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Blaue Blume
→ Fernweh, → phantastische Orte , → Sehnsucht, Illusionen
1800 ersterwähnt von Novalis
1802 im Heinrich von Ofterdingen\\: »Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir erweckt haben, sagte er zu sich selbst; fernab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anderes dichten und denken«.
Diese Metapher wurde zum Symbol der Romantik, wähend Heinrich Heine
sie nur lächerlich fand und spottete:
"Was war jene Blume, welche Weiland mit dem blauen Kelche So romantisch süß geblüht In des Ofterdingers Lied? War's vielleicht die blaue Nase seiner mitschwindsücht'gen Base, Die im Adelsstifte starb? Mag vielleicht von blauer Farb' Ein Strumpfband gewesen sein, Das beim Hofball fiel vom Bein Einer Dame: — Firlefanz!"
Später wird sie in in verschiedenen Wandervogel-Liedern zitiert, etwa:
Wenn hell die goldne Sonne lacht
muss in die Welt ich ziehn;
denn irgendwo muss voller Pracht
die Blaue Blume blühn.«
1960 Werner Helwig
: Die Blaue Blume des Wandervogels
Die Metapher verbindet die Zartheit und Symbolkraft der Blume mit der Farbe Blau, die durchaus zwiespältige Bedeutung hat, denn blauäugig heißt, sich mit dem Oberflächlichen zu begnügen; das Blaue vom Himmel herab zu lügen, ein blaues Wunder zu erleben heißt, auf Erdichtetes und Erlogenes hereinzufallen; die Fahrt ins Blaue führt hinter die blauen Berge und in den blauen Nebel weiter Fernen, hinein ins Reich der Phantasie, des Unbekannten, Erhofften, zu den Illusionen und an einem blauen Montag passiert - nichts. Ein Blaustrumpf ist ein Verräter, der Blaubart ein Frauenmörder.
Krüger, Thomas
„… macht die blaue Blume rot!“: Bernward Vesper's Die Reise and the Roots of the „New Subjectivity“.
Seminar: A Journal of Germanic Studies. 47.3 (2011) 349-364.