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wiki:stab [2023/06/27 06:53] – [Typologie 1 - Die Mechanik] norbertwiki:stab [2024/04/14 05:55] norbert
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 | Drehmoment | Reiben | Härte, Form ^ Drehstab mit Bogen | (Feuer-)bohrer ((ahd. [[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=nabager|naba-gēr]] `Nabenbohrer´))\\ Nabastock | | Drehmoment | Reiben | Härte, Form ^ Drehstab mit Bogen | (Feuer-)bohrer ((ahd. [[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=nabager|naba-gēr]] `Nabenbohrer´))\\ Nabastock |
 | Drehmoment | Hebeln | Hebelgesetze ^ Stange mit Drehpunkt | Brechstange,\\ Wippe, Waage | | Drehmoment | Hebeln | Hebelgesetze ^ Stange mit Drehpunkt | Brechstange,\\ Wippe, Waage |
-| Drehmoment | Antreiben| Welle^ Stab-Rad| Töpferscheibe|+| Drehmoment | Antreiben| Welle ^ Stab-Rad| Töpferscheibe| 
 +| Druck, Zug,\\ Drehmoment | Übertragen | Skelett-\\ bauweise ^ Felge, Speiche, Nabe | Schöpfrad\\ > Wagenrad | 
 + 
 +**Speichenräder** wurden in der Bronzezeit entwickelt. Die Idee dahinter ist sehr komplex, denn das (massive und biegesteife) Einscheibenrad wird zerlegt in ein Tragwerk aus Druck- und Zugstäben.  Die Felge als äußerer, druckbelasteter Ring steht im Kräftegleichgewicht über die (biegeweichen) Speichen als  innere, zugbelastete Träger, deren Kräfte über die Nabe als Druckstab ausgeglichen werden. Das Produkt ist widerstandsfähiger als seine Bauteile und dabei erheblich leichter als das robuste Einscheibenrad. Es gewinnt sozusagen durch »maximale Entmaterialisierung« und wird zum Skelett. ((''Christoph Palmen''\\ //Konstruktionen des Leichtbaus. Das Prinzip Speichenrad.// Diss. Universität Kassel 415 S. Berlin 2017: Reimer. [[https://d-nb.info/1132824869/04|Inhalt]] ))
  
 === Formschlüssige Stabachse-Rad-Werkzeuge (Transporttechnik) === === Formschlüssige Stabachse-Rad-Werkzeuge (Transporttechnik) ===
-Kraft dient hier dazu, schwere Massen zu bewegen, indem der //Stab als Achse// den Energieaufwand verringert, weil der Widerstand durch Rollreibung geringer ist als der bei Haftreibung. Dabei kann die Achse stillstehen, während sich die Räder auf ihr drehen oder sie wird zur drehenden Achse mit starr verbundenen Rädern. Letzteres vermindert die Gleitreibung.+ 
 +Kraft dient hier dazu, schwere Massen zu bewegen, indem der //Stab als [[wiki:Achse|Achse]]// den Energieaufwand verringert, weil der Widerstand durch Rollreibung geringer ist als der bei Haftreibung. Dabei kann die Achse stillstehen, während sich die Räder auf ihr drehen oder sie wird zur drehenden Achse mit starr verbundenen Rädern. Letzteres vermindert die Gleitreibung.
 | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ symmetrische Stange | Walze | | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ symmetrische Stange | Walze |
 | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ Achse mit Rad | Stangenschleife mit Rad\\ [[wiki:karre|Schubkarre]] | | | Ziehen & Schieben| Rollreibung ^ Achse mit Rad | Stangenschleife mit Rad\\ [[wiki:karre|Schubkarre]] |
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 Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von //Erik dem Roten// erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und Eisen aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten (( aus Münsingen, Libna, Smarjeta, Vinkov, Magdalenska Gora, Dobrava, Vinkov vrh, Podzemelj, Sticna, Novo Mesto, Beremend, Szentlörinc, Velemszentvid, Venetien, siehe Fußnote 142 in:\\ ''Christa Stahl''\\ //Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit: ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft//\\ J.H.Röll Verlag, 2006)). Die meisten ((Der Stab aus dem Oseberggrab ist aus Holz, 107 Zentimeter lang, hohl und in fünf gleich lange Abschnitte mit Schnitzereien unterteilt.)) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus Eisen, 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden ((''Klaus von See'' u.a.\\ //Kommentar zu den Liedern der Edda// Band 4: Heldenlieder\\ Helgakviða Hundingsbana I, Helgokviða Hiǫrvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II\\ Winter, Heidelberg 2004, 810 Seiten ISBN: 978-3-8253-5007-9, hier: S. 270, 290 ff.\\ ''Helmut Birkhan, ‎Otto Gschwantler ''\\ Festschrift für Otto Höfler zum 65. Geburtstag Band 2\\ 1968 Seite 419\\ //Die Aktualität der Saga//: Festschrift für Hans Schottmann\\ Walter de Gruyter, 1999\\ hier: S. 193 und 195 )). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird (( ''Bettina Sommer, Morten Warmind''\\ //Óðinn from Lejre — or?//\\ Numen 62.5-6 (2015): 627-638. https://doi.org/10.1163/15685276-12341396)). Häufig aus Metall und durch ihre Formen ungeeignet als Alltagswerkzeug, zu kurz und zu schwer, taugten die Stäbe der völr eher als Waffe, dienten als Symbol und magisches Instrument. Die Saga von //Erik dem Roten// erwähnt im dritten Kapitel eine Seherin mit einem bemerkenswerten »Stab mit Knauf, Kupfer und Steinen«. Ein außergewöhnliches Frauengrab der Frühlatènezeit wurde in Reinheim gefunden. Ein darin enthaltenes fünfteiliges Objekt mit Bernsteinperlen und Silberketten mit Klapperperlen wurde als Stab einer Seherin gedeutet und verglichen mit einem spindelförmigen Gerät aus Bronze und Eisen aus Dürrnberg bei Hallein sowie zahlreichen weiteren ähnlichen Objekten (( aus Münsingen, Libna, Smarjeta, Vinkov, Magdalenska Gora, Dobrava, Vinkov vrh, Podzemelj, Sticna, Novo Mesto, Beremend, Szentlörinc, Velemszentvid, Venetien, siehe Fußnote 142 in:\\ ''Christa Stahl''\\ //Mitteleuropäische Bernsteinfunde von der Frühbronze- bis zur Frühlatènezeit: ihre Verbreitung, Formgebung, Zeitstellung und Herkunft//\\ J.H.Röll Verlag, 2006)). Die meisten ((Der Stab aus dem Oseberggrab ist aus Holz, 107 Zentimeter lang, hohl und in fünf gleich lange Abschnitte mit Schnitzereien unterteilt.)) dieser Stäbe in Frauengräbern sind aus Eisen, 45 bis 82 Zentimeter lang, mit Bronzebeschlägen und zum Käfig aufgeweiteten Korb. Es liegt nahe, dass dort Seherinnen bestattet wurden ((''Klaus von See'' u.a.\\ //Kommentar zu den Liedern der Edda// Band 4: Heldenlieder\\ Helgakviða Hundingsbana I, Helgokviða Hiǫrvarðssonar, Helgakviða Hundingsbana II\\ Winter, Heidelberg 2004, 810 Seiten ISBN: 978-3-8253-5007-9, hier: S. 270, 290 ff.\\ ''Helmut Birkhan, ‎Otto Gschwantler ''\\ Festschrift für Otto Höfler zum 65. Geburtstag Band 2\\ 1968 Seite 419\\ //Die Aktualität der Saga//: Festschrift für Hans Schottmann\\ Walter de Gruyter, 1999\\ hier: S. 193 und 195 )). 2005 wurde eine Statue gefunden, die von manchen als Völva interpretiert wird (( ''Bettina Sommer, Morten Warmind''\\ //Óðinn from Lejre — or?//\\ Numen 62.5-6 (2015): 627-638. https://doi.org/10.1163/15685276-12341396)).
  
-Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:\\ »Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.« ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)).+Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab:\\ //»Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.«// ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)).
  
 Mehr als dreitausend Goldbblechfiguren »guldgubber« aus Schweden, Dänemark und Norwegen zeigen Männer und Frauen in unterschiedlichen Positionen - das häufigste Attribute ist der gerade Stab, 474 Exemplare zeigen Stabträger, meist Männer, meist mannshoch, selten kurz. Nur einmal hält eine Frau einen kurzen Stab ((''Ratke, Sharon''\\ //Guldgubber - Einblicke in die Völkerwanderungszeit//. 258 S. Bonn, Univ., Diss. 2009.)). Ratke vergleicht die Symbolik mit anderen Quellen wie Brakteaten, Literaturquellen, Abbildungen aus dem Sachsenspiegel und Kenningars un dkommt zu interessanten Ergebnissen: Mehr als dreitausend Goldbblechfiguren »guldgubber« aus Schweden, Dänemark und Norwegen zeigen Männer und Frauen in unterschiedlichen Positionen - das häufigste Attribute ist der gerade Stab, 474 Exemplare zeigen Stabträger, meist Männer, meist mannshoch, selten kurz. Nur einmal hält eine Frau einen kurzen Stab ((''Ratke, Sharon''\\ //Guldgubber - Einblicke in die Völkerwanderungszeit//. 258 S. Bonn, Univ., Diss. 2009.)). Ratke vergleicht die Symbolik mit anderen Quellen wie Brakteaten, Literaturquellen, Abbildungen aus dem Sachsenspiegel und Kenningars un dkommt zu interessanten Ergebnissen:
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 Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]], nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)). Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]], nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)).
  
-Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen ((''Rieken, Elisabeth''\\ //Bemerkungen zum Ursprung einiger Merkmale der Anatolischen Hieroglyphenschrift//\\ Die Welt Des Orients, vol. 45, no. 22015, pp. 216–231, hier 217. JSTOR, www.jstor.org/stable/43857899. Accessed 26 Oct. 2020.)). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für //Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen// und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott ((''Manu Raster''\\ //Hieroglyphenluwisches Lexikon//\\ M.A. Münster, 2007 und http://pielexicon.hum.helsinki.fi/ \\ Volltextsuche `lituus´In: eDiAna s.v. *sHógu̯-o-.http://www.ediana.gwi.uni-muenchen.de/dictionary.php?lemma=233)).+Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen ((''Rieken, Elisabeth''\\ //Bemerkungen zum Ursprung einiger Merkmale der Anatolischen Hieroglyphenschrift//\\ Die Welt Des Orients 45.2 (2015216–231, hier 217. [[https://www.jstor.org/stable/43857899|Online]] )). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für //Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen// und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott ((''Manu Raster''\\ //Hieroglyphenluwisches Lexikon//\\ Münster, 2007 [[http://pielinguistics.org/pdf/hluwlex.pdf|Online]]\\ [[https://www.ediana.gwi.uni-muenchen.de/dictionary.php?lemma=233|eDiAna]] )).
  
 Es gibt keinen Hinweis, dass sich der Lituus von einem Hirtenstab ableiten lässt: als funktionales Werkzeug ist er dafür zu kurz und die Krümme ist zu stark. Etymologisch sind Name und Hieroglyphe sehr stabil und weisen gleichermaßen auf eine Bedeutung um `Vorhersehen, Deuten, Erkennen´. Es gibt keinen Hinweis, dass sich der Lituus von einem Hirtenstab ableiten lässt: als funktionales Werkzeug ist er dafür zu kurz und die Krümme ist zu stark. Etymologisch sind Name und Hieroglyphe sehr stabil und weisen gleichermaßen auf eine Bedeutung um `Vorhersehen, Deuten, Erkennen´.
wiki/stab.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 07:57 von norbert

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