Christophorus
dem Schutzpatron der Reisenden im christlichen Glauben; er gilt als Märtyrer, manchmal auch als Heiliger, ist der christlichen Kirche jedoch eher suspekt.
Sein griechischer Name Χριστόφορος bedeutet »Christusträger«. Dieser Träger wird als meist bärtiger Hüne mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf seinen Schultern durch einen Fluss trägt, ikonographisch ist er ein Wilder Mann, jedoch bezeichnet man ihn oft als Ferge (Fährmann).
In der germanischen Mythologie entspricht ihm Vadi
(Wade, Wate, Waetla) `der Watende´, der Vater Wielands, ein bärtiger Hüne 1). Dieser trug seinen Sohn durch einen tiefen dänischen Sund zu den Zwergen, damit dieser das Schmied-Handwerk erlerne. Ihm und/oder seinem Sohn wird die Erfindung des Schiffbaus zugeschrieben und damit auch der Beruf des Fährmanns. Grimm stellt die historische Watling Street durch England zu diesem Namen 2), eine der vier englischen Königsstraßen.
Karl Müllenhoff
Wado
.McConnell, Winder
François-Xavier Michel
Anton Edmund Wollheim da Fonseca
Dem christlichen Christophorus wurden die heidnischen Attribute genommen, denn der frühe Christophorus trug ein Lamm und wurde als hundsköpfiger Riese dargestellt, der ikonographisch dem ägyptischen Anubis entsprach:
Christophorus Kynokephalos
- also mit Hundekopf - fand man in Toledo in einem auf Christophorus bezogenen Messtext in einem mozarabischen Sakramentar 3).Usuardus
zum 25. Juli, dem Tag des Christophorus, die Figur mit Löwenkopf, gezeichnet zwischen 1138 und 1147 im Kloster Zwiefalten 4).Sein ältester Name Reprobus (lat.), rebrebos (griech.), rabrab (alt-aram.) bedeutet `Der Verworfene«´ 5). Der Sage nach erhielt dieser hundsköpfige Menschenfresser nach der Taufe den Namen Christophorus und die Fähigkeit der menschlichen Sprache. Eine vergleichbare Parabel findet sich bei Enkidu im Gilgamesch-Epos, beide wurden als Wilder Mann dargestellt.
Die christliche Figur des Christophorus ist ein Seelenbegleiter (»Psychopompos«) wie die heidnischen »liminal deities« der Antike (Hermes, Merkur, Anubis, Pushan u.a.). Diese halfen den Seelen der Verstorbenen über den Fluss des Todes in die Unterwelt: Anubis übergab die Seele an Toth, Hermes an Charon, Christophorus jedoch an Petrus, denn die christliche Lehre hatte die Verdammnis durch die Erlösung ersetzt. Ethnologisch gehört er damit zu den »liminal deities«, weil er bei Grenzüberschreitungen hilft, hier also das Durchschreiten eines Flusses oder die Begleitung der Seele ins Jenseits.
Christophorus gehört zur Gruppe der 14 (manchmal 12) Nothelfer im christlichen Glaubenssystem. Seine Bedeutung als Beschützer und Patron der Reisenden und Schiffer, sein Name und seine Attribute verweisen gleichwohl auf viel ältere, Jahrtausende alte Wurzeln aus nomadischer Zeit, siehe Reisegötter. Vielleicht deswegen ist er bis heute im Profanen erfolgreich, als kirchlicher Heiliger jedoch abgesetzt 6).
Christophorus ist eine Figur des Zwischenraums und dort an Übergängen. Die Aufgabe des Christophorus war, den reisenden Menschen vor Gefahren zu beschützen, insbesondere vor dem plötzlichen Tod. Benker
(1975) wies darauf hin, dass die auffällige Verbreitung des Heiligen im Alpenraum durch die besonders gefährlichen Reiseumstände und die Zunahme der Reisetätigkeit über die Alpenpässe begründet sein könnte. Dazu wurde Christophorus oft überlebensgroß dargestellt und nicht nur an exponierten Stellen entlang von Wegen und insbesondere an Pilgerwegen, sondern auch an Kapellen und Kirchen, Herbergen, Gasthäusern, Türmen, Toren, Brunnen, so dass die Figuren von weitem gesehen werden konnten (Bittmann
2003). Die Abstände waren so dicht, dass Reisende täglich mindestens eine Christophorus-Darstellung wahrnehmen konnten. Die Statue des Christophorus im Kölner Dom (1470 von Meister Tilman) ist fast vier Meter hoch und war im Mittelalter die erste Heiligenskulptur, der ein Pilger beim Eintritt in den Dom durch das Südportal begegnete. Ein Reisesegen oder ein Amulett ergänzte den Schutz durch Christophorus.
Benker, Gertrud
Bittmann, Yvonne
Hahn-Woernle, Birgit
Kost, Otto-Hubert
Krausen, Edgar
Kretzenbacher, Leopold
W. Loeschke, S. C. Canineus, E. Redslob
zum 70.GeburtstagSilvia Marin-Barutcieff
Kost
2015Mozzoni, Loretta
; Paraventi, Marta
(Hrsg.)Rosenfeld, Hans-Friedrich
P. Saintyves
Heinrich Schauerte
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Jacob Grimm
Scheil, Elfriede
Scheil, Elfriede
Kost, Otto-Hubert
1929-2015Richilde
und Paul Werner