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System

Das altgriechische sýstema bezeichnet etwas, das aus Teilen besteht, also ein Gebilde, etwas Verbundenes oder Zusammengestelltes. Naturphilosophisch betrachtet ist also alles System, da sich alles zerlegen lässt: Stoffe in Moleküle, Moleküle in Atome, diese in Elementarteilchen usw. Dann wäre der Begriff also weitgehend sinnlos.

Tatsächlich steht er aber für das menschliche Anliegen etwas, das er nicht versteht, zu zerlegen. Die Natur ist Natur, erst der Blick des Menschen macht daraus ein Ökosystem. Je genauer man hinschaut, desto komplexer wird es. Pflanzenkunde etwa besteht darin, eine Pflanze zu zerlegen in Wurzel, Stengel, Blatt, Blüte usw. Das lässt sich wunderbar beschreiben und führt zu einem tieferen Verständnis, der »Systematik des Pflanzenreichs«. Zerlegen ist aber immer auch ein Zerstören - man kann die Pflanze nicht mehr zusammensetzen, sie ist tot. Es muss also etwas verloren gegangen sein. Was das ist, vermag die Pflanzensystematik aber nicht zu sagen. Dem anscheinend »tieferen Verständnis« fehlt das Wesentliche.

Das Systemdenken ist einerseits außerordentlich fruchtbar. Es ist andererseits beschränkt, weil es nie mehr enthält als es sich der jeweilige Anwender des Systemdenkens vorstellen kann. Das System ist nicht die Wirklichkeit sondern die Vorstellung der Wirklichkeit, an die wir glauben und die wir liebgewonnen haben 1).


Günter Ropohl
Allgemeine Systemtheorie. Einführung in transdisziplinäres Denken
edition sigma, Berlin 2012, ISBN 978-3-8360-3586-6.

1)
vergleichbar mit Platons Höhlengleichnis
wiki/system.1574917590.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:21 (Externe Bearbeitung)

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