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Fuhrwerke

Wie das Fuhrwerk läuft, 
sagte der Teufel auf dem Kutschbock, 
da hatte er einen Mönch und Junker an- 
und eine Hure vorgespannt.
Klosterspiegel, 43, 21, nach K. F. W. Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexicon 

Als Geräte umfassten die Fuhrwerke bis zum 20. Jahrhundert: Schleifen, Schlitten, Karren, Wagen, Kutschen, Droschken; siehe den tabellarischen Vergleich bei Wagen sowie die Liste der internationalen Begriffe für Karre, Wagen, Automobil.

Sie waren Teil des Fuhrwesens (heute: Verkehrssystem) , also der Personen- und Güterbeförderung und bedurften eines Fuhrmannes, der das Fuhrwerk in den ausgefahrenen Gleisen führte oder sonst die beste Fahrbahn suchte.
In Paris findet sich 1657 die älteste öffentliche Personenbeförderung: ein de Givry setzte dazu zweiräderige, viersitzige Pferdewagen ein 1).

Von 3.500 vor bis etwa 1800 nach Christus wurde ein System optimiert, bestehend aus Fuhrmann, Fuhrwerk, Naturstraße und Zugtier. Dann führten Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Agrarrevolution zur Überlastung der Verkehrswege; Schienenwege und Kanäle boten nur begrenzt Ersatz. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Transportmethoden revolutioniert. Die Dampfmaschine ermöglichte die Eisenbahn 2), die Feinmechanik das Fahrrad und der Verbrennungsmotor den Verzicht auf Zugtiere (»Auto«-mobil).

Der nachfolgende Systemwechsel erforderte grundlegende Innovationen: eiserne Achsen, andere Räder, bessere Bremsen, andere Lenksysteme, neue Antriebe, Schmierstoffe, anderer Straßenbau, Normierungen … Erstmals befasste man sich systematisch mit den dazu gehörigen Grundlagen 3) Die komplexen Vorgänge und Beziehungen beschreibt sehr ausführlich Edith Saurer 4); siehe auch die Zeitleiste in * Geländefahrzeuge.

Seit dem Mittelalter hatte die Post das größte Verkehrssystem aufgebaut. Nachdem zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Landstraßen (Chausseen) systematisch verbessert wurden, passte die Post ihre Wagentypen dafür an und verwendete 5)

Wagenart Sitze Straßenart Zugtiere
Postwagen
ohne Langbaum
9 Chausseen 3/4-spännig
Postwagen
mit 2 Coupés
6 Chausseen 3-spännig
Postwagen
»Berline«
6 überwiegend Chausseen 2/3-spännig
Postwagen
Cabriolet mit Langbaum
6 nicht chaussierte Straßen 3-spännig
Postwagen
ohne Langbaum
4 Chausseen 2-spännig
Postwagen
mit Langbaum
4 nicht chaussierte Straßen 2/3-spännig
Postwagen 2 Chausseen 1/2-spännig
Omnibuswagen mit Coupé9 Chausseen, lokal 3-spännig
Omnibuswagen ohne Coupé 6 Chausseen, lokal2-spännig
2)
Der Dampfwagenreisende auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn
Verlag J. Weber Leipzig 1838
3)
E. Kröncke
Versuch einer Theorie des Fuhrwerks mit Anwendung auf den Straßenbau
Gießen 1802
4)
Edith Saurer
Straße, Schmuggel, Lottospiel …
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1989
5)
Heinrich von Stephan
Geschichte der Preußischen Post von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart.
Nach amtlichen Quellen. Decker Berlin 1859
zit. nach: Peter Paul Dahms
Die Anfänge des Personenverkehrs per Eisenbahn in Preußen 1835 - 1860
Dissertation Berlin 2015
wiki/fuhrwerke.1597645050.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/08/17 06:17 von norbert

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