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wiki:vagabund

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 Die ausgrenzende Bedeutung wandelte sich um 1848, als die Vagabunden zu revolutionären Rittern der Landstraße wurden, zu Helden des Proletariats. Dieses neue Selbstbewußtsein unterschied sie in ihrer Haltung von [[wiki:walz|Handwerkergesellen]], [[wiki:fahrendes_volk|Fahrendem Volk]], [[wiki:gauner|Gaunern]] - bis 1933. Die ausgrenzende Bedeutung wandelte sich um 1848, als die Vagabunden zu revolutionären Rittern der Landstraße wurden, zu Helden des Proletariats. Dieses neue Selbstbewußtsein unterschied sie in ihrer Haltung von [[wiki:walz|Handwerkergesellen]], [[wiki:fahrendes_volk|Fahrendem Volk]], [[wiki:gauner|Gaunern]] - bis 1933.
-  * → [[wiki:liste_der_bezeichnungen_fuer_vagabunden|Liste der Bezeichnungen für Vagabunden]] +  * → [[wiki:liste_vagabundenbezeichnungen|Liste der Bezeichnungen für Vagabunden]] 
-  * → [[wiki:liste_der_heimatlosen|Liste der Heimatlosen]] +  * → [[wiki:liste_heimatlose|Liste der Heimatlosen]] 
-  * → [[wiki:liste_der_dem_fahrenden_volk_zugehoerigen|Liste der dem Fahrenden Volk Zugehörigen]]+  * → [[wiki:liste_fahrendes_volk|Liste der dem Fahrenden Volk Zugehörigen]]
  
 ==== 17. Jahrhundert ==== ==== 17. Jahrhundert ====
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   * **1885** ''Kiefer, A. ''\\ //200.000 Vagabunden:\\ eine Streitschrift// zur Begründung der Forderung des Normalarbeitstages.\\ 26 S. München: Viereck.   * **1885** ''Kiefer, A. ''\\ //200.000 Vagabunden:\\ eine Streitschrift// zur Begründung der Forderung des Normalarbeitstages.\\ 26 S. München: Viereck.
   * **1887** ''Fleischmann, Otto''\\ //Deutsches Vagabunden- und Verbrechertum im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]//\\ Barmen: Klein.   * **1887** ''Fleischmann, Otto''\\ //Deutsches Vagabunden- und Verbrechertum im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]//\\ Barmen: Klein.
-  * **1896** ''Mécislas Golberg'' gründet das Magazin //Sur le trimard//, »organe des sans-travail« für »les irréguliers du travail, les ouvriers disqualifiés, les vagabonds réfractaires et trimardeurs« ((''Alexandre Zévaès''\\ //Sur l'écran politique. Ombres Et Silhouettes,//\\ éditions Georges Anquetil, 1928, S.50)). Trimard ist die beleidigende Bezeichnung für (flämische?) Wanderarbeiter in der Landwirtschaft, abgeleitet von truand `hässlich´ ((Bulletin de la Société d'histoire et d'archéologie de l'arrondissement de Provins. Frankreich: Imprimerie Ch. Louage, 1920, S. 100)).+  * **1896** ''Mécislas Golberg'' gründet das Magazin //Sur le trimard//, »organe des sans-[[wiki:Travail|travail]]« für »les irréguliers du travail, les ouvriers disqualifiés, les vagabonds réfractaires et trimardeurs« ((''Alexandre Zévaès''\\ //Sur l'écran politique. Ombres Et Silhouettes,//\\ éditions Georges Anquetil, 1928, S.50)). Trimard ist die beleidigende Bezeichnung für (flämische?) Wanderarbeiter in der Landwirtschaft, abgeleitet von truand `hässlich´ ((Bulletin de la Société d'histoire et d'archéologie de l'arrondissement de Provins. Frankreich: Imprimerie Ch. Louage, 1920, S. 100)).
  
 ==== 20. Jahrhundert ==== ==== 20. Jahrhundert ====
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 ''Karl Raichle'', ''Theodor Plivier'', ''Gregor Gog'' trafen sich nach dem Ersten Weltkrieg in Urach am Rande der schwäbischen Alb: //„das schon vor dem Krieg ein Treffpunkt für Wanderprediger und Tippelbrüder, Lebensreformer und Naturapostel war und sich nach 1918 zum süddeutschen Zentrum der lebensreformerischen Bestrebungen entwickelte.“// ((Trappmann, S. 12)) Die drei bildeten den Matrosenkreis: //„im Ahasver, im ewigen Juden erkannte man sich wieder. Gottsucher waren sie, namenlose Männer des dämmernden Morgens, wie Plivier 1919 in einer Selbstanzeige des neugegründeten Verlages der Zwölf schrieb.“// ((Trappmann, S. 12)) ''Karl Raichle'', ''Theodor Plivier'', ''Gregor Gog'' trafen sich nach dem Ersten Weltkrieg in Urach am Rande der schwäbischen Alb: //„das schon vor dem Krieg ein Treffpunkt für Wanderprediger und Tippelbrüder, Lebensreformer und Naturapostel war und sich nach 1918 zum süddeutschen Zentrum der lebensreformerischen Bestrebungen entwickelte.“// ((Trappmann, S. 12)) Die drei bildeten den Matrosenkreis: //„im Ahasver, im ewigen Juden erkannte man sich wieder. Gottsucher waren sie, namenlose Männer des dämmernden Morgens, wie Plivier 1919 in einer Selbstanzeige des neugegründeten Verlages der Zwölf schrieb.“// ((Trappmann, S. 12))
  
-Künstler und Intellektuelle gingen aus ideologischen Gründen auf die Landstraße. ''Gustav Brügel'', Landstreicher und Schriftsteller aus Balingen bei Stuttgart, gab 1927 die erste Zeitschrift der Vagabunden, den „Kunden“, heraus, Gregor Gog (»König der Vagabunden«) übernahm nach der ersten Nummer. Gog gründete die „Bruderschaft der Vagabunden“. Zusammen mit Pfarrern, Dichtern, Anarchisten und Malern, Träumern und Wanderpredigern, Jugendbewegten und Asozialen, alle auf der Landstraße, baute man Kontakte zu den Berliner „Anarcho-Syndikalisten“ und der „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ auf. Sie alle trugen zum „Kunden“ bei. 1928 fand der erste öffentliche Vagabundenabend in Stuttgart statt, weitere folgten in Berlin, Mannheim, Hamburg, Dortmund. Pfingsten 1929 gab es dann das erste große Vagabunden-Treffen in Stuttgart mit 600 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Böhmen, Polen, Dänemark, Finnland, Ägypten - jedoch niemand aus Frankreich. 1930 wird erstmals ein Vagabundenfilm gedreht, an dem Gregor Gog und zahlreiche andere Vagabunden teilhaben ((Sergej Tretjakow, Der König der Vagabunden in: Trappmann, S. 329)). Im gleichen Jahr gibt es in Deutschland acht Ausstellungen von Vagabundenkünstlern. 1933 wird Gregor Gog verhaftet, kommt in mehrere KZs und kann Ende 1933 in die Schweiz fliehen. Die Bücher der Vagabunden werden verboten, das gesamte Archiv abtransportiert. +Künstler und Intellektuelle gingen aus ideologischen Gründen auf die Landstraße. ''Gustav Brügel'', Landstreicher und Schriftsteller aus Balingen bei Stuttgart, gab 1927 die erste Zeitschrift der Vagabunden, den „[[wiki:kundige|Kunden]]“, heraus, Gregor Gog (»König der Vagabunden«) übernahm nach der ersten Nummer. Gog gründete die „Bruderschaft der Vagabunden“. Zusammen mit Pfarrern, Dichtern, Anarchisten und Malern, Träumern und Wanderpredigern, Jugendbewegten und Asozialen, alle auf der Landstraße, baute man Kontakte zu den Berliner „Anarcho-Syndikalisten“ und der „Gilde freiheitlicher Bücherfreunde“ auf. Sie alle trugen zum „Kunden“ bei. 1928 fand der erste öffentliche Vagabundenabend in Stuttgart statt, weitere folgten in Berlin, Mannheim, Hamburg, Dortmund. Pfingsten 1929 gab es dann das erste große Vagabunden-Treffen in Stuttgart mit 600 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, Böhmen, Polen, Dänemark, Finnland, Ägypten - jedoch niemand aus Frankreich. 1930 wird erstmals ein Vagabundenfilm gedreht, an dem Gregor Gog und zahlreiche andere Vagabunden teilhaben ((Sergej Tretjakow, Der König der Vagabunden in: Trappmann, S. 329)). Im gleichen Jahr gibt es in Deutschland acht Ausstellungen von Vagabundenkünstlern. 1933 wird Gregor Gog verhaftet, kommt in mehrere KZs und kann Ende 1933 in die Schweiz fliehen. Die Bücher der Vagabunden werden verboten, das gesamte Archiv abtransportiert. 
  
 ==== Der Vagabund in den Medien: Lied, Theater, Literatur, Reisebericht (Auswahl) ==== ==== Der Vagabund in den Medien: Lied, Theater, Literatur, Reisebericht (Auswahl) ====
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   * **1898** Gedichte:\\ ''Erich Mühsam'': //Dichter und Vagabund//\\ darin: Ich bin ein Pilger, Heimat, Das Trinklied, Lumpenlied, Immer noch die dürftigen Nöte, Versnot, Heimweg, Wenn Gott mich so verstände, Weiter, weiter - unermüdlich.   * **1898** Gedichte:\\ ''Erich Mühsam'': //Dichter und Vagabund//\\ darin: Ich bin ein Pilger, Heimat, Das Trinklied, Lumpenlied, Immer noch die dürftigen Nöte, Versnot, Heimweg, Wenn Gott mich so verstände, Weiter, weiter - unermüdlich.
   * **1900** autobiographischer Roman:\\ ''Ostwald, Hans'': //Vagabunden//\\ Berlin R. & P. Cassirer 1900; Reprint herausgegeben und eingeleitet von ''Klaus Bergmann'', Schriftenreihe des Instituts für Sozialhistorische Forschung, Frankfurt/Main 1980: Campus.   * **1900** autobiographischer Roman:\\ ''Ostwald, Hans'': //Vagabunden//\\ Berlin R. & P. Cassirer 1900; Reprint herausgegeben und eingeleitet von ''Klaus Bergmann'', Schriftenreihe des Instituts für Sozialhistorische Forschung, Frankfurt/Main 1980: Campus.
-  * **1900 ** Erzählung:\\ ''Gorʹkij, Maksim'': //Der Vagabund//.\\  Berlin Neufeld & Henius\\ Vagabunden und Landstreicher  sind ab Mitte der 1890er Jahre Gorkis Protagonisten in den »Barfüßler-Novellen«. Deren Leben spiegelt die sozialen Umwälzungen im Russischen Reich durch Kapital, Industrie und Metropolenbildung.+  * **1900 ** Erzählung:\\ ''Gorʹkij, Maksim'' (= Maxim Gorki): //Der Vagabund//.\\  Berlin Neufeld & Henius\\ Vagabunden und Landstreicher  sind ab Mitte der 1890er Jahre Gorkis Protagonisten in den »Barfüßler-Novellen«. Deren Leben spiegelt die sozialen Umwälzungen im Russischen Reich durch Kapital, Industrie und Metropolenbildung.
   * **1912 ** Reisebuch:\\ ''Franck, Harry Alverson'': //Als Vagabund um die Erde//.\\  XI, 513 S., 65 Abb. nach Original-Aufnahmen. Frankfurt a.M: Rütten und Loening.   * **1912 ** Reisebuch:\\ ''Franck, Harry Alverson'': //Als Vagabund um die Erde//.\\  XI, 513 S., 65 Abb. nach Original-Aufnahmen. Frankfurt a.M: Rütten und Loening.
   * **1917** Reisebuch:\\ ''Bonsels, Waldemar'': //Menschenwege: aus den Notizen eines Vagabunden//.\\ Frankfurt a.M   * **1917** Reisebuch:\\ ''Bonsels, Waldemar'': //Menschenwege: aus den Notizen eines Vagabunden//.\\ Frankfurt a.M
wiki/vagabund.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/14 11:45 von norbert

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