Stock und Hut

Eine Zwillingsformel wie »Stock und Stein« und als solche eine Wendung mit besonderer Nachdrücklichkeit. Diese Formulierung betont den entschlossenen, schnellen Aufbruch fort von einem Ort nicht nur als Bereitschaft, sondern darauf vorbereitet zu sein, indem Stock und Hut griffbereit liegen:

1790 deutet Matthias Claudius (1740-1815) das `weg von´ um in ein `hin zu´ und dichtet in Urians Reise um die Welt Online:
Wenn jemand eine Reise tut,

so kann er was verzählen.
D'rum nahm ich meinen Stock und Hut
Und tät das Reisen wählen.

Diese romantische Stimmung geht später ins Kinderlied ein 5):
Hänschen klein ging allein in die weite Welt hinein, Stock und Hut stehn ihm gut, ist ganz frohgemut.

Stock und Hut werden damit zum Symbol des Erwachsenwerdens und stehen für das Reisen an der Schwelle zur Adoleszenz als Technik, auf eigenen Füßen zu stehen.

Schließlich erscheint aus heutiger Sicht `Stock und Hut´ als Symbol des Flaneurs (mit Spazierstock) im Biedermeier; als bürgerliche Praxis, die Verfügbarkeit über Freizeit zu demonstrieren. Tatsächlich jedoch waren seinerzeit `Stock und Hut´ auch Attribute ganz anderer Gruppen. Die Malerei der damaligen Zeit stellt vielfach auch Pilger mit Pilgerstab und Wanderburschen mit Knotenstock dar und auch die Alpinisten und Bergführer gingen nie ohne `Stock und Hut´ in die Berge, mit Bergstock, Wanderstock oder Teleskopstock.

1)
Heinrich Sander, Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich … 1783
2)
Denis Diderot: Jakob und sein Herr … 1792, S. 215
3)
Allgemeine Uebersicht der Wissenschaften und Künste … 1789 S. 46
4)
Leonhard Meister: Meine Phantasien und Rhapsodien 1785 S. 191
5)
Franz Wiedemann (1821–1882)
Alte Lieder, neue Worte enthaltend zweiundfunfzig kleine, leichte Lieder, nach bekannten Singweisen : als Anhang zu den Samenkörnern für Kinderherzen.
Dresden Verlag von Adler und Dietze 1860