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wiki:sommerfrische

Sommerfrische

Ursprünglich wohl umgangssprachlich im südlichen Tirol gebräuchlich als (Rück-?)Übersetzung des italienischen frescura: »wo die statt Bozen ire refrigeria oder frischen halten«, ab dem 17. Jahrhundert in der Literatur. Von Nord-Italien aus gesehen fuhr man im Sommer in die Berge, um sich zu erfrischen, also der Hitze zu entgehen.
Dann im 19. Jahrhundert bei zunehmender Freizeit auch nach Norden hin zunehmend gebräuchlich für bürgerliche Städter, die den Sommer auf dem Land verbrachten, also einhergehend mit der Entdeckung von Landschaft und Strand.
Bei nicht geklärter Etymologie verweist die Bedeutung auf ‘stärken, beleben, anregen’; Grimm vermutet ein zugrundeliegendes Hirtenwort für den Sommer auf der Alm.
Um 1900 finden sich Ableitungen wie Sommerfrischler und Sommerfrischlerin.
Heute erscheint der Begriff widersprüchlich. Ist es nun ein Reisestil oder eher der Rückzug nach Balkonien? Zeitweise erschien der Begriff veraltend, dann weithin wieder aufgegriffen, im Englischen vergleichbar summer freshness oder summer retreat, französisch villégiature, bairisch Summafrische, vergleiche dazu auch Badenfahrten und Bäderreise.

Literatur

  • Reisehandbuch für die christliche Familie.
    Ein Wegweiser durch Hospize, Pensionen, Erholungsorte, Sommerfrischen, Hotels, Bäder, Luftkurorte, Sanatorien nebst praktischen Auskünften für Reise und Haus

    Vaterländ. Vlgsanst. Berlin 1907
    12.A. (4) 234 S.

Wörterbücher

  • „sommerfrische, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities Online.
  • Sommerfrische, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, Online
  • Ladendorf, Otto
    Historisches Schlagwörterbuch: Ein Versuch.
    Strassburg und Berlin, 1906

Belletristik

  • In der Sommerfrische: Ein lustiges Handbuch für einfache, Rundreise- und combinirte Billetsinhaber jeden Alters und Geschlechts, für Bäderbesuchende und Landluftgeniessende Gesunde und Kranke, zur Abkühlung und Erheiterung bei grosser Hitze und schlechtem Wetter.
    Mit einem Vorwort von v. Miris [= Franz Bonn]. 200 S.München 1888: Braun & Schneider.
  • Fontane, Theodor
    Nach der Sommerfrische.
    in: Unterhaltungs-Bibliothek für Einigungs-Stenographen 99 (1900) Berlin: F. Schrey.
  • Schrönghamer-Heimdal, Franz
    Die Sommerfrische.
    Eine Geschichte vom biedern Landvolk, von vornehmen Herrenleuten und allerlei Lumpen.

    Haas & Grabherr, 1917.
  • Nadolny, Sten
    Weitlings Sommerfrische.
    218 S. Roman. München : Piper, 2013.

Der Blick zurück

  • Über die Sitte der Städter, den Sommer über sich in Bauerhäußer einzumiethen.
    in: Teutscher Merkur 38 (1802) 16-33
  • Göttsch, Silke
    Sommerfrische: Zur Etablierung einer Gegenwelt am Ende des 19. Jahrhunderts.
    Schweizerisches Archiv für Volkskunde 98.1 (2002): 9-15.
  • Katharina Grätz
    Landpartie und Sommerfrische. Der Ausflugsort in Fontanes literarischer Topographie.
    S. 77–92 in: Michael Neumann, Kerstin Stüssel (Hg.)
    Magie der Geschichten. Weltverkehr, Literatur und Anthropologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.\\528 S. Konstanz 2011: University Press. Online
  • Hanns Haas
    Die Sommerfrische – Eine verlorene touristische Kulturform.
    S. 67–75 in: Hanns Haas, Robert Hoffmann und Kurt Luger (Hg.): Weltbühne und Naturkulisse – Zwei Jahrhunderte Salzburg-Tourismus. Salzburg 1994.
  • Kisch, H.
    Zur Wahl der Sommerfrische.
    Die Gartenlaube (1889) 352-355.
  • Kröncke, Elke
    Die Sommerfrische. Vom ‘reisenden Mann’ zum ‘Familienurlaub’.
    in: Kolbe, W.; Noack, C.; Spode, H.(Hg.): Tourismusgeschichte(n), Voyage. Jahrbuch für Reise und Tourismusforschung, 8 (2009) 35-45.
  • Kürtz, Jutta
    Badeleben an Nord-und Ostsee: kleine Kulturgeschichte der Sommerfrische.
    44 Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens, 1994.
  • Knoll, M.
    Die Anfänge des Alpintourismus und der Sommerfrische.
    Salzburger Bauernkalender 2016, 84 - 89.
  • Lichtblau, Albert
    Mit dem Busserlzug, Tarock-und Hofratszug in die Sommerfrische. Juden in Österreich/Jewish Austria (2001): 70-75.
  • Lippmann, Hans-Christian
    Sommerfrische als Symbol- und Erlebnisraum bürgerlichen Lebensstils zur gesellschaftlichen Konstruktion touristischer ländlicher Räume.
    Dissertation Berlin, Technische Universität Berlin 2015 Online DOI .
  • Mai, Andreas
    Die Erfindung und Einrichtung der Sommerfrische.
    Zur Konstituierung touristischer Räume in Deutschland im 19. Jahrhundert.

    [2], 433, [13] S. Leipzig, Universiẗat, Diss., 2003.
  • Plath, J.
    Entdeckung der Langsamkeit.
    Paradiese der Nahwelt: Die Entstehung der „Sommerfrische “ im 19. Jahrhundert und ihre heutige Renaissance.

    Berliner Zeitung 164 (1999) 17
  • Rosner, Willibald
    Sommerfrische. Aspekte eines Phänomens.
    Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 20 (1994).
  • Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.)
    Sommer_frische Bilder. Orte. Praktiken.
    408, [16] S. Ill. Wien 2014: Institut für Europäische Ethnologie. Inhalt
  • Stadler, G.
    Sommerfrische und Bürgertourismus vor 1914.
    in: Prahl, H.-W.; Steinecke, A.(Hg.): Arbeitstexte für den Unterricht (1992) 32-34.
  • Verhoeven, Gerrit
    ‘Een divertissant somertogje’: Transport innovations and the rise of short-term pleasure trips in the Low Countries, 1600-1750 
    Journal of Transport History, 30.1 (2009) 78-97. DOI
  • Weber, F. etal
    „‘Sommerfrische’ in Times of Climate Change: A Qualitative Analysis of Historical and Recent Perceptions of the Term.
    in: Ohnmacht, T., Priskin, J. and Stettler, J. (Ed.) Contemporary Challenges of Climate Change, Sustainable Tourism Consumption, and Destination Competitiveness (Advances in Culture, Tourism and Hospitality Research, Vol. 15), Emerald Publishing Limited, Bingley (2018) 7-23. DOI
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