Hans Schulz, Otto Basler
: Deutsches Fremdwörterbuch 2. A. de Gruyter, Berlin/New York 1996, Stichwort »Balkon, Balkonien«Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Balkonien
Ursprünglich spöttische Bezeichnung des Reiseziels, weil man nicht verreisen darf (eingeschränkte Reisefreiheit), kann (Leere im Portemonnaie) oder will (Oknophilie) und daher aus der Not eine Tugend macht, während alle anderen verreisen. Damit wird Balkonien zum trotzigen Distinktionsmerkmal der Unvermögenden, der auch durch den Spaziergang nicht ersetzt werden kann.
Der Begriff dürfte in der Weltwirtschaftskrise in Berlin entstanden sein und findet sich erstmals dort 1933 in der Presse 1) neben »Sommerfrische« und »Laubenkolonie«, 1964 als Gedichttitel 2) sowie später als Nische für »Heimat« in der DDR 3) neben Schrebergarten und Kleintierzüchter, also als Teil kleinbürgerlicher Lebensformen.
Als neuer Trend seit den 1990er Jahren erscheint balconing.
siehe auch
Liste der unübersetzbaren reiserelevanten Begriffe
Berndal, Franz
. Det kann nur een Berliner sein Gedichte. Dannemaier Karlsruhe 1964