Was liegt beim Reisen näher als die Ferne?
Fernweh ist ein wesentliches Element in der road music 1) und im deutschen Road Movie, insbesondere in den Filmen von Wim Wenders
, etwa Alice in den Städten (1974). Die Ambivalenz des Fernwehs hat Kurt Tucholsky
2) in Verse gegossen:
Luftveränderung Fahre mit der Eisenbahn, fahre, Junge, fahre! Auf dem Deck vom Wasserkahn wehen deine Haare. Tauch in fremde Städte ein, lauf in fremden Gassen; höre fremde Menschen schrein, trink aus fremden Tassen. Flieh Betrieb und Telefon, grab in alten Schmökern, sieh am Seinekai, mein Sohn, Weisheit still verhökern. Lauf in Afrika umher, reite durch Oasen; lausche auf ein blaues Meer, hör den Mistral blasen! Wie du auch die Welt durchflitzt ohne Rast und Ruh –: Hinten auf dem Puffer sitzt du.
Erstaunlich ist jedoch, dass dieses Wort noch gar nicht so alt ist. Es scheint durch Hermann von Pückler-Muskau
Einzug in die literarische Welt gehalten zu haben als »Unruhigem, den das Fernweh plagt« 3) und danach zunehmend, 1903 als Gedicht von Friederike Kempner
und bei Oswald Spengler
, der 1935 meinte: »Der antike Mensch kannte kein Fernweh, wie es der ständige Blick auf das unendliche Meer und über weite Ebenen hin erzeugt.« 4)
Irmtraud Hnilica / Malte Kleinwort / Patrick Ramponi
(Hg.)Christoph Parry
(Hg.)Hermann von Pückler-Muskau