====== Weg ====== Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg. Diese //Redewendung// ist weder deutsch noch sehr alt, sondern erscheint zuerst im Englischen 1822 als »Where there is a will, there is a way« ((//Woher stammt die Redewendung »Wo ein Wille ist, (da) ist auch ein Weg«?//\\ [[https://gfds.de/9015-2/|Der Sprachdienst 6/2017]]\\ ''Jennifer Speake''\\ //The Oxford Dictionary of Proverbs//\\ 5. Aufl., Oxford: Oxford University Press, 2008, S. 346\\ ''Sandreczki, C''\\ //Reise nach Mosul und durch Kurdistan nach Urumia//\\ unternommen im Auftrage der Church Missionary Society in London 1850\\ In brieflichen Mittheilungen aus dem Tagebuche. Steinkopf, 1857, Zweiter Teil S. 45, Fussnote)) und zeigt die Bedeutungsvielfalt des Wortes an, angelehnt an den Duden als: * sichtbarer Weg durch ein [[wiki:gelaende|Gelände]] oder eine [[wiki:landschaft|Landschaft]], befestigt oder nicht, mehr oder weniger deutlich verlaufend, kann sich verzweigen in ein Wegbündel, oft ohne eindeutigen Anfang oder Ende, daher [[wiki:orientierung|Orientierung]] erfordernd; * Richtung auf ein bestimmtes Ziel hin; * Länge einer Strecke zu einem bestimmten Ziel hin; * Art und Weise eine [[wiki:problemloeseverhalten|Lösung für ein Problem]] zu finden; * jede Art von [[wiki:gehen|Gang]] oder [[wiki:fahrt|Fahrt]] * [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] zu einem unbestimmten Ziel: sich auf den Weg machen * als Adverb: fort von etwas: ich bin dann mal weg * als Verb: sich bewegen * [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs-sein]] * [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] Der Weg setzt eine [[wiki:bahn|Bahn]] voraus und ist im Unterschied zu dieser durch Markierungen gekennzeichnet. Das [[wiki:fortbewegung|Sich-Fortbewegen]] des Menschen folgt oft Spuren und hinterlässt solche immer. Diesen Spuren folgen wieder andere und wenn die Idee dieser Spur überzeugt, wird sie zum Weg Vieler:\\ //“Perhaps no other word in any language, living or dead, has, despite geographical and cultural circumstances, such a multifarious meaning in the sense ‘connection from one place to another’ as the word “way” or “road” does.”// (''Dockalová'' 2011) Alle diese Begriffe haben eine spezifische, konkrete Bedeutung. Gemeinsam ist ihnen eine abstrakte `begehbare Verbindung zwischen zwei Räumen/Orten´ - sie erschließen den [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raum]]. Wer immer wieder demselben Weg geht, folgt einer //Routine// zwischen zwei Orten. Wer jedoch neue Wege geht, weiß nicht, wo er ankommen wird. Solche Wege verbinden Räume: den vertrauten Raum mit dem [[wiki:fremdes|fremden]], den bekannten mt dem unbekannten, das Alte mit dem Neuen, hüben und drüben, drinnen und draußen ((Wege in Siedlungen werden meist anders bezeichnet als Wege außerhalb.)), diesseits und jenseits ((der Weg als Metapher)) und benutzen [[wiki:uebergang|Übergänge]] (Furten, Brücken, [[wiki:kreuzung|Kreuzwege]], [[wiki:alpenpaesse|Pässe]]). Weil es dafür keinen Oberbegriff gibt, wird hier `Weg´ als Oberbegriff verwendet. * ''Odon, Vallet''\\ //Le routard et la routine//\\ Les cahiers de médiologie, 1996.2 p. 33-35. [[https://www.cairn.info/revue-les-cahiers-de-mediologie-1996-2-page-33.htm|Online]] * ''Wege, Sophia''\\ //The way we think. Raumkohärenzbildung am Beispiel des Weg-Schemas.\\ Eine kognitionslinguistische Perspektive//.\\ In: Die biologisch-kognitiven Grundlagen narrativer Motivierung. Leiden 2016: Brill | mentis. [[https://doi.org/10.30965/9783897854642_006|Online]] * ''Ziessow, Karl-Heinz'' (Hg.)\\ //Auf Achse. Mobilität im ländlichen Raum.//\\ Katalog zur [[wiki:liste_ausstellungen|Ausstellung]] im Museumsdorf Cloppenburg. Materialien und Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens, Heft 29, 176 S., Niedersächsisches Freilichtmuseum Cloppenburg 1998. Darin u.a.: * ''Ziessow, Karl-Heinz'' (Hg.)\\ //Durch eine der plattesten und meilenlange Ebene fortgeschleppt.//\\ Raumerfahrungen auf ländlichen Wegen vom [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] bis zum [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]].\\ in: Ders. (Hg.), Auf Achse, S. 37-86. * ''Deutschbein, Max''\\ //Die Bedeutungsentwicklung von road bei Shakespeare.//\\ Anglia, 59 (1935) 368-375 (Jahresband ). [[https://doi.org/10.1515/angl.1935.1935.59.368 |DOI]]\\ Der Begriff //road// (aus rād, german. rīdan) im Sinne von Landstraße erscheint erstmals überhaupt 1597 bei ''Shakespeare'', während zuvor //way// im selben Sinne genutzt wurde. Der Beitrag bezieht sich u.a. auf: * ''Robert Percy Dow ''\\ //Origin of 'Road' Called Very Old; It Is Considered One Of Most Ancient of Aryan Words.//\\ New York Times 30.09.1934; Section //Week//, S. 5 * ''Hughes de Blacam''\\ //The Road.//\\ (London) Times literary supplement 30.08.1934, S. 589 ===== Räume verbinden ===== ==== Spur, Fährte & Pfad ==== Selbst im [[wiki:bush|bush]] und in der von Menschen unberührten [[wiki:wildnis|Wildnis]] hinterlassen [[wiki:tiere|Tiere]] [[wiki:spur|Spuren]], die bei wiederholter Nutzung, also regelmäßigen Wildwechsel ("Hasenweg"), zum [[wiki:trampelpfad|Trampelpfad]] werden. [[wiki:pfad|Pfade]] entstehen, weil auch das Wild die Anstrengung meidet immer neue Pfade durch den [[wiki:bush|Busch]] zu bahnen. Die afrikanischen Elefantenpfade (niederländisch //Olifantspaadje//) sind mindestens zwei Meter breit und ersparen den durch die [[wiki:wildnis|Wildnis]] [[wiki:reisende|Reisenden]] manche Mühe. Spuren (Zeichen) und Pfade (Objekt und Zeichen) existieren ohne den Menschen. Die Spur wird zur Fährte, wenn die Zeichen eine Bedeutung erhalten, etwa: Hier ist ein Reh von dort gekommen und nach dort gegangen. Der Fährte folgend, zeigt diese nun den Weg an, weil ihr ein Wert zugemessen wurde, etwa das Reh zu erbeuten. Die Fährte ist menschengedacht weil interessegeleitet, doch folgen alle Predatoren Fährten. Auch der Pfad eines Wildwechsels kann zum Weg werden, wenn ihm ein Wert zugemessen wird, etwa weil der Pfad (als Zeichen) zur Wasserstelle führt oder weil der Pfad (als Objekt) bequemer ist als sich einen neuen Weg durchs Unterholz zu bahnen. ^ deutsch ^ english ^ français ^ nederlands ^ latina ^ ^ | [[wiki:spur|Spur]]| trace | trace | spoor | vestigium | | Fährte | track | piste | | | | | [[wiki:pfad|Pfad]]| pathway | sentier | pad | iter | | [[wiki:landschaft|Landschaft]]| landscape | paysage | landscap | regio(nis)| | [[wiki:bush|Busch]]| bush | bois | bos | | | [[wiki:wildnis|Wildnis]]| wilderness | région sauvage | wildernis | desertum | ==== Bahn & Route ==== Wo noch niemand gegangen ist, bricht sich der Mensch [[wiki:bahn|Bahn]] im [[wiki:gelaende|Gelände]], durch den [[wiki:bush|Busch]] oder spurt durch den Tiefschnee, einen allerersten Pfad hinterlassend. Damit ist den Nachkommenden gleich mehrfach gedient: * der Boden ist gebahnt, der Platz wird gegen die Widerstände des Geländes gewaltsam geräumt und damit wird die [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] erleichtert (Autobahn, Eisenbahn); * die Richtung ist vorgegeben und * damit wird auch die [[wiki:wegfindung|Wegfindung]] und [[wiki:orientierung|Orientierung]] erleichtert. Das englische `road´ und die französische `[[wiki:routen|route]]´ entstanden bedeutungsgleich aus vulgärlateinischem (via) rupta ‘durch den Wald geschlagener Weg’ zur lateinischen Grundform rumpere ‘(zer)brechen, zerreißen, zersprengen´. Ob mit der Machete durch den Dschungel oder Felsen sprengen für Eisenbahntrassen - die Idee ist seit Urzeiten dieselbe und gute Ideen werden noch heute `bahnbrechend´ genannt. Erstmals großtechnisch, großräumig und imperial umgesetzt wurde diese Vorstellung [[wiki:reisegenerationen#Die griechisch-römische Antike|312 v. Chr.]] beim Bau der schnurgeraden [[wiki:strasse|Straße]] von Rom nach Capua, die nach dem Auftraggeber ''Appius Claudius Caecus'' seit nunmehr fast 2.500 Jahren Via Appia heißt. Was im Weg war, wurde gebrochen und geräumt, auch im politischen Sinne (Doßman 2005): * die Via Appia führte mit ihrer Verlängerung, der Via Egeria bis Byzanz in den damals griechischen Osten; * die Via Valeria lief Richtung Afrika; * die Via Aurelia erreichte Spanien; * die Via Francigena (frühere Via Cassia) führte bis Edinburgh. * Siehe auch: [[wiki:routenplanung|Routenplanung]], Routen in [[wiki:routen_in_europa|Europa]], ... [[wiki:routen_in_afrika|Afrika]], ... [[wiki:routen_in_amerika|Amerika]] ([[wiki:route_66|Route 66]]), ... [[wiki:routen_in_asien|Asien]], ... [[wiki:routen_in_australien|Australien]] ==== Steg & Brücke, Fähre & Deich ==== Die Methode, sich einen Weg mit Gewalt zu bahnen, stößt an ihre Grenzen, wenn die Fortbewegung durch Morast, Wasser oder einen Abgrund verhindert wird, wenn die Furt durch Hochwasser unpassierbar wird. Dann werden technisch konstruktive Lösungen erforderlich: ein umgestürzter Baum über das Hindernis, ein Steg, ein [[wiki:knueppeldamm|Knüppeldamm]], ein Bohlenweg, ein Deich, eine (Hänge-)Brücke, ein Floß oder Ponton mit Zugseil (Seilfähre), oder eine Fähre mit [[wiki:faehrmann|Fährmann]]. ^ deutsch ^ english ^ français ^ nederlands ^ latina ^ ^ | Furt | ford | gué |voord | vadum | | Steg | footbridge | passerelle | | ponticulus | | Brücke | bridge |pont | brug | pons | | Fähre | ferry | bac | veerboot | ponto | ==== Steig & Weg ==== Dort, wo solche Pfade ein Ziel haben - Wasserstelle, Schutzort, Furt oder Pass - das auch der Mensch sucht, werden sie zum gangbaren Steig, der sich durch Bequemlichkeit und Ziel auszeichnet, also die [[wiki:wegfindung|Wegfindung]] erleichtert. Der [[wiki:weg|Weg]] (lat. via) ist dem //Pfad// (lat. semita, sanskrit patha) und dem //Steig// (ahd. stiga) immer übergeordnet ((''Winfried Breidbach''\\ //[[wiki:reisen|Reise]] - [[wiki:fahrt|Fahrt]] - [[wiki:gehen|Gang]].\\ [[wiki:unterwegs-sein|Nomina der Fortbewegung]] in den altgermanischen Sprachen.//\\ Peter Lang 1994 Diss. Köln S. 159, Fußnoten 499, 500)). Das althochdeutsche //»floug er sunnun pad, sterrono straza, wega wolkono«// ((''Otfrieds'' //Evangelienbuch// 1,5,5-6)) bezeichnet die drei Kategorien als //»der Sonne Pfad, der Sternen [[wiki:strasse|Straße]], der Wolken Wege«// ((''Glauch, Sonja, Köbele, Susanne, Störmer-Caysa, Uta''\\ //Projektion - Reflexion - Ferne//\\ Berlin, Boston: De Gruyter, 2011. [[https://doi.org/10.1515/9783110221466|Online]] )) und charakterisiert damit den //Pfad// als vorbestimmte enge Bahn, die //[[wiki:strasse|Straße]]// als breites Band, die //Wege// als unberechenbar, daher wird [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs]] auch [[wiki:wegzehrung|Wegzehrung]] benötigt, Pfadzehrung und Steigzehrung gibt es nicht. ==== Altwege ==== Die ältesten Wege (lat. publica et antiqua via) entstanden durch regelmäßige Nutzung ([[wiki:reisende|Reisende]], [[wiki:der_fahrende_haendler|Fahrende Händler]], [[wiki:traeger|Träger]] und [[wiki:nutztiere|Lasttiere]]) und wurden geformt durch [[wiki:klima|Klima]], [[wiki:landschaft|Landschaft]] und deren Form (Topographie). Solch unbefestigte Wege umgingen unwegsames [[wiki:gelaende|Gelände]] wie Niederungen oder Dickicht und suchten [[wiki:uebergang|Übergänge]] wie Furten, Pässe oder Kämme. Daher finden sie sich oft auf Wasserscheiden (Rennsteig), am Hang oder in der Ebene auf Hügeln und Dämmen (»Hochweg«). Gemeinsam ist ihnen, dass sie durch [[wiki:zwischenraum|Zwischenräume]] ([[wiki:wildnis|Wildnis]]) führten, dabei sichere Quell- und Zielräume verbindend. * **Hellwege** mhd. helwec (Höllweg, Holderweg), bezeichneten einen Fernweg (Landstraße), der für Reiter mit quergelegter Lanze begehbar war (890 //helvius sive strata publica//).\\ `Hel´ wird gedeutet als Name der Totengöttin ((Wolfgang Golther: Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1895, S. 471 )), weil es in vorchristlicher Zeit oft üblich war, Gräber entlang der Straßen anzulegen, siehe auch `[[wiki:steinmann|Toter Mann]]´.\\ Alternativ kann `hel´ als `geneigt´ gedeutet werden, von ahd. //haldjan//, mhd. //helden// > `Halde´ (s. Udolph) und wäre dann ein erhöhter Weg am Hang, auf der Wasserscheide, auf einem Damm, ansteigend usw., der in der Ebene als `Hoher Weg´ wahrgenommen wird (via hohstrazze). * ''Meineke, E.'', ''Schilp, T.''\\ //Hellweg.//\\ In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 14 Berlin 1999, S. 313–317. * ''Jürgen Udolph''\\ //Die Ortsnamen Hall, Halle, Hallein, Hallstatt und das Salz.//\\ Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2014 * ''John W. Bernhardt''\\ //Itinerant Kingship and Royal Monasteries in Early Medieval Germany c.936-1075//.\\ Cambridge ; New York : Cambridge University Press, 1993/2002. * **[[wiki:hohlweg|Hohlwege]]** * **Rennsteige** (auch: Rennpfad, Rennstieg, Rennweg), deren es mehr als 220 überall im deutschsprachigen Raum geben soll, sind meist schmale Pfade oder Steige durch Waldgebiete, oft auf Wasserscheiden, also Bergrücken, und damit auf typischen Gemarkungsgrenzen, also gleichzeitig [[wiki:uebergang|Übergang]] und Randzone (//vasta solitudo// `in wüster Einsamkeit → [[wiki:wildnis|Wildnis]]), die heute eher romantisch erscheinen ((''Trinius, August''\\ //Der Rennstieg: Eine Wanderung von der Werra bis zur Saale.//\\ Minden i.W. 1899: Bruns)). Gedeutet werden sie als Botenwege, Wachwege, Grenzwege, dazu passen //renne-boum// `schlagbaum´ und //renne-bühel// `rennhügel´, auch //rennel-stap// `rëdestap´ als Botenstab und //renne-spieʒ// als Botenspieß, `hasta tabellarii´, ((als Familienname Rönspieß, Rönspet nahezu ausschließlich im Raum Zippnow (Sypniewo), an einer im Grenzwald gelegenen Furt.)), beides vielfach bezeugt (→ [[wiki:bote|Bote]]) ((Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer)). Die gemeinsame sprachliche Wurzel ist rennin > rennen, rinnen ((goth. rinno, ahd. rinna)). * ''Engelhardt, Ottmar''\\ //Der "[[wiki:der_wilde_jaeger|Wilde Jäger]]" auf dem Rennweg. Grenzsteine und Grenzwege auf der Ostalb.//\\ In: Schwäbische Heimat Bd. 50 (1999) 189-191 * ''Grosse, W.''\\ //Gibt es im Harz Rennstiege?//\\ in: Das Mareile, Bote des Rennsteigvereins (Zeitz) R 15, 1.1 (1929) 8-11; 2: 18-20. * ''Hertel, Ludwig''\\ //Der Name des Rennsteigs.//\\ Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde / N.F. 8 (1893) 420-445 * ''Hertel, Ludwig'', ''J. Bührung''\\ //Die Landwehren und der Rennsteig und Landwehren im Rennsteiggebiet.//\\ (=Nachdr. der Ausg. 1896/1900) Arnstadt 2010: Thüringer Chronik-Verl. S.58-82, 122-128 Ill., Karten * ''Hertel, Ludwig''\\ //Die Rennstiege und Rennwege des deutschen Sprachgebietes.//\\ 41 S. Beilage zum Osterprogramm des Georgianums, Hildburghausen 1899: Gadow. [Reprint Bad Langensalza : Rockstuhl, 2014 92 S., Ill.]\\ Enthält 143 Rennwege im deutschsprachigen Raum. Deutung als Pfad für Eilboten, Kuriere, Patrouillen. * ''Kalthammer, W.''\\ //Der Rennstieg//.\\ in: Allgemeiner Harz-Bergkalender für 1990, Clausthal-Zellerfeld 1989, S. 121-123. * ''Kelkel, Franz''\\ //Flurnamen als Wegweiser zur Lokalgeschichte: ein "Rennpfad" und andere alte Wege//.\\ In: Zwischen Venn und Schneifel 32 (1996) 72-73, 88-91 * ''Köllner, Lotar''\\ //Rennsteige, Rennstiege, Rennwege//\\ In: Heimatblätter zur Geschichte, Kultur und Natur (Marburg) 44 (1994) 7-9 * ''Linckenheld, Emile''\\ //Les "Rennwege" dans les Basses-Vosges.//\\ In: Annuaire de la Société historique, literaire et scientifique du Club Vosgien 2 (1934) 1-9, 24-31 * ''Rübel, Karl''\\ //Rennstiege.//\\ 8 S. Gotha: Perthes. Geschichtsblätter, 7.5 (1906) * ''Schoof, Wilhelm''\\ //Der Name 'Rennstieg'//.\\ In: Zeitschrift für deutsche Wortforschung 19 (1963) 171-174 * **Saumpfade** im Gebirge ermöglichten den [[wiki:transport|Transport]] von [[wiki:lasten|Lasten]] »Saum« ((Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Bd. 14, Sp. 1908, Z. 14: »Lehnwort aus mittellat. salma, sauma, einer entstellung aus sagma, griech. σάγμα 'packsattel', zu σάττειν 'packen'«)) mit [[wiki:nutztiere|Lasttieren]], schweiz. Nossweg, Noss `Maultier´ ((Schweiz. Idiotikon Bd XV 842)), nicht aber mit [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerken]], bestanden daher bereits vor den befestigten [[wiki:alpenpaesse|Alpenübergängen]] aus römischer Zeit; sie sind »Höhenwege« im Unterschied zu »Hochwegen«. * ''Baumgartner, Roland'', ''Lucia Degonda''\\ //Saumpfade. Wegbau und Säumerwesen in den Schweizer Alpen//.\\ Eine Publikation im Rahmen des Projektes "Wege zur Schweiz". Inventar Hist. Verkehrswege der Schweiz (IVS), 61, [18] S. Basel 1994 Ed. Schweiz im Wiese-Verl.\\ = Mulattiere: costruzione delle strade e traffico dei mulattieri Ufficio nazionale svizzero del turismo\\ = Mule-paths: path construction and mule transport in the Swiss Alps * ''Robert Louis Stevenson'' (1850-1894)\\ //Travels with a Donkey in the Cévennes.//\\ London 1879: C. Kegan Paul. [[https://www.gutenberg.org/ebooks/535|Online]] \\ Eine zwölftägige Wanderung mit einem Esel auf alten Saumpfaden, 200 Meilen von Le Monastier nach Saint-Jean-du-Gard. * ''Yanick Turin'', ''Bastien Piguet''\\ //Du Muletier au Guide de Montagne//\\ Dokumentarfilm Schweiz 2016 über die [[http://www.dumuletierauguidedemontagne.ch/|Asociacion del arriero al guia de alta montaña]]. * ''Mazon, Albin''\\ //Les muletiers du Vivarais, du Velay et du Gévaudan.//\\ Le Puy-en-Velay 1892: Impr. Prades-Freydier. (Reprint Nîmes 2005: C. Lacour) * **Die(t)weg**, Dei(t)weg, auch Dietfurt und ähnliches sind die Fernwege des Volkes (Folkweg, Leuteweg):\\ `leutlane´ (afries., mnd.), ein öffentlicher Weg mit vorgeschriebener Breite ((Deutsches Rechtswörterbuch [[https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=leutlane#Leutlane|Online]] )):\\ //»non via vel strata, que dicitur deitwech, sed semita duntaxat peditum, que vulgo path vocatur«// ((Deutsches Rechtswörterbuch [[https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=Dietweg|Online]] )).\\ //»iter populo debetur«// im Unterschied zu Heerstraße und via regia einerseits und zu Karrenweg anderseits, zahlreiche Beispielen am Oberrhein ((''Mone, Franz Joseph''\\ //Urgeschichte des badischen Landes bis zu Ende des siebenten Jahrhunderts.//\\ Band 2. Karlsruhe 1845: Macklot S. 31-33; unverstanden verballhornt zu Dieb in Diebstig, Diebawinkel, diepweg )) belegen die weitflächige Verbreitung beidseits des Rheins, auch in Hessen ((Ramge, Hans, Jörg Riecke, Herbert Schmidt, Gerd Richter, Jasmin S. Rühl, Gerda Weigel-Greilich. 2002. Südhessisches Flurnamenbuch. Darmstadt: Hessische Historische Kommission. S. 291, 293 )), Belgien und Norddeutschland ((Burgard, Friedhelm: Auf den Römerstraßen ins Mittelalter Beiträge zur Verkehrsgeschichte zwischen Maas und Rhein von der Spätantike bis ins 19. Jahrhundert. Mainz von Zabern 1997, S. 157-159; ausführlich ''Ehrismann, Otfrid Reinald'': //Volk: Eine Wortgeschichte.// Vom Ende des 8. Jahrhunderts bis zum Barock. Diss. Univ. Gießen: Chemoprint 1970 )). * ''Veling, Alexander''\\ //Altwegeforschung. Forschungsstand und Methoden.//\\ 2014. aventinus varia Nr. 44 [28.03.2014] [[https://www.aventinus-online.de/varia/wissenschaftsgeschichte/art/Altwegeforschun/html/ca/view.html|Online]] ==== Piste & Straße ==== Ein Treck ist dem niederdeutschen Wortursprung nach ein Weg, auf dem Mensch oder [[wiki:zugtier|Zugtier]] etwas ziehen (trekken >[[wiki:trekker|Trekker]]): [[wiki:schleife|Schleife]], [[wiki:schlitten|Schlitten]], [[wiki:karre|Karre]], [[wiki:wagenbau|Wagen]], siehe auch [[wiki:gepaeck#luggage|luggage]], während das englische track `Fährte´ bedeutet.\\ Ein solch befahrbarer Weg durchs [[wiki:gelaende|Gelände]] wird durch Gebrauch zur [[wiki:pisten|Piste]], siehe auch [[wiki:pistenmarkierung|Pistenmarkierung]].\\ Zur [[wiki:strasse|Straße]] wird der Weg erst durch Herrichten, durch Plan, Arbeit, Handwerk, [[wiki:techne|Technik]], also durch eine gemeinschaftliche Anstrengung wie sie etwa im Römischen Reich organisiert wurden. Im germanischen Sprachraum war das neu, also wurde //strata// `[[wiki:strasse|Straße´]] als lateinisches Lehnwort übernommen. ^ deutsch ^ english ^ français ^ nederlands ^ latina ^ | Bahn | | piste | baan | via rupta | | Weg | way | chemin | weg | via | | [[wiki:pisten|Piste]] | [[wiki:gravel_road|dirt/gravel road]] | chemin de terre | | | | [[wiki:strasse|Straße ]] | street | route (peuvent) | straat | via strata | | [[wiki:routen|Route]] | itinerary | itinéraire | | | ===== Querverbindungen ===== ==== Die technische Struktur des Weges im weiteren Sinne ==== Der `Weg´ wird beschrieben durch: * Innere Kennzeichen * Ziel * [[wiki:orientierung|Richtung]] * Zweck * Äußere Bedingungen * [[wiki:landschaft|Landschaft]] * Passage * [[wiki:transport|Transportmittel]]: [[wiki:fussreisen|zu Fuß]], [[wiki:lasttier|Lasttiere]], [[wiki:wagenbau|Wagen]] ... * Resultierende Form * Streckenführung * Länge * Tempo ==== Thematisch verwandt ==== Für alle [[wiki:reisegenerationen|Reisegenerationen]] waren Wege & [[wiki:strasse|Straßen]] nie Selbstzweck und niemals isoliert, da sie immer etwas verbanden. Insofern ist auch dieses Thema als Teil eines soziotechnischen Handlungssystems verbunden mit * [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] und [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]] > [[wiki:fuehrer|Führer]] & [[wiki:liste_kundige|Kundige]] * [[wiki:gelaende|Gelände]] & [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerke]] > [[wiki:zeitleiste_gelaendewagen|Zeitleiste der Geländefahrten]] * [[wiki:gepaeck|Gepäck]] und [[wiki:traeger|Gepäckträger]], [[wiki:lasten|Lasten]] & [[wiki:lasttier|Lasttiere]], [[wiki:transport|Transport]] & [[wiki:transporthilfen|Transporthilfen]] * [[wiki:gefahr|Gefahr]] & [[wiki:risiko|Risiko]], [[wiki:angst|Angst]] & [[wiki:sicherheit|Sicherheit]] > [[wiki:reisegoetter|Reisegötter]], [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] & [[wiki:ausruestung|Ausrüstung]] * [[wiki:erfahrung|Reiseerfahrungen]] > vorliterarisch [[wiki:jargon|Jargon]], Metaphern, [[wiki:sprichwoerter|Sprichwörter]] der Völker und andere [[wiki:liste_reisebild-kategorien|Reisebilder]] > oral history > Mythen, Sagen, [[wiki:reiseliteratur|Reiseliteratur]] * [[wiki:weltanschauung|Weltanschauung]] > [[wiki:weltbild|Weltbilder]] ([[wiki:das_bild_afrikas|Afrika]], [[wiki:das_bild_des_orients|Orient]]) > [[wiki:zeitleiste_weltumrundungen|Zeitleiste der Weltumrundungen]] ==== Etymologie ==== === `Weg´ in den germanischen Sprachen === `Weg´ und seine Ableitungen wurzeln im indogermanischen //u̯ai//, das ein zielgerichtetes Bewegen ausdrückt, dabei jedoch Kraft und Willen ausdrücklich betont, in den Begriffsfeldern: * jagen (Waidwerk), verfolgen, verlangen, streben, sehnen, wollen > Kampf, [[wiki:aufbruch|Aufbruch]], [[wiki:reisen|Reisen]] * Nahrung suchen (weiden), genießen > [[wiki:lebensmittel|Speise]], [[wiki:wegzehrung|Wegzehrung]] * eilig, schnell, kräftig > [[wiki:fahrt|Fahrt]] * leiten, lenken, führen > Spur, Weg, [[wiki:pfad|Pfad]] Unter allen 21 [[wiki:unterwegs-sein|Nomina der Fortbewegung]] in den altgermanischen [[wiki:sprachen|Sprachen]] sind nur *//wega// und *//ganga// in allen Einzelsprachen bezeugt. Darüber hinaus war es auch in drei weiteren indogermanischen Sprachfamilien fruchtbar ((in den baltischen, italischen und tocharischen Sprachen, s. Doçkalová 2011:331)), wurzelt also in deren Protosprache. Dabei führt das Weg-Wort mit 730 Belegstellen und wird zum Angelpunkt der Fortbewegung und der damit verbundenen [[wiki:liste_reisemetaphern|Metaphern]]. Das urgermanische Fortbewegungsverb *wegan wurde bereits im Sinne von [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]] genutzt, hat aber im heutigen Sprachgebrauch das gesamte Wortfeld durchdrungen: - als Teil des Adverbs `[[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]]´; - als Präfix `weg-´ ([[wiki:gehen|gehen]], [[wiki:fahrt|fahren]], [[wiki:reisen|reisen]], reiten ...); - im Objekt des Weges; - in Bildungen wie [[wiki:wegfindung|Wegfindung]], [[wiki:wegzehrung|Wegzehrung]]. Die Varianten des Wortes sind über die gesamte Zeit immun gegen Bedeutungswandel und lassen damit auf Wurzeln schließen, die bis in die gemeingermanische Zeit reichen ((''Winfried Breidbach'': //Reise - [[wiki:fahrt|Fahrt]] - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen.// Peter Lang 1994 Diss. Köln)). Die ältesten Quellen zeigen im //Isidor// //Vuegh//, im //Ottfried// //Weg//, bei ''Ulphilas'' //Wigs//, im Angelsächsischen //Waeg//, im Isländishen //Vegur//, im Schwedischen //Väg//, im Englischen //Way//, im Latenischen //Via//, in den ältesten Zeiten //Veha// ((„Wẽg“, Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801), digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 23.05.2021)) und mhd. //wec//, gen. //weges//, mnd. //wech//, afries. //wei//, wi, anord. **vegr** (auch 'fahrt, reise, ausweg, verfahren, art und weise, richtung, seite, strecke') dän. //vei// ((„weg, m.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 23.05.2021; zu //vegr// s. Fritzner 3, 891)). === `Weg´ in den indogermanischen Sprachfamilien === Die umfassendste sprachliche Untersuchung zu `Pfad, Weg, [[wiki:strasse|Straße]]´ ((zu den Wortfeldern um road, path/pathway/foothpath, sidewalk, way, trajectory/course, route, street, track, trail, ford, (foot)bridge )) in allen indoeuropäischen Sprachfamilien (Dockalová 2011) ergab vereinfacht und verkürzt: * die meisten Begriffe leiten sich von Verben der [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] ab:\\ gehen, senden, tragen, aufbrechen, durchdringen, suchen, führen und andere mehr; * an zweiter Stelle stehen Ableitungen von der Umformung des Untergrundes:\\ getretene Erde, zerbrochene Felsen, gelichteter Wald usw.; * in geringerer Anzahl folgen Begriffe, die von [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerken]] und dem [[wiki:raeder|Rad]] abgeleitet sind; * in vergleichbarer Menge namengebend ist die Form des Untergrundes:\\ Einschnitt, Rille, Rinne, Gleis; * Begriffe für das Überbrücken von Gewässern und Untiefen:\\ Bäume, Stämme und Balken oder Deiche. * Eine einzige Bezeichnung für Pfad (ig. H1ei-tór) muss aus einer älteren Protosprache stammen, im Sinne von `Ende der Lebenszeit´, also vielleicht verbunden mit dem `Weg ins Jenseits´. * Die ergiebigsten namengebenden indogermanischen Wurzeln für `Pfad, Weg, [[wiki:strasse|Straße]]´ für alle Sprachfamilien sind *H1ei- `gehen´ (to go) und *sentu-/-o- `senden´ (to sent). * Die Wurzel *uegh Weg (way) `tragen´ (to carry) wird in vier Sprachfamilien fruchtbar. * Ableitungen zur Wurzel *pont-(eH)-s `den Pfad suchen´ (to search /the path) finden sich in fast allen Sprachfamilien. * Die vermutlichste älteste Wurzel bhrodho- `Furt´ (ford) lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auch mit ähnlichen Belegen in den afroasiatischen Sprachen verbinden; für *dhreg- `tragen´ (to drag) lässt sich das nur vorsichtig annehmen. * ''Baldinger, Kurt''\\ //Die Bezeichnungen für '[[wiki:weg|Weg]]' im Galloromanischen//.\\ Serta Romanica: Festschrift für Gerhard Rohlfs zum 75. Geburtstag, edited by Rudolf Baehr, Kurt Wais, W. Theodor Elwert und Heinrich Lausberg, Berlin, Boston: Max Niemeyer Verlag, 2015, pp. 89-106. [[https://doi.org/10.1515/9783110945096-007|Online]] * ''Dockalová, Lenka'', ''Václav Blazek''\\ //On Indo-European Roads.//\\ Journal of Indo-European studies 39.3/4 (2011) 299.\\ //“Perhaps no other word in any language, living or dead, has, despite geographical and cultural circumstances, such a multifarious meaning in the sense ‘connection from one place to another’ as the word “[[wiki:weg|way]]” or “road” does.”//\\ Eine umfassende semantische Untersuchung lexikalischer Quellen für die indoeuropäischen Bezeichnungen um “road” und verwandte Begriffe wie [[wiki:pfad|path]]/pathway/foothpath, sidewalk, [[wiki:weg|way]], trajectory/course, [[wiki:routen|route]], street, [[wiki:track|track]], [[wiki:trail|trail]], ford, (foot)bridge. Diese wurzeln überwiegend in der Fortbewegung sowie in der Technik und in den Materialien des Transportes. Als älteste indoeuropäische Wurzeln werden //*bhrodho-// und //*dhregh-// identifiziert. Im Tschechischen werden als Bezeichnungen gefunden: //cesta// “road”, //p±sina// “pathway”, //stezka// “footpath”, //chodník// “sidewalk, //dráha// “trajectory, course”, //trat//’ “route, line”, //silnice// “road”, //vozovka// “road for cars” und //ulice// “street”. * ''Felecan, Nicolae''\\ //Noţiunea drum în limba română (IV).//\\ Limba Română 171.9-10 (2009): 193-200.\\ Ein auführliches Glossar synonymer Lehnworte zu rumänisch `drum´ (Straße) und deren Wurzeln im Deutschen, Englischen, Fanzösischen, Italienischen, Ungarischen usw. * ''Hamp, Eric''\\ //A Rule of the Road.//\\ General Linguistics. 41.1 (2001) 147-158. * ''Hochuli, Emil''\\ //Einige Bezeichnungen für den Begriff [[wiki:strasse|Strasse]], Weg und Kreuzweg im Romanischen.//\\ Diss. Phil. I. Univ. Zürich. XIV, 172 S. Aarau (Druck) 1926: H.R. Sauerländer & Co. * ''Niederehe, Hans-Josef''\\ //Strasse und Weg in der galloromanischen Toponomastik.//\\ Zugl.: Köln, Univ., Diss. 1967 203 S. Genève 1967: Droz. ==== Synonyme in anderen Sprachen: via, ὁδός, leið, wea ==== === Das lateinische via === Das mit Weg //u̯ai// sprachverwandte lateinische //vir// `Mann´ (igs. u̯ī̆ro, `der Kräftige´) betont die urwüchsige Kraft und findet sich auch in //Werwolf// und dem nordischen **[[wiki:vargr|vargr]]** ((''N. L. Westergaard''\\ //Über die Verwandtschaft zwischen dem Sanskrit und Isländischen//\\ Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache. G. Reimer, Berlin 1846\\ S. 124 und 137-139 über die sprachlichen Verbindungen zwischen //Vargr// (aisl.), //Vrika// (sk.) `Wolf´ zu //ver// (isl.), //vira// (sk.) `Mann´.)). Die //Metapher// vom //Lebensweg// könnte bereits in diesen sprachlichen Wurzeln angelegt sein, denn da solch kreatürliche Kraft Ausdruck von Leben ist - vita: `jung, grün, lebendig´ - verbindet dies im Lateinischen: `virgo´ (Jungfrau), `vir´ (Mann), `viridere´ (grün), `virga´ (junge Weidenrute), `verga´ `Hirtenstab´ ((sehr ausführlich diskutiert [[https://latin.stackexchange.com/questions/5455/are-vir-and-virgo-etymologically-relatedhier]];\\ ''Romain Garnier''\\ //Sur l’étymologie du latin virgō « vierge «//\\ Studia Etymologica Cracoviensia 19.2 (2014) 59-70)). === Das griechische ὁδός === Das griechische Wort für Weg, ὁδός hodós (`[[wiki:hodometer|Hodometer´]]) wurzelt im idg. *sed- `gehen´, bildet jedoch mit der Vorsilbe μετα metá `nach, mit, zwischen, über´ das heute vertraut erscheinende Wort `Methode´ und deutet damit auf den `Weg zu einem Ziel hin´ als Art und Weise dieses Ziel zu erreichen. Insofern sind ὁδός und Weg bedeutungsgleich. * ''Hupfeld, D. H.''\\ //Noch ein Wort über ἅξιoς und Verwandtes.//\\ Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 8.5 (1859) 370–375. [[http://www.jstor.org/stable/40845341|Online]] Mit Bezügen zu Achse, Weg u.a. === Das nordische leið === In den nordischen Sprachen findet sich der //Rómavegr// und der //Wegur til Róms//, aber auch Wege im Sinne von Routen wie //vestri leið//, //eystri leið// ((//Leiðarvisir// einem [[wiki:itinerar|Itinerar]] von ''Nikúlas Bergsson'' um 1155)). Während hier `Weg´ vorwiegend die Landreise mit dem Ortsziel bezeichnet, verweist leið eher auf eine Schiffahrtsroute und die Angabe der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtung]]; erkennbar auch an der etymologischen Wurzel zu *leiÞan im Sinne von `gleiten´ ((Breidbach, S. 260)). Himmelsrichtungen werden aber nicht am Kompass festgemacht, sondern an variablen [[wiki:orientierung|Orientierung]]ssystemen: Man segelt nordwärts, weil die Küste rechts zu sehen ist, auch wenn der Küstenverlauf nach Osten oder Süden abknickt ((''Simonsen, Povl''\\ //Ottar fra Hålogaland// Ottar 14 (1957) 3, Anmerkung 11, S. 10 f.\\ Ottar, Populære småskrifter fra Tromsø Museum. Lofotpostens trykkeri)): Im Namen nor-way ist der Landesname Norwegen angelegt - das Land, wo der nor-way wieder nach Süden führt. leið öffnet ein Begriffsfeld um den Weg, aber auch um das Leiden, gemeinsam ist beiden die zielgerichtete Bewegung, das Vorankommen. Diese Bewegung im physischen ebenso wie im übertragenen Sinne führt auf ein Ziel hin, sie bringt den Menschen weiter, befördert und entwickelt ihn. Ausgelöst wird die Bewegung durch einen inneren Antrieb, den Druck der Drangsal, das drängende Bedürfnis zu etwas hin ((Das Leiden: Der Weg, das Befördernde, das Entwickelnde, in:\\ ''Kühnhold, Christa''\\ //Der Begriff des Sprunges und der Weg des Sprachdenkens//\\ eine Einführung in Kierkegaard\\ Berlin 1975: Walter de Gruyter\\ S. 112-115, dort auch ein anschauliches Begriffsfeld)). === Das australische wea === Die //tradional pathways// der australischen Ureinwohnerwaren verbanden die physische Wegbeschreibung mit einer mindmap aus Geschichten, ihre Vorfahren und die Natur betreffend zur wea, bei uns bekannt geworden als »Traumzeit« ((''Spooner, P. G., M. Firman, Yalmambirra''\\ //Origins of Travelling Stock Routes. 1. Connections to Indigenous traditional pathways//. The Rangeland Journal. 32.3 (2010) 329-339)) ===== Literatur ===== ==== Übersichtsliteratur ==== * ''Classen, Albrecht''\\ //Roads, Streets, Bridges, and [[wiki:traveller|Travelers]]//.\\ in: Bd. 3 Albrecht Classen (Hg.), Berlin, München, Boston: De Gruyter, 2015, pp. 1511-1534. [[https://doi.org/10.1515/9783110377613-001|Online]] * ''Conover, Ted''\\ //Die [[wiki:weg|Wege]] der Menschen. Auf den Straßen, die unsere [[wiki:welt|Welt]] verändern//\\ Malik München 2010, 352 S. 8 Bildtafeln, 6 Karten, Literaturverzeichnis * ''Dengler, Max''\\ //Erkundung von Verkehrswegen in Neuländern.//\\ 76 S. Berlin 1938: J. Springer. * ''Doßmann, Axel''\\ //Via Appia, Route Nationale, [[wiki:autobahn|Autobahn]] …//\\ Zeitschrift des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte. Rechtsgeschichte-Legal History 6 (2005) 161-180 [[http://dx.doi.org/10.12946/rg06/161-180|Online]] * ''T. Earl''\\ //Routes Through the Landscape. Comparative Approach.//\\ In: J. Snead, C. Erickson, A. 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Withers * The Route as Icon and Occurrence: Redefining the American sublime, from open road to [[wiki:autobahn|interstate]], David E. Nye * Staging the driving [[wiki:erfahrung|experience]]: parkways in Germany and the United States, Thomas Zeller * Curating views: the Norwegian [[wiki:tourist|tourist]] route project, Janike Kampevold Larsen * Stop, rest and digest: feeding people into nature, Lars Frers * Roadside aesthetics: [[wiki:reisefuehrer|guidelines]] from the Norwegian public roads administration, Beate Elvebakk * Enfolding and gathering the [[wiki:landschaft|landscape]]: a geography of England's M1 corridor, Peter Merriman * [[wiki:landschaft|Landscapes]] on the road, Gernot Böhme * ''Lay, Maxwell G.''\\ //Die Geschichte der [[wiki:strasse|Straße]]. Vom [[wiki:trampelpfad|Trampelpfad]] zur [[wiki:autobahn|Autobahn]]//\\ Frankfurt/M. 1994 * ''P. A. Murrieta-Flores''\\ //Traveling in a Prehistoric Landscape. Exploring the Influences that shaped Human Movement.//\\ In: B. 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Jahrhundert|Byzanz]] * Pascual Martínez Sopena\\ El Camino de Santiago, entre los caminos de la España [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| medieval]] * Paul Hindle\\ Sources for the English [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Medieval]] Road [[wiki:system|System]] * Céline Perol\\ Les [[wiki:strasse|réseaux routiers]] de la France[[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| médiévale]].\\ Ambitions et [[wiki:grenze|limites]] d'un champ d'investigation historique * Thomas Szabó\\ Die [[wiki:itinerar|Itinerar]]forschung als Methode der Erschließung des mittelalterlichen Straßennetzes * Gian Maria Varanini\\ Appunti sul [[wiki:system|sistema]] [[wiki:strasse|stradale]] nel Véneto tardomedievale * Vera Von Falkenhausen\\ [[wiki:strasse|Straßen]] und Verkehr im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|byzantinischen ]] Süditalien * Barry Raftery\\ Archäologie der vor- und frühgeschichtüchen Bohlenwege Irlands * Inqolf Ericsson\\ Straßen des [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalters]] im archäologischen Befund * Friedrich Wolfzettel\\ Von Santiago nach Babiloine.\\ [[wiki:liste_reisemetaphern|Wegesymbolik]] und Struktursymbolik in dem altfranzösischen Liebesroman //Floire et Blancheflor// * Getrud Blaschitz\\ [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs]] in der mittelhochdeutschen Epik des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|12.]] und [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|13. Jahrhunderts]].\\ Das sprachliche und literarische Erscheinungsbild von Weg und [[wiki:strasse|Straße]] in der [[wiki:held|Helden]]epik, im Frauendienst des ''Ulrich von Liechtenstein'' und im Helmbrecht von ''Wernher dem Gärtner'' * Helmut Hundsbichler\\ [[wiki:wahrnehmung|Wahrnehmung]] von Wegen - Wege der Wahrnehmung.\\ [[wiki:strasse|Straßen]] als Bildelemente im späten Mittelalter * Anna-Dorothee Von Den Brincken\\ [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs]] im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] - mit und ohne [[wiki:kartographie|Karten]]? * Wolfgang Behringer\\ Visualisierung von [[wiki:strasse|Straßen]]verkehrsnetzen in der [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|frühen Neuzeit]] * Dietrich Denecke\\ [[wiki:routen_in_europa|Mitteleuropäische Verkehrsachsen]]. Entstehung, Wandel und Verfall vom [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] bis zum [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] * Frauke Gränitz\\ Die Entwicklung des kursächsischen Straßenwesens im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17.]] und [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] * Nicole K. Longen\\ Bürgerliche Frondienste im Wegebau. Die Aufhebung städtischer [[wiki:freiheit|Freiheiten]] in Kurtrier gegen Ende des [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhunderts]] * Karl Heinrich Kaufhold\\ Neue Verkehrswege im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19.]] und[[wiki:reisegenerationen#20. Jahrhundert|20. Jahrhundert]]. Wandel von Verkehrsbeziehungen. Dargestellt an einem Beispiel aus Niedersachsen * ''Schreiber, Hermann ''\\ //Sinfonie der [[wiki:strasse|Straße]]. Der Mensch und seine [[wiki:weg|Wege]] von den [[wiki:karawane|Karawanen]]pfaden bis zum Super-[[wiki:highway|Highway]]//\\ Econ Verlag Düsseldorf 1959, 423 S. * ''Weise; Alfred''\\ //Vom Wild[[wiki:pfad|pfad]] zur Motorstraße. 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