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wiki:wanderpoeten

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   * indische //kuśīlavas (traveling bard, dancer, newsmonger ((Monier Williams: A Sanskrit-English Dictionary: Etymologically and philologically arranged. Oxford University Press 1872 S. 243)) ), sūtas (Geschichtenerzähler und Wagenfahrer ((Mahābhārata )) ), māgadhas (Sänger)// und der Mythos der drei ''Ribhus'' (Sanskrit: ऋभु, ṛbhu);   * indische //kuśīlavas (traveling bard, dancer, newsmonger ((Monier Williams: A Sanskrit-English Dictionary: Etymologically and philologically arranged. Oxford University Press 1872 S. 243)) ), sūtas (Geschichtenerzähler und Wagenfahrer ((Mahābhārata )) ), māgadhas (Sänger)// und der Mythos der drei ''Ribhus'' (Sanskrit: ऋभु, ṛbhu);
   * vedisch //k rú// (> guru), ein wandernder Lobsänger und singender Priester.   * vedisch //k rú// (> guru), ein wandernder Lobsänger und singender Priester.
-  * Afrikanische  Varombe, etwa in Simbabwe/Mosambik mit dem Lamellophon. +  * Afrikanische  //Varombe//, etwa in Simbabwe/Mosambik mit dem Lamellophon. 
-  * Bengalische Bauls bekannt, eine religiösen Gemeinschaft von Wandersängern. +  * Bengalische //Bauls//, eine religiöse Gemeinschaft von Wandersängern. 
  
 Solche Wanderpoeten brachten `Kunde´ und verbreiteten Nachrichten ähnlich wie [[wiki:bote|Boten]] oder Herolde, jedoch im Unterschied zu diesen nicht als [[wiki:sendung|Gesandte]] eines Herrn. Die Fähigkeiten, ihre Kenntnisse erfolgreich bewahren und zu verbreiten, machte sie vordergründig zu Rezitatoren, Barden, Dichtern, Troubadoren, Sängern, indem sie Heldenepos, Ruhmeslieder, Hymnen, Lobgesänge schmiedeten, aber auch Spottlieder, Schmähreden und Satiren.\\ Solche Wanderpoeten brachten `Kunde´ und verbreiteten Nachrichten ähnlich wie [[wiki:bote|Boten]] oder Herolde, jedoch im Unterschied zu diesen nicht als [[wiki:sendung|Gesandte]] eines Herrn. Die Fähigkeiten, ihre Kenntnisse erfolgreich bewahren und zu verbreiten, machte sie vordergründig zu Rezitatoren, Barden, Dichtern, Troubadoren, Sängern, indem sie Heldenepos, Ruhmeslieder, Hymnen, Lobgesänge schmiedeten, aber auch Spottlieder, Schmähreden und Satiren.\\
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   * Das [[wiki:wissen|Wissen]] über die Vergangenheit, über Mythen und Götter, über das Land und die Menschen ([[wiki:kosmopolit|Kosmopoliten]]) erlaubten tiefere Einsichten, gründlichere Urteile und differenzierte Wertungen, aus denen sich Handlungsempfehlungen ableiten ließen, also Fähigkeiten von `Sehern´ oder `[[wiki:voelva|Seherinnen´]] ((Strabo, Geogr. Buch IV)).   * Das [[wiki:wissen|Wissen]] über die Vergangenheit, über Mythen und Götter, über das Land und die Menschen ([[wiki:kosmopolit|Kosmopoliten]]) erlaubten tiefere Einsichten, gründlichere Urteile und differenzierte Wertungen, aus denen sich Handlungsempfehlungen ableiten ließen, also Fähigkeiten von `Sehern´ oder `[[wiki:voelva|Seherinnen´]] ((Strabo, Geogr. Buch IV)).
   * Der Name des [[wiki:sendung#Im Auftrag des Herren|Keryx]] - griechische Opferpriester - stammt vom  mykenischen //ka-ru-ke// `die Stimme erheben, loben, preisen, willkommen heißen´, aber auch `schelten, jammern´ und verbindet sich etymologisch mit dem altirischen //bard// und ist bedeutungsgleich mit dem altindischen //jaritár//- `Anrufer, Sänger, Preiser´ ((aus idg. Wurzel gʷer(ə)-4, Loblied, Preislied, Lobgesang, davon abgeleitet auch lat. gratia, air. bard `Barde´ u.a. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|Pokorny]], die Zusammenhänge sind sehr ausführlich beschrieben in ''Essler'': //Zauber, Magie und Hexerei// s.u.)). Der Stab des Opferpriesters [[wiki:stab#Kerykeion und Dikanikion des Patriarchen von Konstantinopel/Byzanz|Kerykeion]] kennzeichnet bis heute den Patriarchen von Konstantinopel.   * Der Name des [[wiki:sendung#Im Auftrag des Herren|Keryx]] - griechische Opferpriester - stammt vom  mykenischen //ka-ru-ke// `die Stimme erheben, loben, preisen, willkommen heißen´, aber auch `schelten, jammern´ und verbindet sich etymologisch mit dem altirischen //bard// und ist bedeutungsgleich mit dem altindischen //jaritár//- `Anrufer, Sänger, Preiser´ ((aus idg. Wurzel gʷer(ə)-4, Loblied, Preislied, Lobgesang, davon abgeleitet auch lat. gratia, air. bard `Barde´ u.a. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|Pokorny]], die Zusammenhänge sind sehr ausführlich beschrieben in ''Essler'': //Zauber, Magie und Hexerei// s.u.)). Der Stab des Opferpriesters [[wiki:stab#Kerykeion und Dikanikion des Patriarchen von Konstantinopel/Byzanz|Kerykeion]] kennzeichnet bis heute den Patriarchen von Konstantinopel.
-  * Wanderpoeten brachten also einerseits Altes und Bewährtes, schufen andererseits auch etwas [[wiki:neugier|Neues]], dabei nutzt die Sprache [[wiki:liste_von_reise-metaphern|Metaphern]] mit handwerklich-technischem Bezug: Verse schmieden oder drechseln, Geschichten spinnen, die Rhapsoden `nähten´ ihre Vorträge. Der englische scop und der griechische poiētḗs sind bedeutungsgleich als Former, Gestalter, Erschaffer im ursprünglichen Sinne von [[wiki:techne|techne]].+  * Wanderpoeten brachten also einerseits Altes und Bewährtes, schufen andererseits auch etwas [[wiki:neugier|Neues]], dabei nutzt die Sprache [[wiki:liste_reisemetaphern|Metaphern]] mit handwerklich-technischem Bezug: Verse schmieden oder drechseln, Geschichten spinnen, die Rhapsoden `nähten´ ihre Vorträge. Der englische scop und der griechische poiētḗs sind bedeutungsgleich als Former, Gestalter, Erschaffer im ursprünglichen Sinne von [[wiki:techne|techne]].
   * Priester und Poet brauchen gleichermaßen das Publikum zum Feiern; in den germanischen Erzählungen erfordern heroische Taten immer auch einen ekstatischen Zustand, eine Berauschtheit, also Tanz und Trunkenheit, diesen Zustand bezeichnet protogermanisch //wōþuz// `Wut´ > besessen, außer-sich-sein. Die keltischen Seher vātes (< *wātis) sind verwandt mit den lateinischen //vates// und wurzeln im protoindogermanischen *(H)ueh₂t-i- `Seher´ (([[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|Pokorny]]: u̯āt-1, besser u̯ōt-; dazu auch cymr. gwawd `Gedicht´; got. wōds `besessen´, ahd. wuoten, alts. wōdian `wüten, rasend´, ags. wōþ `Gesang, Laut, Stimme, Dichtung´)). \\   * Priester und Poet brauchen gleichermaßen das Publikum zum Feiern; in den germanischen Erzählungen erfordern heroische Taten immer auch einen ekstatischen Zustand, eine Berauschtheit, also Tanz und Trunkenheit, diesen Zustand bezeichnet protogermanisch //wōþuz// `Wut´ > besessen, außer-sich-sein. Die keltischen Seher vātes (< *wātis) sind verwandt mit den lateinischen //vates// und wurzeln im protoindogermanischen *(H)ueh₂t-i- `Seher´ (([[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|Pokorny]]: u̯āt-1, besser u̯ōt-; dazu auch cymr. gwawd `Gedicht´; got. wōds `besessen´, ahd. wuoten, alts. wōdian `wüten, rasend´, ags. wōþ `Gesang, Laut, Stimme, Dichtung´)). \\
 Vereinfacht als idealtypische Trinität zeigt sich grob folgende Struktur: Vereinfacht als idealtypische Trinität zeigt sich grob folgende Struktur:
wiki/wanderpoeten.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/29 15:12 von norbert

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