Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:horizont

Horizont

Ein Aspekt von Raumvorstellungen, aus gr. ὁρίζων (lit. 'begrenzender Kreis'), ab dem 16. Jahrhundert, vorher Kimm(e) `äußerster Rand´, engl. synonym skysill, skyline, Bretonisch dremmwel, Ungarisch látóhatár (lát `sehen´, határ `Grenze´), Türkisch çevren, göz erimi, ufuk 1) , Chinesisch 地平線 dìpíngxiàn 2).

Horizont setzt Weitsicht voraus wie sie am Meer (dort besonders verbunden mit Neugier und Aufbruch), in der Wüste (dort oft verbunden mit Fata Morgana) oder von den Bergen (dort besonders als Blick von oben, als Panorama) aus möglich ist und macht im Wald keinen Sinn. Der Horizont materialisiert sich artifiziell im Astrolabium, einem scheibenförmigen Instrument für astronomische Berechnungen, welches bereits in der griechischen Antike bekannt war und dem Eratosthenes zugeschrieben wird (um 250 BC). Im Deutschen erscheint der Begriff (auch: Orizon, Horizon) ab dem 16. Jahrhundert, zuerst 1501 3) und wenig später zB. 1525 als terminus technicus 4), beeinflusste aber das Weltbild im Zeitalter der Entdeckungen zusammen mit dem weit älteren Begriff der Landschaft in der aufkommenden Landschaftsmalerei.

  • Koschorke, Albrecht
    Die Geschichte des Horizonts.
    Grenze und Grenzüberschreitung in literarischen Landschaftsbildern
    .
    Zugl.: München, Univ., Diss., 1989 438 S. Frankfurt am Main 1990: Suhrkamp. Inhalt u.a. zu Weltrand, Paradies, Sphäre, Horizont, Perspektive, Panorama
  • Bertrand Westphal
    Horizon et paysage : L’évolution de la vision du monde.
    (L’horizon comme ligne de partage; Horizontalité et temporalité; L’approche de l’espace-temps en Chine)
    S. 117–126 in: Ursula Lehmkuhl, Hans-Jürgen Lüsebrink, Laurence McFalls:
    Of 'Contact Zones' and 'Liminal Spaces' - Mapping the Everyday Life of Cultural Translation.
    136 S. Waxmann Verlag, 2015 Online
  • Peter Bexte
    Fluchtlinien. Die Mythen des Horizonts oder das Fazit der Perspektiven.
    in: Paolo Bianchi (Hg.): Ankommen - Hiersein - Weggehen.
    Köln 1997: Kunstforum International 136
1)
aus arab. Ufķ, Ufuķ, nhbr. Ofek, entweder im Sinne von `Biegung, Beugung´ aus ie. *uąg oder `das Weichende, das Entfernte´ aus ie. *beugh-.
Mēʼîr Fraenkel
Zur Theorie der Lamed-He-Stämme gleichzeitig ein Beitrag zur semitisch-indogermanischen Sprachverwandtschaft. 
319 S. Israel 1970: R. Mass, hier S. 171
2)
Der Begriff dìpíngxiàn entstand in der Ming-Dynastie (1368–1644), möglicherweise beeinflusst durch die Niederlassung jesuitischer Missionare 1565 in Macau und durch Matteo Ricci (1552–1610)
3)
[Sammelhandschrift] De longitudine lunae - de lunae motu restituto, .. ex observationibus.
Tychonis de Brahe - BSB Clm 1607. Brahe, Tycho 1546-1601; Herwart von Hohenburg, Hans Georg 1553-1622; Kepler, Johannes 1571-1631; Deicola Hibernicus ca. um 814/4, S. 331 (=Scan 386), 333, 527 (=Scan 596) Online
4)
Johann Copp
Erklärung unnd gründtliche Underweysung alles nutzes, so in dem edlen Instrument Astrolabium genannt, begriffen.
Augspurg 1525: Ottmar, u.a. in Kap. 3, 19, 20 Online
wiki/horizont.txt · Zuletzt geändert: 2023/08/07 04:52 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki