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wiki:1828-berndt-gepaeck-s-10-15

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 ====== 1828-Berndt-Gepaeck-S-10-15 ====== ====== 1828-Berndt-Gepaeck-S-10-15 ======
- +  * ''Berndt, Johann Christian Gottlieb''\\ //Wegweiser durch das Sudeten-Gebirge.//\\ Breslau 1828: Grüson u. Comp. VIII, 712 S., 1 Falttafel. [[https://books.google.de/books?id=xKL-h0SF2ykC&hl=de&pg=PP5#v=onepage&q&f=false|Online]].\\ Darin die Vorbereitung zur Reise (Zeit, Plan, Dauer, Gesellschaft, Reiseart, [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]][[wiki:reisekleidung|Reisekleidung]]) S. 3-15 und die Organisation der Reise (Tagesordnung, Marschart, [[wiki:fuehrer|Führer]], Benehmen, Reise ins hohe Gebirge, Reisenoth) S. 15-29, hier ein Auszug (siehe auch [[wiki:reisekleidung#Der Fußwanderer 1828|Reisekleidung 1828]]:
-Vorbereitung zur Reise (Zeit, Plan, Dauer, Gesellschaft, Reiseart, Reisegepäck, Reisekleidung) S. 3-15+
-Reise (Tagesordnung, Marschart, Führer, Benehmen, Reise ins hohe Gebirge, Reisenoth) S. 15-29+
  
 Das Reisegepäck braucht füglich nur für einen Fußwanderer angegeben zu werden. Es besteht Das Reisegepäck braucht füglich nur für einen Fußwanderer angegeben zu werden. Es besteht
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     - Schreibematerialien (Papier, Federn, Federmesser), am besten in einer Mappe aufbewahrt, die genau in den Tornister paßt. Ein Dintenstecher darf nicht fehlen.     - Schreibematerialien (Papier, Federn, Federmesser), am besten in einer Mappe aufbewahrt, die genau in den Tornister paßt. Ein Dintenstecher darf nicht fehlen.
     - Eine dauerhafte, gut verschließbare Brieftasche mit Stift von Schiefer, Zinn oder Silber.      - Eine dauerhafte, gut verschließbare Brieftasche mit Stift von Schiefer, Zinn oder Silber. 
-    - Für den Botaniker: eine Pflanzentrommel; ein eiserner Spaten, am besten so eingerichtet, daß er an den Stock geschraubt werden kann;\\ einige Lagen Löschpapier zwischen 2 Brettern, die durch Riemen zusammengehalten werden;\\ Günther's enumeratio florae silesiacae,\\ Uechtritz's botanische Reise ins Gesenke,\\ Auszüge, die man sich aus Weigel's Geographie von Schlesien gemacht hat,\\ und die Notizen aus Mosch's Heilquellen Schlesiens.\\ Außerdem muß er irgendwo einen Lagerort, am besten bei einem befreundeten Apotheker, aufsuchen, wo er die auf den Ausflügen gesammelten Schätze niederlegen kann. +    - Für den Botaniker: eine Pflanzentrommel; ein eiserner Spaten, am besten so eingerichtet, daß er an den Stock geschraubt werden kann;\\ einige Lagen Löschpapier zwischen 2 Brettern, die durch Riemen zusammengehalten werden;\\ ''Günther'''//enumeratio florae silesiacae//,\\ ''Uechtritz'''//botanische Reise ins Gesenke//,\\ Auszüge, die man sich aus ''Weigel'''//Geographie von Schlesien// gemacht hat,\\ und die Notizen aus ''Mosch'''//Heilquellen Schlesiens//.\\ Außerdem muß er irgendwo einen Lagerort, am besten bei einem befreundeten Apotheker, aufsuchen, wo er die auf den Ausflügen gesammelten Schätze niederlegen kann. 
-    - Für den Mineralogen: eine lederne Lasche mit dem nöthigen Papiere zum Einwickeln des Gefundenen;\\ einen Spitzhammer, der an den Stock angeschraubt werden kann;\\ vorher gemachte Auszüge aus Kapf's, Buch's, Charpentier's und Raumer's hierher gehörigen Schriften. +    - Für den Mineralogen:\\ eine lederne Tasche mit dem nöthigen Papiere zum Einwickeln des Gefundenen;\\ einen Spitzhammer, der an den [[wiki:stab|Stock]] angeschraubt werden kann;\\ vorher gemachte Auszüge aus ''Kapf'''s, Buch's, ''Charpentier'''s und ''Raumer'''s hierher gehörigen Schriften. 
-    - Für den Entomologen:\\ eine Fangscheere;\\ ein Netz zum Fangen der Wasserinsekten, an den Stock anschraubbar;\\ leichte hölzerne Kasten mit Schiebbeckeln versehen, mit Kork oder Filz ausgefüttert und so abgepaßt, daß sie genau die Breite und Länge des Tornisters ausfüllend festsitzen;\\ eine Glaskrause mit Weingeist und mit einem Aufhänger versehen;\\ ein Nadelkissen mit einigen 1000 Insekten-Nadeln bespickt und mit einem Anhänger versehen.+    - Für den Entomologen:\\ eine Fangscheere;\\ ein Netz zum Fangen der Wasserinsekten, an den Stock anschraubbar;\\ leichte hölzerne Kasten mit Schiebdeckeln versehen, mit Kork oder Filz ausgefüttert und so abgepaßt, daß sie genau die Breite und Länge des Tornisters ausfüllend festsitzen;\\ eine Glaskrause mit Weingeist und mit einem Aufhänger versehen;\\ ein Nadelkissen mit einigen 1000 Insekten-Nadeln bespickt und mit einem Anhänger versehen.
     - Für den Zeichner:\\ eine starke unbiegsame Mappe, die genau in den Tornister paßt, das nöthige Papier und in angebrachten Täschchen Stifte und dgl. enthält.     - Für den Zeichner:\\ eine starke unbiegsame Mappe, die genau in den Tornister paßt, das nöthige Papier und in angebrachten Täschchen Stifte und dgl. enthält.
     - Für den Dichter endlich reicht die Brieftasche hin, wenn der Geist über ihn kommt, der durch die Natur selbst, nicht durch poetisirende Handbücher aufgerufen wird.     - Für den Dichter endlich reicht die Brieftasche hin, wenn der Geist über ihn kommt, der durch die Natur selbst, nicht durch poetisirende Handbücher aufgerufen wird.
   - Andere Bedürfnisse:   - Andere Bedürfnisse:
-    - Vor Allem Geld, für den Tag zur Vorsorge 1 Rtlr., den indeß ein mäßiger Fußgåäger bei weitem nicht braucht. +    - Vor Allem Geld, für den Tag zur Vorsorge 1 Rtlr., den indeß ein mäßiger Fußgänger bei weitem nicht braucht. 
-    - Ein Paß oder anderes ausweisendes Dokument ist kein zwar durchaus nöthiges Bedürfniß; denn im Preußischen fragt Niemand danach und auch im Oestreichischen ist man in den Gebirgsorten keinesweges so streng als gewöhnlich geglaubt wird. Der Sudetenwanderer trägt sein Zeugniß der Unverdächtigkeit an sich, und so läßt man ihn überall unangefochten seines Weges ziehen *). Jedoch thut man besser, sich mit irgend einem schriftlichen Ausweise zu versehen, um möglichen Unannehmlichkeiten (z. B. einer Landvisitation) zu entgehen.+    - Ein Paß oder anderes ausweisendes [[wiki:dokumente|Dokument]] ist kein zwar durchaus nöthiges Bedürfniß; denn im Preußischen fragt Niemand danach und auch im Oestreichischen ist man in den Gebirgsorten keinesweges so streng als gewöhnlich geglaubt wird. Der Sudetenwanderer trägt sein Zeugniß der Unverdächtigkeit an sich, und so läßt man ihn überall unangefochten seines Weges ziehen. Jedoch thut man besser, sich mit irgend einem schriftlichen Ausweise zu versehen, um möglichen Unannehmlichkeiten (z. B. einer Landvisitation) zu entgehen.
     - Eine Taschenuhr an einer Schnur, Kette oder einem Bande festgehalten.      - Eine Taschenuhr an einer Schnur, Kette oder einem Bande festgehalten. 
     - Feuerzeug und Licht, zum Besuchen der Höhlen und Burgverließe. Die beste Leuchte giebt 4-6 fach mit der Hand zusammengedrehter Wachsstoff, welcher nicht so leicht durch einen Windzug verlöscht wird. Noch besser ist freilich ein Windlicht, das bei jedem Wachszieher zu haben ist.     - Feuerzeug und Licht, zum Besuchen der Höhlen und Burgverließe. Die beste Leuchte giebt 4-6 fach mit der Hand zusammengedrehter Wachsstoff, welcher nicht so leicht durch einen Windzug verlöscht wird. Noch besser ist freilich ein Windlicht, das bei jedem Wachszieher zu haben ist.
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     - Ein Trinkbecher von Leder oder Resina, fals man es nicht wie Diogenes machen will.     - Ein Trinkbecher von Leder oder Resina, fals man es nicht wie Diogenes machen will.
     - Barbierzeug, damit man nicht in die Hände mancher Dorfbarbiere fallen darf.      - Barbierzeug, damit man nicht in die Hände mancher Dorfbarbiere fallen darf. 
-    - Für den Tabakraucher:\\ eine standhafte halblange Pfeife mit biegsamer Spitze und hölzernem Kopfe;\\ ein Vorrath von Tabak theils im Beutel, am besten einer gewöhnlichen Blase, welchem der Räumer nicht fehlen darf, theils im Tornister aufs bewahrt. Im Oestreichischen, wo der Tabak theuer und schlecht ist, wird man vorsichtiglich kein unangebrochenes Packet bei sich führen, um allen etwanigen Unannehmlichkeiten bei den Einbruchsämtern (Gränzzollstätten) und mit den Cordonisten (Gränzsoldaten) zu entgehen.+    - Für den Tabakraucher:\\ eine standhafte halblange Pfeife mit biegsamer Spitze und hölzernem Kopfe;\\ ein Vorrath von Tabak theils im Beutel, am besten einer gewöhnlichen Blase, welchem der Räumer nicht fehlen darf, theils im Tornister aufs bewahrt. Im Oestreichischen, wo der Tabak theuer und schlecht ist, wird man vorsichtiglich kein unangebrochenes Packet bei sich führen, um allen etwanigen Unannehmlichkeiten bei den Einbruchsämtern ([[wiki:grenze|Gränz]]zollstätten) und mit den Cordonisten (Gränzsoldaten) zu entgehen.
     - Endlich, wenn man wil, ein Pistol, mit dem nöthigen Schießbedarf, um das Echo hervorzurufen. Auf den Kämmen wehrt Niemand das Schießen; in den Thalgegenden wird man sich erst erkundigen müssen, ob es erlaubt sei.     - Endlich, wenn man wil, ein Pistol, mit dem nöthigen Schießbedarf, um das Echo hervorzurufen. Auf den Kämmen wehrt Niemand das Schießen; in den Thalgegenden wird man sich erst erkundigen müssen, ob es erlaubt sei.
   - Reiseapotheke:   - Reiseapotheke:
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     - Ein Fläschchen mit kölnischem Wasser oder reinem Kornbranntweine.      - Ein Fläschchen mit kölnischem Wasser oder reinem Kornbranntweine. 
     - Zucker.      - Zucker. 
-    - Weineffig in einer Reiseflasche, die umgehängt werden kann. +    - Weinessig in einer Reiseflasche, die umgehängt werden kann. 
     - Limonadenpulver und Pfeffermünzküchlein, wenn man will.     - Limonadenpulver und Pfeffermünzküchlein, wenn man will.
   - Lebensmittel belasten den Wanderer ohne Noth, da es in dem stark bevölkerten Gebirge an Wirthshäusern nicht fehlt.   - Lebensmittel belasten den Wanderer ohne Noth, da es in dem stark bevölkerten Gebirge an Wirthshäusern nicht fehlt.
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     - Immer aber wird man ein Stück Brot bei sich tragen.     - Immer aber wird man ein Stück Brot bei sich tragen.
     - Kaffee und Zucker findet man bei jedem Dorfkrämer. Freilich Leckerbissen sind nicht überall zu haben; indeß wer dieser nicht entbehren kann, macht auch gewiß keine Fußreise.     - Kaffee und Zucker findet man bei jedem Dorfkrämer. Freilich Leckerbissen sind nicht überall zu haben; indeß wer dieser nicht entbehren kann, macht auch gewiß keine Fußreise.
-Alle angeführte Sachen werden also verpackt. +**Alle angeführte Sachen werden also verpackt.** 
-  * Der Mantel wird nach preußischer Soldatenart zusammengelegt, über die rechte Schulter und den Tornister gehängt, und zwar den Einschlag unterhalb gewendet. Er wird im Nachtquartiere, wo er als bequemer Hausrock und als Deckbett dient, und bei großer Kålte auf dem Wege aufgerollt und angezogen. Beim Gehen werden die beiden Vorderzipfel zurückgeschlagen, damit die Füße frei ausschreiten können. Dagegen bleibt er auf der Schulter in Regen und Sturm. Bei stürmischer Witterung nämlich fängt der angezogene Mantel den Wind auf und macht das Geben höchst beschwerlich, an steilen Höhen und an schroffen Abgründen sogar gefährlich. Im Regen saugt er das Wasser ein, wird dadurch unerträglich schwer und läßt am Ende doch die Nässe durch, so daß der arme Reisende keinen trockenen Faden am Leibe behält. Bleibt er aber zusammengewickelt auf der Schulter, so wird zwar die Außenseite naß, die Nässe dringt aber, wenn der Mantel nur fest gewickelt ist, fast gar nicht weiter ein, und der innere Kern, der Oberleib mit den Ärmeln, bleibt ganz trođen. So hat der Reisende den Vortheil, wenn er von Regen triefend in die Herberge kommt, zu trockener Wäsche, die der Tornister bewahrt, einen trockenen Rock anziehen zu können; eine Wohlthat, die dem armen Triefenden unschätzbar ist. Will man den Tornister erleichtern, so kann man auch eine Hose mit in den Mantel einrollen. +  * Der Mantel wird nach preußischer Soldatenart zusammengelegt, über die rechte Schulter und den Tornister gehängt, und zwar den Einschlag unterhalb gewendet. Er wird im Nachtquartiere, wo er als bequemer Hausrock und als Deckbett dient, und bei großer Kälte auf dem Wege aufgerollt und angezogen. Beim [[wiki:gehen|Gehen]] werden die beiden Vorderzipfel zurückgeschlagen, damit die Füße frei ausschreiten können. Dagegen bleibt er auf der Schulter in Regen und Sturm. Bei stürmischer Witterung nämlich fängt der angezogene Mantel den Wind auf und macht das Geben höchst beschwerlich, an steilen Höhen und an schroffen Abgründen sogar gefährlich. Im Regen saugt er das Wasser ein, wird dadurch unerträglich schwer und läßt am Ende doch die Nässe durch, so daß der arme Reisende keinen trockenen Faden am Leibe behält. Bleibt er aber zusammengewickelt auf der Schulter, so wird zwar die Außenseite naß, die Nässe dringt aber, wenn der Mantel nur fest gewickelt ist, fast gar nicht weiter ein, und der innere Kern, der Oberleib mit den Ärmeln, bleibt ganz trocken. So hat der Reisende den Vortheil, wenn er von Regen triefend in die [[wiki:herberge|Herberge]] kommt, zu trockener Wäsche, die der Tornister bewahrt, einen trockenen Rock anziehen zu können; eine Wohlthat, die dem armen Triefenden unschätzbar ist. Will man den Tornister erleichtern, so kann man auch eine Hose mit in den Mantel einrollen. 
-  * In den Tornister kommt alles das, was man nicht ims mer zur Hand haben darf: Kleider, Wasche und alle übrige Kleinigkeiten. Daß es eine Kunst sey, einen Tornister recht zu packen, wird der erste Versuch bald erfahren lassen. Hauptsache ist, daß Alles in ihm festliege und kein Räumchen unausgefüllt bleibe. Daher wird das ganze Gepäck in einzelne der Länge und Breite des Tornisters entsprechende Pacete vertheilt, diese in Papier eingeschlagen und mit Bindfaden geschnürt, das Zerbrechliche besonders eingehüllt und in der Mitte der Packete angebracht, und das schwerste dieser Pakete auf den Grund des Tornisters gelegt ((Ein solches Packet bildet z. B. die Wäsche, ein anderes die Hose, ein drittes die Schuhe oder Stiefeln )). Die Mappe mit den Schreibe- oder Zeichnenmaterialien wird an den Rücken des Tornisters aufgestellt, wo sie leicht herausgezogen werden kann. Bürsten und Talg finden den besten Pltz in den äußeren Seitentaschen desselben. +  * In den Tornister kommt alles das, was man nicht immer zur Hand haben darf: Kleider, Wäsche und alle übrige Kleinigkeiten. Daß es eine Kunst sey, einen Tornister recht zu packen, wird der erste Versuch bald erfahren lassen. Hauptsache ist, daß Alles in ihm festliege und kein Räumchen unausgefüllt bleibe. Daher wird das ganze Gepäck in einzelne der Länge und Breite des Tornisters entsprechende Pacete vertheilt, diese in Papier eingeschlagen und mit Bindfaden geschnürt, das Zerbrechliche besonders eingehüllt und in der Mitte der Packete angebracht, und das schwerste dieser Pacete auf den Grund des Tornisters gelegt ((Ein solches Packet bildet z. B. die Wäsche, ein anderes die Hose, ein drittes die Schuhe oder Stiefeln )). Die Mappe mit den Schreibe- oder Zeichnenmaterialien wird an den Rücken des Tornisters aufgestellt, wo sie leicht herausgezogen werden kann. Bürsten und Talg finden den besten Platz in den äußeren Seitentaschen desselben. 
   * Der Tornister muß auf beiden Schultern getragen werden, und dicht anliegen. Der Brustriemen ist als höchst schädlich zu verbannen. Die Schwere des Tornisters darf 12 Pfund nicht übersteigen, wenn nicht aus einer Lustreise eine [[wiki:lasten|Last]][[wiki:traeger|träger]]ei werden soll.   * Der Tornister muß auf beiden Schultern getragen werden, und dicht anliegen. Der Brustriemen ist als höchst schädlich zu verbannen. Die Schwere des Tornisters darf 12 Pfund nicht übersteigen, wenn nicht aus einer Lustreise eine [[wiki:lasten|Last]][[wiki:traeger|träger]]ei werden soll.
   * Die anderen Kleinigkeiten werden in den Taschen der Kleider untergebracht.   * Die anderen Kleinigkeiten werden in den Taschen der Kleider untergebracht.
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     * Wer eine Pistole mitnimmt, wird sie zur Vermeidung aller Unannehmlichkeiten dem Tornister übergeben.      * Wer eine Pistole mitnimmt, wird sie zur Vermeidung aller Unannehmlichkeiten dem Tornister übergeben. 
  
-==== Reisekleidung ==== 
- 
-Da der Körper des Fußwanderers, soll er gesund bleiben, durch nichts eingeengt, noch weniger gepreßt werden darf: so muß die Kleidung bequem weit seyn; da fie ferner durch Sonne, Staub, Regen und täglichen Gebrauch schnell abgenutzt wird: so wird man mit Ausnahme der Fußbekleidung nur das Älteste und Schlechteste aus seinem Kleidervorrathe wählen; die Natur nimmt ja einen schlechten Rock nicht übel, und um in den Bädern Staat zu  machen, reist kein ächter Sudetenwanderer. 
- 
-Zur Hauptbedeckung wählt man eine beliebige Mütze, welche das Wasser nicht leicht durchläßt, einen großen Schirm hat und so weit ist, daß sie bequem über die Ohren gezogen werden kann, wenn es regnet oder stürmt.  
-Ein Hut taugt zur Gebirgsreise gar nichts, man müßte denn Lust haben, beim Sturme barhäuptig einherzugehen. 
- 
-Der Hals bleibt am besten frei, nur vom Hemdkragen beschirmt, oder wird höchstens mit einem schwarzen Halstuche lose umschlungen. Man erkaltet sich in der Bergluft nicht so leicht, als die weichlichen Städter glauben, im Gegentheil wirkt diese höchst stärkend auf den Hals und durch ihn auf das Haupt. Wer leicht schwindelig werden oder Nasenbluten bekommen will, darf nur den Hals mit einer modischen steifen Binde zusammenschnüren.  
- 
-Die Bruft deckt ein schwarzes Vorhemdchen und eine mit Brust- und Seitentaschen versehene hinlänglich weite Weste.\\  
-Unterleib und Beine verhüllt eine lange, bis an die Knöchel reichende Hose von ungebleichter Leinwand, ähnlichem Sommerzeuge oder auch Tuch, mit Seiten- und Uhrtasche, hinlänglich weit um den Leib, enger um die Beine, damit sie durch Pludern oder Reiben im Gehen nicht hindert, besonders wenn es stürmt.\\ Sie wird von einem Hosenträger von Strippen festgehalten; denn ein solcher hält besser und dehnt sich weniger als ein lederner, welcher vom Schweiße reichlich gedrängt bald zu lang und gar zermürbt wird.\\ Ein Schnallengurt an der Hose ist sehr zuträglich, weil man bei vollem Magen oder Milzstechen den Unterleib durch Zusammenziehen vor einem Bruche schützen kann. Auf kothigem und nassem Wege wird die Hose in die Stiefeln gesteckt.\\ Wer an eine Unterhose gewohnt ist, mag sie tragen, aber an den Knöcheln nur lose binden; wer dergleichen nicht zu tragen pflegt, darf keinen Nachtheil für seine Gesundheit fürchten.  
- 
-Für die Füße wird am allerbesten durch Schweinsblasen, die mit der inwendigen Seite an den Fuß kommen, und darüber geschlagene Fußlappen gesorgt. Wer diese nicht gewohnt ist, nimmt baumwollene Soden. Diese werden umgewendet, auf der inwendigen Seite mit Talg eingerieben und höchstens nur lose gebunden; jeden Morgen werden sie weich gerieben, abermals mit Talg eingerieben, und nicht eher gewechselt, bis sie Löcher haben, dann aber  auch sofort, sonst werden die Füße wund. Das tägliche Wechseln der Socken taugt eben so wenig, als weite, die sich in Falten legen und Blasen drücken. 
- 
-Die beste äußere Fußbekleidung sind Halb- (nicht Schnür-)stiefeln, bereits ausgetreten, nur so weit, daß sie nicht drücken, dauerhaft gearbeitet, mit starken breiten benagelten Sohlen und niedrigen breiten benagelten Absätzen, auf beiden Füßen anziehbar. Sie werden täglich mit Öel, Fett, Fischthran oder zur Noth mit zerriebener Kohle und geschmolzenem Talg eingerieben, damit sie stets gefügig bleiben.\\ Die gewöhnlichen niedlichen Modestiefeln taugen deshalb zur Reise nichts, weil sie an den Seiten leicht brechen, sich wegen der spitzigen Absaße schief treten und dann eine Pein für den Wanderer werden. Schuhe mit und ohne Kamaschen sind zwar leichter, lassen aber Nässe und Sand zu leicht ein und verderben dadurch die Füße; auch treten sich die Kamaschenriemen zu schnell durch und schlottern dann hindernd um die Füße. Wer indeß doch Kamaschen tragen will, befestige diese, mit Weglassung des Riemens, mittels Schnallen oder Knöpfe an die Schuhe.  
- 
-Den Oberleib die bekleidet eine Jacke, ein Frack oder ein kurzer Ueberrock mit Brust- und Hintertaschen, bis an den Hals zuknöpfbar und hinlänglich weit. Ein zu langer Ueberrock schlägt beim Gehen in die Beine, zieht beim Regen Wasser und wird so zur Last.\\ Die Hand trägt einen festen Krückenstock mit eiserner Spitze. 
- 
-So ausgerüstet tritt man die Reise an. 
wiki/1828-berndt-gepaeck-s-10-15.1686895490.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/06/16 06:04 von norbert

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