====== Das Geleitswesen ====== »In freim gelait da ward ich aber wegehaft gen München pald.« Oswald von Wolkenstein, (* um 1377–1445) Lieder 12,2,2 Das Geleit des Königs oder Landesherrn war eine Einrichtung im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]], die ursprünglich dem Schutz der [[wiki:reisende|Reisenden]] (namentlich [[wiki:gesandter|Gesandte]], [[wiki:der_fahrende_haendler|Fahrende Händler]] und [[wiki:vaganten#Frühes Mittelalter: clerici vagi|Kleriker]] (clerici vagi) ) durch [[wiki:fuehrer|Führer]] sowie der [[wiki:sicherheit|Sicherung]] der [[wiki:weg|Wege]] diente und durch ein Geleitrecht geregelt war, wurde jedoch zunehmend als Zwangsabgabe im Sinne einer Straßennutzungsbühr (Zoll) ohne rechte Gegenleistung betrieben ((''Brandstätter, Klaus''\\ //[[wiki:strasse|Straßen]]hoheit und Straßenzwang im hohen und späten Mittelalter.//\\ Seite 201-228 in: Strassen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter. Ostfildern 2007: Thorbecke, [[http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-vuf-177980|Online]])). Beispielsweise erhielten [[wiki:bote|Boten (Herolde)]] einen Geleitbrief (passaige) für ihre [[wiki:reisen|Reisen]] //»ad omnis terrarum partes Europae affricam et asiam«// ((Kitzinger, S. 361 Quelle in Fn 1)). Insbesondere in der Wildnis Ostpreußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens wurde das Wissen durch [[wiki:leitsleute|Leitsleute]] und in [[wiki:wegeberichte|Wegeberichten]] gesammelt. Das Geleit wirkte einerseits wie eine [[wiki:versicherungen|Versicherung]] und stärkte andererseits die [[wiki:Reisefreiheit|Reisefreiheit]], berührte [[wiki:gast|Gastrecht]] und die [[wiki:reisepass|Paßpflicht]] und die Kontrolle der Reisewege. Es entstand aus oströmischen Wurzeln und hat keine germanische Tradition. Im islamischen Raum entsprach dem Geleitbrief der Amân ('[[wiki:sicherheit|Sicherheit]], Geborgenheit'). Der [[wiki:reisesegen|Reisesegen]] ergänzte das Geleit auch im spirituellen Raum. * ''Alessandro Rizzo''\\ //Travelling and [[wiki:der_fahrende_haendler|Trading]] through Mamluk Territory: Chancery Documents Guaranteeing Mobility to Christian Merchants.//\\ S. 487–510 in: Bethany J. Walker, Abdelkader Al Ghouz (Hg.): History and Society during the Mamluk Period (1250–1517) (=Mamluk Studies, 24) Bonn 2021: V&R unipress. [[https://orbi.uliege.be/bitstream/2268/243442/1/Rizzo%2C%20Travelling%20and%20Trading%20%28published%20version%29.pdf|Online]] * ''Schacht J.''\\ //Amân //.\\ //Encyclopédie de l’Islam.//\\ Leiden 2010: Brill [[http://dx.doi.org/10.1163/9789004206106_eifo_SIM_0577|Online]]\\ Der Bedeutungskern lässt sich aus dem //Koran//, Sure IX, 6 ableiten; ''Mohammed'' selbst hat den Begriff synonym mit ʿahd, d̲h̲imma und djiwār benutzt. ==== Literatur ==== * ''Blaha, Walter''\\ //Das sächsische Geleitshaus „Zum güldenen Stern“ und das Geleitswesen in Thüringen//.\\ in: Heimat Thüringen, 17.2-3 (2010) 31--32 Heimatbund Thüringen, Weimar ISSN 0946-4697.\\ Andere Geleitshäuser finden sich in Weißenfels und Jena. * ''Endres, Rudolf''\\ //Ein Verzeichnis der Geleitstraßen der Burggrafen von Nürnberg//\\ Jahrbuch für fränkische Landesforschung 23 (1963) 107--138 * ''Fiesel, Ludolf''\\ //Zum früh- und hochmittelalterlichen Geleitsrecht.//\\ In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 41, (1920) S. 1–40 * ''Fiesel, Ludolf''\\ //IV. Die kirchlichen Empfehlungsbriefe und das kirchlichklösterliche Geleitswesen.//\\ Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 10 (1920) 157–167. [[https://doi.org/10.7767/zrgka.1920.10.1.157|DOI]]. * ''Haferlach, Alfred''\\ //Das Geleitwesen der deutschen Städte im Mittelalter.//\\ Hansische Geschichtsblätter 41 (1914) 1–172. * ''Kintzinger, Martin''\\ //‘Cum salvo conductu’: Geleit im westeuropäischen Spätmittelalter.//\\ S. 313–363 in: Rainer Christoph Schwinges, Klaus Wriedt (Hg.): Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa. Ostfildern 2003: Thorbecke. [[https://doi.org/10.11588/vuf.2003.0.17961|DOI]]\\ Sehr ausführlich zu den Begrifflichkeiten und rechtlichen Folgen, auch differenziert zu: conductus (verstärkt durch salvus oder securus), zum englischen guidagium/guidaticum, dann auch conductus, safeconduct, passport zum französischen lettre de sauf conduyt, sauvegarde, sauf conduits, passaiges (Geleitbriefe), roit de passage (Reisegeleit). * ''Müller, Ulrich''\\ //Das Geleit im Deutschordensland Preußen.//\\ (=Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 1) XII, 316 S. Köln 1991: Böhlau. [[https://d-nb.info/910665796/04|Inhalt]]\\ Eine umfassende und detaillierte Darstellung. * ''Joseph Schopp''\\ //Seligenstaedter Geleitswesen. Das Wissenswerte über Messegeleit, Haenselbrauch und Geleitsloeffel der Nürnberger und Augsburger Kaufleute in Seligenstadt.//\\ 36 S. Seligenstadt 1979: Heimatbund * ''Thieme, Hans''\\ //Fremdenrecht.//\\ Sp. 1270–1272 in: Adalbert Erler, Ekkehard Kaufmann (Hg.): Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte, 1. Berlin 1971: Erich Schmidt. * ''Johannes Vincke''\\ //Europäische Reisen um 1400 im Spiegel aragonischer Empfehlungs- und Geleitschreiben//.\\ S. 345–377 in: Heinrich Bihler, Alfred Noyer-Weidner (Hg.): Medium aevum romanicum. Festschrift Hans Rheinfelder, München 1963. auch in Verbindung mit [[wiki:reisen|Reisen]], [[wiki:der_fremde|Fremder]] und [[wiki:gast|Gast]]. * ''Markus Wenninger''\\ //Geleit, Geleitsrecht und Juden im [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]].//\\ Aschkenas 31.1 (2020) 29–77 [[https://doi.org/10.1515/asch-2021-0007|DOI]]