Winters in Bacchanalien, Dionysien und im Karneval, war Lebensrute und Zuchtrute.
- Die Griechen nannten die der Petersilie ähnlichen Blätter `maspetum, maspeton´; Stängel/Wurzel `magydaris´, die Pflanze `metopium´.
- Die Römer nannten den Saft Laserpitium und das Harz Laser.
- Die Touareg nannten es Fásūh, Hilbina 198).
Exkurs: Die Nachfolger des Silphium
Das antike Wundermittel Silphium wuchs ausschließlich in der heutigen libyschen Provinz Kyrenaika an der Grenze zu Ägypten. Hier lebten Berber, es herrschten Phönizier, Griechen und Ägypter; diese Kulturen nutzten die Pflanze. Nach dem Aussterben dieser Pflanze suchte man nach Pflanzensäften und Harzen bei verwandten Arten, auch solchen aus entfernteren Regionen wie Syrien, Iran und Pakistan, etwa Ferula gummosa
199),
so dass zwar weiterhin Galbanum angeboten wurde, jedoch waren diese Sorten nicht identisch mit dem antiken Galbanum
200).
Es ist daher nicht offensichtlich, welche Bezeichnungen sich wann und wo auf welche Ferualaart oder welches Harz beziehen
201).
Die Vieldeutigkeit gab es bereits in der Antike. Bereits Theophrast
202) verwies darauf, dass es im syrischen Raum die Pflanze Magydaris 203) gäbe, die zwar kein Silphium sei, jedoch auch so genannt würde. Diese Verhältnisse haben sich in Algerien erhalten204):
- Magydaris tomentosa Koch = Kabyl. Berb. Ouffel; Arab. K'elakh, Kelek'h
- Ferula communis = Kabyl. Berb. Ouffal; Arab. Kelkha, Besber-Ar'ami
Die vielen Ferulaarten im arabischen Sprachraum 205) führen zu einer kaum überschaubaren Begriffsvielfalt mit arabischen, persischen und berberischen Wurzeln 206):
- kašam kunğah, šiminjti qanah, zarī´ aθu `il kalhu, zawfirrāh 207), Kalh, Kelkha, syrisch qelahllaha
- Im marokkanischen Arabisch heißt das Harz: ilk el kelakh, علك الاكلخ, Fessoukh, Ouchk oder ähnlich zur Wurzel L-fasuh, Ammoniacum, Gummiharz von Ferula communis,
jedoch l-hantita, Asant, Gummiharz von Ferula Assa (asa `hart, dürr´) foetida 208) - in Andalusien Elkinnat 209)
In der Gegenwart finden sich für die ferula communis die Bezeichnungen 210):
- Marokk. Arabisch: Besbâs h'arami, Kelkh(a), Kechboûr;
- Marokk. Berber.: Aboubal, Aouli, Kechbour, Ouffal, Taddrat (die Dolde), Taggou(e)lt, Tarel'ra, Touf(f)alt, Zekelak
- Anatheka (Zypern), Ferolaggine, Finachiaccio, Finocchiacchio (Italien), Canaheja (Spanien) 213)
Identisch bei wechselhafter Schreibung erscheinen:
- für Kalh: K'elakh, Kelek'h, Kelakha كلخة|, Kelkh(a), Lkellikha
- für Qanna: qinna, Elkinnat, (šiminjti) qanah, qanā
- für Galbanum: Chalbani, Chelbeneh
Identisch bei unterschiedlichen Sprachwurzeln sind :
- arabisches Kalh, assyrisches Qanna, Qanu (assyr.), Käneh (hebr.)
- Asal 214) al-quinna `Galbanumhonig´ mit röm. Laserpitium als flüssigem Galbanum `qinna sā‘ ila´
Namen, Produkte und Pflanzenarten
Name | identisch mit | Produkt | Botanisch |
---|---|---|---|
Anedjouane انجعان | Angudān Anjudān | Blätter? | Ferula assa-foetida L., Apiaceae Teufelsdreck, Devil's Dung |
Hantita | Hiltīt, Hinetite حينطيط | Harz | Ferula Asa foetida |
`ud ar-riqqa | Mahrāt | Wurzel | Silphium? Ferula Asa foetida? |
Kalh (1) | Kelakha كلخة | Pflanze | Ferula communis L., Apiaceae Riesenfenchel, Giant Fennel |
L-fasuh | Fassoukh | Harz, »falsches gummi arabicum« | Ferula communis aus dem Maghreb |
sukk | Parfum, »mixture employeé en magie« 215) | Oberbegriff? | |
zarī´ aθu `il kalhu | sīsālīyus? | Same | Kalh |
Kelkh(a) | berb. Zekelak | der trockene Stängel | |
Kalh (2) | qinna‘, qanna | Harz, Galbanum | Ferula narthex, Apiaceae |
Tsamkh-n-echaderi | Pflanze | Ferula tingitana L., Apiaceae (aus Tingis = Tanger) | |
(w)uschschaq | wuššaq (g), uššaq, atmag | `Ausscheidung´ Harz, Ammongummi | Oberbegriff? Dorema ammon. Ferula tingitana L. u.a. |
Pers. سكبينج sakbīnaj | Sikbinadsch, Sagapenon | Harz | Ferula persica, Apiaceae Gummi arabicum? |
(tal-)bārzad, bāzard | pers. bīrzad tabari | Harz | Ferula galbaniflua B.& B., Apiaceae Harz von ماطونیون mātūniyūn? |
Besbâs h'arami Besber-Ar'ami | arab. basbās pers. رازیانج rāziyānaj | Pflanze | Fenchel Foeniculum vulgare |
besbas | Fenchel | ||
hārmākaraht | ein indisches Heilmittel | ||
Touf(f)alt | tūfālt | Pflanze | Thapsia villosa L., Apiaceae |
zarira | Pflanze | Acorus calamus, Kalmus | |
zawfirrāh | zūfarā | Pflanze | Echinophora tenuifolia (Umb), Apiaceae |
ilk | `ilk | Harz | Oberbegriff |
kašam kunğah | kundur, χόυδρος | Weihrauch | Oberbegriff |
Die technische Evolution der Stäbe
Alltagstätigkeiten drehen sich primär um Nahrung, Wärme, Schutz gegen Umwelteinflüsse wie Wind, Regen, Kälte, Hitze sowie Fortplanzung und Schutz der Gemeinschaft vor Bedrohungen. Nahrung bedeutete ursprünglich sammeln mit dem Grabstock, jagen mit dem Spieß, zerkleinern von Wurzeln mit der Mörserkeule usw. Die aus dem Stock entwickelten Stabwerkzeuge zeigen die Entwicklung der Menschheit vom Sammler und Jäger über nomadische Viehtreiber zum sesshaften Hirten und Ackerbauern. Die Stabwerkzeuge ermöglichten das Hüten, Jagen, Strafen, Transportieren und Feuermachen, und später getreidewirtschaftlich das Dreschen und Stampfen. Die Nutzung im Alltag bestimmte die primäre Gestalt des Stabwerkzeugs. In einem techniktheoretischen Raster decken auch die frühesten Stabwerkzeuge alle Bereiche ab:
Wandeln Verändern | Transportieren Übertragen | Speichern | |
---|---|---|---|
Stoff | Mörserkeule Grabstock Spieß | Tragstange | Korb aus Weidenruten Rohr |
Energie | Feuerbohrer | Narthex | Narthex |
Hebel Quirl | Handspindel Töpferwelle Bogenspannung > Pfeil | Hebel m. Gegengewicht (Brunnen-)schwengel Schwingbaum Stabfeder (Bogenspannung) |
|
Information | Pegel(-stange) Schattenstab | Botenstab | Kerbholz Richtscheit |
Der Stab als Mittel zum Überwinden der Natur
Der Stab als einfaches mechanisches Werkzeug
… verhalf zu Nahrung und sicherte das Überleben. Der bessere Stab und die bessere Technik im Umgang damit brachten Vorteile, also war der Stab gleichzeitig Zeichen für Überlegenheit. Die Quelle dieser Überlegenheit musste höheren Mächten zugeschrieben werden, solange der Verstand keine technische Analyse der Zusammenhänge erstellen konnte. Die Vielfalt der unterschiedlich geeigneten Materialien und die zahlreichen daraus erstellbaren Formen ermöglichten immer wieder neue technische Anwendungen. Im praktischen alltäglichen Anwenden werden Werkzeuge seit je ergonomisch erprobt und nachfolgend optimiert, denn ein Werkzeug das denselben Nutzen mit geringerem Aufwand liefert, wird bevorzugt. Aristoteles ( 384 bis 322 v. Chr) zählt als mechanische Hilsmittel auf 216):
- Hebel, Schwengel (mit Gegengewicht), Ruder,
- gleicharmige Waage und Schnellwaage,
- Zange, Keil, Axt,
- Töpferscheibe,
- Walze, Wagenrad,
- Kurbel, Rolle, Flaschenzug,`Zahnräder´.
Der Stab als Transporthilfe:
Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum Lastenträger.
Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »Gepäck« und führen zu Tragestangen, Stangenschleife und Schlitten, zu Kiepe und Rucksack, zu Walze und Rolle.
Der ergonomische Transport höherer Lasten durch erweiterte Tragetechniken ermöglicht eine höhere Mobilität und Vorsorge durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum Homo Portans.
- Der sechs Meter lange Pultstock diente in den Marschen an der Nordsee zum Überspringen der zahlreichen Wassergräben (niederländisch Polsstok, dänisch Klyverstav); im Brauchtum Fierljeppen genannt.
- Die vier Meter lange Lanza o astia (auch Lata, Garrote) diente im vulkanisch geklüfteten Gelände der Kanaren den Hirten zur Fortbewegung über Felsblöcke und Stufen; im Brauchtum Salto del Pastor genannt.
- Die bis zu drei Meter lange Alpenstange (auch Bergstock, Alpenstock; mit Metallspitze auch Spornstab, Stachelstock, Staxlstecken; mit Haken auch Jägerstecken, Hakenstock) aus Hasel oder Esche war das Werkzeug der Bergbauern und Gemsenjäger bevor sie Ende des 18. Jahrhunderts touristisch von Bergwanderern übernommen wurde, wie ein Gemälde von der Besteigung des Montblanc durch
Ferdinand Mongin de Saussure
1787 zeigt. Die hohe praktische Bedeutung brachte den »Alpenstock« als Fremdwort ins Italienische, Englische, Französische, Spanische - er war nicht nur Stütze am Hang, sondern Sicherungsmittel an Spalten, Sonde im Schnee, »gehendes Geländer« (barrière ambulante), diente zum Ziehen und Schieben, als Hebel beim Springen und half steuernd und bremsend beim Abfahren 217). Der Langpickel verdrängte die Alpenstange etwa ab 1870.
Der Stab zur Energieerzeugung:
Die Kunst, mit einem Drehstab Feuer durch Reibung auf einer hölzernen Unterlage zu erzeugen, ist weltbekannt, die Anforderungen an das dazu nötige technische Verständnis sind minimal: einmal gesehen, sofort verstanden. Der Vorgang muss die Menschen tief beeindruckt haben, denn in den indischen Veden wird dieser Drehstab Pramantha genannt; pra math bedeutet `stehlen´; pramathyu-s ist der `Dieb´. Der griechische Prometheus
soll so seinen Namen erhalten haben, denn er stahl im Mythos dem Zeus das Feuer für die Menschen. Dieselbe Geschichte findet sich in den Veden; dort heißt der Dieb Mātariśvan
218).
Technisch betrachtet wird das übertragene Drehmoment maximal in Reibungswärme umgewandelt. Als optimiertes Gerät erhält der Drehstab eine Führung, mehr Druck durch eine Last und einen stärkeren Antrieb über die Sehne eines Bogens. Dieses Gerät war nicht nur Feuerbohrer sondern erweiterte die technischen Möglichkeiten durch einen neuen Werkzeugtyp. Durch die Wahl eines härteren Drehstabes und einer anderen Unterlage konnten runde Löcher gebohrt werden, etwa zur Herstellung von Spinnwirteln.
Der Stab zur Energieübertragung:
Das Verzwirbeln von Fasern erzeugt Fäden, aus Fäden oder Rindenbast können Seile gedreht werden, dabei vereinfachen spezielle Stäbe - Seilerlehre, Handspindel mit Spinnwirtel - die Herstellung. Im Unterschied zu anderen Stabwerkzeugen kommt es hier auf gleichmäßige Rotation an. Dabei wird das Produkt geformt, indem ein Drehmoment zerstörungsfrei übertragen wird.
Eine höhere Drehmomentübertragung findet auch auf der drehbaren Töpferscheibe statt, wenn eine stabförmige Welle mit der runden trägen Scheibenmasse form- und kraftschlüssig verbunden ist; in der Vorform dreht sich die Scheibe auf einer stabförmigen Achse ohne Energieübertragung.
Drehmomentübertragung plus Transporthilfe plus Behälterkonstruktion ermöglichen die Idee des Wagens.
Der Stab zum Überwinden des Gegners
Die ursprünglichsten Werkzeuge wurden zu den ersten Waffen. Die Stäbe konnten das Leben vereinfachen, zu wirtschaftlichem Erfolg führen oder zu mehr Macht verhelfen. Dasselbe Gerät konnte nützliches Werkzeug sein oder tödliche Waffe. Gerät, Waffe und Tätigkeit wurden in archaischer Zeit als Einheit gedacht. Das griechische όπλα und das lateinische arma bezeichnen sowohl `Gerät´ (Armatur) als auch `Waffe´ (Armee) und leiten sich ab von der kraftausübenden Tätigkeit des Armes (lat. armus). Es scheint, als diente jedes Alltagswerkzeug auch als Waffe, so in der griechischen Mythologie:
Dionysos
bringt den Giganten mit einem efeuumrankten Stab um 219).Echelatos
schlägt mit dem Pflugstab 220).- In der indischen Mythologie kämpft
Rāma
mit dem Pflug Samvartaka und der Mörserkeule Saunanda 222). - Die indischen Tempelwächter (Lokapala) sind an den vier Ecken und damit Himmelsrichtungen des Tempels bewaffnet mit gada `Keule´, ankusha `Stachelstock´, vajra `Donnerkeil, Mörserkeule´, trishula `Dreizack´.
Es waren jedoch hölzerne Stabwerkzeuge des Alltags, die im Ausnahmezustand zu Waffen wurden. Anders verhält es sich, wenn von eisernen Stäben die Rede ist. Biblisch droht Jesus
damit, die Völker `mit eisernem Stab´ zu hüten (Off 2:27; 12:5; 19:15). Da der schwere Eisenstab offensichtlich als Hütewerkzeug ungeeignet ist, wurde er als Waffe hergestellt, die eindeutig Gewalt verkörperte und nicht ambivalent war wie das hölzerne Werkzeug. Der umgekehrte Gedanke wird ebenfalls in der Bibel beim Propheten Micha
( Mi 4,1–4 LUT) geäußert und bis heute als Gedanke des Friedens zitiert: »Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.« Dann stellt sich die Frage, weshalb im nördlichen Europa metallene Stäbe und Metallwaffen sich als Zeichen der Macht durch Gewaltandrohung durchsetzten, während es in Nordafrika und dem Vorderen Orient eher der hölzerne Stab war, etwa als hütender Hirtenstab. Auch im Osten, jenseits des Indus, trafen indoarische Metallstäbe (vajra) auf südostasiatische Bambusstäbe (danda).
Sprichwörter belegen, dass auch der Volksmund im Alltag eher an Gewalt und Kampf dachte, wenn es um Stöcke ging 223):
- Eine Gerte ist gut, ein Knotenstock besser.
- Wenn ein Knüppel zum Schlagen kommt, so schlägt er hart.
- Wiltu dich schlahen, kempffen, rauffen, … nimb deins gleichen, denn grösser keulen brengen gross schleg vnd grösser bewlen.
- Sachte mit der Gabel, sie macht auf drei Stiche neun Löcher.
- Kein Spiess macht solche Wund', als gift'ge Zung' und böser Mund.
- Es gibt mehr Spiessruthen als Lorbern.
- Die Ruthe für die kleinen Kinder, den Stock für die grossen Rinder, der Tod für die argen Schinder.
- Der Stab des Hirten soll an beiden Enden ein spitzes Eisen haben.
- Ein Stock in der Hand wirkt mehr als zehn an der Wand.
- Du bist mein Stecken und mein Stab, sagte der Mann, als seine Frau ihn schlug.
Stäbe der Macht
Die Vielfalt der Formen lässt erkennen, dass jeder Stab sich als Werkzeug optimierend von seiner natürlichen Gestalt (z.B. als Ast) entfernt. Als Alltagsobjekt bemisst sich sein Wert an der praktischen Nutzung. Je mehr diese Handlungen allgemeine Anerkennung erfahren, wird der Stab zum Zeichen für etwas. In abstrahierter Form verliert er seine primäre Funktion und wird zum anerkannten Symbol, das seinem Träger Rechte einräumt; letztendlich als Abzeichen, Insignie, Zauberstab oder Zepter 224).
Umgekehrt sollte sich also jede Stabform auf eine ursprüngliches Werkzeug zurückführen lassen.
Wiederholt lässt sich beobachten, wie sich ein einfaches Werkzeug über eine vielfach optimierte Waffe zum Symbol und zum Kultstab ausdifferenzierte:
Die symmetrische Mörserkeule mit der Handhabe in der Mitte war ein Werkzeug vornehmlich der Küche und der bäuerlichen Selbstversorgung 225) und perfekt zum Stampfen der Getreidekörner 226), daher auch dem Hausgott Pilumnus zugeordnet. Dennoch wurde sie auch zur archaischen Waffe der Salii. Werkzeug und Waffe hießen `pilum´ 227), ebenso wie der spätere Kurzspieß der römischen Legionäre 228). Schließlich wurde das pilum zum Kultstab im Geburtsritus `pilo ferire´ zur Abwehr des Waldgottes Silvanus
229).
Die Mörserkeule Saunanda ist eine Waffe des Rama, die vom Himmel gefallen war (Meteoreisen? siehe oben), eine Keule (gada) in Form eines Pistills (musala) mit dem Beinamen Khetaka (von khit `erschrecken´); musalin heißt `Bewaffnet mit einer Mörserkeule´.
Die römische hasta war in ihrer ursprünglichen Form nichts weiter als ein einfacher, kurzer Viehspieß zum Steuern des Viehs, zum Stochern oder als Partholz zum Ärgern, also ein vorne angespitzter Stock, die `hasta pura´ und begründete eine Waffengattung:
Mit im Feuer gehärteter Spitze wurde sie zur hasta praeusta und mit einer Eisenspitze zur hasta ferrata. Längere Lanzen hießen hasta longae, solche zum Werfen hasta velitaris und als Speerschleuder hasta amentata.
Die Hasta galt als sagenhafte Waffe des Romulus
, die aus einer Cornusart hergestellt war, vielleicht als virga sanguinea (Kornelkirsche oder roter Hartriegel) und wurde über diese mythische Überhöhung zur frühesten Insigne der römischen Könige und zur Auszeichnung für Tapferkeit bei den Legionären.
Mit der hasta fetiale erklärten die Priester (Fetialen) den Krieg, indem sie sie auf Feindesland warfen.
Mit einer aufgestellten hasta zeigte die Obrigkeit das Recht auf Verkäufe (hasta frumentaria), Versteigerungen und Plünderungen (hasta cruenta) oder Gerichtsverhandlungen (hasta judicium) an.
Die Haare einer Braut mussten mit der hasta coelibaris gekämmt werden, einer Lanze, mit der bereits getötet worden war 230).
Der Krummstab bestand ursprünglich aus krumm gewachsenen Holz mit Ast- oder Wurzelansatz, denn dass Holz sich formen lässt, muss erst gelernt werden. Als Werkzeug muss er an seinem geraden Ende gehalten werden und die Krümme darf weder zu stark noch zu schwach sein. In jedem Fall ist er so alt wie das Halten von Nutztieren.
Formen mit nur angedeuter Krümme (r-Stab), spiralförmiger Volute (Lituus) oder verkürztem Krummholz (Lagobolon) zeigen diese Werkzeugfunktion nicht; für sie wäre ein anderer funktionaler Ursprung zu vermuten 231), also etwa als Messwerkzeug zum Bestimmen der Himmelsrichtungen (Lituus) sowie als aus dem Grabstock entstandener Jagdwaffe, dem Wurfholz (Lagobolon).
Wissen zur Macht
Den Künsten des Kampfes und des Handwerks ging die Suche nach dem richtigen Stab voraus und führte in das Reich der Pflanzen. Das Wissen über deren Eigenschaften - auch als Nahrungsmittel oder Pharmaka oder Gifte - lag bei Schamanen, Magiern, Hohepriestern oder weisen Frauen, die den Kriegern die Waffen brachten wie es die Walküren taten - der Stab war das Symbol ihrer Kraft. Weltliche Macht musste sich also auch aus dieser höheren Macht ableiten lassen und verband diese über Erzählungen, Mythen, Kulte und Rituale mit den der Pflanze innewohnenden Mächte, die heilsam waren oder tödlich wie die vergifteten Eibenpfeile der Germanen. Die Ambivalenz beim Herstellen und Verwenden von Stäben spiegelt sich in Bedeutungspaaren wie etwa:
Werkzeug | Waffe | |
Hirten | Helden | |
Leben | Tod | |
Kraft | Schwäche | |
Lebensrute | Zuchtrute | |
Zugehörigkeit | Ausgrenzung | |
gerade | krumm | |
hart | hohl | |
sichtbar | verborgen | |
oben | unten | |
Wipfel | Wurzel | |
Himmel | Erde | |
Anhang
Desiderata der Forschung - Notizen
Mit dem Lituus wurden die Himmelsrichtungen bestimmt. Ein in der Antike bekanntes Verfahren der »indische Kreis« könnte angewandt worden sein. Wie machte man das? Welche Rolle spielte dabei seine Krümme? Das wäre ein geodätisches Thema für experimentelle Archäologie.
Etymologisch zu prüfen wäre ein möglicher Zusammenhang zwischen dem etruskischen Turms, dem armenischen Tirs, dem Twaschtir, dem himmlischen Zimmermann der vedischen Religion, ein Feuergott, und dem Thyrsos über das indogermanische ter-4 `hinübergelangen, hindurchdringen; überqueren, überwinden, überholen, hinüberbringen, retten' im Sinne eines Fährmanns, Psychopompos.
Eine vergleichende Übersicht der Stäbe in den germanischen Frauengräbern - der möglichen Seherinnen-Stäbe - fehlt trotz ihrer nach Material und Form völlig isolierten Stellung innerhalb der Stäbe.
Die Bibel ist eine wesentliche Quelle für hebräische Begriffe rund um `Stock, Stab, Rute´ und als solche nicht ausgewertet. Die spezifischen hebräischen Begriffe 232) für die Stäbe der Bibel wurden weitgehend durch die Oberbegriffe `Stock, Stab, Rute´ übersetzt, vermutlich um Diskussionen zur Exegese zu vermeiden, beispielsweise 233):
- als קנה (kane) in 38 Stellen, allgemein als Rohr, Rute, technisch als Messrute, Würzrohr, Rohrstab, Schaft, Waage, botanisch als Halm, Schilf, jedoch meist in übertragenem Sinne als `Arm´.
- als מטּה (matteh) in 178 Stellen allgemein als Stab, jedoch meist botanisch als Stamm, Zweig, und nur ausnahmsweise technisch als Spieß, Zepter.
Die Literatur über die Stäbe der Kirche ist widersprüchlich:
- Nach der Kirchentrennung führten sowohl der Papst als auch der Patriarch zwei Stäbe.
- Die Ferula des Papstes sei keine Ferula.
- Die Ferula des Papstes ist kein Krummstab, da der Papst seinen Krummstab abgegeben hat.
- Die Ferula habe der Papst vom römischen Kaiser, ist offizielle Darstellung vatikanischer Quellen.
- Der römische Kaiser führte keine Ferula, sondern das scipio eburneo (vermutlich etruskisch) und den Lituus (etruskisch).
- Der Patriarch führt neben dem Krummstab den Caduceus, mit Merkmalen der Ferula (6 Knoten) und des Taustabs (2 Schlangen).
- Der Krummstab ist der Gottesstab des Moses; die Ferula ist der Stab der Hohepriester (Aaron) und Magier.
Eine semiotische Untersuchung der kulturell bedeutsamen Stäbe in verschiedenen Sprachräumen.
Literatur
Dieter W. Banzhaf
Stöcke. Symbole der Macht und Hilfsmittel
Eigenverlag Heilbronn 2011\Romuald Bauerreis
Abtstab und Bischofsstab
In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige
Band 68, 1957, ISSN 0303-4224, S. 215–226Joseph Braun
SJ
Bischofsstab (und Abtsstab)
In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 2
Druckenmüller, Stuttgart 1948, S. 792Franziska Dick
Lituus und Galerus
Dissertation Universität Wien, Wien 1973Dieck, A.
Neolithische bis völkerwanderungszeitliche „kaufmännische“ Stabbündel aus Mooren. Materialvorlage und Deutungsversuch.
Hannover 1979. Telma 9 (1979) 63-74.Catherine Dike
Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue
Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985Frederick Feulner & Sönke Hartz
Ein Loch, sieben Ecken und 280 Kerben
Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein
In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25Frederick Feulner
Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum
Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte
CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14Friedrich Focke
Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung
In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947
Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387
David Grant; Edward Hart
Shepherds' crooks and walking sticks
Skipton : Dalesman, 1995Ali Hassan
Stöcke und Stäbe im pharaonischen Ägypten bis zum Ende des Neuen Reiches
(Münchener ägyptologische Studien, 33) München Dt. Kunstverl. 1976Hoi, K.
Die Geschichte vom Bergstock.
In: Land der Berge, H. 6 (1999) 76-77Klauser, Theodor
Der Ursprung der bischöflichen Insignien und Ehrenrechte
Scherpe Krefeld 1953\Ulrich Klever
Stöcke
München : Heyne, 1980Larcher, M.
Der Bergstock. Die Wiederentdeckung eines treuen Begleiters.
In: Bergauf, H. 3 (2014) 54-56Laßnig, O.
Der Berg- und Gabelstock, seine Erzeugung und Verwendung im Revier.
In: Mitteilungsblatt des Kärntner Jagdaufseher-Verbandes (1979 und 1980)Leitner, E.
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eine zwisele hiu er an die hant,
daz die dâ furke nennent,
die die furkîe erkennent.
doch ist niht sunders an den zwein:
furk unde zwisele deist al ein
Gottfried v. Straszburg
Tristan 2938 BFranz Beotzkes
Das Kerykeion
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Gisela Stiehler-Alegría
Siegeleigentümerinnen in der Kassitenzeit
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Der Abu Ballas-Weg: Eine pharaonische Karawanenroute durch die Libysche Wüste
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Carl Friedrich Keil
Biblischer Commentar über die Bücher Mose's
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Heinrich Valentin
Aaron: eine Studie zur vorpriesterlichen Aaron-Überlieferung
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The Rod of Aaron and the Sin of Moses
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Das Schlangensymbol: Geschichte, Märchen, Mythos\ Patmos, 2003
Karl-Heinz Hunger
Der Äskulapstab: zur Funktion präsentativer Symbole in der Kommunikation
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Aaron: eine Studie zur vorpriesterlichen Aaron-Überlieferung
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Franz Bock
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters
Band 2, Cohen, Bonn 1866
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Philippe Depreux
Der Petrusstab als Legitimationsmittel. Zu Kommunikation, Erinnerungskultur und Autorität im Mittelalter
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Festschrift für Hans-Werner Goetz zum 65. Geburtstag, hrsg. von Steffen Patzold, Anja Rathmann-Lutz und Volker Scior,
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Mitra und Stab. Die Pontifikalinsignien im römischen Ritus
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Studie zur Urbedeutung des Hermes
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Patriarchen und Einsiedler: der tausendjährige Athos und die Zukunft der Ostkirche
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Die Namen der Heilmittel nach Buchstaben
Edition eines arabisch-romanischen Glossars aus dem frühen 17. Jahrhundert
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Die Pflanzenwelt in der Griechischen Mythologie
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Lehrkunst und Lehrhandwerk: aus Seminarvorträgen
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Eine Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Begründet von J.A. Pangkofer, fortgesetzt von G.K. Frommann. Nürnberg 1857, Band 4, S. 50
Helmut Genaust
Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen
3. Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, S. 247
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Denkmäler der Baukunst: Denkmäler des Mittelalters
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Dictionary of the Ugaritic Language in the Alphabetic Tradition, 3.A. 2015, siehe `trt´ `Most, neuer Wein´ > `ti-ri-su´ > `tuwarsa´ mit Verweis auf die Belegstellen sowie
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La vid y el vino en Ugarit
Banco de Datos Filológicos Semíticos Noroccidentales, Monografias 6 (2000), Topoi. Orient-Occident Année 2001 11-2 S. 671-688, Fußnote 22
»Baculus a Bacco repertore vitis fertur inventus, quo homines moti vino inniterentur. Sicut autem a Bacco baculus, ita a baculo bacillum per diminutionem.« Der etruskische Vorläufer des Bacchus ist Fofluns und wird nicht mit dem Thyrsos dargestellt.
Jean Charles Balty
Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum
Published by Getty Publications
Band V, Abschnitt Kultinstrumente S. 384-396
Ingrid Krauskopf
Thysthla, Thyrosoi und Narthekophoroi
Anmerkungen zur Geschichte des dionysischen Kultstabes
in: Thetis, 8 (2001), S. 47-52
Otto Rank
Der Stab als Phallussymbol
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Walter Hatto Groß
Narthex
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Werner Hartke
Narthex
In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVI,2, Stuttgart 1935, Sp. 1770–1772.
Ferdinand-Gaudenz von Papen
Der Thyrsos in der griechischen und römischen Literatur und Kunst
Dissertation Bonn 1905 Digitalisat
Paulus Stephanus Cassel
Aus der Hagia Sophia
Ein akademisches Neujahrs-Programm
Erfurt, 1856, darin Kap. 3 `Narthex´, 15-21 ausführlich zum Narthex als Vorhalle der Kirche; zur sprachlichen Herkunft des Namens; und zur Verwendung, immer mit hebräischen Quellen. - Diese Schrift scheint wenig beachtet worden zu sein.
Hesiod
, Werke und Tage; 567; Plinius
Nat. 7,198Fritz Hommel
Ethnologie und Geographie des alten Orients
Band 2 C. H. Beck, 1904, Das „Reis“ des Gilgamis S. 726
verbindet den Kult mit dem `Vorherwisser´ Prometheus, der das Feuer im Narthexstängel brachte, mit dem sumerischen `Vorherwisser´ Gilgamesch, der die Pflanze ildakku/nisdakku als Behälter benutzte und verbindet es mit talm. nastik und nartik `Büchse´. Dagegen wird die Deutung als `Vorherwisser´ heute als volksetymologisch abgelehnt. Stattdessen wird eine Prtoindoeuropäische Wurzel für `stehlen´ postuliert, die sich auch im Vedischen pra math erhalten hat. Pramantha heißt das Werkzeug zum Feuermachen. Siehe:
Fortson, Benjamin W.
Indo-European Language and Culture: An Introduction.
Blackwell Publishing 2004, S. 27.
Dougherty, Carol
Prometheus.
London 2006: Routledge S. 4.
Ein weiterer Deutungsansatz führt nach Indien, denn im Sanskrit steht nartaka vieldeutig für: Schilfrohr, eine Waffe aus der Mythologie, einen Herold, eine Tänzerin, die sich bewegt wie ein Schilfrohr im Wind und führt zur indogermanischen Wurzel ner-1(t)-, also ('magische) Lebenskraft'; `Mann', zu der auch die Namen `Nero´ und Nerthus, eine germanische Göttin, gehören.
Zu einer vergleichbaren Bedeutung führt auch `virga´.
Eilhard Wiedemann
Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften VI.
Zur Mechanik und Technik bei den Arabern
Erlangen: Junge, 1906 , 1- 56, hier S. 54. Der zitierte
Ibn al Faqih
beschreibt die Eigenschaften des Narthex als Rohr, Feuerzeug und zum Schlagen, ist aber vermutlich holprig übersetzt.Paulus Stephanus Cassel
Aus der Hagia Sophia
…
Erfurt, 1856, darin Kap. 3 `Narthex´, S. 20
Mohammad Ali Hajouz
Der Wortschatz der Ebla-Texte
Morphologische und lexikalische Analyse
Diss. Universität Jena 2013, hier S. 80
Else Strantz
Zur Silphionfrage
Diss. Zürich : C. Brügel, Ansbach 1909; Eine umfassende Analyse, auch gute Abbildungen der Münzen mit dem Silphium
G.A. Zwanziger
Culturgeschichtliche Beiträge zur Pflanzenkunde
VI: das Silphium (lat. Laserpitium) von Cyrenaica, in: Carinthia, Band 67, Kleinmayr, Klagenfurt 1877, S. 218-219
Macé, Antonin
LES VOYAGEURS MODERNES DANS LA CYRÉNAÏQUE ET LE SILPHIUM DES ANCIENS
Revue Archéologique, vol. 14, no. 1, 1857, pp. 143–160. JSTOR, www.jstor.org/stable/41744479. Accessed 10 Oct. 2020.
J.L. Tatman
Silphium, Silver and Strife: A History of Kyrenaika and Its Coinage
Celator 14.10 October 2000:6–24
Riddle, John M., Amigues, Suzanne
Le silphium - État de la question
Journal des Savants 2, 2004: 191–226. doi:10.3406/jds.2004.1685
A.C. Oerstedt
Beitrag zur Deutung der Silphium-Pflanze
in: Zeitschrift für Ethnologie und … Hrsg. von A(dolph) Bastian und R(obert) Hartmann, Band 3 Berlin 1871, S. 197- 203 mit bebilderten Vergleichen verschiedener Pflanzenarten und den antiken Abbildungen auf Münzen.
K. Sprengel
zur Naturgeschichte der Gewächse von Theophrast Teil 2, Hammerich Altona 1822, S. 224 - 228 sehr ausführlichEstes, J. Worth
Oral Contraceptives in Ancient and Medieval Times
American Scientist. 80 (3) 1992: 226–233
Louis Lewin
Die Fruchtabtreibung durch Gifte und andere Mittel Ein Handbuch für Ärzte und Juristen
Springer, Berlin 1922
Hans Ritter
Dictionnaire Touareg
Otto Harrassowitz Verlag, 2009
Ludwig August Kraus
Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon oder Erklärung des Ursprungs der aus dem Griechischen, dem Lateinischen und aus den Oriental. Sprachen in die Medicin …
Deuerlich & Dieterich, Göttingen 1844, S. 403 f.
Helmut Genaust
Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen
Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, S. 175
Ritter
, Dictionnaire TouaregM. Mahboubi
Ferula gummosa, a Traditional Medicine with Novel Applications
J Diet Suppl. 2016 Nov;13(6):700-18. doi: 10.3109/19390211.2016.1157715
ʻAbd Allâh ibn Aḥmad al-Mālaqī Abū Muḥammad Ibn al-Bayṭār; Joseph von Sontheimer
Grosse Zusammenstellung über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel von Abu Mohammed Abdallah Ben Ahmed aus Malaga bekannt unter dem Namen Ebn Baithar
Hallberger'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1840-1843, 2 Bde.
hier:
Sikbinadsch, ein Harz aus der Ferula Persica
Kinnah (=Elkinnat) oder Baderd, Bubon, Metopion, persisch Barzat, griechisch Chalbane
Kana für die Ferula communis, im westlichen Afrika Elkalch, bei den Griechen Nardex und Mathobium
Helga Venzlaff
Der marokkanische Drogenhändler und seine Ware
ein Beitrag zu Terminologie und volkstümlichen Gebrauch traditioneller arabischer Materia medica
Franz Steiner, Wiesbaden 1977; s. insbesondere den Beitrag zu l-fasuh S. 118 ff.
Eine umfassende Darstellung der Ferulaarten im Orient und deren Begriffen in:
Franz Stuhlmann
Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika …
D. Reimer, Berlin 1909, S. 608-611 zu Ferula Asa-foetida L., - galbaniflua B.B., - Sumbul H. u.a.
Harald Othmar Lenz
Botanik der alten Griechen und Römer …
Gotha, 1859, S. 563-565 über Ferula communis, - nodiflora, - ferulago, - persica, - asa foetida, - opopanax
Jacobus Jacobi
etal.D. Jacobi Theodori Tabernaemontani New und Vollkommen Kreuterbuch
2 Bde. Dreutel, Frankfurt am Main 1625 mit umfangreichen Darstellungen und Angaben auch zu arabischen Bezeichnungen in Band 1: Laserpitium, 209-213, Galbenkraut und sein Gummi, 213-217; Gummi Ammoniaco 217-222; Ferulkraut 222-224;
Theophrast
Historia plantarum
Buch 6, Abschnitt 3, 7
Jean-Odon Debeaux
Flore de la Kabylie du Djurdjura
P. Klincksieck, Paris 1894, hier S. 155 und 157
DOI https://doi.org/10.5962/bhl.title.10953
Abū al-Walīd Marwān Ibn Janāḥ; Gerrit Bos; Fabian Käs; Mailyn Lübke; Guido Mensching
Marwān ibn Janāḥ, On the nomenclature of medicinal drugs (Kitāb al-Taalkhīṣ)
Edition, Translation and Commentary, with Special Reference to the Ibero-Romance Terminology
Brill, Leiden 2020
Alfred Siggel
Arabisch-deutsches Wörterbuch der Stoffe
Akademie, Berlin 1950
Andreas Karbstein
Die Namen der Heilmittel nach Buchstaben
Edition eines arabisch-romanischen Glossars aus dem frühen 17. Jahrhundert
Droz, Genf 2002, Diss. Köln, 2001, =Kölner romanistische Arbeiten, 81, hier: S. 172, 119, 132, 91-92, 146; `zaw´ Feuer in Usbekistan, Afghanistan s.Behnstedt I, 434
Der marokkanische Drogenhändler und seine Ware
ein Beitrag zu Terminologie und volkstümlichen Gebrauch traditioneller arabischer Materia medica
Franz Steiner, Wiesbaden 1977; s. insbesondere den Beitrag zu l-fasuh S. 118 ff.
'Abd Allāh ibn Aḥmad Ibn al-Bayṭār
Grosse Zusammenstellung über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel, Band 2, Hallberger'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1842, s. Gummi ammoniacum
Nsekuye Bizimana
Traditional Veterinary Practice in Africa
GTZ Eschborn 1994
Noursaid Tligui
Ferula Communis Variety Brevifolia Intoxication of Sheep
A study of the coagulopathy
Diss. University of Minnesota 1992, S. 11
Mohammad Ali Hajouz
Der Wortschatz der Ebla-Texte
Morphologische und lexikalische Analyse
Diss. Universität Jena 2013
Textes arabes des Zaër
transcription, traduction, notes et lexique, Paris 1952
Theodor Beck
Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues
Springer, Berlin 1899. S. 38
Martin Scharfe
Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750 – 1850.
382 S. Ill. Wien 2007: Böhlau Inhalt S. 207–224.
Christoph Höbenreich
Über Stock und Stab.
berg und steigen 116 (2021)
Fortson, Benjamin W.
Indo-European Language and Culture: An Introduction. 2004, Blackwell Publishing, S. 27.
George S. Williamson
The Longing for Myth in Germany
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Carol Dougherty
Prometheus
Routledge, London 2006 S. 4
Adalbert Kuhn
Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks
ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie der Indogermanen
Mythologische Studien 1 Dümmler Berlin 1859; Gütersloh 1886: Bertelsmann. S. 36 mit Verweis auf Homer hymn. Merc. 108 f., Sophocles Phil. 36, Theophrast hist. V, 9, Theophrast de igne Schneid. 64
Euripides
Ion 215 f.Sophokles
Oid. T. 801 f.K.F.W. Wander
, Deutsches Sprichwörter-LexiconHildebrandt, B., Veit, C.,
& Universität MünchenDer Wert der Dinge - Güter im Prestigediskurs: „Formen von Prestige in Kulturen des Altertums“ : Graduiertenkolleg der DFG an der Ludwig-Maximilians-Universität München. München 2009: Herbert Utz Verlag
Darin: Stefan Burmeister: Codierungen/Decodierungen, S. 72 ff
Marcus Porcius Cato
, Censorius; Paul Thielscher
Des Marcus Cato Belehrung über die Landwirtschaft [De re rustica]
Duncker & Humblot, Berlin 1963; hier: S. 184 bis 186 Schwierigkeiten der Deutung und Übersetzung des Begriffsfeldes um Mörser und Mörserkeule, pilus/pilum, mortarium
Adolf Schulten
Der Ursprung des Pilums
Rheinisches Museum für Philologie, N.F. ; 66, 1911
Gerhard Kropatscheck
Mörserkeulen und Pila muralia
Berlin Reimer 1909
Sonderdruck aus: Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts 23/2 (1908).Seiten 79-94 ; 181-184
Thomas Köves-Zulauf
Römische Geburtsriten
C.H.Beck, München 1990
hier Kapitel II. Intercidona, Pilumnus, Deverra
Groddeck, Georg
Der Mensch als Symbol
Unmassgebliche Meinungen über Sprache und Kunst
mit 14 Bildtafeln im Anhang. München 1976: Kindler.
S.67 ff ausführlich zu Mörserkeule, Wurfspieß, Pilum, Faust
Johann Samuel Ersch; J. G. Gruber
Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge …
J.F. Gleditsch, Leipzig, 1818-1889
Charles Burney
Historical Dictionary of the Hittites
Rowman & Littlefield 2018, S. 186-187
diskutiert anhand der Bildbelege die Veränderungen der Formen hin zum Wurfstock sowie seine Bedeutung als exklusiver Jagdwaffe des Herrschers in dessen Funktion als Versorger des Volkes.
Claus Ambos, Ingrid Krauskopf
The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus
In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153
Diskussion von Lagobolon, r-Stab und Lituus mit Bildbelegen und einer Fundtypologie (Abb. 39)
Fraenkel, Meir
Bemerkungen zum hebräischen Wortschatz
Hebrew Union College Annual, vol. 31, 1960, pp. 55–102. JSTOR, www.jstor.org/stable/23506537. Accessed 21 Oct. 2020; zu sarbith/Zepter Nr. 1 S. 73, Nr. 50, zu tôtāḥ Nr. 23 S. 86, zu maqqel Nr. 31, S. 90