Wärts

Das unscheinbare Wort kommt heute nur noch zusammengesetzt (südwärts, von auswärts kommend, vorwärts gehend usw.) vor. Es

  1. beantwortet die Frage nach dem Wohin, indem es die Richtung angibt und es
  2. beantwortet die Frage nach der Absicht, indem es eine Fortbewegung dorthin (engl. to-wards) ankündigt bzw.
  3. enthält den Hinweis auf etwas Zukommendes, indem es ein Schicksal ankündigt.

Auf der sprachlichen Ebene erhält wärts also die Funktion eines Zeigers der Fortbewegung zwischen Dingen und Menschen, das der Route und dem Weg in der Vorstellung vorauseilt. Die Verständigung zwischen Sprecher und Hörer über ihren Bezug zu den Dingen (das Hauptding als Subjekt und das Zielding als Objekt) über ihre räumliche Beziehung zueinander bedarf einer Raumvorstellung mit einem festen Bestimmungsort. Sprachlich vermittelt wird dies durch Angaben (Zeiger) 1)

Abgeleitet wird es vom indogermanischen *u̯ert- ‘drehen, wenden’ 2) als konkrete Antwort auf ‘wohin gewendet’. 3) Denselben Ursprung hat auch das Wort 'werden' im Sinne von 'etwas entsteht', ebenso im Englischen 4) und abstrahiert auch als Wert, vielleicht weil es sich lohnt ein Ziel zu erreichen, etwas werden zu lassen. Die zahlreichen sprachlichen Verästelungen über Fahrt und lateinisches versus bis zurück zu lat. vertitur, pers. Vavrte, sanskrit. Vartatè diskutiert Pott auf 35 Seiten. 5)

Bemerkenswert ist, dass die Richtungen emotional aufgeladen sind: rechts ist besser als links, vorwärts besser als rückwärts, aufwärts besser als abwärts.

1)
Robert Graßmann
Sprachlehre oder philosophische Grammatik.
Stettin 1890: Druck und Verlag von R. Grassmann.
Die Raumbeziehung und der Zeiger (praepositio), S. 97–100. Online
2)
Pokorny: u̯er-3: H. u̯er-t-
3)
„-wärts“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/-w%C3%A4rts>, abgerufen am 19.09.2023
5)
August Friedrich Pott
Etymologische Forschungen auf dem Gebiete der indo-germanischen Sprachen unter Berücksichtigung ihrer Hauptformen, Sanskrit; Zend-Persisch; Griechisch-Lateinisch; Littauisch-Slawisch; Germanisch und Keltisch.
1859 Band 4 Nr. 1596 S. 200-234 Online