R. Santangeli Valenzani
Pellegrini, senatori e papi
Gli xenodochia a Roma tra il V e il IX secolo
in: Rivista dell'Istituto nazionale d'archeologia e storia dell'arte, 1996, 19-20
wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen: gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schamen. Walther von der Vogelweide: 31,23-32. An Otto IV.
Das althochdeutsche heriberga bezeichnete den 'Ort, wo das Heer lagert' und enthält damit die Komponenten von Schutzmacht und Geborgenheit ('bergan'). Die Bedeutung verschiebt sich aber schon im Mittelhochdeutschen auf den 'Ort, wo der Fremde nächtigt' und betont mit den synonymen lateinischen Ausdrücken hospitium, casa, tabernaculum die Aspekte von Gast, festem Haus, Schutz. Solcher Schutz gewährt Ruhe, Erholung, Entspannung, indem Kälte und schlechtes Wetter ebenso abgewehrt werden wie zudringliche Menschen oder wilde Tiere, anders als etwa bei Mutter Grün oder beim Camp im bush. Die ältesten solcher Institutionen waren nicht für Jedermann, sondern entstanden interessegeleitet für
Das Bedürfnis nach Schutz, Sicherheit und einem Rückzugsort (Bleibe und Unterkunft) empfinden nicht nur Reisende, sondern auch Arme ohne Wohnsitz sowie Kranke und Alte. Dem christlichen Gebot der Barmherzigkeit und Nächstenliebe folgend entstanden im frühen Christentum Einrichtungen, die Bedürftigen einen Schutzraum boten. Heute sind dies etwa:
Die Idee der Herberge als Institution hat einen sozialen Charakter, weil sie der Gemeinschaft nützt, indem sie das Wohl des Einzelnen bedenkt anstatt ihn der Wildnis zu überlassen. Historisch zu beobachten ist das seit der christlichen Antike, in der als »Werk der Barmherzigkeit« Einrichtungen gestiftet wurden, die gleichzeitig, aber in verschiedenen Abteilungen Pilger, Reisende, Kranke, Alte beherbergen konnten. Diese Grundidee ist im Laufe der Zeit zerfallen in:
Hiltbrunner, O.
Ganshof, Francois-Louis
Severin, Hans-Georg
Der Beherbergungsbetrieb (amtsdeutsch) bezeichnet den Kunden zwar als Gast, doch werden die wechselseitigen Verpflichtungen über Geld und Leistung verglichen, während es im Gastrecht um den Austausch von Geschenken geht, der Gaststatus allerdings zeitlich eng befristet ist. Die Idee der Gastfreundschaft wurzelt im Nomadentum und hebt den Status des Fremden als Feind befristet auf, sie ist Teil der tradierten Kultur.
Die ältere griechische Gastfreundschaft (engl. „guest-friendship“), xenia kannte noch keine Institutionen. Diese entwickelten sich zunächst als πανδοχεῖον Pandocheion 'das alle Aufnehmende' (Constable S. 43 ff.). Ab dem Ende des 4. Jahrhunderts entstand das griechische Xenodochium 'Fremdenhaus', aus xenos 'Fremder' und dechomai 'aufnehmen'.
398 trug das Konzil von Karthago den Bischöfen auf, Fürsorgepflicht für Fremde zu übernehmen. Dazu sollten auch Xenodochien errrichtet werden. Das wahrscheinlich erste dieser Art ließ Basilius der Große
um 370 bei Caesarea in Kappadokien bauen. Im oströmischen Raum entstanden zahlreiche dieser Häuser bis ins 8. Jahrhundert. Das erste Xenodochium im weströmischen Reich entstand 395 in Portus bei Ostia, finanziert durch den Senator Pammachius
. Allein in und bei Rom sind rund 14 Xenodochien vom 395 bis zum 9. Jahrhundert bekannt wie etwa Xenodochium Pammachii; X. Anichiorum; Pauperibus habitacula ad b. Petrum, b. Paulum et ad s. Laurentium; 1). In der Fachliteratur werden die Xenodochien meist kirchengeschichtlich oder medizingeschichtlich betrachtet, ihre infrastrukturelle Bedeutung für Reisende und das Reisen dagegen eher stiefmütterlich behandelt:
Dietz, Maribel
Javier Gómez-Montero
, Florian Weber
(Hg.)Christian-Jürgen Gruber
S. Mratschek
Thomas Sternberg
Voltaggio, Michele
Aus den semitischen Sprachen des Mediterraneums fand funduq/fondaco (pers. فندق funduq) Eingang in die lingua franca als internationale Geschäftssprache, synonym zum persischen (khān, Karawane, Karawanserei und arabischen (wakāla), hebräischen pundak (פונדק). Der Ursprung des italienischen Fondaco führt ebenso wie spanisches alfóndiga/alhóndiga und arabisches funduq (فندق) zum griechischen phoundax `Warenhaus´, dem Bedeutungskern über die Sprachen hinweg. Die Institution bedient also die Interessen des fahrenden Händlers, die Rastplätze benötigten und zudem eines gesteigerten Schutzes ihrer Waren und ihres Vermögens bedurften. Über das arabische funduq gelangte der Begriff als pondok ins Malaiische und schließlich in Afrikaans, in beiden Fällen eine improvisierte Hütte bezeichnend. Venedig gestattet erstmals 1382, dass sich jüdische Geldverleiher und Händler dort niederließen. Diese wurden nach ihrer Herkunft tedeschi genannt, »die Deutschen«, im Unterschied zu den gleichfalls jüdischen levantini und ponentini. Die Fondaco dei Tedeschi in Venedig besteht noch heute. Die spezifischen Eigenschaften der unterschiedlichen Institutionen spiegeln in unterschiedlichen Kulturräumen auch das Reiseverhalten: »The existence of the funduq and fondaco in the Muslim world encouraged European traders to visit Islamic ports, while the lack of comparable institutions in European cities mean that Muslim merchants rarely journeyed to European markets« 2).
Olivia Remie Constable
Olivia Remie Constable
Heyd, Wilhelm
Valérian D.
Simonsfeld, Henry
Khān und Wakāla wurden vor allem im (ägyptischen) Mamlūkenreich ab dem 13. Jahrhundert betrieben; Wakāla auch im ottomanischen Raum. Der persische Begriff (كاروانسرا kārwānsarā) bezeichnete Rastplätze für Karawanen und diente daher auch als Warenlager, Markt- und Handelsplatz mit Versorgungsmöglichkeiten, etwa Werkstätten. Gleichbedeutend ist türkisches Han, Hane ist ein Haushalt (Raum oder Haus).
Alrawadieh, A.
, Alrawadieh, Z.
Sennoune O.
Wimmel, Robin
Basierend auf Texten antiker Autoren und archäologischen Befunden werden römische Unterkünftssysteme für Gäste und Reisende rekonstruiert, die ab dem 1. Jahrhundert BC als Domunculae oder Hospitalia bekannt waren. Im Unterschied dazu waren die Deversoria genannten Bauten ausschließlich aristokratischen Gästen vorbehalten. Die Autoren identifizierten 31 Deversorien in 28 Residenzen, überwiegend im Raum Spanien, Großbritannien und Gallien, vom 1. bis zum 7. Jahrhundert BC.
J.-Ph. Carrié
H. Bender
Dem griechischen Xenodochium bedeutungsgleich ist das Hospital/Hospiz aus lateinischem hospes 'Gast'. Im westlichen Europa forderte das Reformkonzil 816 von den Bischöfen die Stifte und Klöster mit einem Hospitium für pauperes und peregrini zu versehen (Sternberg S. 304-306), so findet sich auf dem Klosterplan von St. Gallen in der Schweiz ein domus peregrinorum et pauperum.
Die weitaus meisten liegen extra muros, also außerhalb der Stadtmauern, dazu mögen die Standorte ehemaliger römischer Anlagen beigetragen haben (Rasthäuser, Straßenstationen, lat. mansiones).
Mit der Errichtung von Weghospitälern an den Alpenübergängen erscheint eine neue Institution, die wesentlich mit dem christlichen Kulturraum verbunden ist, also mit der Gründung tausender Klöster im nördlichen Europa und den Pilgerwegen, etwa ins Heilige Land und nach Rom, → Zeitleiste der Pilgerfahrten.
Amouroux, Monique
Maurice Howard
Horden, Peregrine
Morelli, Laura Good
Michael Matzke
Schreiber, Georg
Schneider, Walter
Zenhäusern, Gregor
→ Wanderburschen, Gesellenwanderung (Walz)
Schulz, Knut
Clemens Theodor Perthes
Gustav Augener
, Rheinisch-Westfälischer Provinzial-Ausschuß für Innere MissionLüttgen, Franz
Paul David Herz
Scheffler, Jürgen
Die ältesten (Gasthöfe, Hotels …) der Welt sind in Japan belegt, das Guiness-Buch der Rekorde nennt
seit 705 Nishiyama Onsen Keiunkan, 717 Koman, 718 Hōshi. In Europa sind urkundlich belegt beispielsweise:
Böhnisch, Tomke
Bréchon, Franck
Noël Coulet
Beat Kümin
, B. Ann Tlusty
Herbert May
, Andrea Schilz
(Hg.)Peyer, Hans Conrad, Elisabeth Müller-Luckner
Peyer, Hans Conrad
Potthoff, Ossip Demetrius
, Kossenhaschen, Georg
Rauers, Friedrich
Jürgen Reulecke
/Barbara Stambolis
(Hg.)Schrader, Otto
Weber, Walter
Wehner, Donat
, Anke Wesse
Wallner, Ernst M.
Wolff, Philippe
Baum, Vicky
Vaillant Maélys
Champion, Sarah
Dallas, Sandra
Anne Nagel
Nooteboom, Cees
Pannenbecker, Marion
Raoul Schrott
Paolo Bianchi
(Hg.): Ankommen - Hiersein - Weggehen.Stempel, Hans
; Ripkens, Martin
(Hg.)