Christophorus

  1. Der Christophorus ist seit 1952 das offizielle Kundenmagazin der Porsche AG.
  2. Christophorus heißen auch die Seminare der Verkehrswacht und die Rettungshubschrauber des ADAC
  3. Beide sind benannt nach Christophorus dem Schutzpatron der Reisenden im christlichen Glauben; er gilt als Märtyrer, manchmal auch als Heiliger, ist der christlichen Kirche jedoch eher suspekt.

Sein griechischer Name Χριστόφορος bedeutet »Christusträger«. Dieser Träger wird als meist bärtiger Hüne mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf seinen Schultern durch einen Fluss trägt, ikonographisch ist er ein Wilder Mann, jedoch bezeichnet man ihn oft als Ferge (Fährmann).
In der germanischen Mythologie entspricht ihm Vadi (Wade, Wate, Waetla) `der Watende´, der Vater Wielands, ein bärtiger Hüne 1). Dieser trug seinen Sohn durch einen tiefen dänischen Sund zu den Zwergen, damit dieser das Schmied-Handwerk erlerne. Ihm und/oder seinem Sohn wird die Erfindung des Schiffbaus zugeschrieben und damit auch der Beruf des Fährmanns. Grimm stellt die historische Watling Street durch England zu diesem Namen 2), eine der vier englischen Königsstraßen.

Dem christlichen Christophorus wurden die heidnischen Attribute genommen, denn der frühe Christophorus trug ein Lamm und wurde als hundsköpfiger Riese dargestellt, der ikonographisch dem ägyptischen Anubis entsprach:

Sein ältester Name Reprobus (lat.), rebrebos (griech.), rabrab (alt-aram.) bedeutet `Der Verworfene«´ 5). Der Sage nach erhielt dieser hundsköpfige Menschenfresser nach der Taufe den Namen Christophorus und die Fähigkeit der menschlichen Sprache. Eine vergleichbare Parabel findet sich bei Enkidu im Gilgamesch-Epos, beide wurden als Wilder Mann dargestellt.

Die christliche Figur des Christophorus ist ein Seelenbegleiter (»Psychopompos«) wie die heidnischen »liminal deities« der Antike (Hermes, Merkur, Anubis, Pushan u.a.). Diese halfen den Seelen der Verstorbenen über den Fluss des Todes in die Unterwelt: Anubis übergab die Seele an Toth, Hermes an Charon, Christophorus jedoch an Petrus, denn die christliche Lehre hatte die Verdammnis durch die Erlösung ersetzt. Ethnologisch gehört er damit zu den »liminal deities«, weil er bei Grenzüberschreitungen hilft, hier also das Durchschreiten eines Flusses oder die Begleitung der Seele ins Jenseits.

Christophorus gehört zur Gruppe der 14 (manchmal 12) Nothelfer im christlichen Glaubenssystem. Seine Bedeutung als Beschützer und Patron der Reisenden und Schiffer, sein Name und seine Attribute verweisen gleichwohl auf viel ältere, Jahrtausende alte Wurzeln aus nomadischer Zeit, siehe Reisegötter. Vielleicht deswegen ist er bis heute im Profanen erfolgreich, als kirchlicher Heiliger jedoch abgesetzt 6).

Christophorus ist eine Figur des Zwischenraums und dort an Übergängen. Die Aufgabe des Christophorus war, den reisenden Menschen vor Gefahren zu beschützen, insbesondere vor dem plötzlichen Tod. Benker (1975) wies darauf hin, dass die auffällige Verbreitung des Heiligen im Alpenraum durch die besonders gefährlichen Reiseumstände und die Zunahme der Reisetätigkeit über die Alpenpässe begründet sein könnte. Dazu wurde Christophorus oft überlebensgroß dargestellt und nicht nur an exponierten Stellen entlang von Wegen und insbesondere an Pilgerwegen, sondern auch an Kapellen und Kirchen, Herbergen, Gasthäusern, Türmen, Toren, Brunnen, so dass die Figuren von weitem gesehen werden konnten (Bittmann 2003). Die Abstände waren so dicht, dass Reisende täglich mindestens eine Christophorus-Darstellung wahrnehmen konnten. Die Statue des Christophorus im Kölner Dom (1470 von Meister Tilman) ist fast vier Meter hoch und war im Mittelalter die erste Heiligenskulptur, der ein Pilger beim Eintritt in den Dom durch das Südportal begegnete. Ein Reisesegen oder ein Amulett ergänzte den Schutz durch Christophorus.

Literatur

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1)
ersterwähnt im altenglischen Gedicht Widsith, auch in der Þiðrekssaga (=Vilkina-Saga) und in Kudrun
2)
Jacob Grimm
Irmenstrasse und Irmensäule: eine mythologische Abhandlung.
65, 1 S. , 1 Bl. Wien 1815: Mayer. Online S. 36-39
3)
Scheil, Elfriede
Der Sinnzusammenhang zwischen wildem Mann und Totenschädel in Albrecht Dürers Paar mit Totenkopfwappen von 1503.
Zeitschrift für Kunstgeschichte, 73.3 (2010) 433–444. Inhalt S. 436, Fußnote 7 mit Verweis auf Loeschke 1955
4)
Fußnote 7 in Scheil, Elfriede
Der Sinnzusammenhang zwischen wildem Mann und Totenschädel in Albrecht Dürers Paar mit Totenkopfwappen von 1503.
Zeitschrift für Kunstgeschichte 73.3 (2010) 433–44. Online mit Verweis auf Walter Loeschke: Sanctus Christophorus Caninenus S. 33–82 in: Edwin Redslob zum 70. Geburtstag: eine Festgabe. Berlin 1955
5)
Kost, Otto-Hubert 1929-2015
Christophorus: Seine Herkunft und sein Wesen
Heimbach: Patrimonium-Verlag, 2015
6)
Richilde und Paul Werner
Christophorus. Die Faszination eines „Abgeschafften Heiligen“. Ars Bavarica, 82 (1999) 7-28