»Auf Grund seiner soziologischen Rolle darf der Abenteurer sich auf seinen großartig einsamen Weg begeben, ohne unserer Sympathie ganz verlustig zu gehen. Er, unser anderes Ich, braucht sie auch, denn er kämpft gegen eine gewaltige Übermacht. Wir kennen bereits seinen vornehmsten Feind, das lähmende, mechanische Gewicht der sozialen und moralischen Gesetze. Der zweite ist das große Unbekannte. Insofern als die Natur alles Lebenden durch seine Feinde bestimmt ist, läßt der Abenteurer sich an dem Kampf gegen die Ordnung und an seinem Kampf gegen den Zufall erkennen. In dem ersten kann er Sieger bleiben – tut er es nicht, so wandert er ins Gefängnis. In dem zweiten muß er unterliegen, denn der Zufall ist eine Offenbarung des Weltgeistes. …
Er ringt und wirbt um die große Göttin des Unbekannten, die viele Namen hat – mitunter heißt sie auch Zufall oder Gefahr – und deren Füllhorn für ihn alles Neue enthält. Das Begehren nach ihr und nach den von ihr unzertrennlichen Gaben ist seine eigentliche Gier.«
William Bolitho
: Einleitung zu Zwölf gegen das Schicksal [1931]
»Von früher Jugend auf lebte in mir die brennende Begierde, in ferne Länder zu reisen. Dieser Drang ist bezeichnend für einen Zeitraum im Leben, wo dieses vor uns liegt wie ein schrankenloser Horizont, wo nichts einen größeren für uns hat als die starken Bewegungen des Gemüts und die Bilder physischer Gefahren … Ein unbestimmtes Streben nach dem Fernen und Ungewissen, alles, was meine Phantasie stark rührte, die Gefahr des Meeres, der Wunsch, Abenteuer zu bestehen und aus einer alltäglichen gemeinen Natur mich in eine Wunderwelt zu versetzen, reizte mich damals an. Alles, was auf bürgerliche Verhältnisse Bezug hatte, wurde mir verächtlich, jede Gemächlichkeit des häuslichen Lebens und der feineren Welt ekelte mich an. Ich schrieb verrückte Briefe an meine Freunde und wurde mir von Tag zu Tag unverständlicher.«
Alexander von Humboldt