wiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg
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Zu dieser Zeit war Norman im Hafen von Rangoon und vervielfältigte im Hinterzimmer eines kleinen burmesischen Ladens die ersten Informationsblätter des Clubs. Für fünf Schilling Mitgliedergebühr bot er den Mitgliedern eine monatliche Broschüre an mit Infos über //"how to travel the world at rock bottom cost"// | Zu dieser Zeit war Norman im Hafen von Rangoon und vervielfältigte im Hinterzimmer eines kleinen burmesischen Ladens die ersten Informationsblätter des Clubs. Für fünf Schilling Mitgliedergebühr bot er den Mitgliedern eine monatliche Broschüre an mit Infos über //"how to travel the world at rock bottom cost"// | ||
- | Mittlerweile war es August 1945, der Krieg beendet. Bis Frühling 1946 wuchs die Anzahl der Mitglieder auf fünfzig und Norman machte das Schiff klar. Eine Gruppe von Mitgliedern um '' | + | Mittlerweile war es August 1945, der Krieg beendet. Bis Frühling 1946 wuchs die Anzahl der Mitglieder auf fünfzig und Norman machte das Schiff klar. Eine Gruppe von Mitgliedern um '' |
==== Wasser kennt keine Grenzen ==== | ==== Wasser kennt keine Grenzen ==== | ||
- | Mehr Erfolg hatte der Schweizer '' | + | Mehr Erfolg hatte der Schweizer '' |
- | In Lissabon überwinterte er an Bord seines Schiffes: "Am Nachmittag kamen meist Bekannte, die ihren Bekannten das Schiff zeigen wollten, und abends mußte im neu angeschafften Smoking zu einer der vielen Einladungen gegangen werden, wo alte Bestellungen [für bedruckte Tücher] abgeliefert und neue Aufträge angenommen wurden. Gesellschaftliches Leben war für mich zur Notwendigkeit geworden.... Nach den schweren Winterregen... drehte ich... einen Dokumentarfilm über Kork. Mehr als eine Woche verbrachte ich in den ausgedehnten Korkwäldern im Süden Portugals." | + | In Lissabon überwinterte er an Bord seines Schiffes: |
Am 11. März 1946 schließlich segelte er weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn überwinternd in Alaska. | Am 11. März 1946 schließlich segelte er weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn überwinternd in Alaska. | ||
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- | Europa war klein und hungrig | ||
- | Malcolm Keir, auch ein Mitglied des Globetrotter Clubs, berichtet aus jener Zeit: "In the late 1940s and early 1950s most members didn´t travel much beyond western Europe. Yugoslavia was about the outer limit and it was in every sense a `frontier zone´... because conditions in Yugoslavia were in many ways that what today we would associate with some parts of the Third World. Roads were notoriously bad, food was atrocious an local living conditions came as a shock to many travellers." | + | ==== Europa war klein und hungrig ==== |
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- | Ähnlich schockierend muß es in dieser Zeit in Deutschland ausgesehen haben. 1946 und 1947 war die Nahrungsmittelsituation schlechter als während des Krieges. " | + | Ähnlich schockierend muß es in dieser Zeit in Deutschland ausgesehen haben. 1946 und 1947 war die Nahrungsmittelsituation schlechter als während des Krieges. |
- | Die Aussicht auf einen Sack Kartoffeln ließ die Menschen tagelange Reisen machen, bei denen der Kalorienaufwand größer war als der Erfolg. Viele Menschen waren in dieser Zeit in Europa unterwegs, die wenigsten jedoch freiwillig: Vertriebene, | + | Die Aussicht auf einen Sack Kartoffeln ließ die Menschen tagelange Reisen machen, bei denen der Kalorienaufwand größer war als der Erfolg. Viele Menschen waren in dieser Zeit in Europa unterwegs, die wenigsten jedoch freiwillig: Vertriebene, |
- | Noch schwerer waren die Grenzen zu den Nachbarländern bewacht: "Das Phänomenale der Grenze wird deutlich, wenn ein Unkundiger nichtsahnend die Grenze um hundertfünfzig Meter überschreitet, | + | Im Herbst 1947 haben Güterzüge auf allen Strecken Vorrang vor Personenzügen: |
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+ | Noch schwerer waren die Grenzen zu den Nachbarländern bewacht: | ||
- | Trümmerliteratur und Reporter | + | ==== Trümmerliteratur und Reporter |
+ | Den allierten Truppen folgten die Kriegsberichterstatter und Reporter, bald auch die ersten Schriftsteller. Sie berichteten über Menschen, Städte, Länder, was sie sahen und fühlten. '' | ||
- | Den allierten Truppen folgten | + | Doch der Umfang der " |
- | Doch der Umfang der "Trümmerliteratur" | + | //"Am vorigen Sonntag [1947], um 9 Uhr morgens, hielten sich die die Temperaturen in der Lüneburger Heide unter 15 Grad Celsius. Um diese Zeit wurden in Munsterlager 1224 ehemalige Kriegsgefangene in 14 Waggons |
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+ | ==== Auswandern und verdrängen ==== | ||
+ | Die Verhältnisse in Deutschland waren so, daß viele Menschen auswandern wollten. //" | ||
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+ | Der Spiegel schrieb am 18.1.1947: //"Die Winterkurorte an der südfranzösischen Küste... bemühen sich, die Spuren | ||
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+ | //Die Fahrt//, eine von Tigges herausgegebene " | ||
- | "Am vorigen Sonntag [1947], um 9 Uhr morgens, hielten sich die die Temperaturen in der Lüneburger Heide unter 15 Grad Celsius. Um diese Zeit wurden in Munsterlager 1224 ehemalige Kriegsgefangene in 14 Waggons | + | Im Januar |
- | Auswandern | + | ==== Für Deutsche geschlossen ==== |
+ | Doch nicht nur die Nöte des täglichen Lebens erschwerten das Reisen. Der österreichische '' | ||
- | Die Verhältnisse in Deutschland waren so, daß viele Menschen auswandern wollten. " | + | Die Studentenvertretung |
- | Der Spiegel schrieb am 18.1.1947: "Die Winterkurorte an der südfranzösischen Küste... bemühen sich, die Spuren der Kämpfe... zu verwischen. Auch hier räumen vor den großen Hotels | + | Mit solchen Problemen waren die Deutschen nicht alleine, wenngleich sie als Kriegsverlierer zusätzlich fremdbestimmten Zwängen, Regeln, Anweisungen ausgesetzt waren. Alle Nationen litten unter den Nachwehen des Krieges. Am 12. Oktober 1949 berichtet die //" |
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+ | ==== Stellvertretend unterwegs ==== | ||
+ | Magazine sind heute, und waren es auch damals, | ||
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+ | Für die Revue ist 1951 die Journalistin '' | ||
- | Die Fahrt, eine von Tigges herausgegebene " | + | Klar ist aber auch: hier sind Stellvertreter unterwegs, Reisen bleibt weiterhin die Ausnahme: Das //DER// befördert 1950 lediglich 647 Einzelreisende, erst Erleichterungen in der Devisenzuteilung führen zu 2.481 beförderten Einzelreisenden im Folgejahr. Dennoch muß bereits |
- | Für Deutsche geschlossen | + | ==== Lebensfreude gesucht ==== |
+ | 1951 erscheint "Mit offenen Augen", | ||
- | Doch nicht nur die Nöte des täglichen Lebens erschwerten das Reisen. Der österreichische Kanzler Leopold Figl meinte damals: "Arbeit und Buße sind für die Deutschen im Augenblick die einzige Medizin - und nicht Erholung | + | Nach hinreichend viel Arbeit und Buße wuchs der Anspruch auf Erholung, |
- | Die Studentenvertretung der Münchener Uni annoncierte 1949 am Schwarzen Brett: " | + | Anders im Commonwealth: '' |
- | Mit solchen Problemen waren die Deutschen nicht alleine, wenngleich sie als Kriegsverlierer zusätzlich fremdbestimmten Zwängen, Regeln, Anweisungen ausgesetzt waren. Alle Nationen litten unter den Nachwehen des Krieges. Am 12. Oktober 1949 berichtet | + | Diese Art der Berichterstattung, |
+ | Im Juli 1960 berichtet '' | ||
- | Stellvertretend unterwegs | + | ==== Gemischte Erfahrungen ==== |
+ | '' | ||
- | Magazine sind heute, und waren es auch damals, ein Frühwarnsystem für Strömungen, geheime | + | '' |
- | Schon im folgenden Jahr setzt die Quick noch eins drauf ("Dem Quick-Leser gehört die Welt" | + | Der Engländer '' |
- | vergrösserte Ansicht | + | ===== Quellen ===== |
+ | ==== Literatur ==== | ||
+ | '' | ||
+ | Ahhimsa. Auf Ghandis Spuren. \\ | ||
+ | Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte | ||
- | Für die Revue ist 1951 die Journalistin Herta Klier unterwegs und berichtet im April bereits zum dritten Mal aus dem Nahen Osten (" | + | '' |
+ | Komm mit wir zelten! | ||
+ | Berlin: VEB Sportvlg. 1959. OHLn. 137p. 10,5 x 15 | ||
- | Klar ist aber auch: hier sind Stellvertreter unterwegs, Reisen bleibt weiterhin die Ausnahme: Das DER befördert 1950 lediglich 647 Einzelreisende, | + | '' |
- | + | Fahrende. \\ | |
- | Lebensfreude gesucht | + | Wien: Medus 1984 |
- | 1951 erscheint "Mit offenen Augen", ein Sammelband mit Beiträgen zeitgenössischer deutscher Dichter zum Lob des Reisens. Im Vorwort stellt Ernst Glaeser einen Zusammenhang her zwischen dem Reisen als grundlegend friedlicher Tätigkeit und dem Ende aller Reisen während des Krieges: "Es ist kein Zufall, daß während der Kriege das Reisen aufhört. Man ersetzt es durch Truppen- oder andere | + | '' |
+ | Europa in Trümmern. Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944-1948.\\ | ||
+ | (=Die andere | ||
- | Nach hinreichend viel Arbeit und Buße wuchs der Anspruch auf Erholung, Reise und Unterwegs-sein, | + | '' |
+ | Mit offenen Augen. Ein Reisebuch deutscher Dichter.\\ | ||
+ | | ||
- | Anders im Commonwealth: | + | '' |
+ | Glückliche Reise. Heiteres Wissen | ||
+ | München: W. Langewiesche-Brandt. 1939. 1.A.. OPppbd. 149p. 12 x 19. Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte | ||
- | Diese Art der Berichterstattung, des stellvertretenden Reisens für all jene Emsigen, die am deutschen Wirtschaftswunder mitwirkten und denen die Unbeständigkeit der Kriegsjahre | + | '' |
- | + | Alltag in Trizonesien. Spurensicherung, dabei an die Enkel denkend. | |
- | Gemischte Erfahrungen | + | Düsseldorf: |
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+ | Camping | ||
+ | München: W. Andermann. 1957. OBrosch. 95p. 17 x 18,5. Textzeichn. v. Lilo Rasch-Nägele | ||
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+ | In 10 Monaten im Zickzack um die Welt \\ | ||
+ | Luzern: Selbstverlag 1949 OLn, 63p, 16 SW-Tfll. | ||
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+ | Paß- und Personalausweisrecht. Bd. 2: Paßrecht. | ||
+ | Köln: Dt. Gemeindeverlag | ||
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+ | Ziel im Wind. Auf [[wiki: | ||
+ | Ullstein, Wien, 1951. 14,5 x 22,5cm, OLn, 360, 54 SW-Abb. a. 16 Tfll, 5 Karten | ||
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+ | Paßrecht. Ausweisrecht. Melderecht des Bundes. Textausgabe mit Erläuterungen. \\ | ||
+ | München: C.H. Beck. 1988. | ||
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+ | Die Wunschreise. | ||
+ | Wiesbaden: F.A. Brockhaus. 1956. 2.A.. OLn. 263p. 15 x 23,5. 24 SW-Abb. a. 24 Tfll, 3 Ktn. | ||
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+ | Tausend Türen in die weite Welt. Beiträge zur Geschichte | ||
+ | Frankfurt/ | ||
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+ | Ein Flug in die Heimat. | ||
+ | Thayngen/ | ||
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+ | Erlebtes Europa. Ein politischer Reisebericht 1930 bis 1945.\\ | ||
+ | Bern: Hallwag 1969 | ||
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+ | ==== Zeitschriften ==== | ||
+ | ZEIT-Magazin: Die Trips der frühen Jahre. (Ca. 1980) | ||
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+ | abz-aktuelle bilderzeitung 2. Jg. (1949) 41, 4 | ||
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+ | Nord-West-Illustrierte 3. Jg. (1949) 44, 14-15 | ||
+ | |||
+ | Quick, 3. Jg. (1950) 20, 652-655 | ||
+ | |||
+ | Quick, 4. Jg. (1951) 22, 714-715 | ||
+ | |||
+ | Revue, (1950) 15, 30-31, (1952), 4, 7, 9-11 | ||
+ | |||
+ | Globe 44 (1995) 5, 11 | ||
- | Hanna Suter, eine schweizerische Missionarin, | + | Frankfurter Illustrierte 47 (19.12.1959) 51, 22-28 |
- | Göran Schildt, in Schweden ansässiger Finne und Redakteure beim Svenska Dagbladet, war von Mai bis November 1947 mit einer 6,5-Tonnen-Ketsch unterwegs ins Mittelmeer; die Reise verlief unproblematisch: | + | Frankfurter Illustrierte 48 (9.7.1960) 28, 42-43; 48 (25.6.1960) 26, 40-41; 48 (2.7.1960) 27, 30-31; 48 (24.9.1960) 39, 13-19; 48 (1.10.1960) 40, 30-38; 48 (22.10.1960) 43, 47-51; 48 (17.12.1960) 51, 32-36 |
- | Der Engländer George Catlin hielt sich 1946 und 1947 in Indien auf. Er wollte klären, ob die Lehre des Mahatma Ghandi neue politische Möglichkeiten für die Welt eröffne. Politisch-philosphisch-religiöse Betrachtungen stehen im Vordergrund, | + | Spiegel, Jahrgänge |
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wiki/reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/07 06:26 von norbert