====== Sehnsucht ====== Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben Kurt Tucholsky (1890 - 1935) Die Sehnsucht nach der Ferne kann schon in der Kindheit entfacht werden: //Karl May war mein Brandstifter//, sagte ''Heinz Rox-Schulz'', der »König der Globetrotter«. Und ''Paolo Bianchi'' meint in seinem bemerkenswerten Beitrag über //Sehn-Sucht-Trips// ((''Paolo Bianchi''\\ //Sehn-Sucht-Trips: Versuch über das Reisen und Ruhen. Als Reisende im Prä-Millenniumin//. in: ''Paolo Bianchi'' (Hg.): //Ankommen - Hiersein - Weggehen.//\\ Köln 1997: Kunstforum International 136.)): »Vielleicht ist der Begriff der Sehnsucht noch das Präziseste, was sich zur Authentizität, zur Liebe und zum Reisen sagen läßt. Sehnsucht richtet sich auf etwas, was sich entzieht, sie ist die heftigste Form der Reise.« Dennoch genügt Sehnsucht alleine oft noch nicht. Eine zusätzliche Aktivierungsenergie muss helfen den Mut des ersten Schrittes aufzubringen, die vertraute Türe hinter sich zuzuziehen, aufzubrechen hin zu fremden Toren.\\ Die Sehnsucht muss stärker sein als die Angst vor dem Aufbruch. Für manche ist die Sehnsucht nach [[wiki:freiheit|Freiheit]] groß genug dazu, andere zieht ein Ziel hinaus, wieder andere empfinden solch furchtbare Zwänge, daß der Aufbruch zum Ausbruch wird. Wer trotz unerfüllter Träume bleibt wo er ist, dessen Furcht ist stärker als seine Sehnsucht: »Freiheit ist ein Segel, prall im Sturm der Sehnsucht, schlaff in der Gewohnheit der Windstille« Hans Kasper (1916 - 1990) Künstlerisch drückt sich die Sehnsucht nach individueller Freiheit im //[[wiki:road_movie|road movie]]// aus. Dass diese Sehnsucht sich erst im [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Tod]] vollendet, zeigen wiederholt Filme des Genres, etwa //Thelma & Louise// oder //Bonnie & Clyde// (1967 ''Arthur Penn''). Auch //[[wiki:road_music|road music]]// ist nahezu immer ein Ausdruck melancholischer Sehnsucht.\\ Aus dem lateinischen //[[wiki:peregrinus|peregrinus]]// für den [[wiki:fremdes|Fremden]] von außerhalb Roms wurde das deutsche Wort Pilger. Verloren in der Fremde, muß er sich selbst genug sein. Äußerer Weg und Ziel bleiben symbolisch – Richtet sich diese unerfüllbare Sehnsucht auf ein inneres Ziel, so wird die Reise zur Suche nach dem verlorenen Paradies, der Reisende weckt den //[[wiki:homo_viator|homo viator]]// und wird zum ewige [[wiki:fussreisen#Pilgerfahrten|Pilger]], der Stärke aus der Hoffnung schöpft. Der »globale Nomade« diente schon ''Bruce Chatwin'' und ''Hans Magnus Enzensberger'' als Leitbild für die Sehnsucht nach der Erhöhung des Selbst.\\ »Man geht freilich nicht in die Fremde, um sich der Heimat zu entfremden, aber einen vernünftigen Sinn hat das Reisen doch nur insofern, als es von der Sehnsucht eingegeben ist, zu dem heimisch Schönen sich etwas fremd Schönes einzuverleiben, innerlich reicher zu werden aus den Schätzen der Fremde, indem man an ihnen teilnimmt.« ''Otto Julius Bierbaum'' (1865-1910): //Die Yankeedoodle-Fahrt// 1909 München * ''Bettina Zeller, Jolanda Jung''\\ //Phönix Sehnsucht. Auf der Jagd nach dem Paradies//\\ Frankfurt/M. 1992: Ullstein 34918, 238 S. Ursprung, Drängen und Ziele der Sehnsucht, nicht nur der nach der Ferne. Wenn man sich lange genug gesehnt hat, bekommt man endlich einen Zipfel von der Wurst. Deutsches Sprichwort Long looked for comes at last. Englisches Sprichwort