Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff,
den Begriff in ein Bild, doch so,
dass der Begriff im Bilde immer noch begrenzt
und vollständig zu halten
und zu haben und an denselben auszusprechen ist.
Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee,
die Idee in ein Bild, und so,
dass die Idee im Bild immer unendlich bleibt und,
selbst in allen Sprachen ausgesprochen,
doch unaussprechlich bliebe.
Johann Wolfgang Goethe: Über Kunst und Kunstgeschichte.
Aphorismen. Freunden und Gegnern zur Beherzigung
Mit dem Finger auf der Landkarte: In (Reise-)Bildern zu sprechen heißt Vorstellungen zu wecken von Dingen, die nicht fassbar sind:
Wer Dampfross sagt, meint weder `Dampf´ noch `Ross´ sondern eine Eisenbahn, als dieser Begriff noch fehlte.
Wer `Abenteuer Straßenverkehr´ sagt, überträgt einen Begriff auf einen neuen Zusammenhang und nutzt die neue Zusammenstellung als Metapher.
`Land in Sicht´ ist keine Metapher an Bord eines Schiffes, sehr wohl aber bei der
Problemlösung, wenn eine erfolgreiche Lösung naht.
Auch Bezeichnungen für
phantastische Orte wurden zu Metaphern wie die `Suche nach Atlantis´ oder das Schlaraffenland. Es gibt sie nicht, aber sie wecken verbreitete
Sehnsüchte.
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Verfestigen sie sich zu Geschichten, werden sie zu Legenden, Sagen, Mythen.
Verfestigen sie sich zu Bildern, werden sie zu Allegorien, so wird Schutz dargestellt durch einen bärtigen Mann mit
Stock:
Christophorus und der Wunsch schnell ein Ziel zu erreichen durch Flügel an den Schuhen des Hermes.
Solche Umschreibungen hießen in den altgermanischen Sprachen kenningar oder `Kenning´ von kenna, also `kennen, erkennen, wahrnehmen, fühlen, zeigen, lehren´ und verweisen damit auf Einsichten in Bedeutungen unter der Oberfläche, wenn der Wandernde zum Kundigen wird. Im Altnordischen wird vǫnsuðr (`Der Schwingende´) mit Wanderer 1) übersetzt. Im äußerlichen `sich-bewegen´ und inneren `etwas erkennen´ verbinden sich Erfahrung und Erkenntnis zu bildhaften Metaphern, die am häufigsten mit der `Fahrt´ und dem `Weg´ zu tun haben, jedoch mit jeder neuen Transportart reicher wurden: Reittiere, Eisenbahn, Fliegen, Auto. Selbst die »hinkende« Metapher ist selbst wieder eine Metapher der Bewegung.
Schmauks, Dagmar
Die kognitive Struktur von Weg-, Wander- und Landschaftsmetaphern.
(=Universität des Saarlandes, 2) Saarbrücken 1996 19 S.
Schilken, Dörthe
Die teleologische Reise
Von der christlichen Pilgerallegorie zu den Gegenwelten der Fantasyliteratur.
Diss. Göttingen 1999. Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft 413. Würzburg 2002: Königshausen & Neumann
Beschäftigt sich mit den Aspekten von Wirklichkeit und Fiktion am Gegenstand des Pilgerbildes, Stichworte: Allegorie, Legende,
locus amoenus, Wegmotive, himmlisches Jerusalem, Paradies und vieles mehr.
Scharfe, Martin
Passage, Joch und Pass.
Anmerkungen zu Metaphorik, Physik und Kulturgeschichte des Übergangs.
in: Gegengabe : Festschrift Für Herlinde Menardi. Bozen Tappeiner 2014, 213-222.
Blumenberg, Hans
Beobachtungen an Metaphern.
Archiv für Begriffsgeschichte 15 (1971) 161–214.
Online u.a. über Seefahrt und Schiffbruch
Bönisch-Brednich, Brigitte
Die Quelle und das Feld? Zum Gebrauch von Metaphern in der heutigen Volkskunde.
S. 373–386 in: Rolf Wilhelm Brednich
, Heinz Schmitt
(Hg.)
Symbole. Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur.
30. Deutscher Volkskundekongreß in Karlsruhe vom 25. bis 29. September 1995. Münster 1997: Waxmann