Mündigkeit ist mindestens das Vermögen zu Handeln, also die *Freiheit von äußeren Zwängen (Autarkie)und der Mut die eigene Selbstverzwergung zu überwinden, *Grenzen des Selbst zu überschreiten, die selbstverschuldete Unmündigkeit zu überwinden, also *Aufklärung zu betreiben. Das Ziel eines solchen Handelns liegt im Wunsch nach Selbstbestimmung (Autonomie), die auch dem Individualreisenden eignet.
Ulf Poschardt
16 mündige Formen der Existenz beschreibt Ulf Poschardt
am Beispiel von Mann und Frau, von Linken und Liberalen, von Gruppen und Quasi-Stereotypen: Darin finden sich Anne Frank
und Greta Thunberg
ebenso wie der Regisseur Jean-Luc Godard
und der Rennfahrer Ayrton Senna
.
Um mündig zu werden, solle man möglichst *driften. Soll heißen: Man kann vernünftig und langsam eine Kurve durchfahren, man kann unvernünftig schnell im Graben landen oder man kann kontrolliert mit optimaler Höchstgeschwindigkeit durch die Kurve driften.
Diesen Blick hat auch der dort zitierte Peter Sloterdijk
, wenn er sagt: »Freiheit sei nur ein anderes Wort für … die Gesinnung, die sich unter allen Umständen am Besseren, am Schwierigeren orientiert« und sich abhebt vom »Allzumenschlichen«.
Weg vom »Singularitätsdenken« im virtual life der Instagrammer, zurück zum Mut der Selbstaufklärung, zum geplanten und gezielten Experimentieren, das nicht aus Protestlust von der Bahn abweicht, sondern um herausfinden, was möglich ist. Dies entspricht dem Möglichkeitssinn von Proust
und der Vita Activa von Hannah Arendt
, dem Rausch eines Burrroughs
, einer kontrollierten Lust an der *Gefahr.
Zum Driften bedarf es der Erfahrung und des *Mutes, dann erlebt man den Flow. Dazu bedarf es einer Freiheit des Seins, die sich vom Äußeren freimacht, die vitalisiert und letzen Endes singularisiert, ohne einem *Stereotyp zu gehorchen, weil es anstrengt, »radikal Einzelner« zu sein, wie man anschaulich im Steppenwolf von Hermann Hesse
nachlesen kann.
Der Yale-Professor James C. Scott
empfiehlt, jeden Tag einmal bewusst gegen ein *Gesetz oder eine Vorschrift zu verstoßen. Er setzt dabei voraus, dass man den Sinn der Vorschrift abwägt gegen die Folgen des Übertretens. Beispiel: Die Straße an einer roten Fußgängerampel zu überqueren, wenn man weit und breit alleine ist, bleibt ein nach außen folgenloser Verstoß.
Für einen selbst jedoch bedeutet diese Abwägung eine Übung im selbständigen und verantwortungsbewußten Denken und Handeln.
Als regelmäßige Übung betrachtet dient dies der mentalen Entschlackung.
Praktizieren dies viele, wird es politisch relevant als »anarchistische Freiübung«.