Bereits Wilhelm Ostwald weist in seiner berühmten Einführung in die Chemie 1922 auf den Zusammenhang zwischen Begrifflichkeiten und Erfahrung hin:
Mir war es, wenn auch nicht unerwartet, doch noch überraschend, in welch weitem Maße der strengste Aufbau der chemischen Grundbegriffe mit der geschichtlichen Entwicklung der chemischen Kenntnisse einerseits und mit den Forderungen einer rationellen Pädagogik anderseits übereinstimmt. Die Darlegung der grundlegenden Begriffe: Stoff, Lösung, Gemenge, ihrer Eigenschaften und Kennzeichen bildet nicht nur die logische Grundlage des chemischen Unterrichts, sondern ermöglicht auch die systematische Beschreibung der wichtigsten chemischen Verrichtungen und Trennungsmethoden ... Die Chemie ist eine Erfahrungswissenschaft, d.h. sie ist ebensowohl Erfahrung wie Wissenschaft, und die letztere beginnt erst mit der Anwendung der Erfahrung auf Begriffsbildung und Schlußfolgerung ...
Ziel der Chemie ist es, das Verhalten von Stoffen zu beschreiben, zu verstehen und nachvollziehbar zu beeinflussen.
Gegenstand der Chemie ist das Verhalten der Stoffe.
Bedeutung: Die meisten technischen Verfahren zur Gestaltung des praktischen Lebens in der Geschichte der Menschheit basieren auf chemischen Grundlagen (Feuer, Kochen, Konservieren, Gären, Schmieden, Töpfern, Färben …) sowie auf biologischen (Tier- und Pflanzenzüchtung) und physikalischen Grundlagen (Bau von Artefakten, Geräten, Behausungen), die oft kaum trennbar verbunden sind (Hausbau, Landwirtschaft).
Die Frage, was Chemie sei, wird auf jedem Wissensstand anders beantwortet werden und selten zufriedenstellend sein.
Die Frage, was Chemie sei, fällt verschieden aus, je nach der Perspektive, unter der sie gesehen wird: Chemie als Handwerk, Technik, Wirtschaftsfaktor, Wissenschaft, Philosophie usw.
Unter den kurzen Antworten lieferte Kekulé
wohl die beste:
Chemie ist die Lehre der stofflichen Metamorphosen der Materie. Ihr wesentlicher Gegenstand ist nicht die existierende Substanz, sondern vielmehr ihre Vergangenheit und ihre Zukunft. Die Beziehungen eines Körpers zu dem, was er früher war, und zu dem, was er werden kann, bilden den eigentlichen Gegenstand der Chemie.“ Lehrbuch der organischen Chemie 1859
Unnötige und zweideutige Begriffe behindern das Verständnis. Neue Begriffe sollten
Einmal eingeführte Begriffe werden unsauber verwendet, z.B.:
„Später hat es mich interessiert zu analysieren, wo das Hindernis lag, das mich von der Chemie fernhielt. Es hat etwas mit der weiten Kluft zwischen wahrgenommener Wirklichkeit und Symbol zu tun. Das Wasser, das ich trinke oder in dem ich bade, und das Symbol H2O schienen mir keine direkte Beziehung zu haben; sie sind durch einen langen Weg der Analyse verbunden, der ohne Erfahrungen über viele Substanzen und Symbole ungangbar ist.“ Max Born (Physiker, Nobelpreis 1954 )
Jenseits semantischer Probleme erwachsen weitere Probleme aus der Struktur des Wissens zu Beginn, nämlich:
Fachleute wechseln sprachlich häufig zwischen der stofflichen Erscheinung und deren Erklärung durch Vorstellungen (Teilchen, Atome,…), ohne explizit auf den Wechsel der Ebene hinzuweisen. Fachleute verstehen sich, weil sie ein gleiches Vor-Verständnis haben, trainiert worden sind, so zu denken. Außenstehende kennen aber allenfalls die stoffliche Seite. Die sub-mikroskopische Ebene ist für sie abstrakt, ungewohnt, mühsam.
Für Fachleute bedeutet das, immer von den Erscheinungen auszugehen, auch sprachlich. Erst muß das Phänomen so umfassend wie nötig erfaßt und dann begrifflich beschrieben werden. Daß anschließend zur Teilchenbetrachtung gewechselt wird, muß angekündigt werden. Zur Verdeutlichung die beiden Betrachtungsweisen in der tabellarischen Gegenüberstellung:
makroskopisch | sub-mikroskopisch |
---|---|
Stoffportion | Teilchen, Atom, Molekül … |
Stoffart und Stoffname | Teilchenart und Formel |
Erfahrungstatsachen | Erklärungen von Tatsachen |
Betrachtung, Wahrnehmung, Anschauung | Vorstellung |
Beobachtung | Deutung |
konkret begreifen | abstrakt verstehen |
Alles, was sinnlich wahrnehmbar ist und einen Raum erfüllt, ist Materie (lat.: Vorrat, Ursache). Materie kann fest, flüssig oder gasförmig sein. Im Gegensatz dazu steht der nicht erfüllte Raum, das Vakuum. Sinnlich wahrnehmbar sind auch manche Energieformen (Wärme, Licht …). Sie benötigen aber keinen Raum. (Im Sinne der klassischen Physik.)
Materie existiert in unterschiedlichsten Formen. Deutlich unterscheidbare Materieformen werden Körper genannt, ein Körper hat eine deutliche Grenze zu seiner Umgebung, selbst wenn diese Grenze fließend ist wie bei Flüssigkeiten und Gasen. »Körper« ist fachsprachlich synonym für die zu vermeidenden umgangssprachlichen Begriffe „Gegenstand“ und „Ding“.
Materie, auch solche in gleichgeformten Körpern, kann sich unterscheiden. Eine Kugel kann aus Stein, Holz, Metall, Plastik bestehen. Diese verhalten sich jeweils anders und sind eigen-artig. Materie mit besonderen Eigenarten werden als Stoffe bezeichnet. »Stoffe« ist fachsprachlich definiert, als Begriff jedoch identisch mit dem umgangssprachlichen Begriff Stoff für Textilien; zu vermeiden ist der Begriff „Substanz“.
Den Teil eines Stoffes mit deutlicher Abgrenzung zu anderen, verschiedenen oder gleichen, Stoffen nennt man Stoffportion. Eine Stoffportion ist auch ein Körper, doch interessieren an ihm nicht seine Formen, sondern der Stoff, aus dem er besteht. Der Begriff Stoffportion ist synonym für den zu vermeidenden Begriff Stoffprobe.
Die Begriffe Materie und Körper sind in der (klassischen) Physik definiert im Unterschied zu Vakuum und Energie. Diese Abgegrenztheit der Materie beugt einer späteren Fehldeutung (Phlogistontheorie) vor. Im Unterschied zur Physik betrachtet die Chemie nicht die „Körper“ sondern die Stoffe der Körper. Dennoch ist es falsch, von „chemischen Stoffen“ zu reden: denn eine stofflose Chemie gibt es nicht.
Betrachtet wird die Veränderung von Stoffportionen, woraus sie entstanden und wozu sie wurden. Der Begriff des „chemischen Vorgangs“ enthält diese Dynamik. „Chemie“ ist ein Konstrukt des menschlichen Geistes, daher gibt es auch keine „Chemie in der Natur“, sondern nur Vorgänge, die sich chemisch deuten lassen.
Die Chemie sammelt Stoffwissen, entwickelt und verwendet Vorstellungen über den Aufbau der Stoffe zur Vorhersage des Stoffverhaltens. Ordnungsbestreben und Systematisierung von Phänomenen sind ein besonderes Kennzeichen der Chemie. Nicht die (quantenmechanisch berechenbaren) Eigenschaften eines Moleküls interessieren primär, sondern das makroskopische Verhalten einer Menge von Molekülen (nicht quantenmechanisch berechenbar).
Analogien werden gesucht zwischen Struktur und Verhalten und übertragen auf ähnliche Strukturen. Sind genügend ähnliche Strukturen bekannt, faßt man sie in Kategorien zusammen (Alkohole, Ketone …) Das Theoretisieren findet historisch seine Wurzeln in der Alchemie.
Technische Verfahren werden entwickelt, um das Verhalten der Stoffe gezielt zu steuern, reproduzierbar zu gestalten, zu optimieren und wirtschaftlich einzusetzen (z.B. Trennverfahren). Das Know-How der Chemie hat seine historischen Wurzeln in Handwerken und Künsten: Kochen, Konservieren, Milchprodukte, Kräutermedizin, Waldberufe (Köhler, Brenner > Holzkohle, Teer, Harz), Erz- und Metallverarbeitung (Schmiede), Färben, Gerben, …
Beide Traditionszweige sind gekennzeichnet durch Geheimhaltung, Verschlüsselung, Mysterien, Zünfte … bis zur heutigen Formelsprache.
Beide Traditionszweige nehmen das Experiment als Ausgangspunkt, stellen experimentell eine Frage an die Natur, geleitet vom Erkenntnis- und/oder Verwertungsinteresse. Die Erkenntnisse über Natur sind daher immer technisch vermittelt und spiegeln den Stand der Wissenschaft.
Verbinden und Trennen, Analysieren und Synthetisieren, Wahrnehmen und Beschreiben, Praxis und Theorie bilden die Pole einer spezifisch chemischen Vorgehensweise
Den Zustand von Materie kann man verändern durch Wärme (Energie wird ausgetauscht). Diese Veränderungen haben wir als verdampfen/kondensieren, schmelzen/erstarren … bezeichnet.
Den Zustand von Körpern kann man verändern durch Kraft (Energie wird zugeführt). Diese Veränderungen nennen wir verformen, vergrößern, verkleinern.
Beobachten wir unsere Umgebung, so finden wir Veränderungen, die weder mit der Veränderung von Materie noch mit der Veränderung von Körpern erklärt werden kann. (Beispiele: Verkohlen von Zucker, Verwelken von Blättern, Rostentstehung, Joghurtherstellung, Karamelbonbonsherstellung, Eisen und Schwefel, Kupfer und Schwefel, Zink und Schwefel, …)
Folgende Kennzeichen weisen auf etwas Neues hin:
Chemische Reaktionen sind immer von Energieaustausch mit der Umgebung begleitet (notwendig, aber nicht hinreichend, um chemische Reaktionen zu kennzeichnen).
Chemische Reaktionen kann man nicht entdecken oder sehen. Beobachtbar ist der Eigenschaftswechsel, daraus müssen eindeutige Schlüsse bezüglich der Stoffe gezogen werden und danach können die so gewonnenen Vorstellungen mit den definierten Begriffen belegt werden.
Die so erhaltene Aussage: „Zucker hat zu Kohlenstoff reagiert.“ besitzt den Charakter einer Theorie. Aus einer solchen müssen Aussagen ableitbar und überprüfbar sein, z.B.: Wenn kein Zucker mehr da ist, darf die Stoffportion nicht mehr süß schmecken oder klebrig sein. Und wenn Kohlenstoff entstanden ist, dann sollte er brennbar sein und auf Papier eine schwarze Färbung hinterlassen. Das läßt sich überprüfen.
Die wahrnehmbaren energetischen Aspekte richten auf zwei verschiedene Zeitpunkte:
Der nicht erfüllte Raum ist das Nichts. Er ist nicht wahrnehmbar (horror vacui).
Alles, was einen Raum einnimmt, ist Materie (lat.: Vorrat, Ursache). Materie ist die Substanz der Dinge, ungeachtet ihrer Form.
Alles, was keinen Raum einnimmt, sich jedoch im Raum ausbreitet, ist Energie (Felder, Strahlung).
Diese Begriffe beschreiben Wirklichkeit als Idee, sind getrennt gedacht, erscheinen aber nur gemeinsam. Materie beansprucht Raum, Energie verändert und bewegt Materie, dies benötigt Zeit.
Wechselwirkungen zwischen Materie und Energie machen diese wahrnehmbar:
Wechselwirkungen von Energie und Materie sind Ursache aller Veränderungen in Raum und Zeit. Die weitgehende Abwesenheit materieller Zustände in einem Raum wird als Vakuum bezeichnet. Die Anzahl wahrnehmbarer Zustände ist unbekannt.
Die Größen Temperatur und Druck beschreiben die Aggregatzustände. Diese sind eine emergente Eigenheit von Materie/Energie und eine notwendige Bedingung der Existenz von Formen.
Eine Materieportion, deren Aggregatzustand verschieden ist vom Aggregatzustand der benachbarten Materieportionen (Phasengrenze), wird Körper genannt.
Die Zustände von Körpern werden qualitativ als Form (regelmäßig: z. B.: Kugel, Würfel, Tropfen, Ikosaeder … oder unregelmäßig: Fraktal ….) und quantitativ als Ausdehnung (breit, hoch, lang) und Gewicht (leicht, schwer) wahrgenommen und als Volumen und Masse gemessen.
In der Physik wird der ideale Körper als Form ohne Volumen und Masse gedacht: der Massepunkt.
Die platonischen Körper sind ideale symmetrische Körper auf geometrischer Grundlage, mit denen auch chemische Eigenschaften erklärt wurden:
Die Zustände von Körpern sind emergente Eigenheiten von Körpern und werden beschrieben mit den Größen Volumen (abgeleitet aus der Grundgröße der Länge), Masse, Symmetrie.
Eine daraus abgeleitete Größe ist z.B. die Dichte.
Formen sind eine notwendige Bedingung der Existenz von Strukturen.
Bei gleichen Körpern (homogen bezüglich Symmetrie, Volumen, Masse) sind verschiedene Zustände möglich.
Diese Zustände werden
Körper mit solchen Zuständen werden Stoffe genannt.
Eigenschaften sind emergente Eigenheiten von Stoffen. Sie werden beobachtet bzw. gemessen bzw. mit skalierten Größen verglichen (z.B. Härteskala nach Mohs).
Der Körper eines Stoffes oder eine endliche Anzahl von Körpern eines Stoffes werden Stoffportion genannt.
Die bekannten Eigenschaften einer Stoffportion zu einem beliebigen Zeitpunkt werden Eigenschaftskombination genannt.
Die vollständige Anweisung des Zuordnens einer Eigenschaftskombination zu einer Stoffportion wird Bestimmung genannt.
Finden sich immer wieder Stoffportionen mit identischen Eigenschaftskombinationen, so wird auf die Existenz einer Stoffart (z.B.: Gestein, Holz, Wasser, Luft, Eisen …) geschlossen, die mindestens diese Eigenschaftskombination aufweist.
Die vollständige Eigenschaftskombination einer Stoffart ist unbekannt und wird als deren Eigenart bezeichnet.
Durch Vergleich der Eigenschaftskombination einer Stoffportion mit den Eigenarten bekannter Stoffarten erfolgt die Zuordnung zu einer bestimmten Stoffart:
Die vollständige Anweisung des Zuordnens einer Stoffportion zu einer Stoffart wird Nachweis genannt.
Sind die Eigenschaftskombinationen einer untersuchten Stoffportion in allen Bereichen der Stoffportion gleich (räumliche Konstanz), so nennt man die Stoffportion homogen (bezüglich der Stoffart), auch wenn sie aus heterogenen Körpern besteht (z.B. kleine und große Kristalle).
Andernfalls liegt ein heterogener Stoff vor (bezüglich der Stoffart).
Eine räumlich homogene Stoffportion kann zeitlich inhomogen sein (radioaktiver Zerfall).
Heterogene Stoffportionen lassen sich immer in homogene Stoffportionen teilen. Manche homogenen Stoffportionen lassen sich in homogene Stoffportionen unterschiedlicher Stoffart teilen.
Teilbare homogene Stoffportionen sowie heterogene Stoffportionen werden Gemische genannt (genauer: Gemische von Stoffportionen verschiedener Stoffarten).
Gemische werden nach den in ihnen vorliegenden Phasengrenzen (homogen, heterogen) und nach den Aggregatzuständen der zugrundeliegenden Reinstoffe qualitativ unterschieden (s-s, s-l, s-g …..).
Homogene Gemische werden durch Gehaltsgrößen quantitativ beschrieben. Gehaltsgrößen beziehen die Größen Masse bzw. Volumen einer am Gemisch beteiligten Stoffportion entweder
Homogene Stoffportionen, die sich nicht mehr in Stoffportionen unterschiedlicher Eigenschaftskombinationen teilen lassen, sind Reinstoffe.
(Widerspruch zu materie- und körperbezogenen Eigenschaften klären. Sind Dichte, Siede-, Schmelztemperaturen keine stoffbezogenen Eigenschaften?)
Teilen bedeutet, eine gegebene Stoffportion in möglichst viele Körper möglichst gleicher Form zu zerlegen (Homogenität der Körper), und diese nach nach ihren Eigenheiten (Aggregatzustand, Form, Volumen, Masse, Eigenschaften) zu ordnen.
Der Vorgang des Ordnens erfolgt durch Verschieben der Körper (Partikel, Kristalle, Cluster, Aerosole …) einer Stoffportion im Raum. In diesem Raum werden energetische Gradienten (Temperatur, Konzentration, Druck, Schwerkraft, Elektromagnetismus) erzeugt. Die Körper der Stoffportion werden je nach Stoffart im Gradienten unterschiedlich beschleunigt und verschoben. Voraussetzung ist, daß überhaupt eine Wechselwirkung stattfindet.
Die Beschleunigung wird unterstützt oder behindert durch körperspezifische Kräfte (Trägheit, Reibung, Auftrieb…) und äußere Bedingungen (Hilfsstoffe, Porengröße). Unterschiedliche Körper legen unterschiedliche Strecken zurück und reichern sich im Raum an verschiedenen Stellen an.
Die vollständigen Anweisungen zum Teilen von Gemischen heißen Trennverfahren.
Die Wechselwirkung einer Stoffportion mit Energie/Materie kann zwei Zustandswechsel bewirken:
Die Änderungen der Stoffzustände werden anhand einer Reinstoffportion möglichst umfassend bekannter Eigenschaftskombination in vier Modellversuchen ermittelt:
Ein isoliertes System (ohne Stoff- und Energieaustausch mit der Umgebung) enthalte eine Reinstoffportion und nichts anderes.
Dann ist deren Eigenschaftskombination über beliebig lange Zeiten unverändert. Allgemein formuliert:
Ein Reinstoff ist unveränderlich, solange er isoliert von anderen Stoffarten und Energien ist.
(Ausnahme: radioaktiver Zerfall)
Ein geschlossenes System (ohne Stoffaustausch mit der Umgebung) enthalte eine Reinstoffportion und nichts anderes.
Befindet sich zu einem beliebigen Zeitpunkt und nach beliebigem Energieaustausch immer nur ein Reinstoff im System, so nennt man diesen ein chemisches Element.
Dabei auftretende Eigenschaftswechsel zeigen Modifikationen des betreffenden Elements an.
Ein geschlossenes System enthalte eine Reinstoffportion und nichts anderes.
Findet sich zu einem beliebigen Zeitpunkt und nach beliebigem Energieaustausch jemals ein Gemisch im System, so nennt man die ursprüngliche Reinstoffportion eine Verbindung.
Ein isoliertes System enthalte Stoffportionen verschiedener Stoffarten (z.B. Kupfersulfat, Wasser).
Sind nach beliebiger Zeit Eigenschaften nicht mehr zu beobachten oder neue Eigenschaften zu beobachten, so nennt man dies Eigenschaftswechsel.
Ein Eigenschaftswechsel begleitet immer einen Stoffartwechsel. Eine Änderung der Energie (z.B. Temperaturzu- oder abnahme) im isolierten System deutet ebenfalls auf einen Stoffartwechsel hin.
Der Stoffartwechsel wird überprüft durch Trennung des Gemisches. Enthält es eine Stoffportion, die zu keiner vorher vorhandenen Stoffart gehört, so ist eine neue Stoffart entstanden.
Der Vorgang des Stoffartwechsels wird chemische Reaktion genannt.
Ihre Kennzeichen sind Eigenschaftswechsel und die Bildung einer Stoffportion einer neuen Stoffart bei gleichzeitigem Verschwinden einer Stoffportion einer vorher vorhandenen Stoffart.
Eine Reaktion ist immer mit Änderungen der Energie verbunden. Geben die beteiligten Stoffe Energie an ihre Umgebung ab, so nennt man das exotherm. Nehmen sie Energie aus ihrer Umgebung auf, so nennt man das endotherm.
Stoffarten, die im isolierten System innerhalb kurzer Zeiten nicht wahrnehmbar miteinander reagieren (z.B. Eisen, Schwefel), können im geschlossenen System nach einer vorübergehenden Energiezufuhr (Erhitzen, elektrische Zündung, Licht, Erschütterung …) miteinander reagieren.
Die Energie, die eine Reaktion einleitet, wird Startenergie genannt.
Die in der Stoffportion vorhandenen Stoffarten vor dem Eigenschaftswechsel nennt man Ausgangsstoffe. Neu entstandene Stoffarten nach dem Eigenschaftswechsel nennt man Reaktionsprodukte.
Eine Reaktion wird durch ein Reaktionsschema symbolisiert. Darin kennzeichnet ein Pfeil den zeitlichen Verlauf der chemischen Reaktion und verbindet die Ausgangsstoffe mit den Reaktionsprodukten. Der Pfeil wird gesprochen als „reagiert zu“. Das „+“-Zeichen zwischen den beteiligten Stoffen dient der Aufzählung, es wird als „und“ gesprochen.
Die Änderungen der Stoffzustände werden anhand zweier Reinstoffportionen möglichst umfassend bekannter Eigenschaftskombination in Modellversuchen ermittelt und nachfolgend kategorisiert:
Ein geschlossenes System enthalte Stoffportionen des Reinstoffs 1 (z.B. Sauerstoff) und des Reinstoffs 2 (z.B. Eisen) und nichts anderes.
Mit beliebiger Energiezufuhr wird versucht, eine Reaktion auszulösen. Die Eigenschaftskombinationen entstehender Produkte werden ermittelt.
Dann wird der Vorgang wiederholt, Reinstoff 2 aber durch einen beliebigen anderen Reinstoff ersetzt.
Nach häufiger Wiederholung, wobei jeweils Reinstoff 2 ausgetauscht wird, sind zahlreiche Eigenschaftskombinationen von Produkten ermittelt.
Diese Eigenschaftskombinationen werden geordnet (nach Art und Anzahl identischer Eigenschaften). Reinstoffe ähnlicher Eigenschaftskombinationen werden einer Stoffklasse zugeordnet (z.B.: Metalloxide, Nichtmetalloxide …).
Durch Analogieschluß werden die jeweils verwendeten Ausgangsstoffe ebenfalls einer Stoffklasse zugeordnet (Metalle, Nichtmetalle …).
Die Durchführung zahlreicher Versuchsreihen führt zu immer mehr und immer umfangreicheren Stoffklassen (Säuren, Laugen, Sulfide, Fluoride, Alkane, Alkanole …).
Da immer nur ein Stoff verändert wird, sind alle Stoffklassen voneinander abhängig, also nicht nur formal sondern auch strukturell: Metalle mit Sauerstoff zu Metalloxiden, Metalloxide mit Wasser zu Laugen, Laugen mit Säuren zu Salzen.
Gehören die so geordneten Stoffe tatsächlich einer Stoffklasse an (z.B. Eisen, Nickel, Kupfer zu den Metallen), dann sollten sie sich einem beliebigen anderen Reinstoff (z.B. Wasserstoff oder Chlor oder Schwefel) gegenüber ähnlich verhalten, nicht reagieren oder zu ähnlichen Endprodukten.
Mit den Versuchen 5 und 6 wird die Prognose überprüft. Jede zugetroffene Prognose bestätigt die Zuordnung zu einer Stoffklasse und macht sie wahrscheinlicher.
Die Reinstoffe innerhalb einer Stoffklasse können nach beliebigen Eigenschaften geordnet werden, z.B. nach ihrem Reaktionsbestreben gegenüber einem bestimmten Reinstoff (z.B. Metalle und Sauerstoff), ihrer Dichte, ihrer Siedetemperatur usw.
Die so aufgestellten Reihen erlauben Prognosen (z.B. Redoxreihe auf Reduktionsmittel), Hinweise auf Lücken (Methan, …, Propan, Butan), Postulate von Gesetzmäßigkeiten oder einfach das Erkennen von Besonderheiten (Siedetemperatur des Wasser im Vergleich zu anderen Nichtmetalloxiden)
Soll ein Reinstoff mit einer bestimmten Eigenschaftskombination hergestellt werden, so läßt sich die Stoffklasse identifizieren, die der gewünschten Eigenschaftskombination am ehesten entspricht.
Reihen der darin enthaltenen Reinstoffe lassen sich so erstellen, daß Prognosen über Eigenschaften noch nicht bekannter Stoffe möglich sind. Die Herstellung dieser Stoffe führt über die Kenntnis der Stoffklasse zu den Versuchen 5 und 6.
Die vollständige Anweisung zum Herstellen von Stoffen mit bestimmten Eigenschaften heißt Synthese.
Soll ein unbekannter Stoff untersucht werden, so erfordert dies zunächst eine zielgerichtete Fragestellung. Mit den bisher definierten Methoden lassen sich untersuchen:
Auswahl und Anwendung geeigneter Verfahren sind durch die Fragestellung bedingt und führen zu einer Antwort auf die Fragestellung. Die vollständige Anweisung zur Untersuchung einer Stoffportion heißt Analyse. Diese Analyse ist Teil einer umfassenderen Analytik, die eine problemorientierte Fragestellung beinhaltet und deren Ergebnisse mindestens handlungsleitend sein sollten.
Synthese- und Analysevorschriften bedürfen quantitativer Angaben, die durch Messen gewonnen werden. Die zugrundegelegten Maßeinheiten lassen sich alle auf die SI-Einheiten zurückführen.
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