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wiki:strand

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Strand

Im engeren Sinn ist `Strand´ eine Liste der Raumvorstellung wie Küste oder Ufer. In modernen Gesellschaften beruht Prestige darauf finanziell unabhängig zu sein und dies öffentlich zu demonstrieren, also `Freizeit´ im öffentlichen Raum zu verbringen 1). Moralisch war das seit je anstößig, denn Müßiggang ist aller Laster Anfang. Neugier galt als sündhafte `Augenlust´, Eitelkeit als Sünde 2).

Der moderne Strand ist daher die öffentliche Bühne für eine schambefreite Freizeitgestaltung, siehe Teutonengrill. Vorher ersetzte der Strand für die küstenbewohnenden Völker der Welt das Badezimmer, weil die Gezeiten zweimal täglich den Abort reinigten. Und weil es am Strand keine Wände gibt, verbanden sich dort immer schon Initimität und Exhibitionismus, erforderten also auch den Schutz gegen territoriale Übergriffe, etwa durch das Handtuch auf der Strandliege, den Longhi oder das Meiden falschen Blickkontaktes. Das Bühnenbild wird erkennbar im Strand-ABC.

Etymologie

Flacher Strand und seichte See sind gern beisammen.
Die am Strande wohnen, sprechen gern von Schiffen. 
Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexicon 

Strand bezeichnet im ursprünglichen Sinne den Uferstreifen an der Meeresküste zwischen Ebbe und Flut (engl. sea-shore), ursprünglich aus dem Dänischen, Schwedischen, Alt-Norwegischen. Möglicherweise entstanden über ein proto-germanisches *strandaz aus dem Indogermanischen ster- im Sinne von etwas `ausbreiten, ausstreuen´ in länglich-flacher Gestalt, also im Unterschied zu `Gestade´ den sandigen oder kiesigen Untergrund betonend.
Die in den romanischen Sprachen verbreiteten Formen um plage (frz.), playa (span.), plaga (lat.) sind vermutlich abgeleitet von indogermanischem plā-g-, also `breit und flach, ausbreiten´ und finden sich als »Gallizismus« in arabischen Dialekten (blāž) und fast allen slawischen Sprachen.
Das italienische spiaggia kommt von piaggare und meint die (`schmeichelnde´) Bewegung an der Grenze zwischen Wasser und Ufer und ebenso das vorsichtige Navigieren nah an der Küste, ursprünglich lateinisch placere, also einen »gefälligen« Ort (Platz) finden, an der Küste anlanden oder `stranden´; betont also den Gegensatz zur rauhen und schroffen Küste, wie er an einem flachen, sandigen Ufer zu finden ist.

  • Küste und Waterkant und Ufer bezeichnen die Kante zum Meer, als Grenze zwischen beiden
  • Festland und Gestade bezeichnen das Feste

Ausstellungen

Literatur

  • Marc Augé
    Ein Ethnologe am Strand.
    in: Kunstforum 136 (1997) 238 - 239, Hefttitel: Ästhetik des Reisens
  • Erving Goffman
    Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung
    1971, Nachdruck 2009 Suhrkamp Frankfurt am Main
  • Hatcher, John
    Lonely Planet, crowded world: Alex Garland's The Beach
    Studies in Travel Writing 1999. 3 (1): 131-147
  • Regele, Ulrike
    Sonne und Reiseverhalten.\\Der Einfluss von Sonne und Klima auf Reiseentscheidung, -erleben und -bewertung und die Auswirkungen auf das Marketing von Reiseveranstaltern und Destinationen.
    Diss. Universität Lüneburg 2011
    Online
  • Ritchie, Robert C.
    Lure of the Beach
    A Global History.
    344 S. Oakland 2021: University of California Press. Bibliographie 251-310, Register
  • Urbain, J.-D.
    At the beach
    Minneapolis 2003: University of Minnesota Press.

Road Movie

  • Die Ferien des Monsieur Hulot
    (frz. Originaltitel: Les Vacances de Monsieur Hulot) von und mit Jacques Tati 110 Minuten, Frankreich 1953
  • Unter dem Pflaster ist der Strand
    Deutschland 1975 Regie: Helma Sanders-Brahms, D: Heinz Hoenig, Günter Lampe u.a.
  • Zonnig leven aan het strand
    Henri Storck Belgien 1936, 14 min

Road Novel

  • Cesare Pavese: Am Strand. Roman. Aus dem Italienischen (La spiaggia ab 1941) von Arianna Giachi. Dt. EA 1970, zuletzt Fischer Frankfurt am Main 1983
  • Alex Garland: Der Strand (The Beach) 1996, gleichnamig verfilmt von Danny Boyle im Jahr 2000
  • Paul Morand: Aufzeichnungen eines notorischen Schwimmers Marebuchverlag, Hamburg 2005

Road Music

  • Cornelia Froboess Pack' die Badehose ein 1951: YouTube
  • Brian Hyland Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini 1960 (Text Paul Vance, Melodie Lee Pockriss)
  • Antônio Carlos Jobim Girl from Ipanema Bossa nova, 1962
  • Beach Boys Surfin' USA 1963
  • Beach Boys California Girls 1965
  • Righeira Vamos a la playa 1983
  • Beagle Music Like Ice In The Sunshine Werbesong 1986
  • Chris Rea On The Beach 1986
  • Die Ärzte Westerland 1988: YouTube

Der Strand im Bild

Auf Bildern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint der Strand nicht ganz geheuer zu sein, er bietet ein Bild des Zerfalls. Das ändert sich erst, als Titania am Strand den Zauberring findet und ab 1860 wird der Strand zur Kulisse für Spaziergänger und für Badende.

  • Hendrik Goltzius: Felsen am Strand
    1591–1600: Clair-Obscure-Holzschnitt, Schwarzplatte, Tonplatten 11,3 × 14,6 cm
    Cambridge (Massachusetts), Fogg Art Museum, Department of Prints and Drawings
  • Jan van de Velde: Mann am Strand
    1643: Feder in Braun, laviert, auf Papier 12,6 × 10,1 cm
  • Jacob Isaaksz van Ruisdael: Strand
    2. Hälfte 17. Jh. Schwarze Kreide, grau laviert, auf Papier 23 × 37,8 cm
    Berlin Kupferstichkabinett
  • Francesco Guardi: Holländische Landschaft mit Strand und Ruinen klassischer Bauart
    18. Jh. Öl auf Leinwand 24 × 36 cm
    Mailand Privatsammlung
  • Giovanni Battista Tiepolo: Venus lässt Aeneas und Acatus am Strand von Lybien zurück
    1757 Fresken in der Villa Valmarana, Vicenza
  • Caspar David Friedrich: Trauerszene am Strand
    1799 18,7 × 23,7 cm Feder, Sepia, zart aquarelliert
    Mannheim Kunsthalle
  • Iwan Iwanowitsch Schischkin: Eine auf felsigen Strand gefallene Eiche
    18./19.Jh. 12,5 × 18 cm Lithographie
  • Johann Heinrich Füssli: Die Elfenkönigin Titania findet am Strand den Zauberring
    1804–1805 61 × 45 cm Öl auf Leinwand
    Zürich Kunsthaus
  • Caspar David Friedrich
    Zwei Männer am Meer
    1817 Öl auf Leinwand 51×66 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
  • John Constable: Der Strand von Brighton mit Kohlenschiffen
    1825 11,5 × 18,5 cm Bleistift auf Papier
    London Courtauld Institute of Art
  • Caspar David Friedrich: Boot am Strand bei Mondschein
    um 1837–1839 24,4 × 41,6 cm Bleistift, Sepia
    St. Petersburg Eremitage
  • Johann Jakob Gensler: Strand bei Blankenese
    1842 34 × 49 cm Öl, Papier
    Hamburg Kunsthalle
  • Charles Nègre: Pinien am Strand von Golfe-Juan
    um 1852 Negativpapierabzug auf kochsalzhaltigem Papier 234 x 325 mm
    Paris Privatsammlung
  • David Cox d. Ä.: Der Strand von Rhyl
    vor 1854 Öl auf Leinwand 45,8 × 63,5 cm
    Manchester City of Manchester Art Galleries
  • Charles-François Daubigny: Der Strand von Villerville
    1855 Radierung19,8 × 9,4 cm
    Paris Bibliothèque Nationale, Cabinet Estampes
  • Eugène Boudin: Strand in Trouville
    1860–1870 Holz 18,2 × 46,2 cm
    London National Gallery
  • Giovanni Fattori: Hütte an einem Strand
    1865–1870 Holz 14,5 × 23,5 cm
    Florenz Privatsammlung
  • Claude Monet: Der Strand bei Saine-Adresse
    1867 Öl auf Leinwand 75,2 × 101,6 cm
    New York Metropolitan Museum of Art
  • Robinson & Cherrill: Die Vereinigung des Meeres mit dem Strand
    1870 Albuminabdruck 279 x 381 mm
    London Sammlung Harker
  • Edouard Manet: Am Strand
    1873 Öl auf Leinwand 59,6 × 73,2 cm
    Paris Musée d'Orsay
  • Giuseppe de Nittis: Mädchen am Strand
    3. Viertel 19. Jh. Holz 35 × 25 cm
    Rom Galleria Nazionale d'Arte Moderna
  • Giovanni Fattori: Strand mit kleinem Boot
    1878–1885 Holz 14 × 21 cm
    Florenz Galleria d'Arte Moderna
  • Vincent Willem van Gogh: Fischer am Strand
    1882 Öl auf Leinwand auf Holz 51 × 33,5 cm
    Otterlo Rijksmuseum Kröller-Müller
  • Hans von Marées: Mädchen am Strand
    1883 (?) Rötel 57,6 × 43,5 cm
    Bielefeld Kunsthalle
  • Pierre-Auguste Renoir: Am Strand von Guernesey
    1883 Öl auf Leinwand 46 × 55 cm
    Winterthur Sammlung Dr. A. Hahnloser
  • Paul Gauguin: Frauen am Strand
    1891 Öl auf Leinwand 69 × 91 cm
    Paris Musée d'Orsay
  • Max Liebermann: Muschelfischer am Strand (Blaue See)
    1908 Öl auf Leinwand 60 × 80 cm
    München Schloss Haimhausen
  • Otto Mueller: Fünf gelbe Akte am Wasser: Fünf Mädchen am Strand, Nordsee; Badende Mädchen
    1921 Farblithographie 33,5 × 44 cm
  • Max Beckmann: Grauer Strand
    1928 Öl auf Leinwand. 35,5×78,5 cm

Mehr siehe Road Movie, Road Music, Road Novel


siehe auch:
Motive des Reisens
Touristen
Freizeit

1)
Thorstein Veblen
Theorie der feinen Leute. eine ökonomische Untersuchung der Institutionen.
zuletzt dt. 2007; zuerst: The Theory Of The Leisure Class, engl. 1899
2)
Laurence Sterne
Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien (Original: A Sentimental Journey Through France and Italy, London 1768): »Dergestalt kann man den ganzen Zirkel von Reisenden unter folgende wenige Rubriken bringen: Müßige Reisende, Neugierige Reisende, Lügende Reisende, Aufgeblasene Reisende, Eitle Reisende, Milzsüchtige Reisende …«
wiki/strand.1686237077.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/06/08 15:11 von norbert

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