Steinmann (Obo, Cairn)
Der Steinmann ist konkret ein Artefakt in der Wildnis, physisch eine Raumteilung und psychisch ein Eingriff in die Raumvorstellungen. Als Zeichen ist er ein Zeugnis des Unterwegs-Seins, weil Reisende mit ihrem hinzugelegten Stein einerseits eine Kunde hinterlassen als Zeugnis, dass sie dort waren und als Hinweis, dass hier ein Weg von irgendwoher nach irgendwohin verläuft.
Steine als Wegzeichen
Karling
Als Wegzeichen zur Orientierung gibt es ein natürliches Vorbild im Karling. Dies bezeichnet glaziologisch pyramidenförmige Bergspitzen, die durch ihre schroffen und steilen Grate mit manchmal fast senkrechten Wänden unübersehbare Fixpunkte im Raum bilden, scheinbar isoliert in der Bergwelt. Diese entstanden aus dem Eisstrom der Gletscher. In Europa wird die dabei entstehende pyramidale Form oft als „Horn“ (schweiz. Gorner, ital. Corno, lat. Cornu) bezeichnet (Matterhorn, Wießbachhorn, Großer Hornkopf) oder als Spitze (rätorom. Piz, ital. Pizzo, Cima ) 1). Auch die bekanntesten Berggipfel der Hohen Tauern sind Karlinge wie der Großglockner. 2)
Breadcrump Trail
Bei der Erstbegehung einer Route haben die Steinzeichen einen einmaligen und besonderen Sinn:
-
zweitens ermöglichen sie es Andere nachzufolgen;
drittens ermöglichen sie es, im Notfall gefunden zu werden.
Expeditionsmarken
Bei vielen Expeditionen wurden systematisch Cairns angelegt, z.B. 1868 bei der deutschen Nordpol-Expedition:
„Um aber die allerschlimmsten Fälle vorzusehen, und im Fall eines Unglückes eine möglichst gute Spur der Expedition zu haben, sollen auf den sich nach Norden erstreckenden Küsten Ost-Grönlands oder überhaupt auf jeder zu berührenden Küste wiederholt Steinhaufen (Cairns) errichtet werden, die, wie bei den Englischen Expeditionen, in ihrem Innern schriftliche Nachricht von dem Gange und Stande der Expedition enthalten. Und zwar sollen diese Cairns an hervorragenden Punkten der Küste möglichst genau oder so nahe als möglich unter einem vollen Breiten- oder Längengrade errichtet werden, was ihre Auffindung ausserordentlich erleichtern würde.“ 3)
Padrões
Jorun Poettering
Als die Säulen des Herakles umstürzten. Wissen, Wissenschaft und Herrschaft in der portugiesischen Expansion (15. und 16. Jahrhundert)
Saeculum 64.2 (2014) 257-288
Online
Padrões hießen die Säulen, die die portugiesischen Seefahrer an den erreichten Extrempunkten ihrer Expeditionen aufstellten. Den wahrscheinlich ersten padrão aus Marmor (Notiz auf der Karte von Canerio) errichtete Diogo Cão an der Mündung des Kongo-Flusses.
Wilhelm Kalthammer
Die Portugiesenkreuze in Afrika und Indien : eine umfassende Darstellung aller von den portugiesischen Entdeckern Diogo Cão, Bartolomeo Dias und Vasco da Gama errichteten Steinkreuze (Padrões), deren Geschichte und deren Nachbildungen.
(=Beiträge zur Afrikakunde, 5) 79 S. 19 Ill. Basel 1984: Basler Afrika Bibliographien.
ÖNALAN, Hava. „15. YÜZYIL PORTEKİZ KEŞİFLERİNİN AFRİKA’DA TEZÂHÜRÜ VE BİR HAKİMİYET GÖSTERGESİ OLARAK PADRÃO SEMBOLÜ.“ Tarih Araştırmaları Dergisi 40.70 (2021) 206-228.
Online
Anforderungsprofil
Steinsäulen (engl. piles of rock), Steinhaufen (engl. heap of stone, frz. tas de pierres), auch in Form von Pyramiden oder als gegeneinander gelehnte Steinplatten, sind als einfachste, älteste und beständigste Form des Wegzeichens (engl. road marker) oder Wegweisers (engl. signpost, frz. poteau indicateur) charakterisiert durch
Beständigkeit, also ein großer Haufen oder
eine standfeste Konstruktion mit
ausgesuchten Steinen;
Lentz, Thomas L.
AMC Trail Adopter’s Handbook.
47 S. Boston (9.A. 2007): Appalachian Mountain Club White Mountain Adopt-A-Trail Program.
Online. S. 24-25: Eine Anleitung zum Bau eines Cairns.
auffällige Sichtbarkeit, also
eine vertikale Struktur durch Schichtung oder
eine vertikale Komponente (Stab, Stele);
Umrisse, die sich gegen Umgebung und Horizont abheben;
einen exponierten Standort
zur Fernorientierung an erhöhten oder vorspringenden Stellen im
Gelände (z. B. Hügel), die vom Weg aus sichtbar sind;
zur Nahorientierung an einem bedeutsamen Wegabschnitt wie etwa Gabelung, Kreuzung, Quelle, Furt, Anlandestelle,
Pass;
Informationsgehalt als Teil eines wegbegleitenden Systems zur
Orientierung:
Hier war schon jemand.
-
Hier geht der
Weg weiter (Richtung) im Zusammenhang mit weiteren Wegzeichen.
Damit kennzeichnen sie den richtigen Weg, wenn es in der Landschaft keine natürlichen und eindeutigen Landmarken gibt, die durch erzählende Beschreibung weitergegeben werden könnten.
Sie bieten Orientierung und einen Schutz gegen das Verirren in der Wildnis.
Sie erleichtern die Wegfindung, wenn der felsige Untergrund keine Spuren erkennen lässt oder wenn es zu viele Spuren (etwa Tierpfade auf Almen) gibt oder wenn im Sand Pisten in alle Richtungen führen, aber auch wenn der Pfad bei Schnee auf Pässen oder im Nebel nicht weithin sichtbar ist.
Liste von Steinhaufen
Afrika
Sahara & Sahel
Engljaehringer, Gertrude
;
Kraml Roland
;
Milburn, Mark
Gedanken über einige Steinmonumente der Sahara.
In: Antiquités africaines, 22 (1986) 11-28.
DOI Online
Milburn, M.
Remarks on the Saharan heel-shaped cairn.
Almogaren Bd. 7 Graz 1976, S. 155-165
Savary, J.-P.
Monuments en pierres sèches du Fadnoun (Tassili n’Ajjer).
Mém. du C.R.A.P.E. (Alger) 6 (1966) 72 S.
Alem عَلَم (arab. Mehrzahl Alam, ʿalāmat, türkisch alamet) ‘Zeichen, Marke, Banner’
in der Sahara als
Pistenmarkierungen: »Die Nomaden und Wanderer der Libyschen Wüste nennen die von Menschenhand errichteten Zeichen (
Wegweiser, Grenzsteine, Wegsperren usw.) im allgemeinen Alam.«
4).
Karkur, kerkûr كركور
< berberisch akərkur, ägypt. krkr < sumerisch, griech. κάρκαρον, armen. karkar
El Mountassir, A.
, S. Chaker
Kerkur «Tas de pierres sacré».
Encyclopédie Berbère 27 (2005) 4176-4178.
Steinhaufen auf Höhen, an Wegkreuzungen, an Stellen, wo ein Verbrechen geschehen ist; detaillierte etymologische Belege.
Said Ennahid
, Eric Ross
Adding a Layer. Functioning Muslim Shrines at Archaeological Sites in Northwestern Morocco.
in: Stefan Altekamp, Carmen Marcks-Jacobs and Peter Seiler (Eds.), Perspektiven der Spolienforschung 2. Zentren und Konjunkturen der Spoliierung, Berlin: Edition Topoi, 2017, 95–132, S. 105 Abschnitt karkûr: Karkûr als kleinste Form von Schreinen, außerhalb von Ortschaften, oft verbunden mit Personennamen (Sîdi …, Lâlla …), in der Nähe von Gräbern (nza), Bäumen und gekälkten Steinen (engl. `white-washing stones´) ähnlich wie Khalwa.
Doutté, E.
Les tas de pierres sacrés et quelques pratiques connexes dans le Sud du Maroc.
Documents sur le Nord-Ouest africain, Alger, 1903, 39 p
Montes, Juan Francisco Jordán
, José Pérez Blesa
Albórbolas en los toros, kerkur en los parajes malditos y teofagias lunares: etnografía en Ayna, Liétor y Elche de la Sierra.
Al-Basit: Revista de estudios albacetenses 49 (2005): 205-256.
Dominik Josef Wölfel
Monumenta linguae Canariae: Die kanarischen Sprachdenkmäler. Eine Studie zur Vor- und Frühgeschichte Weissafrikas.
928 S. Graz 1965: Akademische Druck- und Verlagsanstalt. S. 375 Steinhaufen kerkur mit zahlreichen Belegen.
Basset, H.
Karkūr.
in: Encyclopaedia of Islam, Second Edition, Edited by: P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W.P. Heinrichs.
Online
Dem Ort wird die Fähigkeit zugeschrieben, negative Energie zu absorbieren, indem ein Stein aufgelegt wird. Der Steinhaufen ist also eine Folge der Handlung, die aus dem Glauben an die Eigenschaft des Ortes vollzogen wird. Abgelegt werden damit Sünde, Krankheit, Müdigkeit; Böses wird übertragen und abgewehrt. Verbunden damit wurde die Vorstellung, es sei dort ein böser Mensch begraben, der durch das Auflegen der Steine in seinem Grab gehalten wird und der als »Sündenbock« dient. Basset verweist auf
Frazer, James George
:
The golden bough. London 1911 f.: Macmillan. Band 3, VI, The scapegoat [Der Sündenbock], 8-30.
Das Wortfeld um
karkur, kerkur, kirkar, kalkul, galgul, gilgul, gilgal, gul (→ unten Arabische Halbinsel: Gal) diskutiert recht eigenwillig
Herman Wirth
und benennt Zusammenhänge mit der akkadischen Muttergöttin Gula, dem griechischen Herakles, dem baylonischen babylonische Gilga-mesch, mit Bezügen zum Kreis und zu Bergen
5), denen sich möglicherweise nachzugehen lohnt, jedoch unabhängig vom weiteren Gedankengut des Autors.
Als Ortsname u.a.: Karkūr wa-Shaṭūr, insbesondere die Trockentäler am Jebel Uweinat (Libyen, Ägypten, Sudan): Karkur Talh, Karkur Murr, Karkûr Idrîs, Karkûr Ibrahîm; in Israel: Karkur, Ḥorvat Karkûr ʻÎllît
Harold Scheub
Karkur, the Heap of Stones (Hausa/Niger, Nigeria).
Eintrag in: A Dictionary of African Mythology Oxford University Press 2000.
Khalwa خلوة (pl. khalawāt), Chalwa, Chalwat in Marokko und Algerien `Leere, Einsamkeit´; )
Khalwa bezeichnet - insbesondere für Sufis - einen spirituellen Rückzugsort (engl. retreat) in der Einsamkeit
6). Solche Orte entwickelten sich oft zu muslimischen Heiligtümern (»Schrein«, engl. shrine), die zum Pilgerort wurden. Daher ist ‘Khalwa’, ‘Khaloua’ ein häufiger Ortsname. Solche Schreine bestehen oft aus einem verstreuten Ensemble religiöser Stätten, die auch Bäume und Steinsetzungen wie
Karkur umfasst, oft weiß gekälkt (engl. whitewash), und die häufig als Wohnort von Jinns (Dschinns) gelten. Auffällig oft dienen solche Schreine einerseits als Orte der Volksfrömmigkeit (Marabutismus) der islamischen Bevölkerung, sind jedoch andererseits mit präislamischen archäologischen Stätten verbunden, siehe oben bei Ennahid/Ross 2017, z. B. S. 106.
Ägypten
Berger F.
An area with aligned stones in the Western Desert of Egypt.
Sahara 20 (2009) 195-198
Menardi Noguera A.
, P. Carmignoto
, N. Contavalli
, E. Grugni
The stones lines of Upper Wadi Mashi (Gilf Kebir, Egypt).
Sahara 21 (2010) 197-205
Peroschi, Maria Emilia
, Flavio Cambieri
Game traps, enclosures or something else? New stone lines identified in the Western Desert of Egypt. Sahara (2011) 159-162.
Wege zwischen Karkur Hamid und Karkur Talh
Riemer H.
Holocene game drives in the Great Sand Sea of Egypt? Stone structures and their archaeological evidence.
Sahara 15 (2004) 31-42.
Rossi, Corinna
,
Salima Ikram
Evidence of desert routes across northern Kharga (Egypt’s Western Desert).
in: Förster, Frank, Heiko Riemer: Desert road archaeology in ancient Egypt and beyond. Köln 2013: Heinrich-Barth-Institut. S. 265-282, insbes. Abschnitt 3.2 (Cairns)
Online
Südliches Ägypten & nördlicher Sudan
Borda M.
, Cambieri F.
, Peroschi M.E.
The stone circles of Uweinat.
Sahara 24 (2013) 243-254
Cavendish, M.W.
The custom of placing pebbles on Nubian graves.
Sudan Notes and Records (Khartoum) 47 (1966) 151-156.
Maria Emilia Peroschi
, Flavio Cambieri
, Maria Leonarda De Santis
Not only rock art at and around Jebel Uweinat. Evidences of stone structures.
Vortrag (Folie) 13th International Conference for Nubian Studies 1st - 6th of September 2014, University of Neuchâtel
Südliches Äthiopien
Somalia
Ostafrika: Kenia/Uganda/Tansania
Hildebrand, E.
, A. K. M. Grillo
Early herders and monumental sites in eastern Africa: dating and interpretation.
Antiquity 86 (2012) 338–352.
Archäologische Befunde und Mithilfe von Ausgrabungen und Radiokarbondatierungen datieren den Bau megalithischer Säulen in Ostafrika im fünften Jahrtausend BC zeitgleich mit der frühesten Herdenhaltung im selben Raum.
Matthew I.J. Davies
Stone cairns across eastern Africa: a critical review.
Azania: Archaeological Research in Africa, 48:2 (2013) 218-240,
DOI
Lynch, B. Mark
The Namoratunga Cemetery and rock art sites of NW Kenya.
A study of early pastoralist social organization.
Diss. Ann Arbor 1978: University Microfilms International.
Lynch, B. M.
, L. H. Robbins
Namoratunga: The First Archeoastronomical Evidence in Sub-Saharan Africa.
Science 200 (1978) 766-768.
19 Steinsäulen, datiert 300 BC, werden wegen ihrer ausgerichteten Anordnung astronomisch gedeutet.
Were
bei den Wawanga am Mt. Elgon in Kenia, immer am Weg zum Ort, jedoch abseits; es darf immer nur ein Stein aufgelegt werden.
Willoughby, W.C.
The Soul of the Bantu.
London 1928: Doubleday, Doran & Co, S. 288:
Die Wawanga haben drei Arten von Schreinen: Msambue, Mukurru, Were. Letzterer befindet sich am Weg außerhalb des Ortes; es wird immer nur ein Stein aufgelegt, diese Steine sind immer länglich (oblong) und stammen aus dem Flussbett.
Dundas, K.R.
The Wawanga and other Tribes of the Elgon District, British East Africa.
Journal of the Royal Anthropological Institute 43 (1913) 19-75, hier S. 31
Baumann, O.
Durch Massailand zur Nilquelle. Reisen und Forschungen der Massai-Expedition des deutschen Antisklaverei-Komite in den Jahren 1891-1893.
Berlin 1894: Dietrich Reimer, hier S. 207:
Baumann zitiert Speke mit dem Brauch der Watussi: »das Bewerfen gewisser Lokalitäten mit Steinen, die sich nach und nach zu grossen Haufen aufthürmen, oder mit Gras zum Schutz gegen böse Geister« und sagt, das sei auch bei den Bantu üblich.
Baumann, H.
Schöpfung und Urzeit des Menschen im Mythus der afrikanischen Völker.
Berlin 1936: Reimer, hier:
S. 40 mit dem Hinweis auf
»pyramidenförmige Haufen an Kreuzwegen« im Yaoland [heute Malawi-Tansania] mit einem Ritus für Mulungu. Mulungu ist ein Schöpfergott bei vielen Bantuvölkern, der Name kann mit der Wurzel -ng- `aufrichten, errichten, erschaffen´ erklärt werden, mit Bezügen zu Himmel, Erde und Raum
7)
und S. 76 Hinweis auf Steinhaufen am Weg, auf Berggipfeln, auf die ein Kiesel oder ein Blatt gelegt wird als Gabe an Kabedya, den Gott der Lebenden (Hollohollo am Westufer des Tanganyika-Sees).
Im südlichen Afrika
Heitsi Eibib-Grab (kho khowos)
bei den San, Hottentotten, Damara u.a. im südlichen Afrika, bei den !Kû
Huee, nicht jedoch bei den Bantu
8)
(I)sivivane
Steinhaufen bei den Xhosa und Zulu:
“A heap of stones thrown together by travellers at certain steep and dangerous passes on a difficult, tiring journey, a small stone being added by every passerby, who says, Thixo ndincede, God help me; or siphe amandla, give us strength.” 10)
Berglund, A-J.
Zulu Thought-Patterns and Symbolism.
Studia Missionalia Upsaliensia 22. Claremont, Cape 1976: Philip, hier S. 334 ff.:
Die Isivivane liegen leicht erkennbar an den alltäglichen Wegen; beim Passieren wird auf den Stein gespuckt und derselbe auf den Isivivane geworfen.
11)
Ombindi, Ovombindi
`ein Ding, das man umgeht´ bei den OvaHerero und Himba
12)
Sefika-ntle
bei den Tswana, `etwas aus Stein, draußen auf dem Land´, aus se-, le-fika “stone” und ntle “outside”
13)
Madagaskar
Vatolahy, Vatotsangana »Man nennt derartige Steinsäulen dort Vatotsangana oder Vatolahy und findet sie einzeln oder gruppenweise häufig im Centralmassiv Madagaskars bei den Antimerina und Betsileo sowie auf der Ostabdachung der Insel bei den Antanosy und Betsimisaraka. Sie tragen weniger einen religiösen Charakter, sondern sollen vielmehr Erinnerungszeichen an wichtige Ereignisse wie Siege, gerichtliche Entscheidungen, feierliche Gelübde und sonstige Thaten der Vorfahren sein. Ebenso dienen sie auch zum Gedächtnis der Toten welche fern von der Heimat dahin gingen. Nebenbei schreibt ihnen das Volk allerlei übernatürliche Kräfte und Fähigkeiten zu, erweist ihnen daher durch Einsalben mit Fett und Darauflegen von Steinen eine gewisse religiöse Verehrung, was allerdings anderseits nicht hindert, daß man dem Vatolahy, wenn er nicht antwortet, seine Mißachtung durch Schläge begreiflich macht.«
14)
Karl Handfest
Die Steinsetzungen (Vatolahy) auf Madagaskar.
11 Blätter. 1949 [Manuskript-Entwurf s. Worldcat]
Vatolahy Mpamosavy
5 fasc. 98 S. Tananarive 1955: J. Paoli et fils.
Decary, Raymond
; Suzanne Raharijaona
Vatolahy et pierres sacrées.
Tananarive: Revue de Madagascar 1960–1963.
Razanabola, Michel
Lieux de culte phallique en pays betsileo.
Omaly Sy Anio 23-24 (1986) 41-52.
Arabische Halbinsel
Haiman Mordechai
Cairn Burials and Cairn Fields in the Negev.
Bulletin of the American Schools of Oriental Research 287 (1992) 25-45.
DOI
Auf 450 km² im westlichen Negev-Hochland fanden sich bei einer Geländeaufnahme hunderte von Steinhaufen an 1500 Standorten, die zwei Kategorien zugeordnet werden: (1) überwiegend Steinhaufen auf Anhöhen und (2) einer kleinen Anzahl Steinhaufen in Siedlungen. Erstere waren zu 92,5% leer. Letztere enthielten zu 83,3% menschliche Überreste, werden also als Gräber gedeutet.
Gal (hebräisch)
In der Bibel (1 Mose 31.46) schließen Jacob
und Laban
einen Vertrag an einem Grenzsteinhaufen (gal), der als Zeuge der Handlung gilt (גַּלְעֵד gal‘ed, „ein Steinhaufen ist Zeuge“, Gen 31,47 EU, aramäisch Jegar-Sahaduta יְגַר שָׂהֲדוּתָא „Steinhaufen des Zeugnisses“). Gal bedeutet auch `Quelle´ mit der Grundbedeutung `wallen, wälzen, rollen´, daher auch `Rad´. In Gen 31,52 wird derselbe Steinhaufen als Grenzmarkierung bezeichnet und in Gen 31,48-49 als Beobachtungsposten (für Späher, Wächter), also einen erhöhten Ort bezeichnend. Text liegt außerdem noch eine zweite Ebene vor, die den Steinhaufen und die Mazzebe explizit als Grenzmarkierungen versteht.
Gilgāl (גִּלְגָל, galgal) ist ein Steinkreis (hier: 12 Steine für die zwölf Stämme Israels), der sechsmal in der Bibel einen Ort bezeichnet: Chirbet Ǧulēǧīl (Dtn 11,30 EU), in Galiläa (Jos 12,23 EU), in Geliot (Jos 18,17 EU), in Ǧilǧilije (2 Kön 2,1 EU), in Bet-Gilgal (Neh 12,29 EU) sowie als gilgal (Jos 4,19 EU). [Golgatha?]
→ oben Sahara: Karkur … Gul
Mülinen, Eberhard von
Galgal. Hesekiel Kapitel 10, 13.
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins (1878-1945) 46.1-2 (1923) 79–107.
Online mit detaillierten Überlegungen hinsichtlich der religiösen Bedeutung.
Eckart Otto
Das Bundes-Mazzotfest von Gilgal.
(=Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament,107). Stuttgart 1975: W. Kohlhammer. S. 145, S. 159 Fussnote: Gilgal (Jos 5,9) Hügel … »im Ägyptischen ist ist bei üblicher Umsetzung von l in r der Begriff krkr in der Bedeutung „ Steingeröll, Steinhaufen “ belegt«
Elitzur, Yoel
The Meaning of Gilgal.
Revue Biblique 126.3 (2019) 321-343.
Gilgal und Geliloth sind synonym (Josh 15:7; 18:17); Gilgal findet sich 40 mal in der Bibel.
Eben-Eser אֶבֶן עֵזֶר ’, `Stein der Hilfe [Gottes]´ ein in der Bibel dreimal erwähnter Ort
15)
Erasmus Gaß
Eben-Eser
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet
Online
Rujm رجم (arab.) auch:
Rejem , Redjem `Turm, Steinhaufen, Grab´ im Raum Israel, Jordanien, Syrien
16)
Europa
Cairn
bis zu 30 Fuß hohe Cairns in Schottland
17): gaelisch
carn `Steinhaufen, steiniger Hogel´, gallisch karnon `horn´ aus PIE *ker-n- `höchster Punkt des Körpers, Horn´
18)
Currick
im Gälischen `cairn, heap of stones, boundary mark, guide for travellers´ aus *corr
19), bedeutungsgleich mit dem deutschen `Ort´ für etwas Vorspringendes, Herausragendes.
Galgal
insbesondere im Bretonischen aus altfranz. gal > galet (rundlicher Kieselstein), caillou
20)
Im Französischen werden die Steinsetzungen bezeichnet als :
Menhir, Peulven, Dolmen, Tumulus, Galgal, wobei letzteres durch Cairn verdrängt wurde.
Harri Mutilak
`Steinjungen´ (Einzahl harri mutil), Steinmänner der Basken aus harri `Stein´ < PIE khar-hi, *khar `hart, rauh´, trikuharri `obskur´
21)
Hérma, Hermakes, Hermaia, ἕρμᾰ
`Hügel, Cairn, Fels, Last …´
22) im Griechischen. Hermes
23), der griechische
Schutzgott der Reisenden, wurde im antiken Griechenland an Steinhaufen verehrt, ein senkrecht darin stehender Stein hieß die
Hermie 24) und es war Brauch, beim Passieren einen Stein darauf zu werfen. Die griechischen Wegzeichen
hermai standen oft auf Gräbern am Straßenrand, passend zur Aufgabe des
Hermes, die Seelen in die Unterwelt zu geleiten
25). Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus wurden Herma - phallusfömige Bildsäulen mit dem Kopf eines bärtigen Mannes - systematisch als Wegzeiger aufgestellt.
Etymologie: Möglicherweise aus PIE *wérsmn̥ `Hügel, Spitze,
top´ > *wers- `aufstehen, Spitze´ > litauisch viršus `top´, kirchenslawisch врьхъ vrĭxŭ `top, Spitze´, protogermanisch *wartǭ > siehe unten
Varða `Steinmann´ sowie Sanskrit वर्ष्मन् varṣman `top, Spitze, Gipfel´.
Curtius, Ludwig
(1874-1954)
Die antike Herme. Eine mythologisch-kunstgeschichtliche Studie
München, Univ., Diss. 1902, 28 S. (Leipzig 1903: Druck von B.G. Teubner 30 S.)
Johann Nicolai
Tractatio de mercurio et hermis, seu statuis mercurialibus quas Germanicè vocamus, Wege-Zeiger, oder Weg-Seulen, darnach man sich richtet: ubi & de statuis in genere tractatur, & simul variae tàm utiles, quam lectu dignae antiquitates sacrae & profanae illustrantur.
159 S. Francofurti 1687: J. Dauderstadius.
Online
Eduard Gehbard
Über Ursprung, Bedeutung und Anwendung der Hermen.
(1826). S. 198 ff in: Eduard Gerhard, August Emil Braun, Otto Magnus Freiherr von Stackelberg: Archäologischer Nachlass aus Rom. G. Reimer, 1852.
Hetty Goldman
The Origin of the Greek Herm.
American Journal of Archaeology 46.1 (1942) 58-68
Ifigenija Radulović, Snežana Vukadinović, Aleksandra Smirnov Brkić
“ΟΥΔΕΝ ΠΡΟΣ ΤΗΝ ΚΛΟΠΗΝ” Hermes the Transformer
Agora. Estudos Clássicos em Debate 17 (2015) 45‐62, ISSN: 0874‐5498
Schmidt, Bernhard
Steinhaufen als Fluchmale, Hermesheiligtümer und Grabhügel in Griechenland.
Jahrbücher für classische Philologie 147.6 (1893) 369-395
»
Horossteine« HOPOΣ dienten im antiken Griechenland als Grenzsteine; die ältesten gefundenen Steine werden auf das frühe 6. Jahrhundert BC datiert. Derselbe Begriff HOPOΣ bezeichnete auch die Grenze. Eine mögliche etymologische Deutung führt über das ionische οὖρος zurück auf die Begriffe für Wachtturm, Wächter, wachen
26).
Temija im serbischen Raum und auch in Bulgarien, Griechenland (Anathemen)
Ein »Fluchhügel« außerhalb des Ortes nahe Kreuzwegen. Unbekannte Übeltäter werden dort verflucht (staviti prokletiju), dabei wird ein Stein geworfen »Wer das getan hat, sei verflucht!« (anatema ga bilo).
27)
Nordeuropa
Hörgr (Altnorwegisch)
heargr (Altenglisch) `heidnischer Tempel´, aus *germ. harugaz `Steinhaufen, Opferstätte´, idg. *kar `hart´ und *sker `schneiden´
28).
Kumbl
(altnordisch; schwedisch kummel, isländisch kumel, finnisch kummeli, altenglisch cumbol `Zeichen, Banner´ < Proto-Germanisch *kumblą.
In den skandinavischen Sprachen als Steinhaufen und `Mal´, also ein Zeichen wie Grabmal, Brandmal, Wundmal
29).
Gräslund, Anne-Sofie
Kumbl and stafR in runic texts.
In: Charlotta Hillerdal, Kristin Ilves (Hg.): Re-Imagining Periphery: Archaeology and Text in Northern Europe from Iron Age to Viking and Early Medieval Periods. Oxford & Philadelphia 2020: Oxbow Books S. 117-124
Nielsen, Karl Martin
Kuml
Årg. 3.3 (1953) 7-14. Jysk Arkæologisk Selskab.
Online
Springer, Otto
Old Norse ‘Kumbla-Smiðr’ ‘Helmet-Smith’: The Story of a Kenning.
The Journal of English and Germanic Philology, University of Illinois Press, 50.2 (1951) 218–42.
Online
Kahle, Bernhard
Über Steinhaufen insbesondere auf Island
In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde in Berlin 1902 Heft 1-2. S.89-96, 203-210, 319-325
Varða (Mz. vörður Island, Isle of Man), varder (Norwegen)
Steinmann, aber auch `Strafe, Risiko´ (Varðar, engl. penalty), Varð-helgi `Heiligtum´, die Warte als Sitz eines Wächters:
»wartleute des ordens … stehen in den kleinen festen und wachthäusern der weiten grenzwildnisz …«
30),
31)
Finnland, Lappland
Jansson, Henrik
Burials at the End of Land: Maritime Burial Cairns and Land-Use History of South-Western Unsimaa.
ISKOS. The Finnish Antiquarian Society 19 (2011) 117–151
Tuovinen, Tapani
The Burial Cairns and the Landscape in the Archipelago of Åboland, SW Finland, in the Bronze Age and the Iron Age.
315 S. Ph.D. dissertation, Department of Art Studies and Anthropology, University of Oulu, Oulu, Finland, 2002
Hiden-Kuikaat
»Große Steinhaufen die man für Riesengräber hält führen diesen Namen. Oft findet man in ihrem Innern Ueberbleibsel von Rüstungen für Mann und Roß, die unter Asche und Todtengebeinen vergraben liegen. Meisstentheils sieht man diese Steinhaufen auf erhabenen Stellen in Wäldern.«
32)
Hiiden kiukaat (Hiisi Oesen),
Hiiden pesät (Hiisi-Nester)
»Die finnische Tradition spricht auch von Hiiden kiukaat (Hiisi Oesen), Hiiden pesät (Hiisi-Nester), aber das [nämlich verschiedene Steinbauten im Walde] sind wenigstens grösstentheils lappische Ueberreste.«
33)
Jättar haudat
Steinhaufen im Siedlungsraum der Lappen insbesondere im Küstenbereich bis zu 3 Klafter hoch
34)
Kalmisto
»Begräbniß-Plätze insonderheit solche die als Ueberbleibsel des Heidenthums noch in Wäldern und auf Holmen angetroffen werden. Für solche Stellen hat der
Aberglaube große Achtung und sucht dort vermoderte Leichenknochen zu seinen Zaubereien.«
35)
Erkki Itkonen
, Ulla-Maija Kulonen
Suomen sanojen alkuperä: etymologinen sanakirja
Band 1 Suomalaisen kirjallisuuden seura. Helsinki 1992: Kotimaisten kielten tutkimuskeskus
S. 484 kāāpa Steinhaufen, kalmisto
Ristiraunio, ein Steinhaufen mit Kreuz darauf, auch als Wappen der Stadt Alavus. Es bezieht sich auf den Steinhaufen bei Tohni, der höchsten Erhebung (224 m) in der Region. Vor der Christianisierung stand dort ein hölzernes Idol, Tohnin.
36)
Uhri-paikat
»Sind Opferstellen deren die Finnen so wie die Lappen und auch Ehsten wie in åltern Zeiten so auch jetzt eine Menge haben. Sie bestehen in heiligen Wäldern, großen Tannen, Fichten und andern Bäumen, Steinen, Felsen, Bergen, Quellen usw. wo Milch, Geld und bei Ermangelung eines Bessern auch Stecknadeln zum Opfer dargebracht werden, um dadurch verlohrene Güter oder seine Gesundheit wieder zu erlangen Niemand rührt die an solchen Stellen befindlichen Opfer an und wird es um so weniger wagen sie wegzunehmen weil Verlust des Lebens oder wenigstens des Gesichts alsdann zu befürchten ist.
Pabst Gregor IX
schrieb im Jahr 1228 an den Bischoff von Abo,
Thomas
, und trug diesem auf für die Abschaffung und Ausrottung solcher Opferstellen zu sorgen.«
37)
Arktis & Nordpolarmeer, Alaska & Aleuten
Hartley, Ralph
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Seid, Guriy, Hakur, Varda, Cairn, Inuksuk
unter anderem auf der Kola-Halbinsel, in der Timan Tundra, am Weißen Meer
Mizin, Vyacheslav
Stone Cairns and Simulacra: Navigation, Folklore, and Tradition in the Arctic.
Time and Mind: The Journal of Archaeology, Consciousness and Culture 6.3 (2013) 313–330.
DOI
Inuksuk (Mz. Inuksuit), auch: Inukshuk, Inukhuk, Inuinnaq aus inuk `Person´ und suk `Stellvertreter´
bei den Inuit der amerikanischen Arktis mit der Bedeutung eines Gegenstandes, der Aufgaben stellvertretend für den Menschen übernimmt.
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Tukilik, Tukiliit (Pl.)
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Tukiliit: The Stone People Who Live in the Wind.
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tukiliit sind `Dinge, die eine Bedeutung haben´ als Oberbegriff für alle Arten von Cairns, darunter auch Inuksuit.
Kerkur auf den Aleuten
„… at every village and where some mound or kerkur [an off-shore rock] or some outstanding feature, on a cliff, which were strictly prohibited to all women and young men … “
38)
Gurci/Gurei/Curei
39) am Nordpolarmeer auf der Insel
Tschiratschi, den
Vorgebirgen Woronow und
Motka im Raum der Insel Waigatsch ist nur in einem Expeditionsbericht, darin jedoch mehrfach nachweisbar
40)
Die russische Insel
Waigatsch Вайгач im Nordpolarmeer gilt den rentierzüchtenden Nenzen als heiliger Ort.
»Die Opferhöhe bildete ein Steinhaufen von einigen wenigen Metern ins Geviert der auf einer einzelnen Erhöhung der Fläche lag.« Unter den Steinen fand man Knochen, darunter Rentier- und Bärenschädel, denen das Gehirn entnommen war sowie riesige hölzerne Götzenstatuen aus Holz.
41)
Тур (груда камней), Tur (gruda kamnej) oder
gurij, guriy (russisch)
42)
Asien
Balbal oder Baba, russ. Ка́менные ба́бы '
Steinfrau', ukrainisch балбал, kleinrussich Mamai мамая́ми
43), nicht alle sind
Kurgan-Stelen. Auffällig ist die Reduplikation (balbal, baba, mamai, vgl. kerkur, gilgal u.ä.), die als Intensivierung wirkt und als Hinweis auf Vielzahl und Kontinuität gedeutet werden kann
44).
Wiederholt werden die Steine im Zusammenhang mit Gräbern und Ahnen genannt, als Wächter oder Stellvertreter angesprochen. In Reihen aufgestellt werden sie rituell gedeutet, als Einzelstein können sie auch der
Orientierung gedient haben. Erstmals schriftlich erwähnt werden sie in chinesischen Quellen, der persische Dichter
Nizami Ganjavi
(um 1141–1209) erwähnt steinerne Frauen. In europäischen Quellen erscheinen sie zuerst bei
Wilhelm von Rubruk
1253 in der Polovtsian-Steppe. Im Кни́га Большо́му чертежу́ (1627, Buch der großen Zeichnung)
45) heißen sie
Demna und dienen als Orientierungspunkte auf Hügeln und an Furten. Steinstatuen markierten die Endpunkte von Wachwegen der
Kosaken, dort wurden „Reiseerinnerungen“ (доездные памяти) vergraben
46).
Bakhytzhan Kanapʹi︠a︡nov
Balbal: stone guard of the desert.
204 S. London 2015: Aitmatov Academy
Kyzlasov, L.R.
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47)
Krylova, L.P.
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Stone babas. Katalog. Dniepropetrovsk: Promin.
Крылова, Л.П. (ред.) (1976). Каменные бабы. Каталог. Днепропетровск: Промінь
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Les babas de pierre de Nieborów (Pologne) et la possible affanite de l’une d’elles avec las babas de pierre de Zlatna Niva (Bulgarie).
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DOI
Eine überzeugende Deutung steht aus. Angesichts der zeitlichen, räumlichen und kulturen Unterschiede wird es wohl eher mehrere Deutungsmuster geben, die differenzierteste Betrachtung liefert die russische Wikipedia.
Steinstatuen der Proto-Indoeuropäer (Jamnaja u.a.) 4.000-2.000 v. Chr., ausgehend von der Kiptschak-Steppe zwischen Irtysch und Donau, in den pontisch-kaspischen Steppen (heute Russland, Ukraine) als Stelenplatten ohne Anthropomorphismus und als anthropomorphe Stelen, letztere dann mit dem Bild eines Kopfes.
Steinstatuen der iranischsprachigen Stämme (Skythen) in der Mitte des 1. Jahrtausends BC im russisch-ukrainischen Steppenraum von Rumänien bis zum Kaukasus mit bärtigen Männern sowie drei bis vier Objekten: Horn, Dolch, Schwert, Kelch.
Die Balbals der alten Turkstämme (Oghusen usw.) stammen im Altai und in Tuwa aus dem 2.–3., in Zentralasien aus dem 6.–9. Jahrhundert n. Chr., sind in Reihen aus bis zu mehreren hundert Balbals aufgestellt und oft beschriftet (s. Yılmaz
2018).
Anıl Yılmaz
Some Remarks on the Term Balbal of Ancient Turks
Cihannüma Tarih ve Coğrafya Araştırmaları Dergisi, 4.1 (2018) 1–18
Online
Eine differenzierte Analyse, die die Balbals unterscheidet nach anthropomorph und nicht, nach einzelnen Statuen oder solchen in einer Reihe, nach Kulturen, Standort usw. Der Autor verweist auf Widersprüche der Begrifflichkeit (Pfeiler, Statue, Steinreihe) sowie zwischen den Deutungen der Forschung und deren Unstimmigkeiten hinsichtlich Etymologie, Überlieferungen und archäologischen Befunden.
Steinfrauen als sakrale Kunst der Polovtsy (Kiptschaken) des 9.-13. Jahrhunderts zwischen Südwestasien bis Südosteuropa.
Gołębiowska-Tobiasz, Aneta
Monumental Polovtsian Statues in Eastern Europe. The Archaeology, Conservation and Protection. 196 S. Bibliogr. S. 171–186. DeGruyter 2013.
DOI
Lab-ce, lab-rce, lab-che, lawdzë (tibetisch); Chörten
Schröder, Dominik
Zur Religion der Tujen des Sininggebietes (Kukunor).
Frankfurt am Main, Universiẗat, Diss., 1952. In: Anthropos : internationale Zeitschrift für Völker- u. Sprachenkunde, 47-48 (1952) 1-79, 620-658, 822-870, 202-259
Thomas Thornville Cooper
Reise zur Auffindung eines Überlandweges von China nach Indien: mit einem Anhang, die beiden englischen Expeditionen von 1868 und 1875 unter Staden und Browne, und Margarys Reise betreffend
Costenoble, 1877, 507 S., hier: S. 254
Tucci, Giuseppe
Tibet. Paese delle nevi.
Novara 1967: Istituto geografico De Agostini.
Tucci beschreibt den Brauch des Steineauflegens auf der Passhöhe, Gebetsfahnen und Äste in den Steinhaufen und die Beschwörung »Gott ist siegreich« zur Sicherung des weiteren Weges.
Siegbert Hummel
Der magische Stein in Tibet.
Internationales Archiv für Ethnographie, XLIX, 2 (1960) 224-240.
Supplement: Die tibetanischen Ma-ni-Mauern als megalithisches Erbe. aaO I.1 (1962) 116-118.
Steinhaufen La-rtse; Mani-Steine als sukzessive Häufung in Mauerform.
Malleret, Louis
L ’Archeologie du delta du Mekong.
Band 1: L’Exploration archeologique et les Fouilles d’Oc-Èo’.
473 pp., 72 Abb., 97 Tafeln. Paris 1959: Publications de I’Ecole française d'Extreme-Orient, vol. XLIII.
Kap. XVI S. 305–15: Les Tas de Pierres, Tafel LXVa,b, LXVII). Seltsame Steinhaufen in den Ruinen von Oc-Èo werden verglichen mit solchen in Neukaledonien, Tibet, Indien, Vietnam, und auf anderen Kontinenten. Möglicherweise zu einem Begräbnisritual gehörig.
Amerika
Nordamerika ohne Alaska und Kanada
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Apacheta
in den peruanischen Anden und in Argentinien: `Lastträger´ (Quechua: von
apani, ich trage,
apachini ich lasse tragen )
51), ein Ort, wo man eine Last oder Bürde ablegen kann.
-
Dean, C.
Rethinking Apacheta.
Journal of Andean Archaeology 1 (2015) 93-108.
Ausführlich über die Bedeutung von Steinen siehe S. 467–470 in: Adolf Bastian
Die Culturländer des alten America. Ein Jahr auf Reisen: Kreuzfahrten zum Sammelbehuf auf transatlantischen Feldern der Ethnologie
Band 1 Berlin: 1878 Weidmann. Dort auch die Etymologie zu Apacheta in Fussnote 1, S. 469
Steinhaufen in Peru, Bolivien, Argentinien, Guatemala, Mexico (bei den Tarahumares, Tepehuanes)
Frazer, James George
The golden bough.
5 Bde. London 1911, 1912: Macmillan. 3. Auflage, Band 2: 190 f. 205 ff.; Band 5: 2, 204 ff.
Ttoccanca
aufrechte Steine auf Hügeln. Wanderer spucken darauf, um wieder Kraft zu bekommen. Zuerst erwähnt 1621 und 1649
52)
Chakrayuq, Chacrayoq
Die versteinerten Eigentümer als Wächter des Feldes.
53)
Der Entstehungszusammenhang von Steinsetzungen
Der Zweck und die Umstände der Steinsetzung dürfte entscheidenden Einfluss auf deren Anordnung gehabt haben.
Wer wandernd seine Route markieren will, minimiert den Zeitaufwand für den Bau und optimiert die Sichtbarkeit (Umgebungseinfluss).
Steinsetzungen lassen sich äußerlich nach Form und Struktur unterscheiden als:
Cairns (gälisch), ein Steinhaufen (engl. heap of stones);
französisch Galgal, spanisch Montón de piedras
geworfen, also ungeordnet gehäuft,
gesetzt aus mindestens drei Steinen, weil zwei Steine auch zufällig angeordnet sein können,
anthropomorph gesetzt
→ Inuksuk (Arktis).
Cromlech (walisisch), ein Steinkreis aus Menhiren, auch oval oder rechteckig;
schwedisch stensättningar, niederländisch steenhopen
Menhir, eine steinerne Säule (auch: Stele, manchmal Grabstele).
Dolmen (aus bretonisch taol `Tisch´ & maen `Stein´, ein megalithisches und mehrteiliges Bauwerk als Kollektivgrabanlage (Riesensteingrab, Hünengrab).
dänisch Dysse, Dyssenkammeret, schwedisch Dös, Dösar, Stendös, engl. chambered tomb, portugiesisch anta, mamra, katalanisch caxa, caixa, arca, niederländisch Hunebed.
Laporte, Luc
;
Jean-Marc Large
;
Laurent Nespoulous
(Hg.)
Megaliths of the World.
Oxford 2022: Archaeopress Publishing.
Band 1 (S. 1–610) und 2 (S. 613-1428). 150 Autoren decken in 72 Beiträgen den Wissensstand über die weltweiten Funde von Megalithen ab.
Vatolahy (Madagaskar) s. S. 1025 ff.
Steine werfen und Steine setzen
Solche Steinmännchen sind weltweit zu finden 55) ebenso wie der Brauch, Steine auf Steinhaufen und Grabstellen zu werfen 56). Für beides (Objekt und Brauch) werden in der Fachliteratur zwei spezifische Objektbegriffe (schottisch cairns und mongolisch obo) auch als Gattungsbegriff verwendet. Der technische Begriff der »sukzessiven Häufung« trifft nur auf das Steinewerfen zu. Eine widerspruchsfreie Terminologie ist nicht in Sicht. Steinmännchen gehören auch nicht zu den Megalithen. Diese sind definiert als Bauwerke aus großen Steinblöcken oder -säulen, die nur gemeinschaftlich erbaut werden können.
Steinsetzungen als Sachsystem
Aus technischer Sicht lassen sich Artefakte hinsichtlich ihrer Funktion (auch mit Mehrfachfunktionen) systematisieren, so lassen sich Steinsetzungen auffassen als:
Sachsystem (Stoff), etwa als
(Sicht-)schutzmauer für Jäger, Späher, Wächter
→ Galed / Jegar-Sahaduta (Arab. Halbinsel), → Varða (Nordeuropa); → HOROΣ (Griechenland); →Chakrayuq (Südamerika)
Grabstein(haufen) als Schutz gegen Tiere,
Fundament,
-
Sachsystem (Energie), etwa
Windschutz gegen Kälte,
-
Hinweis auf ein unterirdisches »food cache« (z.B. bärensichere Lebensmittellager (
bear cache) in
Arktis und Subarktis
58) ).
Sachsystem (Information), etwa als
Kennzeichen für eine natürliche Besonderheit, z.B. Quelle, Furt, Angelplatz, Anlegestelle;
-
Grenzpunkt, also eine soziale Vereinbarung betreffend und damit ein Ort für
Briefkasten: Depot für Nachrichten
Am 6. Mai 1859 fand Leutnant Hobson als Teilnehmer der Suchexpedition von MacClintock auf Point Victory an der Nordwestküste von König-Williamsland unter einem Steinhaufen eine Blechbüchse mit einem Schriftstück der Franklin-Expedition: »Ihrer Majestät Schiffe ›Erebus‹ und ›Terror‹ überwinterten im Packeise am 28. Mai 1847 in 70°5' n. Br., 98°23' w. Gr. Überwinterten 1846-47 auf Beecheyinsel in 74°43'28„ n. Br., 91°39'15“ w. Gr., nachdem sie im Wellingtonkanal bis 77° hinaufgefahren und an der Westseite der Cornwallisinsel zurückgekehrt waren. Sir John Franklin kommandiert die Expedition. Alle wohl!«
»Gegen 10 pm kamen wir in die Nähe von Sutherland Island einer kleinen Insel etwas südlich vom Cap Alexander Es war totale Windstille eingetreten und da wir auf der Insel einen Cairn entdeckten bemannten wir ein Boot … erstiegen wir die Insel und fanden bald einen Steinhaufen in dessen Nähe wir nach einigem Suchen eine Thonflasche ausgruben, die ein Papier enthielt, welches durch Nässe sehr gelitten hatte … doch konnten wir die Unterschrift Hartstene USN lesen wussten somit, dass das Papier von der amerikanischen Kane Aufsuchungs Expedition Hartstene's aus dem Jahre 1855 herrühre. Wir verwahrten dasselbe vorsichtig und gingen daran mit grosser Mühe einen besser sichtbaren den Unbilden des Wetters wider stehenden Cairn zu errichten und ein Document beizulegen. … Indessen wurde der Stein Cairn beendet und wir mussten ruhig stehen um als Beigabe einer photographischen Aufnahme desselben durch Mr Grant zu dienen.«
59)
Messpunkt
Symbol mit besonderer Bedeutung sich entsprechend zu verhalten, etwa
das Auflegen von Steinen, Ästen u.a.m. als rituelle Handlung, also
»Cairns, to which every passer-by adds a stone« 60), belegt etwa in
Europa: Oesel, Estland; St. Tredwels und Papa Westray, Orkney Islands; schottisches Hochland; Telemarken, Norwegen; Avestad, Schweden;
61)
Amerika: Bolivien (z.B. Puna), Guatemala, Kolumbien, Peru (z.B. Apachitas), Mexico (z.B. Tarahumares, Tepehuanes)
62)
Afrika: Südliches Afrika (z.B. Kaffer, Kei River), Basutoland, am Zambesi River, Ostafrika: Uganda, Nyassa-Tanganjika, Tansania (z.B. Wanyamwesi), Westafrika (z.B. Soku), Senegal, Kongo (z.B. Fan)
63)
Asien: asiatisches Russland, Indien, Korea, Burma, Bhutan, Tibet
64)
Grabmal mit besonderer Bedeutung (Stupa, Kurgan)
Johnson Neal
Early Bronze Age Round Barrows of the Anglo-Welsh Border.
Oxford UK 2017: BAR.
Cairns und Barrows werden nicht nur als Grabdenkmäler betrachtet, sondern als Eingriffe in die Landschaft, die durch Manipulation der Natur bestimmten sozialen Anliegen eine artifizielle Form in der natürlichen Landschaft verleiht.
Mal als Gedenken oder Mahnung an ein zurückliegendes Ereignis (Schlacht, Sieg, Tod, Unglück, Verbrechen).
»heaps of sticks or stones on scenes of Murder« 65)
»Cairns near shrines of saints« 66)
Nach Königin Victoria 1852:
»wo wir einen Cairn bauen sehen wollten, der, nachdem der alte niedergerissen worden, zur Erinnerung unsrer Besitzergreifung dieser geliebten Stätte errichtet werden sollte.« 67)
als Sündenbock (engl. Scapegoat) oder Stellvertreter, bei dem etwas abgelegt werden kann.
»transference of weariness (fatigue) to heaps of stones« 68): Nicaragua, Guatemala, Peruanische Anden sowie die
lying heaps der Dayak in Batang Lupar, Borneo
69).
Die Sündenbockfunktion ist für die Dayaks auf Borneo sehr schön beschrieben
70):
Viele Reisende haben die Ehrlichkeit der Dayaks auf Borneo als außergewöhnlich betont. Dort erzählt man sich über die vielen Haufen am Wegesrand, dass jeder Haufen an einen Mann erinnere, der eine unglaubliche Lüge erzählt oder eine Verpflichtung nicht erfüllt hat. Jeder Vorübergehende nimmt einen Stock oder einen Stein, wirft ihn auf den Haufen und sagt dabei: Für den Lügenhaufen von diesem oder jenem. Das geht über Generationen so weiter, bis sie manchmal vergessen, wer die Lüge erzählt hat, aber trotzdem werfen sie weiter Steine.
Steinsetzungen als Teil von Organisationssystemen
Die Sachsysteme können Teil eines Organisationssystems (gewesen) sein und durch einen zielorientierten Handlungsablauf mit weiteren Artefakten verbunden (gewesen) sein, etwa als
Kette von Orientierungspunkten, die so zu
Wegpunkten oder
Wegweisern werden, indem sie eine
Routeninformation für die
Orientierung bereitstellen, also gab/gibt es einen entsprechenden
Weg von X nach Y;
→ Alem (Sahara)
Warte, also ein geschützter Platz mit guter Aussicht für Wärter und Sichtachse zu weiteren Warten;
→ Varða (Nordeuropa) → Herma (Griechenland) → Gal (Arabische Halbinsel)
Grenzpunkt, also verbunden mit weiteren Grenzpunkten zu einer Linie, die etwas abgrenzt;
→ Horossteine (Griechenland)
Messpunkte, also verbunden mit weiteren Messpunkten einer Beobachtungseinrichtung, z.B. zum Anpeilen von Positionen (Sonne, Mond, Sterne) für astronomische Zwecke;
→ Namoratunga (Ostafrika)
funktionale Orte in der
Landschaft für die gemeinschaftliche Jagd, für Treiber, Schützen, Späher;
Ort kultischer Handlungen (z.B. Opfer)
→ Khalwa (Sahara, Sahel) → Hörgr, Öfferröse (Nordeuropa), Gurci (Nordpolarmeer)
»offering at cairns« 71): Bhutan, Bolivien, Guatemala, Peruanische Anden, Schweden
»Prayers to the sun: at cairns or heaps of sticks or leaves«
72)
Steinsetzungen am Weg sind primär Orientierungspunkte in einer Wildnis. Hat sich der Weg wahrnehmbar und eindeutig etabliert, werden sie (meist) überflüssig. An nicht eindeutigen Stellen ( Abzweigungen, Kreuzungen, Richtungsänderungen) bleiben sie funktional.
Über einen zusätzlichen Informationsgehalt können sie nun auch Teil anderer Organisationssysteme oder gar formal institutionalisiert werden, mit charakteristischen Merkmalen als:
Meilenstein mit Streckeninformation,
Flurkreuz mit Hinweis auf Gewanngrenzen,
Bildstock mit Herrschaftszeichen oder Schutzgottheit (Heiligenhäuschen)
Phallussymbol als Hinweis auf den schützenden
Reisegott:
Herme, Lingam, Jizo
spirituelles Zeichen (Wegekreuz, Stupa, Hermes- oder Merkurkopf mit Flügeln …) als Hinweis auf rituelle Regeln;
weißer Stein mit Machtanspruch auf einen Herrschaftsbereich,
Malstein mit Hinweis auf den Ort von Rechtsprechung,
Grabstein mit Hinweise auf den Toten.
An manchen Steinsetzungen werden die Beschützer der Wege geehrt und angerufen:
-
der Steinhaufen des römischen Merkur
die Hermes-Steine der griechischen Antike
die Phallus-Steine des Jizō (Japan)
der Lingam im Hinduismus
die Steine des Kielu Dziewos (Litauen)
Stringer, Peggy C.
An intimate exploration of rock stacking as a sacred art form evoking the numinous experience.
X, 261 S. PhD. Ann Arbor, MI 2003: UMI.
Symbolisches Handeln
Der Steinhaufen als Orientierungspunkt ist ein Ding, das Information speichert, also ein Werkzeug, das seine Funktion auch noch wahrnimmt, nachdem der Erbauer fort ist. Damit übernimmt es stellvertretend eine Aufgabe für den Menschen.
Der Erbauer als erster Begeher einer Route ist ein Suchender und setzt die ersten Steinhaufen mit dem Ziel,
den Rückweg wiederzufinden, weil er nicht weiß, wohin er gelangt;
Nachfolgenden anzuzeigen, wohin er gegangen ist.
In diesem Entstehungszusammenhang muss der Anfangshaufen bei minimalem Aufwand so gebaut sein, dass er aus der Ferne kommend aus beiden Richtungen gesehen werden kann. Dafür mögen drei Steine genügen oder dreißig oder dreihundert.
Für alle Nachfolgenden sind die Steinhaufen nurmehr das Mittel an dasselbe Ziel zu gelangen (Verwendungszusammenhang). Jeder ab jetzt geworfene Stein ist nicht mehr funktional, sondern symbolisch. Der geworfene Haufen ist nie fertig, sondern immerfort wachsend durch die unentwegte Teilhabe aller, die ihn passieren. Er wächst jedoch nur, wenn bestimmte Grundregeln eingehalten werden:
Jeder trägt etwas dazu bei, indem er einen Stein auflegt. Es nicht zu tun, bringt Unglück.
Jeder darf nur einen Stein auflegen, so dass alle im selben Maße beitragen.
Diese schlichten Steinhaufen werden dadurch über ihre Funktion als Landmarke hinaus mit Bedeutung aufgeladen, haben also innere Bewegung ausgelöst, etwa:
sie zu finden, mindert die
Einsamkeit des
Wanderers in der
Wildnis, denn es waren schon Menschen an diesem
Ort, also enthält der Steinhaufen etwa Menschliches;
sie zu sehen wirkt erleichternd und nimmt eine
Last von der Seele, etwa die
Sorge sich zu verirren;
der Steinhaufen wirkt beruhigend, weil jeder Stein das
Wissen derjenigen bestätigt und speichert, die bereits hier waren, verlangt also Respekt vor dem angesammelten Wissen der Ahnen;
jeder Stein des Haufens enthält die Botschaft »Ich war hier!« und einen Stein hinzuzulegen bereichert durch das Gefühl der Zugehörigkeit: der
Einzelne wird Teil der Anderen: alle gehen dieselben
Wege;
etwas zurückzulassen verbindet den Wanderer mit der
Landschaft;
Rituell praktiziert erscheint dies als Speise- oder Trankopfer, etwa wenn im tibetischen Raum etwas Tsampa auf dem Pass niedergelegt oder in die Luft geworfen wird. Damit wird das Wegzeichen zum Altar, wie dies auch die Gebetsfahnen auf den tibetischen und mongolischen Pässen ausdrücken.
In Tirol heißt dies dem
»Bergfräulein opfern« 74).
-
Wanderer, die beim Passieren einen Stein hinzulegen oder einen Stock hineinstecken, handeln sowohl rational als auch symbolisch. Sie helfen damit anderen und sie bedanken sich.
Diese Phänomene - Steine setzen und werfen - scheinen bislang nur anekdotisch beschreibend behandelt worden zu sein. Manche Beobachtungen wiederholen sich und bieten Ansätze für ein mögliches Muster:
-
Es wird etwas gegeben, doch kommt es weder auf die Menge an, noch auf die Art des Gegenstandes. Neben den dauerhaften Steinen können das Knochen, Äste, Laub, oder einfach nur Staub sein.
→
Erde,
Weltbild
Es bringt
Glück, dem Haufen etwas hinzuzufügen, und Unglück, das nicht zu tun.
Der Ritus am Steinhaufen kann heilen, man kann Müdigkeit, Kummer und Leiden dort lassen.
Niemand wird angebetet, aber es wird um etwas gebeten.
Der Haufen gilt als Zeuge.
Der Haufen ist kein Grab, wird aber oft als solches bezeichnet.
Die Figur des
Trickster ist wiederholt mit Steinhaufen verbunden; der Name des Hermes rührt daher.
→
Reisegötter
Die Steinhaufen und die Steinriten sind oft verbunden mit der Vorstellung der Totenruhe. Im deutschsprachigen Raum erscheint der `Tote Mann´ als Flurname in allen Regionen.
Steinhaufen gelten in vielen Kulturen als obskur. Das mag daran liegen, dass sich ein Haufen nicht definieren lässt (Sorites-Paradoxon). Beim ersten Stein ist der Haufen nur in der Vorstellung enthalten. Die Handlung enthält dagegen immer das Aneignen (acquisitio) des Steins und das Teilen (divisio) mit den anderen auf dem Haufen.
Letztlich enthalten sie eine grundlegendere Bedeutung als als Steinsetzungen. Jede geregelte Setzung setzt Regeln voraus (von wem?), kommt an ein Ende (auch der Teilhabe), wird fertig zu einem bestimmten Zweck. Diesem Zweck unterwerfen sich alle Späteren. Insbesondere einen Grenzstein oder einen Altar zu bewerfen, hieße ja ihn zu missachten. Hier liegen die Ursprünge des »Rechts« (gr. nomós < nemein: nehmen und teilen), weil der Haufen den Raum teilt, aber gemeinschaftlich bleibt und nicht in Dein und Mein geteilt zerfällt. Die Handlung, den Stein auf den Haufen zu werfen, ist ein Versprechen, sich an die Regeln zu halten und damit als »Versprechen die entscheidende moralisch-politische Handlung in der unabsehbaren Welt menschlicher Angelegenheiten …« 76).
Literatur
Etymologie
Ägyptisches krkr ist ein semitisches Lehnwort 77) für `Steinhaufen´.
Francesco Perono Cacciafoco
Continuity in European Toponomastics: the (Pre-)Indo-European *kar- / *kal- Root in the Pre-Latin Ligurian Toponymy.
Annals of the University of Craiova: Series Philology, Linguistics XXXVII.1-2 (2015) 121-138
Der Autor beschäftigt sich auch mit der eigenartigen Verdoppelung (Reduplikation) der Wurzel *kar- im italienischen (ligurischen) Ortsnamen Carcare < Carcaris.
Deutsches Wörterbuch (
Jacob Grimm
und
Wilhelm Grimm
):
kar
»aber das alpenwort, das auch in vielen namen von bergen, gletschern und bergtheilen daselbst auftritt, wie Karwendel, Gamskârkogel, Kârwant, Tischlkâr, Eiskâr, greift weiter in die vorzeit.
In den Schweizer alpen ist kar oder karre f. verschiedentlich kahler fels, oder groszes felsstück in einem brachboden, oder eine strecke voll klippen mit etwas grün dazwischen, s. Stalder 2, 87; davon karrenfeld, karrenfläche Rochholz Schweizersagen 1, 358.
Schmeller erinnert an ags. car, carr fels, und schott. corrie (demin.), feuchte vertiefung zwischen höhen, mit guter weide, also dem bair. demin. ganz entsprechend.
Stalder bringt auszer semitischen, asiatischen ähnlichkeiten kelt. und nord. wörter zur vergleichung; kelt. ist car fels, gewöhnlich carreg, carraig, crag u. a. (vgl. Diez 603 zu dem provenz. crau), gael. ir. càrn steinhaufe als leichenhügel, denkmal, càrnanaich hochländer, gebirgsbewohner, u. a.; schott. cairn steinhaufe, kairs pl. felsen mit öffnung hindurch, nordengl. carrock steinhaufe als grenzmark.
aber engl. dial. car ist, dem /Bd. 11, Sp. 205/ bair. kar näher tretend, niederung, marschgrund, auch erlengrund u. ä. Halliwell 231b, und das ist wol auch in der Karrharde an der westküste Schleswigs (mit einem orte Karlum) enthalten, vgl. den namen Karmarsch. schott. ist kair sumpf, ebenso isl. ker, dän. kär, kjär, norw. kjerr, schw. kärr. merkwürdig noch schwäb. kareisig steinig, felsig, kareisiger boden Schmid 305.
bei Rietz 310b schw. kart m. stein, und steinhaufe als ackergrenzzeichen. vgl. auch nord. skär, sker fels.
das grelle auseinandergehen der bedeutungen in fels und niederung, stein und sumpf widerspricht nicht notwendig der urspr. einheit des offenbar uralten europ. wortes«
Hubschmid, Johannes
Die Stämme *kar(r )- und *kurr- im Iberoromanischen, Baskischen und Inselkeltischen.
Romance Philology 13.1 (1959) 31–49.
Online.
zu
hörgr S.40 cf 12;
zu
currick S. 47
Hummel, S.
Some remarks on the Ural-Altaic substrate in Old Canary and Etruscan languages as a contribution to linguistic neolithic anthropology in Eurasia and North Africa.
Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch 134 (1988) 53–57 mit Belegstellen zum Steinhaufen und den Wurzeln gl(gr) `rund´ und kr `spitz´.
Eisler, Robert
Zur Bedeutung von „Ṣion“.
Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 73.7/8 (=NF 37) (1929) 320–25.
Online
Anhand zahlreicher Textbelege aus der Bibel werden Zusammenhänge von hebräisch (
sion) und arabisch (
zuia) erörtert und gedeutet als Analogien zu
cairns,
hermaia, für weiße Steine als Zeichen für Gräber, als Wegweiser in der Wüste, als Malstein;
abgeleitet von der Wurzel `aufstellen´ (gr. stele);
Hinweis auf
galilim `Steinkreis´,
gelalim `Steinhaufen´,
gillulim `Götze´;
Hinweis auf
kerkur und
rejem in Fußnote 3, S. 323;
Hinweis auf die altägyptische Hieroglyphe für Steinhaufen, mit Stock und Tuch u.a.m.
Manfred Hutter
Kultstelen und Baityloi. Die Ausstrahlung eines syrischen religiösen Phänomens nach Kleinasien und Israel.
S. 87–106 in: Janowski, Bernd ; Koch, Klaus ; Wilhelm, Gernot (Hg.): Religionsgeschichtliche Beziehungen zwischen Kleinasien, Nordsyrien und dem Alten Testament: Internationales Symposion Hamburg 17.–21. März 1990. Freiburg/ Göttingen 1993: Universitätsverlag / Vandenhoeck Ruprecht
DOI
Bezeichnungen für Kultstelen/Baityloi (keine Grabstelen) sind verbunden mit kultischen Handlungen, dienen als Zeuge, können Vertragsstelen sein:
syrisch: sikkanum
hethitisch: na4 ZI.KIN = na4 huwasi
hieroglyphen-luwischen: waniza
im Alten Testament: Masseben
Kulturenübergreifend
Andree, Richard
Die Steinhaufen. Eine ethnographische Musterung
In: Globus. Illustrierte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde Braunschweig 27 (1875) 183 (Teil 1), 199 (Teil 2)
Ferguson, James
Rude Stone Monuments in All Countries: Their Age and Uses
559 S. John Murray London 1872
Fitzhugh, William W.
Mongolien Deer Stones, European Menhirs, and Canadian Arctic Inuksuit.
Collective Memory and the Funktion of Northern Monument Tradition.
In: Journal of Archaeological Method and Theory 24.1 (2017) 149–187
Haberland, Karl
Über die Sitte des Steinwerfens und der Bildung von Steinhaufen
in: Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft 12 (1890) 289-309
Inman, Thomas
On Ancient Pillar Stones and Cairns Their Antiquity the Extent of Country Over Which Their Use Extended and Their Signification.
Being an Essay read at the Liverpool Literary & Philosophical Society. V, 32 S. Liverpool 1867: Adam Holden. 50 Abbildungen auf Tafeln
Online
Olstad, Tyra A.
Cairns: An Invitation.
Focus On Geography; New York 62 (2019) 1.
Online
Marshall Sahlins
The New Science of the Enchanted Universe. An Anthropology of Most of Humanity.
208 S. Princeton University Press, Princeton 2022.
Rezension von
Heike Behrend
:
Den Geistern zu ihrem Recht verhelfen. FAZ 27.08.2022
Martin Scharfe
Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750-1850.
382 S. Wien 2007: Böhlau.
Inhalt, z.B. die Abschnitte Orientierung 2.2. Steinmann 5.2
Williams, David B.
Cairns. Messengers in stone.
158 S. Seattle 2012: Mountaineer Books.
In der Bronzezeit (Northamptonshire)
Harding, Jan
, Frances Healy
, Aidan Allen
A neolithic bronze age landscape in Northamptonshire.
XVIII, 324 S. Swindon 2007: English Heritage. Inhalt u.a.:
3. The development of the monuments [mounds, cairns]
4. Ceremonial practice and mortuary ritual
5. Raunds in the region [Zeitraum 5.000 BC bis 1.000 BC]
In der römischen Antike
Laurence, Ray
Milestones, Communications, and Political Stability.
In: Linda Ellis und Frank L. Kidner (Hg.)
Travel, Communication and Geography in Late Antiquity. Sacred and Profane. 2017: Taylor and Francis Ltd., S. 38–49.
Kolb, Anne
Meilensteine. Stand der Forschung und Probleme.
In: Regula Frei-Stolba (Hg.): Siedlung und Verkehr im Römischen Reich. Römerstraßen zwischen Herrschaftssicherung und Landschaftsprägung. Akten des Kolloquiums zu Ehren von Prof. H. E. Herzig vom 28. und 29. Juni 2001 in Bern. Unter Mitarbeit von Heinz Herzig. Bern 2004: Lang, S. 135–156.
Im deutschsprachigen Raum (Mittelalter)
Andree-Eysn, Marie
Hag und Zaun im Herzogthum Salzburg.
Abgedruckt aus dem Aufsatze des Fräulein Marie Eysn im Hefte 11 u. 12 ex 1898 der „Zeitschrift für österreichische Volkskunde“ Herausgegeben vom Executiv-Comité für die österreichische landwirtschaftliche Collectiv-Ausstellung in Paris 1900. Wien: Aus der k.k. Hof- u. Staatsdruckerei.
Ankert, Heinrich
Stein- und Reisighäufungen im nördlichen Böhmen.
in: Zeitschrift für Österreichische Volkskunde, 7 (1901) 22
Azzola, Friedrich Karl
Zur Nomenklatur der steinernen Flurdenkmäler und frühen Grabsteinformen.
In: Das Steinkreuz 21 (1965) 14–16.
Bächtold-Sträubli, Hanns
, Eduard Hoffmann-Krayer
Steinhaufen, Steinopfer, Steinwerfen.
S. 406-413 in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 8. Berlin 1937: De Gruyter
Richard Henninger
Sichere Grenzen schaffen Frieden – über die Entwicklung und das Wesen der Siebenerei.
In: ZFV Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, Heft 4 (2011) 233–238
Hentschel, Karl-Heinz
Grenzzeichen, Untergänger und „Geheime Zeugen“: von ägyptischen Feldmessern bis zu den „Siebenern“.
In: Hierzuland 3. 1 (1988) 34-45
`Siebener´ sind als Feldgeschworene seit dem
12. Jahrhundert nachweisbar. Es sind Hüter von Grundstücks- und Gemarkungsgrenzen, die Grenzsteine setzen und versetzen dürfen.
Hentschel, Karl-Heinz
Von Geleitsteinen und heilsamen Dreimärkern.
In: Weingartener Heimatblätter 3 (1986) 15-19
Hermsdorf, Horst
, Yves Hoffmann
Über das Setzen von Steinkreuzen.
Zum Neufund eines mittelalterlichen Steinkreuzes in Naundorf bei Freiberg.
Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins 100 (2007) 45-58.
Iggensen, Jochen
Steinkreuze im Kreise Hagenow.
In: Informationen des Bezirksarbeitskreises für Ur- und Frühgeschichte Schwerin 12 (1972) 39-42
Rainer Leng
Grenzen, Steine, Sechsersprüche.
Die dörfliche Rechtspraxis im Spiegel des Frammersbacher Sechserbuches.
Königshausen und Neumann, Würzburg 2017
Liebrecht, Felix
Die geworfenen Steine
in: Germania. Vierteljahrsschrift für deutsche Alterthumskunde 22 (1877) 21-33
Nostiz, Anton
Die Kreuze am Wege.
in: Lausizische Monatsschrift, 12 (1796) S. 325-327, 328-329
Schneider, Wilhelm
Die Erpfinger Höhle - ein vor- und frühgeschichtlicher Opferplatz.
75 S. Tübingen 1999: Selbstverlag.
Kapitel: Das Weiterleben eines alten Kultes: Das Opfern von Steinen
Der Tote Mann
Beschorner, Hans
Tote Männer und verwandte Flurnamen in Sachsen.
in: Sächsischer Flurnamensammler, 9 (1936) 9-16; 10 (1936) 17-23
Busch, Emil
Steinerne Sühnekreuze und der todte Mann.
in: Mittheilungen der Niederlausitzer Gesellschaft, Band 6.1 (1899) 37
Christmann, Ernst
„Am toten Mann“ - „Totenkopf“ - „Rennpfad“ oder „-weg“. Zugleich ein Beitrag zur Römerstraßenforschung.
In: Pfälzer Heimat 6 (1955) 23-28
Online
Dornseiff, Franz
Der deutsche Wortschatz: Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen.
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Namen der Stein- und Reisighaufen als Totenmale.
Marie Eysn
Reisichthäufung in Nieder-Österreich.
Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 8 (1898) 544-456.
Mit Quellen zur Reisichthäufung über `Toten´ als Beleg der weltweiten Verbreitung: Andree, Ethnograph. Parallelen, 46—88. Liebrecht, Zur Volkskunde, S. 267ff. K. Weinhold: Altnordisches Leben. 474 ff. Krauss, Mitteil. d. Wiener AnthropoL Gesellschaft 1885. Verhandl. d. Ber. anthrop. Gesellschaft 1894, S. 254. Ztschr. f. Ethnol. 1888, S. 288. 1893, S. 282. Zeitschr. f. Völkerpsychol. XII, 239. 309. Zeitschr. f. österr. Volksk. I, 296. III, 3. Urquell I, 121. IV, 15. 53. 173. V, 235. VI, 220. Schwally: Leben nach dem Tode nach den Vorstellungen des Judentums, S. 52 f. Priklonski/Krauss: Schamanentum der Jakuten 1887. 0. Baumann: Durch Massailand zur Nilquelle, 207.
E. Grohne
Der tote Mann.
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Der „Todte Mann“ und der „Todte Junge“.
in: Schlesische Provinzblätter Breslau, Neue Folge, 6 (1867) 475-476
Hentschel, Karl-Heinz
Der Ettlinger „Tote Mann“ aus neuer Sicht.
In: Hierzuland 9.18 (1994) 48-59
Herr, Oskar
Steine am Wege. Die Zeugen mittelalterlichen Rechts in der Preussischen Oberlausitz.
15 S. 1 Kt., 102 Originalaufnamen, 31 Tafeln. Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz [Museum] 1929.
Flurnamen: Der tote Junge, Totenmannsweg, Totenmannshau
Hoffmann-Krayer, Eduard
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 8 Silber - Vulkan. 2021
S. 413 mit Verweis auf Grohne
. Der Flurname „Toter Mann“ ist mit den Steinhaufen verbunden.
Lamprecht, Otto
Der tote Mann.
in: Blätter für Heimatkunde (Graz), 5 (1927) 12-16
Rothe, Manfred
Vom „Toten Mann“ bei Bergheide.
in: Finsterwalder Heimatkalender, 30 (2003) 41-43
Schmauks, Dagmar
Der tote Mensch als Zeichen.
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Schmidt, Rudolf
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W. von Schulenburg
u.a.
Landeskunde der Provinz Brandenburg.
Berlin 1912: Reimer. Bd. 3, S. 260
Fr. Sieber
Der „Tote Mann“ in den beiden Lausitzer und den Nachbarlandschaften.
Abhandlungen und Berichte der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz, zugl. Geschichtsverein für Bautzen und Umgebung 8 (1930) 33-49
Online
Winter, Reinhold
Der Tote Mann, eine Urform der Totenpflege.
in: Niederlausitzer Mitteilungen 18 (1927) 196-203
Weißer Stein (albus lapis)
»ich leiste einen Eid bei jenem geweihten weißen Steine, daß ich mit Dietmars Sohn nichts zu schaffen hatte«
Gudrubs Schwur im dritten Lied der älteren Edda, zitiert nach: Johannes Baptista Friedreich
: Die Symbolik und Mythologie der Natur. Würzburg 1859 S.122
Skirados … bei Delphoi, der Skiras `Gipsfelsen´ bezeichnet öfter Athenaheiligtümer an Trauerfelsen, kennzeichnet den Zugang in die Unterwelt, Athena skiras ist die weiße, harte Göttin … weißer Stein kennzeichnet Grenzen außerhalb der Polis, etwa Weideland
78); Scheria »im äußeren Meer« (
Homer
Odyssee 5, 440 ff) > Kerkyra > Korfu
»Quer über den Stein geht die Grenzlinie [Kirchspiel Koprina, Grenze Russland-Schweden]. Die Bauern nennen diesen Stein Walkia kiwi, der weisse Stein, obgleich er grau von Farbe ist.«
S. 97 in: Peter von Köppen
Erklärender Text zu der ethnographischen Karte des St. Petersburger Gouvernements.
Commissionäre der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg 1867
Klüber, Johann Salomon
Instruction für verpflichtete Landesschieder, Grenzsteinsetzer, Marker, Feldgeschworne, Feldsteupler, Feldschieder, Siebener, Umgänger oder Untergänger.
Erlangen 1838
Oettinger, Johann
Tractatus de iure et controversis limitum ac finibus regundis, oder gründlicher Bericht von den Gräntzen und Marcksteinen.
Ulm 1642
Philippi, Nikolaus
Grenzsteine in Deutschland.
Entstehung und Geschichte der Grenzsteine als Steinere Zeugen in Wald und Flur.
Bad Langensalza 2009
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