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Fernweh
Was liegt beim Reisen näher als die Ferne?
- Ein Germanismus im englischsprachigen Raum. Das wörtlich ins Englische übersetzte »distance pain« bleibt sinnentleert.
- Der Zustand, der dem Reisen vorausgeht.
- Die Sehnsucht nach dem Ort, den man nicht kennt; der überall ist, nur nicht hier.
- Vergleichbar sind Wanderlust, Wandertrieb, Reiselust, Peregrinomanie
- Als soziologisches Phänomen wird es über das Prinzip Hoffnung zur meist zeittypischen Utopie ausgestaltet oder, wenn die Unsicherheit die Hoffnung niederdrückt, zur Dystopie.
Fernweh ist ein wesentliches Element im deutschen *Road Movie, insbesondere in den Filmen von Wim Wenders
, etwa Alice in den Städten (1974). Die Ambivalenz des Fernwehs hat Kurt Tucholsky 1) sehr schön in Verse gegossen:
Luftveränderung Fahre mit der Eisenbahn, fahre, Junge, fahre! Auf dem Deck vom Wasserkahn wehen deine Haare. Tauch in fremde Städte ein, lauf in fremden Gassen; höre fremde Menschen schrein, trink aus fremden Tassen. Flieh Betrieb und Telefon, grab in alten Schmökern, sieh am Seinekai, mein Sohn, Weisheit still verhökern. Lauf in Afrika umher, reite durch Oasen; lausche auf ein blaues Meer, hör den Mistral blasen! Wie du auch die Welt durchflitzt ohne Rast und Ruh –: Hinten auf dem Puffer sitzt du.
Siehe auch * Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe
Irmtraud Hnilica / Malte Kleinwort / Patrick Ramponi
(Hg.)
Fernweh nach der Romantik
Begriff ? Diskurs ? Phänomen
Reihe Litterae, Band 256
236 S., geb., 54,00 €
ISBN 978-3-7930-9854-6
1)
[Pseud. Theobald Tiger] Berliner Illustrirte Zeitung, 21.12.1924
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