Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:kashgar_nach_lhasa

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung
wiki:kashgar_nach_lhasa [2020/06/05 06:58] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1wiki:kashgar_nach_lhasa [2021/09/10 05:16] norbert
Zeile 4: Zeile 4:
  
 ==== Vorbemerkung ==== ==== Vorbemerkung ====
-Tibet ist von China arg gerupft worden. Teile des ehemals tibetischen Territoriums gehören heute zu benachbarten Provinzen. Doch bleibt die heutige autonome Provinz immer noch schwer zugänglich: Es ist geographisch schwierig, da der größte Teil Tibets ein Hochplateau bildet, das den nicht akklimatisierten Besucher oft gesundheitlich überfordert: dünne Luft, starke UV-Strahlung sowie die Hitze des Tages und bitter kalte Nächte fordern bei vielen Reisenden gesundheitlichen Tribut. Es ist formell schwierig, da die chinesische Verwaltung den Besuch Tibets durch Individualtouristen bewußt erschwert. Nicht zuletzt ist der Besuch Tibets abseits der Lhasa-Kathmandu-Magistrale auch infrastrukturell schwierig.+Tibet ist von China arg gerupft worden. Teile des ehemals tibetischen Territoriums gehören heute zu benachbarten Provinzen. Doch bleibt die heutige autonome Provinz immer noch schwer zugänglich: Es ist geographisch schwierig, da der größte Teil Tibets ein Hochplateau bildet, das den nicht akklimatisierten Besucher oft gesundheitlich überfordert: dünne Luft, starke UV-Strahlung sowie die Hitze des Tages und bitter kalte Nächte fordern bei vielen Reisenden gesundheitlichen Tribut. Es ist formell schwierig, da die chinesische Verwaltung den Besuch Tibets durch [[wiki:Individualtourist|Individualtouristen]] bewußt erschwert. Nicht zuletzt ist der Besuch Tibets abseits der Lhasa-Kathmandu-Magistrale auch infrastrukturell schwierig.
  
 ==== Die Anreise von Kathmandu nach Lhasa ==== ==== Die Anreise von Kathmandu nach Lhasa ====
Zeile 22: Zeile 22:
     3. In Hotels möglichst spät abends einchecken, nach einer Übernachtung sehr früh morgens abreisen.     3. In Hotels möglichst spät abends einchecken, nach einer Übernachtung sehr früh morgens abreisen.
     4. Die Geldstrafen des PSB akzeptieren (die Höchststrafe beträgt 500 Yuan) und weiterfahren.     4. Die Geldstrafen des PSB akzeptieren (die Höchststrafe beträgt 500 Yuan) und weiterfahren.
-    5. Geldspenden ohne Beleg und was die persönliche Ehre sonst so gestattet.+    5. Geldspenden ohne Beleg und was die persönliche [[wiki:ehre|Ehre]] sonst so gestattet.
     6. Mit sehr guten Sprachkenntnissen diskutieren und wechselnde Argumente darlegen.     6. Mit sehr guten Sprachkenntnissen diskutieren und wechselnde Argumente darlegen.
     7. Ein Mitreisender hat einen belegaren Status als “permanent resident”.     7. Ein Mitreisender hat einen belegaren Status als “permanent resident”.
Zeile 57: Zeile 57:
 Andererseits war bisher unsere Vorsicht unnötig: Es gab keinen Checkpoint und die Uniformierten haben uns alle ignoriert. Dann finden wir das Guesthouse der Truckfahrer: An der Kreuzung rechts abzweigend, bei Kilometer 2, gibt's ein großes Schild mit einem dicken roten Pfeil nach rechts, hinein in ein schmales Strässchen, das von Pappeln gesäumt ist. Nach 100 Metern ist links eine Art "Bungalow-Hotel", mit freistehenden Häuschen, 2 kleinen Shops, einem Restaurant und einer Werkstatt. Hier übernachten die Fahrer, bevor sie nach Ali aufbrechen. Und hier finden auch wir ein Zimmer für 20 Yuan – obwohl die Betreiber sicher keine Konzession für Touristen haben! Andererseits war bisher unsere Vorsicht unnötig: Es gab keinen Checkpoint und die Uniformierten haben uns alle ignoriert. Dann finden wir das Guesthouse der Truckfahrer: An der Kreuzung rechts abzweigend, bei Kilometer 2, gibt's ein großes Schild mit einem dicken roten Pfeil nach rechts, hinein in ein schmales Strässchen, das von Pappeln gesäumt ist. Nach 100 Metern ist links eine Art "Bungalow-Hotel", mit freistehenden Häuschen, 2 kleinen Shops, einem Restaurant und einer Werkstatt. Hier übernachten die Fahrer, bevor sie nach Ali aufbrechen. Und hier finden auch wir ein Zimmer für 20 Yuan – obwohl die Betreiber sicher keine Konzession für Touristen haben!
  
-Hier findet man nicht jeden Tag eine Mitfahrgelegenheit, manchmal fahren aber auch zwei, drei, vier Wagen an einem Tag los. Die Fahrt wird wohl nie komfortabel sein, doch ein Blick auf das Fahrzeug lohnt sich: Sind die Reifen OK? Profil ist nicht das Wichtigste, aber wenn sich bereits die Lauffläche löst, ist die erste Panne absehbar. Biegen sich die Federn des beladenen Wagens nach unten durch? Dies deutet auf eine bald bevorstehende Zwangspause wegen Federbruchs hin.+Hier findet man nicht jeden Tag eine Mitfahrgelegenheit, manchmal fahren aber auch zwei, drei, vier Wagen an einem Tag los. Die [[wiki:fahrt|Fahrt]] wird wohl nie komfortabel sein, doch ein Blick auf das Fahrzeug lohnt sich: Sind die Reifen OK? Profil ist nicht das Wichtigste, aber wenn sich bereits die Lauffläche löst, ist die erste Panne absehbar. Biegen sich die Federn des beladenen Wagens nach unten durch? Dies deutet auf eine bald bevorstehende Zwangspause wegen Federbruchs hin.
  
-Auf einen vertrauenswürdigen, leicht beladenen Wagen zu warten, kann sich lohnen. Die Fahrer behaupten, etwa drei Tage für die etwa 1000 km nach Ali zu benötigen. Das bleibt meist Wunschdenken: fünf Tage sind schnell, sieben normal, auch zehn Tage sind möglich. Die Preise für die Fahrt liegen zwischen 400 und 600 Yuan, Übernachtung und Essen zahlt jeder aus seiner eigenen Tasche. Zum Verhandeln gehört, daß die Zahlung erst in Ali erfolgt – Kompromiß: die Hälfte des Fahrpreises auf der halben Strecke, etwa in Mazar. Passagiere werden ins Führerhaus gepfercht, wir saßen dort zeitweise mit bis zu sieben Personen.+Auf einen vertrauenswürdigen, leicht beladenen Wagen zu warten, kann sich lohnen. Die Fahrer behaupten, etwa drei Tage für die etwa 1000 km nach Ali zu benötigen. Das bleibt meist Wunschdenken: fünf Tage sind schnell, sieben normal, auch zehn Tage sind möglich. Die Preise für die [[wiki:fahrt|Fahrt]] liegen zwischen 400 und 600 Yuan, Übernachtung und Essen zahlt jeder aus seiner eigenen Tasche. Zum Verhandeln gehört, daß die Zahlung erst in Ali erfolgt – Kompromiß: die Hälfte des Fahrpreises auf der halben Strecke, etwa in Mazar. Passagiere werden ins Führerhaus gepfercht, wir saßen dort zeitweise mit bis zu sieben Personen.
  
 ==== In acht Tagen von Yecheng nach Ali ==== ==== In acht Tagen von Yecheng nach Ali ====
Zeile 69: Zeile 69:
 Bei km 440 durchqueren wir ein Militärlager (für uns interessiert sich niemand, obwohl wir illegal hier sind!), der Fahrer kauft Benzin aus 60-Liter-Fässern von Soldaten und saut beim Tanken mächtig rum: Eine halbierte Plastik-Wasserflasche steckt im Tankstutzen, zwei Leute kippen das Fass und versuchen die kleine Öffnung zu treffen. Wenige Kilometern hinter dem Militärlager bleibt der Wagen an einer Steigung stehen, vermutlich ist Wasser oder Dreck aus dem Tankvorgang schuld. Benzinpumpe, -filter, - leitungen und Luftfilter werden zweimal auseinandergenommen und gereinigt, dann läuft der Motor wieder. Bei km 440 durchqueren wir ein Militärlager (für uns interessiert sich niemand, obwohl wir illegal hier sind!), der Fahrer kauft Benzin aus 60-Liter-Fässern von Soldaten und saut beim Tanken mächtig rum: Eine halbierte Plastik-Wasserflasche steckt im Tankstutzen, zwei Leute kippen das Fass und versuchen die kleine Öffnung zu treffen. Wenige Kilometern hinter dem Militärlager bleibt der Wagen an einer Steigung stehen, vermutlich ist Wasser oder Dreck aus dem Tankvorgang schuld. Benzinpumpe, -filter, - leitungen und Luftfilter werden zweimal auseinandergenommen und gereinigt, dann läuft der Motor wieder.
  
-Die Fahrt ist anstrengend, das Wellblech zehrt an den Nerven und der Fahrer wechselt kaum einmal aus dem zweiten Gang. Im Wagen ist es eng, die Federung ist schlecht, das Dach ächzt bedenklich unter der Last des Gepäcks. Nach dem 3. Pass seit Yecheng befahren wir eine trockene Hochebene, kein Fluss weit und breit. Bäume sind nicht zu sehen, dafür finden sich saharaähnliche Regionen mit Dünen, deren Sand aus den zentralasiatischen Wüsten angeweht wird.+Die [[wiki:fahrt|Fahrt]] ist anstrengend, das Wellblech zehrt an den Nerven und der Fahrer wechselt kaum einmal aus dem zweiten Gang. Im Wagen ist es eng, die Federung ist schlecht, das Dach ächzt bedenklich unter der Last des Gepäcks. Nach dem 3. Pass seit Yecheng befahren wir eine trockene Hochebene, kein Fluss weit und breit. Bäume sind nicht zu sehen, dafür finden sich saharaähnliche Regionen mit Dünen, deren Sand aus den zentralasiatischen Wüsten angeweht wird.
  
-Am frühen Nachmittag verliert ein Reifen Luft und wir halten wieder an teils halb, teils ganz zerfallenen Gebäuden, doch manche sind bewohnt. Wer sich auskennt, findet hier eine Kleinigkeit zu essen und eine spartanische Unterkunft. In erster Linie suchen allerdings Soldaten nach Gelegenheiten, inmitten des Nichts ihren spärlichen Sold auszugeben. Wir hatten Proviant für etwa 8 Tage dabei, das scheint mir auch das Minimum zu sein. Es gibt unterwegs lange wasserlose Strecken und bei einer Panne muß man sich gegebenenfalls mehrere Tage selbst versorgen können.+Am frühen Nachmittag verliert ein Reifen Luft und wir halten wieder an teils halb, teils ganz zerfallenen Gebäuden, doch manche sind bewohnt. Wer sich auskennt, findet hier eine Kleinigkeit zu essen und eine spartanische Unterkunft. In erster Linie suchen allerdings Soldaten nach Gelegenheiten, inmitten des Nichts ihren spärlichen Sold auszugeben. Wir hatten [[wiki:proviant|Proviant]] für etwa 8 Tage dabei, das scheint mir auch das Minimum zu sein. Es gibt unterwegs lange wasserlose Strecken und bei einer [[wiki:pannen|Panne]] muß man sich gegebenenfalls mehrere Tage selbst versorgen können.
  
-Draussen ist mittlerweile der Reifen gewechselt, der Schlauch hat ein Loch, doch ans Reparieren denkt niemand. Ein zweiter Reifen zeigt seitlich ein dickes Ei, die Gummischicht löst sich von der Karkasse, doch keinen stört's, es hält ja noch. Zu viert übernachten wir im Wagen, das ist eng und nicht lustig, aber eben auch nicht so kalt.+Draussen ist mittlerweile der [[wiki:raeder|Reifen]] gewechselt, der Schlauch hat ein Loch, doch ans Reparieren denkt niemand. Ein zweiter Reifen zeigt seitlich ein dickes Ei, die Gummischicht löst sich von der Karkasse, doch keinen stört's, es hält ja noch. Zu viert übernachten wir im Wagen, das ist eng und nicht lustig, aber eben auch nicht so kalt.
  
-Anderntags warten wir auf einen Lastwagen, der den gestern gewechselten Reifen aufpumpen kann, der platte Ersatzreifen kommt aufs Dach. Wir surfen auf dem Wellblech durch eine wüstenähnliche Landschaft, der Boden ist staubig, sandig und salzig, einige Wasserlaachen zeigen dicke weiße Ränder, trinken kann man das nicht. Ausser ein paar dürren Gräsern wächst nichts. Seit gestern haben wir nun unsere Reisehöhe von mindestens 4800 Metern erreicht und befinden uns auf dem tibetischen Hochplateau. Wer hier höhenkrank wird, hat Pech. Hospitäler gibt es nicht, der Weg zurück dauert Tage, der Weg nach vorne Wochen. Ein Notfallmedikament gegen Höhenkrankheit kann wichtig werden. Einheimische empfehlen Knoblauch und Zwiebeln gegen Höhenkrankheit, ein deutscher Internist empfahl viel Aspirin als Mittel zur Ersten Hilfe.+Anderntags warten wir auf einen Lastwagen, der den gestern gewechselten Reifen aufpumpen kann, der platte Ersatzreifen kommt aufs Dach. Wir surfen auf dem Wellblech durch eine wüstenähnliche  [[wiki:landschaft|Landschaft]], der Boden ist staubig, sandig und salzig, einige Wasserlaachen zeigen dicke weiße Ränder, trinken kann man das nicht. Ausser ein paar dürren Gräsern wächst nichts. Seit gestern haben wir nun unsere Reisehöhe von mindestens 4800 Metern erreicht und befinden uns auf dem tibetischen Hochplateau. Wer hier höhenkrank wird, hat Pech. Hospitäler gibt es nicht, der Weg zurück dauert Tage, der Weg nach vorne Wochen. Ein Notfallmedikament gegen Höhenkrankheit kann wichtig werden. Einheimische empfehlen Knoblauch und Zwiebeln gegen Höhenkrankheit, ein deutscher Internist empfahl viel Aspirin als Mittel zur Ersten Hilfe.
  
-Der ärgste Abschnitt führt 150 Kilometer auf über 5200 Meter Höhe, meist sandige Piste. Zwei Mal trafen wir europäische Radfahrer – für die ist das besonders schlimm und im Sand schieben sie die schwer bepackten Räder oft kilometerweit. Unsere Fahrt jedenfalls dauert heut' nicht lange, dann knallt's, den Reifen mit dem Ei hat's nun zerrissen und wir sitzen mitten in der staubtrockenen Hochebene, über die nachts ein eisiger Wind heult. Reparaturmaterial haben wir nicht und für die Verkehrsstatistik der letzten zwei Tage genügen die Finger einer Hand. Also heisst es improvisieren, vielleicht können wir den Ersatzreifen mit dem Fahrradflickzeug wieder flottmachen.+Der ärgste Abschnitt führt 150 Kilometer auf über 5200 Meter Höhe, meist sandige Piste. Zwei Mal trafen wir europäische Radfahrer – für die ist das besonders schlimm und im Sand schieben sie die schwer bepackten Räder oft kilometerweit. Unsere [[wiki:fahrt|Fahrt]] jedenfalls dauert heut' nicht lange, dann knallt's, den Reifen mit dem Ei hat's nun zerrissen und wir sitzen mitten in der staubtrockenen Hochebene, über die nachts ein eisiger Wind heult. Reparaturmaterial haben wir nicht und für die Verkehrsstatistik der letzten zwei Tage genügen die Finger einer Hand. Also heisst es improvisieren, vielleicht können wir den Ersatzreifen mit dem Fahrradflickzeug wieder flottmachen.
  
 Zwei Stunden arbeiten wir keuchend, dann ist der Mantel von der Felge, der Schlauch draussen. Nun aber entschliesst sich unser Fahrer anders und fährt mit dem zerrissenen Reifen die zehn Kilomter zum letzten Militärlager zurück. Es begrüssen uns wütende Hunde und geldgierige Soldaten. Unser Fahrer erhält ein Zimmer, für uns ist angeblich keins mehr frei, doch schliesslich gewährt uns unser Fahrer Unterschlupf für die Nacht. Wir teilen uns ein Bett, das kostet dann immer noch 30 Yuan. Nachts verlasse ich das Zimmer, die volle Blase treibt mich raus, doch komme ich nicht weit: Kaum habe ich die Aussentür geöffnet, schießen kläffende Hunde auf mich los. Wieder ist Kreativität gefragt. Zwei Stunden arbeiten wir keuchend, dann ist der Mantel von der Felge, der Schlauch draussen. Nun aber entschliesst sich unser Fahrer anders und fährt mit dem zerrissenen Reifen die zehn Kilomter zum letzten Militärlager zurück. Es begrüssen uns wütende Hunde und geldgierige Soldaten. Unser Fahrer erhält ein Zimmer, für uns ist angeblich keins mehr frei, doch schliesslich gewährt uns unser Fahrer Unterschlupf für die Nacht. Wir teilen uns ein Bett, das kostet dann immer noch 30 Yuan. Nachts verlasse ich das Zimmer, die volle Blase treibt mich raus, doch komme ich nicht weit: Kaum habe ich die Aussentür geöffnet, schießen kläffende Hunde auf mich los. Wieder ist Kreativität gefragt.
Zeile 95: Zeile 95:
 In unserem Zimmer stehen drei Betten, die Bettwäsche ist glattgezogen, aber erkennbar schon lange nicht mehr gewechselt. Strom gibt es nur abends drei Stunden. Mangels Mülleimer liegen Abfälle in der Ecke. Ein Badezimmer gibt es im ganzen Haus nicht, fliessendes Wasser erhält man zu gewissen (uns unbekannten) Stunden aus einem Wasserhahn am Strassenrand. Das erkennt man dann an der sich dort bildenden Schlange und der Vielzahl von Eimern und Schüsseln. Auch eine Toilette findet sich nur außer Haus. Erfreut nutzen wir in der Nacht den "Pisspott". So vermeiden wir es, nachts über dunkle Flure in die kalte, hundebeherrschte Nacht hinauszulaufen und die gleichfalls unbeleuchtete öffentliche Toilette aufzusuchen, deren Boden reichlich Spuren anderer tastend Suchender aufweist. Dafür gibt's dann den "Anschiss" am nächsten Tag, der "Pisspott" sei nur zum Spucken, nicht zum Pinkeln da! In unserem Zimmer stehen drei Betten, die Bettwäsche ist glattgezogen, aber erkennbar schon lange nicht mehr gewechselt. Strom gibt es nur abends drei Stunden. Mangels Mülleimer liegen Abfälle in der Ecke. Ein Badezimmer gibt es im ganzen Haus nicht, fliessendes Wasser erhält man zu gewissen (uns unbekannten) Stunden aus einem Wasserhahn am Strassenrand. Das erkennt man dann an der sich dort bildenden Schlange und der Vielzahl von Eimern und Schüsseln. Auch eine Toilette findet sich nur außer Haus. Erfreut nutzen wir in der Nacht den "Pisspott". So vermeiden wir es, nachts über dunkle Flure in die kalte, hundebeherrschte Nacht hinauszulaufen und die gleichfalls unbeleuchtete öffentliche Toilette aufzusuchen, deren Boden reichlich Spuren anderer tastend Suchender aufweist. Dafür gibt's dann den "Anschiss" am nächsten Tag, der "Pisspott" sei nur zum Spucken, nicht zum Pinkeln da!
  
-Aber zurück in den hellen Tag und zu den angenehmen Erlebnissen. Nachmittags suchten wir das "Public Security Bureau" auf, PSB, wie es die Traveller überall in China liebevoll nennen. Doch hier machen wir tatsächlich erfreuliche Erfahrungen, die beiden Uniformierten, er und sie, beide sehr freundlich, sprechen fliessend englisch und drücken uns Formulare in die Hand, ohne viel zu fragen. Die füllen wir in einem hübsch chinesisch dekorierten Informationsraum aus, überall liegen Broschüren (z.B. über Ökologie in China ...) in deutsch, englisch, französisch. Schliesslich müssen wir einen chinesischen Text unterschreiben, dann klärt uns der Offizier auf: Wie wir sicher wüssten, wären wir illegal in diesem Teil Chinas. Nun würde aber die Verwaltung ein Auge zudrücken, nachdem wir bereits viel Geld für die Fahrt hierher ausgegeben hätten. Allerdings wäre eine Buße in Höhe von 300 Yuan pro Person zu bezahlen. Aber auch das sei moderat, es gäbe schliesslich Bußen bis zu 500 Yuan. Nachdem wir die Buße bezahlt hätten, könnten wir nachträglich ein Permit für den Bezirk Ali erlangen. Das koste dann noch einmal 50 Yuan und gälte bis nach Shigatse einschliesslich Kailash. Nachdem wir bezahlt hatten, erhielten wir ein hübsches Permit (das niemals jemand sehen wollte) und wurden freundlich entlassen. Wir waren legal in Tibet!+Aber zurück in den hellen Tag und zu den angenehmen Erlebnissen. Nachmittags suchten wir das "Public Security Bureau" auf, PSB, wie es die Traveller überall in China liebevoll nennen. Doch hier machen wir tatsächlich erfreuliche Erfahrungen, die beiden Uniformierten, er und sie, beide sehr freundlich, sprechen fliessend englisch und drücken uns Formulare in die Hand, ohne viel zu fragen. Die füllen wir in einem hübsch chinesisch dekorierten Informationsraum aus, überall liegen Broschüren (z.B. über Ökologie in China ...) in deutsch, englisch, französisch. Schliesslich müssen wir einen chinesischen Text unterschreiben, dann klärt uns der Offizier auf: Wie wir sicher wüssten, wären wir illegal in diesem Teil Chinas. Nun würde aber die Verwaltung ein Auge zudrücken, nachdem wir bereits viel Geld für die [[wiki:fahrt|Fahrt]] hierher ausgegeben hätten. Allerdings wäre eine Buße in Höhe von 300 Yuan pro Person zu bezahlen. Aber auch das sei moderat, es gäbe schliesslich Bußen bis zu 500 Yuan. Nachdem wir die Buße bezahlt hätten, könnten wir nachträglich ein Permit für den Bezirk Ali erlangen. Das koste dann noch einmal 50 Yuan und gälte bis nach Shigatse einschliesslich Kailash. Nachdem wir bezahlt hatten, erhielten wir ein hübsches Permit (das niemals jemand sehen wollte) und wurden freundlich entlassen. Wir waren legal in Tibet!
  
 Bei der konkreten und detaillierten Reiseplanung für die Südroute waren alle Quellen kaum brauchbar, zu vieles bleibt unklar oder wird verschwiegen. Das in Deutschland erhältliche Kartenmaterial für das tibetische Hochland kann man fürs Lagerfeuer verwenden. Fünf Pässe über 5000 m gibt es zwischen Yecheng und Ali – kein einziger war auf unserer Karte eingezeichnet. Das beste Kartenmaterial enthalten japanische Reiseführer – da gibt’s natürlich ein Leseproblem. Dort finden sich Pässe, kleinste Siedlungen, Flüsse, Berge, Entfernungen … zuhauf und wirklichkeitsgetreu! Bei der konkreten und detaillierten Reiseplanung für die Südroute waren alle Quellen kaum brauchbar, zu vieles bleibt unklar oder wird verschwiegen. Das in Deutschland erhältliche Kartenmaterial für das tibetische Hochland kann man fürs Lagerfeuer verwenden. Fünf Pässe über 5000 m gibt es zwischen Yecheng und Ali – kein einziger war auf unserer Karte eingezeichnet. Das beste Kartenmaterial enthalten japanische Reiseführer – da gibt’s natürlich ein Leseproblem. Dort finden sich Pässe, kleinste Siedlungen, Flüsse, Berge, Entfernungen … zuhauf und wirklichkeitsgetreu!
wiki/kashgar_nach_lhasa.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/31 08:18 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki