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Künstlerreisen
Der Topos der Künstlerreise ist im Alltag vertraut und weckt ein Vorverständnis, das zwar nicht erklärt werden muss, jedoch vielfältig interpretierbar ist und zudem vor dem 19. Jahrhundert nicht als eigene Reiseform nachweisbar ist. Als Protagonist wird meist Albrecht Dürer
herangezogen. Das romantische Stereotyp begründeten:
Ludwig Tieck
Franz Sternbalds Wanderungen 1798 (Handlungszeit ab 1520)Wackenroder, Wilhelm Heinrich
Ehrengedächtniß unsers ehrwürdigen Ahnherrn Albrecht Dürers: von einem kunstliebenden Klosterbruder
Ein Aufsatz aus dem Journal Deutschland VII. Stück. pag. 59-73; nebst einer vorausgeschickten kurzen Erzehlung der wichtigsten Umstände, aus den Leben dieses vaterländischen Künstlers. Nürnberg 1797: [s.n.]
Das Reisen, sagte Faber, ist dem Leben vergleichbar. Das Leben der meisten ist eine immerwährende Geschäftsreise vom Buttermarkt zum Käsemarkt; das Leben der Poetischen dagegen ein freies, unendliches Reisen nach dem Himmelreich. Leontin, dessen Widerspruchsgeist Faber jederzeit unwiderstehlich anregte, sagte darauf: Diese reisenden Poetischen sind wieder den Paradiesvögeln zu vergleichen, von denen man fälschlich glaubt, daß sie keine Füße haben. Sie müssen doch auch herunter und in Wirtshäusern einkehren und Vettern und Basen besuchen, und, was sie sich auch für Zeug einbilden, das Fräulein auf dem lichten Schlosse ist doch nur ein dummes, höchstens verliebtes Ding, das die Liebe mit ihrem bißchen brennbaren Stoffe eine Weile in die Lüfte treibt, um dann desto jämmerlicher, wie ein ausgeblasener Dudelsack, wieder zur Erde zu fallen; auf der alten, schönen, trotzigen Burg findet sich auch am Ende nur noch ein kahler Landkavalier usw. Alles ist Einbildung. Joseph von Eichendorff (1788 - 1857), Ahnung und Gegenwart (1815), Kapitel 5
Der wider den Stachel löckende Außenseiterkünstler auf der Suche nach dem Abenteuer ist ein Mythos. der Künstler auf der Walz von Meister zu Meister kommt der Wirklichkeit näher. Dann aber ist das Reisen eine beschwerliche Wanderung durch die Unbilden der Natur und wurde erst im 19. Jahrhundert ein Reisen zur Natur.
- Caesar, Claudia C. Der „Wanderkünstler“: ein kunsthistorischer Mythos. Diss. Universität Kassel, 2006. Berlin 2012: LIT Verlag. 522 S. Inhalt:
- „Wanderkünstler“ : der Begriff
- Der „Wanderkünstler“ der Kunsthistoriker
- „Wanderkünstler“ : Fallstudien
- „Wanderkünstler“ heute
wiki/kuenstlerreisen.1626692459.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/07/19 11:00 von norbert