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 ====== Waldeinsamkeit ======
-Ein //Germanismus// im englischsprachigen Raum, der als Wort literarisch und romantisierend 1796 zuerst erscheint ((''Ludwig Tieck''\\ //Der blonde Eckbert//\\ sowie\\ ''Petronius Arbiter''\\ //Des Titus Petronius Arbiter Satyricon samt Nodots Ausfüllung//\\ J.F.Unger, Berlin 1796, übersetzt von ''Adolf Gröninger'')), als Vorstellung jedoch weit älter ist.\\
+  Über allen Gipfeln
-Der Begriff bezeichnete im christlichen Mittelalter das Ideal eines asketisch lebenden Waldmönches. In den indischen Religionen steht der Waldeinsiedler (Vānaprastha) als Lebensform vor dem Wandermönch mit festgelegtem [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]]. Zur Abkehr vom öffentlichen Leben im Kloster kommt also noch die Abkehr von jeder sozialen Verbundenheit eines Klosters ([[wiki:stabilitas_loci|stabilitas loci]]) hinzu. Andererseits impliziert dieses Leben, dass [[wiki:wildnis|Wildnis]], Wald und Natur der inneren Einkehr förderlich seien.
+  Ist Ruh',
+  In allen Wipfeln
+  Spürest Du
+  Kaum einen Hauch;
+  Die Vögelein schweigen im Walde.
+  Warte nur! Balde
+  Ruhest du auch.
+  Johann Wolfgang von Goethe, Wandrers Nachtlied 1780
+Ein //Germanismus// im englischsprachigen Raum, der als Wort romantisch verklärt 1796 zuerst erscheint und zu einem Leitbegriff der Romantik wird:
+  * 1796 ''Ludwig Tieck'' (Pseud. Peter Leberecht) \\ //Der blonde Eckbert// und //Der Runenberg// in //Volksmärchen// sowie 1798 derselbe in //Franz Sternbalds Wanderungen// ((Buch 3, Kap. 1))
+  * ''Petronius Arbiter''\\ //Des Titus Petronius Arbiter Satyricon samt Nodots Ausfüllung//\\ übersetzt von ''Adolf Gröninger''. Berlin 1796: J.F.Unger (Abschnitt XII).
+Das Leben im Wald verklärten im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] zahlreiche Gedichte romantisch und der Begriff Waldeinsamkeit findet seinen Weg ins Werk des amerikanischen Dichtes ''Ralph Waldo Emerson'', auf dessen Grundstück dann sein Freund ''Henry David Thoreau'' zeigte, dass ein Leben im Wald möglich ist ((''Henry David Thoreau''\\ //Walden; Or, Life in the Woods//\\ With a Biographical Sketch by ''Ralph Waldo Emerson''.\\ 522 S. Boston, Houghton 1854)), womit er allerdings kaum etwas anderes praktizierte als vor ihm amerikanische [[wiki:trapper|Trapper]] und [[wiki:mountain_men|Mountain Men]].
+Bevor der Wald zur [[wiki:landschaft|Landschaft]] verniedlicht wurde, verbanden sich die Begriffe Einsamkeit und Wald mehr mit der Ausgesetztheit von [[wiki:waldbewohner|Waldbewohnern]] in der [[wiki:wildnis|Wildnis]]: ausgestoßene [[wiki:outlaw|Outlaws]], [[wiki:waldlaeufer|Waldläufer]], gottsuchende Eremiten und [[wiki:wandermoench|Wandermönche]], Waldschmiede und andere Waldberufe, ein [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raum]] für [[wiki:heimatlos|heimatlose]] und [[wiki:einzelne|Einzelne]] unter Abkehr von jeder sozialen Verbundenheit im rechtlosen [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]] lebend wie die wilden Tiere.
+  * ''Michael Paul Hammes''\\ //Waldeinsamkeit. Eine Motiv- und Stiluntersuchung zur deutschen Frühromantik, insbesondere zu ''Ludwig Tieck''.//\\ 95 S. Limburg a.d.L. 1933: Limburger Vereinsdruckerei
+  * ''Klimek, Sonja''\\ //Waldeinsamkeit. Literarische Landschaft als transitorischer Ort bei ''Tieck'', ''Stifter'', ''Storm'' und ''Raabe''//.\\ Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft, 53.1 (2012) 99-126. DOI https://doi.org/10.1515/raabe-2012-0007
+  * ''François-Renė de Chateaubriand''\\ //Melancholische Wälder// 1828.
+  * ''Nikolaus Lenau''\\ //Der Urwald// 1836.
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 Siehe auch\\
-[[wiki:liste_der_unuebersetzbaren_reiserelevanten_begriffe|Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe]]\\
+[[wiki:liste_unuebersetzbarer_reisebegriffe|Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe]]\\
-[[wiki:liste_von_reisestilen|Liste von Reisestilen]]\\
+[[wiki:liste_reisestile|Liste von Reisestilen]]\\