Frugal bezeichnet eine Lebensweise, die sich mit Wenigem bescheidet, jedoch nicht im Sinne von ärmlich sondern als die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse klar zu erfassen und zu fokussieren, also Überflüssiges wegzulassen. Ansätze dazu gibt es mehrere:
Die Kunst des Wegwerfens, wie sie etwa Marie Kondo
in »Simplify your Life« beschreibt.
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Die Kunst, die abhängige Gelderwerbsphase im Leben zu minimieren, ist Teil des
FIRE-Konzeptes.
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Die Kunst,
Zeit selbstbestimmt zu nutzen als Muße, Freizeit oder Arbeitszeit.
Die Kunst, das Leben als Vita Activa oder Vita Contemplativa zu gestalten.
Die Kunst, Minimalismus über auserlesene Ausstattung als Distinktionsmerkmal der Vermögenden zu inszenieren, die Bescheidenheit oder Armut vortäuscht.
Minimalismus (Themenheft) Psychosozial 45.168-2 (2022)
Alle Ansätze dienen letztlich dazu, der selbstbestimmten Verfügung über die eigene Lebenszeit oberste Priorität einzuräumen.
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Als
work-life-balance zielt es jedoch auf mehr
Freizeit statt auf mehr
Freiheit und erscheint damit eher als Optimierung der Arbeitsfähigkeit, die auch als
Home Office oder
Remote Work gestaltet werden kann.
Frugalismus kann auch als Verhalten auf dem Weg zu einem individuell angemessenen
ökologischen Lebensstil betrachtet werden wie es etwa
Niko Paech
, Ökonomieprofessor an der Universität Siegen, in seinem Buch beschreibt:
»Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie«. Darin unterscheidet er die Leitlinien
Suffizienz (
Genügsamkeit),
Subsistenz (
Selbstversorgung,
Reparieren, Teilen) sowie
De-Globalisierung.
Das messbare Ziel sei es, bei einer Weltbevölkerung von sieben Milliarden pro Person nur etwa 2,7 Tonnen CO2 pro Jahr auszustoßen. Dies sei rechnerisch CO2-neutral, also ein »plünderungsfreies Leben« im Verhältnis zur Erde.
Die Kunst der mentalen oder
spirituellen Einstellung zu einem selbstbestimmten Leben findet in vielen Kulturen ihren besonderen Ausdruck, siehe etwa
Waldeinsamkeit,
Firgun,
Lagom,
Metanoia,
Mudita.
Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908–1970) ordnete menschliche Bedürfnisse hierarchisch (Erst kommt der Hunger, dann kommt die Moral, B. Brecht), so dass man von der Bedürfnispyramide spricht:
8. Transzendenz
7. Selbstverwirklichung
6. Ästhetische Bedürfnisse
5. Kognitive Bedürfnisse
4. Individualbedürfnisse
3. Soziale Bedürfnisse
2. Sicherheitsbedürfnisse
1. Physische Bedürfnisse
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Mit Geiz zum großen Glück, FAZ 13.05.2020