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Weltbild

Imago ideaque Mundi

Dass die Erde eine Scheibe sei wird als mittelalterliche Vorstellung abgetan, doch dabei ist diese Aussage selber ein Klischee ohne sachliche Grundlage und belegt damit nur, dass eingängige Plattheiten zum Fast Food des Weltverständnisses gehören. Tatsächlich genügt es darüber nachzudenken, wie sich Sonnenstand und Schattenwurf im Laufe des Jahres verändern und wie sich eine Ortsveränderung darauf auswirkt. Eratosthenes, dritter Vorsteher der Bibliothek zu Alexandria, ermittelte um 240 vor Christus den Umfang der (kugelförmigen) Erde mit etwa 1% Genauigkeit, indem er die Strecke Assuan - Alexandria mit Hilfe eines Schattenstabes (Gnomon) und einer skalierten Halbkugelschale (Skaphe) vermaß, denn in Assuan (Wendekreis des Krebses) steht die Sonne um den 21. Juni senkrecht im Zenith und ein Gnomon wirft dort keinen Schatten, zeitgleich in Alexandria jedoch sehr wohl. In der von Alexander gegründeten Bibliothek hinterlegte er seine Vermessungsaufzeichung.

Ein Bild der Welt aufzubauen ist anstregend, weil es Weltanschauung, also Unterwegs-sein, und Vorstellung erfordert, damit Wissen entstehen kann. Die Vorstellung allein erfindet phantastische Orte und imaginäre Reisen. Notwendigerweise wird der Erforscher der Welt zum Grenzgänger und verschiebt dabei Grenzen, verändert also seine Vorstellung von Raum, Zwischenraum und Leere. Diese Vorstellung kann zur Erzählung werden und abstrahiert etwa zum Itinerar, zum Periplus, zur Karte. Zahlreiche Ausstellungen widmeten sich diesem Thema. Der Begriff „Weltbild“ ist in den germanischen Sprachen vertraut, erscheint jedoch in den romanischen Sprachen als deutsches Lehnwort „Weltanschauung“ (span. cosmovision).

Es ist meist unbekannt, welcher Anteil der »Entdeckungen« originär ist und welcher Transfer des überlieferten Wissens der Einheimischen. Daran haben einheimische Führer (Dolmetscher und Interpreter) einen erheblichen Anteil. Das regional vorhandene Wissen fand seinen Weg in eine Karte und trug dadurch zu einem veränmderten Weltbild bei.

Mappae Mundi & Mundus Novus

Es sind rund tausend Weltkarten des Mittelalters aus dem Europa des 7. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts überliefert engl. early world maps, frz. planisphère, mappemondes (cartes anciennes du monde), it. planisfero, niederl. wereldkaart, lat. mappa mundi, mappae mundi), byzantinische Karten blieben nicht erhalten. Davon sind die meisten klein und illustrativ, andere symbolisieren ein Weltbild (Imago Mundi). Größere Karten mit zahlreichen Namen dienen im einfachsten Fall als Wissensspeicher oder Lehrmittel. Die wenigsten Karten, meist Großkarten, haben das Wissen ihrer Zeit systematisch gesammelt mit dem Zweck, räumlich-geografische Orientierung zu ermöglichen, siehe Kartographie. Das Weltbild und damit Karten und Globen wurden in den Jahrzehnten um 1492 jedoch so umstürzend verändert wie niemals vorher und nachher wieder. „Mappamundi“ bezeichnete neben Karten auch andere Formen der Darstellung: Diagramme, Listen, Tabellen, Beschreibungen (lat. descriptio, figura, historia, pictura, rotulus).

Von der Antike bis weit ins Mittelalter fanden sich insbesondere die Metaphern Umbilicus mundi 'Nabel der Welt' und Caput mundi 'Haupt der Welt' in Verbindung mit Kartendarstellungen:

Jeder stellt sich die Welt auf eigene Art und Weise vor, gemäß einer persönlichen Weltanschauung. Ein Abbild der Welt außerhalb der Anschauung erfordert Symbole und Namen, die zur Weltkarte werden, wenn sie räumlich angeordnet sind. Die ältesten Weltkarten, die wir als solche erkennen können, entstanden in Babylon und Griechenland. Gemeinsam ist ihnen der Kreis als Horizont. Die Weltanschauung lässt sich erkennen durch den Mittelpunkt der Karte, durch die Blickrichtung, durch das Verhältnis von Land und Wasser, durch Begrenzungen, siehe:

Literatur

Perspektiven

Raumvorstellungen

Sphäre, Globus, Reichsapfel