Inhaltsverzeichnis

Nutztiere

Dem in der Wildnis streifenden Menschen begegnen Wildtiere, die scheu sind und Distanz halten. Nahrungskonkurrenz führt zu meist unerwünschter Nähe und daraus resultierenden Gefahren durch Habituation.

Tierart Wildform Haustier
vor Chr.
in Quelle Traglast primär sekundär
Hund Wolf > 30.000 Europa Thalmann 15 kg Wächter, Jäger Zugtier
Ziege Bezoarziege 11.000 Zagrosberge Naderi Zugtier Lasttier
Schaf armenisches Mufflon 8.000 Anatolien Nikulina
Ochse Auerochs 8.500 Anatolien
Levante
Iran
Bollongino 100 kg Zugtier Lasttier
Esel Afrikanischer Esel 4.000 Unterägypten Kugler 90 kg Lasttier Zugtier
Pferd ausgestorben* 3.500 Zentralasien 150 kgLasttier Zugtier
Lama Guanako 3.000 Peru Wheeler Lasttier
Trampeltier ausgestorben* 2.500 Turkestan, Iran 250 kgLasttier Reittier
Dromedar ausgestorben* 2.000 Arabische Halbinsel Almathen 150 kgLasttier Reittier
Rentier Karibu 1.000 Sibirien Lasttier Zugtier

* »ausgestorben« bezieht sich auf die Wildform der domestizierten Art.

Aber nicht jede Tierart lässt sich domestizieren: In Amerika gab es außer Hunden und Lamas keine domestizierten Tierarten und damit auch keine Zugtiere für Fahrzeuge. Erste Pferde kamen erst mit den Europäern im 16. Jahrhundert nach Nordamerika: die ersten 16 Pferde brachte 1519 Hernán Cortés an die Ostküste Mexikos. Genetische Analysen zeigten, dass sich die Nachkommen spanischer Pferde erst ab 1770 mit britischen Pferden mischten.

Viele vom Menschen domestizierte Tiere wurden als Last- und Zugtier für Schlitten und Wagen eingesetzt. Der Mensch (»homo portans«) als Gepäckträger wurde entlastet und damit zwar beweglicher, jedoch stärker ortsgebunden. Jede Nutzung setzte voraus:

Die Nutzung der Tiere entwickelte sich etwa in der Reihefolge als Milchlieferant > Haare & Wolle > Lasttier > Zugtier > Reittier, erforderte zunehmenden technischen Aufwand und führte zu sozialer Differenzierung und verstärkte die Sesshaftigkeit. Als einzige Fluchttierart wurde das Pferd domestiziert.

Übrigens: Die Gebirgsjägerbrigade der Bundeswehr unterhält das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 mit Maultieren und Haflingern als Trag- und Reittieren für den militärischen Einsatz.

Plinius ((Plin. Nat. 6.28. S. 32)) beschreibt den Transport von Weihrauch 
von der Arabischen Habinsel zur Mittelmeerküste (gekürzt): 
Der gesammelte Weihrauch wird auf Kamelen nach Thomna [Sanaa], der Hauptstadt 
der Gebaniter, gebracht. Bei Todesstrafe darf niemand vom Weg abweichen. 
Von Thomna nach Gaza sind es 4.436.000 Schritte, das entspricht 65 Kamelstationen.

Zugtiere

Das älteste vom Menschen genutzte Zugtier war der Hund seit mindestens 14.000 Jahren (archäologisch gesichert), vieleicht gar seit 40.000 Jahren (genetisch möglich), ausgehend von Wölfen insbesondere im östlichen euro-asiatischen Raum 1). Dieser zog keinen Wagen, sondern dessen Vorformen, die Stangenschleife und den Schlitten. Das setzte mancherlei voraus:

Diese Entwicklung vollzog sich also dort, wo diese Bedingungen einander verstärkten, also zwischen dem nördlichen Mitteleuropa und den zentralasiatischen Steppen. Zughunde finden sich bis in die Neuzeit, sie zogen Schäferkarren ebenso wie Förderkarren im Bergbau (Treckhund).

»Nehmen Sie uns das Rad - und wenig wird übrig bleiben. Es verschwindet alles.
Vom Spinnrad bis zur Spinnfabrik, von der Drehbank bis zum Walzwerk, 
vom Schiebkarren bis zum Eisenbahnzuge, alles ist weg.«
Ernst Mach (Physiker) 1883
in: Die Mechanik in ihrer Entwicklung historisch-kritisch dargestellt

Ein Schlitten mit *Fahrwerk bildete den ersten *Wagen. Das setzt eine kopmpliziertere Technik voraus und Landschaftsformenen, die Wagenfahrten erleichtern, etwa Heide und Steppe - keine Wälder, Berge oder Moore. Etwa zeitgleich erscheinen Wagen daher im nordwestlichen Europa, im Karpatenbecken sowie zwischen Levante und Mesopotamien; ideengeschichtlich nach der Erfindung der sich drehenden Töpferscheibe. Die ältesten *Räderspuren fand man in einem Grab in Flintbek, Schleswig-Holstein. Tonmodelle von Wagen finden sich um 3.500 vor Christus im nordwestlichen Europa und zeigen zweirädrige Wagen. Die ältesten (Hirten-)götter der indogermanischen Völker werden mit vierrädrigen Ziegenwagen gezeigt: Hermes, Merkur, Pan u.a.


siehe auch

Eine Gruppe Reisender mit Vieh durchquert einen Fluß, mit Kuh; Schaf; Ochse; Reiter auf einem Pferd, Esel, Maultier. Zeichnung: 167 x 242 mm zugeschrieben: Bout, Peeter (1658-1719) Bild

Literatur

Domestikation und Haustiere allgemein

Hunde

Ziegen & Schafe

Esel

Rinder & Ochsen

Pferde

Kamele &c.

Dromadarius leitet sich ab vom griechischen δρομάς (κάμηλος) und bezeichnet den Reiter eines Reitkamels 6).
Dagegen bezeichnet vis camelorum Lasttiere im römischen Heer 7)

Europa

Afrika

South American Camelids

Tierkraft & Fahrzeuge

Güterverkehr & Transportwesen

1)
Bergström, A., Stanton, D.W.G., Taron, U.H. et al.
Grey wolf genomic history reveals a dual ancestry of dogs.
Nature (2022). DOI
2)
K. G. Daly et al.
Ancient goat genomes reveal mosaic domestication in the Fertile Crescent
Science vol. 361 no. 6397 85-88
https://doi.org/10.1126/science.aas9411
3)
Ceiridwen J. Edwards et al.
Mitochondrial DNA analysis shows a Near Eastern Neolithic origin for domestic cattle and no indication of domestication of European aurochs
Proceedings of the Royal Society B 2007; 274, 1377–1385
4)
C. Gaunitz et al.
Ancient genomes revisit the ancestry of domestic and Przewalski's horses
In: Science. Online, 22. Februar 2018
doi:10.1126/science.aao3297
5)
Bibelwissenschaften: Händler
6)
Liddell-Scott-Jones LSJ 450 s.v. δρομάς
7)
Tacitus: Annalen 15,12